Seit seiner Frühpensionierung ist Hartmut Steegmaier dem Krankheitswahn verfallen. Der Kunst- und Werklehrer musste den Schuldienst wegen seiner Stresslabilität zeitig quittieren. Seitdem ist er extrem um seine Gesundheit besorgt und wurde zum chronischen Arztbesucher, „Pillenfresser“ und Leser von medizinischen Büchern. So hat Hartmut es zum Fachpatienten gebracht. Obwohl seine Eltern auf die 100 zugehen, hat er Angst vor einem frühen Tod. Augenblicklich treibt ihn die Angst vor einem Glaukom um. Er versucht, sein Augenlicht mit dreierlei Tropfen und Augenmuskelgymnastik zu retten. Zu seinem Unglück ist er privat versichert und gerät immer wieder an Ärzte mit Existenzängsten. Der Film begleitet Hartmut bei seinen Besuchen in Arztpraxen und Apotheken. Wir lernen seine Ernährungsgewohnheiten kennen – Hartmuts Frühstücksmüsli besteht aus annähernd 20 Zutaten – und folgen ihm in ein begehbares Darmmodell, in dem er mit einem Chefarzt über ballaststoffreiche Ernährung und Koloskopie diskutiert. Hartmut ist ständig auf der Flucht vor der Krankheit. Seine Termine macht er schwitzend vom Hometrainer aus, auch durch schnelles Gehen versucht er dem Gau in seinen Gefäßen zuvorzukommen. Als moderner Don Quijote kämpft er gegen „Alzi“ und „Krampfi“. Weiterhin lernen wir das soziale Umfeld des Hypochonders kennen. Schon Hartmuts heute 97-jähriger Vater, ein Erfinder, legte größten Wert auf gesunde Lebensführung. Hartmuts dritte Frau Karin litt zunehmend unter den manischen Kreisen um eingebildete Gesundheitsrisiken. Die Ehe ging auch wegen seiner Hypochondrie in die Brüche. Die beiden leben in Scheidung, im gleichen Haus in zwei Wohnungen. Gegen seine Einsamkeit können Hartmut auch seine 10 Ärzte nichts verschreiben. Wichtigster Schauplatz des Films ist Hartmuts leuchtend blaues Wohnhaus, das direkt gegenüber dem Friedhof steht. In diesem Biotop hat ein sympathischer Sonderling seine Berufung gefunden: die „emotionalisierte Geometrie
Die Autoren haben drei Paare über ein halbes Jahr begleitet und zeigen, wie sie sich mit der neuen Lebenssituation zurechtfinden, nachdem die Kinder ausgezogen sind. Es geht um Trennungsschmerz und das eigene Selbstverständnis.
Es gibt sie noch, die Großfamilie mit acht Kindern und ohne größere Probleme. Die Kinder gehen aufs Gymnasium, spielen begeistert Musikinstrumente oder treiben Leistungssport. Die Mutter hat das Studium aufgegeben und ist zu Hause geblieben und der Vater arbeitet am Abend, damit er tagsüber auch Kinder betreuen kann. Trotzdem: Acht Kinder in Zeiten von Kleinfamilie und Emanzipation, wie schafft man das? Das Einkommen der Großfamilie Adler ist bescheiden, die Vierzimmer-Wohnung in der Düsseldorfer Altstadt eher klein für zehn Menschen. Mutter Monika schläft mit drei Kindern zusammen, Vater Paul übernachtet seit Jahren im Wohnzimmer – trotzdem klappt das Familienleben immer noch gut; in jeder Hinsicht. Einige Wünsche der Eltern, wie ein gemeinsamer Kinobesuch, müssen zwar zurück gestellt werden, aber sie leisten sich auch Außergewöhnliches, meist für die Kinder. Luise, die Älteste zum Beispiel, hat ein eigenes Zimmer und besitzt das größte und teuerste Musikinstrument, das sich denken lässt, eine Konzert-Harfe! Wenn sie auswärts in Essen übt, wird das Rieseninstrument die vier Treppen hinunter getragen und dann mit Bahn und Bus transportiert – ein Auto haben die Adlers ja nicht. Klar, dass Vater und Opa jedes Mal mit anpacken. Ein Geheimnis des Erfolgs: Der Alltag ist perfekt durchorganisiert und jeder versucht, den Laden irgendwie zusammen zu halten. Ein gemeinsamer Urlaub ist schon aus finanziellen Gründen äußerst selten. Diesmal wollte die Familie es aber wagen: Eine Woche mit acht Kindern und zwei Erwachsenen auf einem kleinen Hausboot, da gerät selbst die Superfamilie an ihre Grenzen. (Text: WDR)
Aline und Chris wissen nicht, welcher Sommer ihr letzter sein wird. Sie sind um die dreißig, als sie sich ineinander verlieben – ein kraftvolles lebenshungriges Paar mit vielen Träumen. Dass sie beide dieselbe unheilbare Krankheit haben, spielt für sie nur am Rande eine Rolle. Sie genießen ihr Glück in vollen Zügen, feiern ein rauschendes Hochzeitsfest und machen vor allem das, wozu sie Lust haben. Rosinen aus dem Leben picken, nennen sie das. Von Kindheit an haben beide Mukoviszidose, eine Krankheit, die sie wie durch einen Strohhalm atmen lässt. Die meisten Erkrankten sterben mit Mitte dreißig. Doch Aline und Chris hadern nicht mit ihrem Schicksal: „Wir sind glücklicher als die meisten anderen. Zwar haben wir weniger Zeit, aber leben dafür intensiver.“ In ihrem achten gemeinsamen Jahr beginnt Aline, ihren Mann mit einer Videokamera zu begleiten, nicht ahnend, dass es das wichtigste Jahr ihres Lebens wird. Chris geht es zunehmend schlechter, irgendwann kann er keine zehn Schritte mehr ohne Sauerstoffgerät laufen. Die Ärzte raten viel früher als geplant zu einer gewagten Operation. Es ist seine Fifty-Fifty-Chance auf ein neues Leben. Chris wird auf eine Warteliste gesetzt und kann nur überleben, wenn eine passende Lunge für ihn gefunden wird. Chris ist optimistisch: „Mit 18 hat man mir gesagt, mit 20 bist du tot. Jetzt bin ich 37 und habe mich durchs Leben geschummelt.“ Mit seiner neuen Lunge will Chris ein Jahr nach der Transplantation einen Halbmarathon laufen. Wird rechtzeitig eine Lunge für Chris gefunden? Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – dauert es zu lange, wird er ersticken. Schneller als gedacht kommt ein passendes Organ. Die Operation gelingt, Chris atmet wieder. Doch dann gibt es Komplikationen … In dieser Zeit darf nur Aline mit ihrer Kamera zu ihm. Sie filmt Augenblicke eines innigen Zusammenseins, offenbart aber auch ihre schwachen Momente, die sie vor Chris zu verbergen sucht. „Liebe außer Atem“ – ist ein Film ü
Monika G. hat immer gearbeitet, um dazu zu verdienen, um ihre Töchter durchzubringen, um von zu Hause zu fliehen. Über 30 Jahre ist es her, dass sie sich von ihrem gewalttätigen Mann trennte, da endete die Zeit der Angst, da schien alles gut werden zu können. Doch dann wurden die Töchter erwachsen und hörten plötzlich auf, mit ihr zu sprechen. Erst ein paar Monate, dann ein paar Jahre, dann mehr als ein Jahrzehnt. Funkstille. Eine Begründung bekam sie von ihren Töchtern nicht. Daniela hatte den Kontakt zu ihrer Mutter, Monika G., abgebrochen. „Es ging nicht anders“, sagt sie. In zahlreichen Therapien hat Daniela gelernt, sich die eigenen Bedürfnisse vor Augen zu führen. Als sie klein war, war ihre Mutter immer wieder nachts in ihr Zimmer gekommen, hatte sich zu ihren Füßen ins Bett gekuschelt, um Schutz bei ihr und ihrer dreijährigen Schwester zu finden – vor ihrem Mann. Zwischen dem Dasein für ihre Mutter und ihrer Schwester ging Daniela irgendwo verloren. Sie ist Kinderkrankenschwester geworden. Das ewige „Helfen müssen“ wird sie nicht mehr los. Und auch nicht das schlechte Gewissen, ihre Mutter im Stich gelassen zu haben. Seit ein paar Monaten gibt es eine Therapie mit der Mutter zusammen. Alle paar Wochen treffen sie sich in einer katholischen Einrichtung, das ist der einzige Kontakt und der einzige Hoffnungsschimmer auf ein „normales“ Verhältnis. Doch die Begegnungen geraten zu einem zähen Ringen um die eigene Sicht der Dinge: „Sie versteht mich nicht“, sagt Daniela, „sie will immer mehr, so viel, bis ich wieder nur für sie lebe.“ Ihre Mutter jedoch glaubt, diese Angst längst verstanden zu haben. Sie respektiere doch alle Wünsche nach Distanz. Aber sie sei erschrocken von „so viel Kühle“, sie wolle doch nur ein „ganz normales Familienleben“ führen, wie andere auch. Danielas jüngere Schwester Irena ist radikaler. Sie führt ihr Leben unabhängiger. Daniela bewundert sie dafür. Irena hat seit Jahren gar keine
Sascha Buzmann ist neun Jahre alt, als er im Januar 1986 in Wiesbaden entführt wird. Drei Monate lang hält ihn sein Peiniger gewaltsam in einem heruntergekommenen Bauwagen fest. Drei Monate, in denen er fast täglich sexuell missbraucht wird. Seine Familie hat die Hoffnung schon fast aufgegeben, Sascha jemals lebendig wiederzusehen, als die Polizei den Jungen durch Zufall aufspürt. Nach seiner Rettung schilderte der Junge, wie es ihm gelang, die Hoffnung nicht zu verlieren. „Irgendwann gehe ich zu meinen Eltern zurück, hab ich mir immer wieder gesagt. Wenn ich stark genug bin, den zu besiegen.“ Mit neun Jahren beginnt das zweite Leben von Sascha Buzmann, in dem er sich mit dem Erlebten auseinandersetzen muss – bis zum heutigen Tag. Der Film erzählt die Entführung in Rückblenden und begleitet Sascha Buzmann noch einmal an den Ort, an dem er 86 Tage lang gefangen war. Wie ging es nach der Entführung weiter? Wie gingen seine Familie, seine Freunde mit ihm und seiner Geschichte um? In Gesprächen mit Sascha und denen, die ihm nahe stehen, entsteht das Portrait eines Menschen, dessen traumatische Erlebnisse seinen weiteren Lebensweg bestimmen. Behutsam nähert sich der Film den Fragen an, mit denen sich Sascha Buzmann immer wieder konfrontiert sieht: Wie konnte er als neunjähriger Junge eine solche Situation verarbeiten? Und wie lässt es sich mit einer solchen Belastung weiterleben? „Keiner kann mir das ansehen“, sagt Sascha Buzmann heute. „Man muss schon genau suchen.“ Er ist inzwischen 34 Jahre alt, ledig und arbeitet als Kellner an ständig wechselnden Orten. Zur Zeit wohnt er in der Nähe seines Elternhauses im hessischen Taunusstein – nur etwa 15 Kilometer entfernt vom Ort des Verbrechens. Kann er sich jemals wieder irgendwo geborgen und sicher fühlen? „Menschen hautnah“ zeichnet das aufwühlende Porträt eines Mannes, der in seiner Kindheit Opfer eines Verbrechens wurde. (Text: WDR)
2011 veränderte sich Sonjas Leben grundlegend. Bis dahin war sie Mutter zweier Söhne und Hebamme in Köln. Dann suchte der WDR für eine Sendung Menschen, die ihren Beruf einmal im Ausland ausüben wollten. Zwei Wochen lang. Ein kurzes Abenteuer, dachte Sonja, und ging nach Afrika.
Ein ganz normaler Dienstag. Mariam, 14 Jahre, ist auf dem Weg in die Schule. Sie hat Unterricht bis nachmittags, trifft dann ihren Vater an der Bushaltestelle. Er bringt ihr ein wenig warmes Essen vorbei, denn Mariam hat keine Zeit: Nach der Schule geht sie zum Ballett, anschließend zum Schulchor bis abends um halb zehn. Sie fährt nach Hause, isst ein wenig, macht Hausaufgaben und fällt dann todmüde ins Bett. Mariam ist ein Hartz IV-Kind. Der 12-Jährige Fabian hat drei Brüder. Seine Mutter ist alleinerziehend und auch diese Familie lebt von Hartz IV. Fabian will unbedingt den Realschulabschluss machen. „Ich wünsche mir eine bessere Zukunft „, sagt er. Und deswegen ist er fleißig in der Schule, nutzt das Betreuungs- und Weiterbildungsangebot des Kinderwerks Arche, denn eines ist ihm klar: Ohne einen guten Schulabschluss geht nichts vorwärts. Er will einmal Busfahrer werden. Beide Kinder haben den Willen, sich für eine bessere Zukunft anzustrengen, aber wie leicht ist es, sich eine gute Bildung anzueignen? Reichen kostenfreie Schulen und Bildungsgutscheine in unserem Land, in dem über zweieinhalb Millionen Kinder an der Armutsgrenze leben? Dieser Film zeigt: Bildungsnahe Familien haben es einfacher als bildungsferne. Mariams Eltern haben beide in im ihrem Heimatland Georgien studiert und wissen alle Fördermöglichkeiten für ihre Tochter zu organisieren. Fabians Mutter hingegen kommt aus einer bildungsfernen Familie. Sie will ihren vier Jungen Werte wie Verantwortung, Zusammengehörigkeit und gutes Benehmen beibringen. Ein halbes Jahr hat die Filmemacherin Renate Günther-Greene Mariam und Fabian durch ihren Alltag begleitet. Die beiden Kinder kämpfen auf ihre Weise für ein besseres Leben. Ob es gelingt, hängt auch davon ab, wie viel Unterstützung sie dabei bekommen – zu Hause, in der Schule und vom Staat. (Text: WDR)
Liebe ist – wenn ER sich an ihre Schulter anlehnen kann. Silvia ist 1,93 groß, und ihr Beuteschema bei Männern war klar: „Ich wollte immer einen Mann, der größer ist als ich, dunkelhaarig und sportlich sollte er sein.“ Der Mann fürs Leben stand auf einer Party im Sauerland neben ihr und sah irgendwie anders aus. Um mit ihr auf Augenhöhe zu sein, kletterte Winnie auf eine Bierbank. Er ist blond, 1,63 und ihr „Kleiner“, der sich bei ihr anlehnen kann. Heute sind die beiden seit über 15 Jahren zusammen und haben zwei Kinder. Für ihn ist sie die Traumfrau, er ist stolz, eine Frau mit so langen Beinen erobert zu haben. Er sieht im Größenunterschied kein Problem, aber Silvia nervt es: „Denn man kann es nicht vergessen. Jeden Tag wird man daran erinnert, sobald wir irgendwo hinkommen, wird geguckt und geredet.“ Zusammen tanzen ist tabu. Händchenhalten in der Öffentlichkeit ist tabu. Und sie fragt sich, wie ihre zwei Kinder mit dem Getuschel der anderen umgehen. – Liebe ist – wenn ER nicht mit in den Rotary Club darf. Sie haben sich auf einer Raststätte kennengelernt: Der LKW-Fahrer und die Chefärztin. Und als Volker von seiner neuen Liebe, Martina, erzählte, war die Reaktion der eigenen Mutter: „Ist sie wirklich die passende Frau für dich?“ Offensichtlich. Seit zwei Jahren sind die beiden verheiratet. Für Volker war es durchaus eine neue Erfahrung, der Mann an „ihrer Seite“ zu sein. Zumindest dann, wenn man ihn lässt: Denn sie ist Mitglied im Rotary Club, und da wird er nicht eingeladen – auch nicht zum Treffen der Ehefrauen. Aber den Rotary Club mag er ohnehin nicht! – Liebe ist – wenn ER jung und knackig ist. Sie war Lehrerin an der Schule, an der Frank Abitur machte. Als Dorothee sich in Frank verliebte, war sie Ende 30 und er gerade mal 19. Und als die beiden eine Freundin besuchten und deren Sohn die Türe öffnete, rief er laut ins Wohnzimmer: „Mama, da steht eine Frau vor der Tür, mit ihrem Sohn.“ Mittlerweile ist das Paar seit über 10 Jahren zusammen und verheiratet.
Serap ist in Deutschland geboren, aufgewachsen und hat in einer Konditorei gearbeitet. Heute lebt sie in Anatolien und ist darüber sehr unglücklich. Als sie 18 Jahre alt war, haben ihre Eltern sie dort gegen ihren Willen mit einem fremden Mann verheiratet. Sie bekam schwere Depressionen. Nach sieben Jahren Zwangsehe will die junge Frau mit ihrem Sohn fliehen, zurück in ihre deutsche Heimat. Hilfesuchend wendet sie sich an deutsche Touristen. Das Ehepaar will Serap helfen und setzt alles in Bewegung, um für Serap und ihren Sohn eine Einreiseerlaubnis zu bekommen. Sie besuchen Serap mehrmals und telefonieren fast täglich. Doch der Plan scheitert. Seit Ausstrahlung unseres Films sind 6 Monate vergangen. Serap ist in dieser Zeit an die türkisch-syrische Grenze gebracht und von ihrem kranken Sohn getrennt worden. Der Vierjährige ist in der Zwischenzeit lebensbedrohlich erkrankt. Deutsche Ärzte haben sich jetzt bereit erklärt ihn zu operieren. Ob Serap diese Hilfe annehmen kann, hängt von ihrem Ehemann und den Behörden ab. Lässt der Ehemann Serap und seinen kranken Sohn nach Deutschland fliegen? Hatice wird mit 12 Jahren verlobt und muss mit 13 Jahren heiraten. Nicht in Anatolien, sondern hier in Deutschland. Sie ist noch ein Kind und hat Angst verstoßen zu werden, deshalb traut sie sich nicht, die Hilfe einer Lehrerin anzunehmen. Vor der Hochzeitsnacht klammert sie sich an ihre Mutter, aber die sagt nur: „Du gehörst jetzt Deinem Mann“. Ihr Mann Achmed ist 14 Jahre älter. Während Achmed bei den Dreharbeiten zu unserem ersten Film nicht über seine Ehe sprechen wollte, schildert er nun, wie er als Mann die Zwangsehe empfunden hat. Auch sein Vater, ein Iman, spricht erstmals offen darüber, warum er seine Entscheidung von damals immer noch richtig findet und als Iman heute selber „arrangierte“ Ehen segnet. Hatice ist ganz anderer Meinung als ihr Schwiegervater. Die heute 32-Jährige hat sich geschworen, ihre Kinder nie zu einer solchen Ehe zu zwingen
Olav sitzt im Lotussitz und meditiert. Er bereitet sich auf eine weitere Schicht beim Kriseninterventionsteam (KIT) vor. Wenn in den nächsten 24 Stunden das Telefon klingelt, muss er sofort an Orte fahren, an die niemand gerne freiwillig geht. Orte, an denen nur Minuten vorher schwerste Tragödien stattgefunden haben. Katastrophen, die mitunter so heftig sind, dass sie selbst Polizei, Feuerwehr und Notärzte an ihre Grenzen bringen. Die Mitarbeiter des KIT betreuen die Opfer, Zeugen und Hinterbliebenen dieser Katastrophen.
Barbara ist Mitte vierzig, als ihr Mann im gemeinsamen Dänemark-Urlaub einen Sekundenherztod erleidet. Thomas’Frau stirbt an Herzversagen am Steuer, bei Tempo 100 auf der Autobahn – zwei ihrer Kinder im Auto. Der Traum vom gemeinsamen Leben, von Kindern, Familie – aus – von jetzt auf gleich. Nichts ist mehr wie es war Barbara ist fassungslos, ihre Trauer unendlich. Vorbei auch die Pläne mit ihrem Mann, vom Umzug ans Meer, die geteilte Leidenschaft für Natur und Tiere. Für Thomas ist das gewohnte Familienleben von der einen auf die andere Sekunde zu Ende. Aber in seiner Trauer will er stark sein für seine drei Töchter. Familie und Freunde springen ein. „Jemand der trauert und fühlt wie ich“ Barbara und Thomas versuchen irgendwie klar zu kommen, machen Therapien. Sie fühlen sich unverstanden und allein. In einem Internet-Forum für Verwitwete lernen sich die beiden drei Monate später kennen. Eigentlich suchen sie nur Kontakt zu Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Sich zu verlieben, ist nicht geplant, aber es passiert. Barbara stürzt sich in ihre neue Liebe. Thomas schätzt die Gespräche, sie helfen ihm in seiner Trauer, aber eine neue Partnerschaft ist für ihn noch nicht vorstellbar. Zu sehr schmerzt der Verlust, außerdem sind da die traumatisierten Kinder. Alles viel zu früh? Doch nach einem halben Jahr ziehen sie zusammen mit den drei Töchtern in Barbaras Haus, dreihundert Kilometer von der bisherigen Wohnung entfernt. Thomas und Barbara planen sogar, bald zu heiraten. Nicht alle in ihrem Umfeld sehen die Beziehung positiv, manche finden sie viel zu früh. Freunde und Familie ziehen sich zum Teil zurück. „Menschen hautnah“ hat die Familie begleitet. Ein Jahr, in dem fünf Menschen mit hohen Erwartungen und tiefer Verstörung einen Neuanfang wagen. (Text: WDR)
Sie spielen die zweite Geige. Sie sind an Weihnachten, Ostern und Silvester allein. Das ist der Preis für ihre heimliche Liebe. Rolf ist seit einem Jahr der Geliebte von Karin. Sie lebt mit einem anderen Mann in einer festen Beziehung. Karin ist 30 Jahre jünger als Rolf und ist seine Hausangestellte. Die beiden sehen sich ein- bis zweimal in der Woche. An den Wochenenden ist Rolf immer allein und fühlt sich einsam. Er wünscht sich eine feste Beziehung mit Karin. Karin will sich aber nicht von ihrem Partner trennen. Ein schlechtes Gefühl ihrem Lebenspartner gegenüber hat Rolf nicht: „Karin wird ihre Gründe haben, warum sie ihren Freund betrügt, dafür bin ich nicht verantwortlich.“ Doch dann trennt sich Karin plötzlich von Rolf, denn ihr wird alles zu eng. Gleichzeitig verlässt sie ihren langjährigen Freund. Rolf ist perplex und am Boden zerstört. Er kämpft um seine große Liebe. Hat er noch eine Chance? Manuela hat ein Verhältnis mit ihrer Jugendliebe Mark. Die beiden haben sich nach 30 Jahren auf einem Klassentreffen wieder getroffen. Es hat sofort gefunkt. Doch Manuela und Mark sind beide verheiratet. Während sich Manuela von ihrem Ehemann trennt, bleibt ihr Geliebter Mark bei seiner Frau. Er will sie nicht verlassen, denn die beiden haben eine Firma zusammen. Manuela leidet sehr darunter. Seit sie Mark wieder getroffen hat, gleicht ihr Leben einer emotionalen Achterbahnfahrt. Da es ihr nicht ausreicht, Mark nur alle paar Wochen zu sehen, zieht sie einen Schlussstrich. Manuela hat es satt, ihr ganzes Leben nach ihm auszurichten. Sie will wieder mehr zu sich selbst kommen. Drei Monate sehen sich die beiden nicht. In dieser Zeit versucht sie sich auch innerlich von Mark zu lösen. Sie sieht ihn plötzlich nicht mehr nur mit der rosaroten Brille. Und dennoch: Einmal will sie ihn noch treffen. Wird es dabei bleiben? Brigitte war zwei Mal verheiratet. Während ihrer zweiten Ehe lernt sie Werner kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, doch sie blei
Stefan ist gerade mal 43 Jahre alt, hat aber schon fast alle Zähne verloren. Sein Kiefer verformt sich ständig, neue Prothesen passen schon nach ein paar Wochen nicht mehr. Er verträgt nur noch wenige Lebensmittel, hat andauernd Durchfall, dazu Gliederschmerzen, Herzrasen, Hautausschlag. Vor genau fünf Jahren haben die Beschwerden von heute auf morgen begonnen und sie sind immer schlimmer geworden. Bis dahin war er topfit, spielte erfolgreich bei Kreismeisterschaften im Tischtennis. Inzwischen ist der Gärtner längst arbeitsunfähig, traut sich selten aus der Wohnung, denn immer wieder mal kollabiert er. Exakt gezählt hat Stefan 40 Ärzte und zehn Kliniken in ganz Deutschland durch. Alle stellen fest, sein Körper steckt voller Entzündungen, aber die Ursache hat bisher noch keiner gefunden. Stefan ist am Ende und seine letzte Hoffnung heißt ZuK, das „Zentrum für unerkannte Krankheiten“ an der Universitätsklinik Marburg, eingerichtet Ende 2013. Dort versucht Professor Jürgen Schäfer den rätselhaftesten Fällen auf die Spur zu kommen. Und das gelingt ihm erstaunlich oft, weil er Zeit hat für intensive Diagnosearbeit. Die räumt ihm die Uni-Klinik Marburg ein. So kann er es sich leisten, lange Gespräche mit Patienten zu führen, aufwändige Untersuchungen und Labortests machen zu lassen, „um die Ecke zu denken“. Dazu berät ihn ein Team von Spezialisten, das sich einmal pro Woche zum diagnostischen Brainstorming trifft. Vom ZuK erhofft sich jetzt auch Stefan endlich eine Diagnose und dadurch vielleicht eine Linderung seiner Beschwerden. Denn, so sagt er, alle anderen finden seit langem, dass er einen „an der Klatsche“ habe, er wird abgestempelt als Simulant, als Querulant. Das passiert vielen Menschen, die lange an Krankheiten leiden, bei denen niemand die Ursache findet. Wie hoch der Bedarf an Diagnosen unerkannter Krankheiten ist, sieht man im Sekretariat von Professor Schäfer. Da stapeln sich in Umzugskisten Krankenakten aus ganz Deutschl
„Irgendwas muss mit meinem Papa sein – ich konnte es mir einfach nicht erklären! Ich wäre nie auf Samenspenden gekommen.“ Anja erfuhr erst vor zwei Jahren von ihren Eltern, dass sie ein Samenspenderkind ist. Anonym gezeugt – mit dem Samen eines Fremden. Diese Information verändert ihr ganzes Leben. Das vertraute Familienbild der 25-Jährigen ist zerstört. „Dieses Blonde, Helle von meinem Papa, plötzlich ist es nicht mehr von ihm, das ist von einem anderen Menschen.“ Sie macht sich auf die Suche nach dem Fremden, ihrem biologischen Vater. Auch Sunny wurde anonym gezeugt und will ihren Samenspender finden. Das Problem: Damals hatten die Ärzte den Spendern Anonymität zugesichert. Für ihr Wunschkind ließen sich viele Eltern auf diese Vereinbarung ein. Eine Absprache, die in einer rechtlichen Grauzone getroffen wurde. Anja und Sunny stoßen bei ihrer Suche auf große Hindernisse. Die Unterlagen über die Behandlung und die Spender scheinen vernichtet worden zu sein. Juristisch steht ihnen aber diese Information sogar zu. Denn 1989 beschloss das Bundesverfassungsgericht das Recht auf „Kenntnis der eigenen Abstammung“. Anja klagt gegen den Reproduktionsmediziner ihrer Mutter. Um ihn zu zwingen, den Namen ihres Samenspenders preiszugeben. Sie möchte ihren biologischen Vater einfach nur kennenlernen, an Unterhaltsansprüche denkt sie nicht. Die könnten aber auf ihren Samenspender zukommen. Schätzungsweise 100.000 Kinder wurden wie Sunny und Anja anonym in Deutschland gezeugt. Eine Lawine von Anfragen könnte auf die Reproduktionskliniken zukommen. Und zahlreiche Gerichtsverfahren. Denn eindeutige Gesetze, wie z.B. ein Fortpflanzungsmedizingesetz, fehlen in Deutschland bis heute. (Text: WDR)
Klaus S. ist ein Mann, der niemals aufgibt. Und er und seine Freundin Ursula M. sind ein Liebespaar ganz besonderer Art. Er war, als sie sich kennen lernten, 70 Jahre alt und steckte mit seiner Batteriefirma in großen finanziellen Schwierigkeiten. Die drei Jahre jüngere Ursula wurde sein rettender Engel. Doch ihre Liebe wird seither durch immer neue Schwierigkeiten auf die Probe gestellt. Seine Firma machte Verluste, die Sparkasse kündigte Kredite, verlangte, dass Klaus S. wegen seines Alters einen Nachfolger für seine Firma suchte – vergeblich. Es folgten: Insolvenz, Kontopfändung, Aufforderung zur Vermögensauskunft, die drohende Zwangsversteigerung seines Privathauses. All das will sich Klaus S. nicht gefallen lassen. Er kämpft – mit Gerichtsprozessen, Beschwerden und Anzeigen. Finanziert mit dem Geld seiner Freundin. Denn er hat nichts mehr. Ursula M. ist bereit, fast alles für ihn zu tun, hat ihm zuliebe sogar eine neue Firma gegründet. Denn nicht mehr zu arbeiten, das ist für Klaus S. auch mit 75 unvorstellbar. Er ist ein Dickschädel – von Kindesbeinen an. Sein Vater hat ihn oft gedemütigt, erniedrigt, sagte immer wieder: „Alles, was du mal wirst, das fängt mit ‚Hilfs-‘ an: Hilfsarbeiter, Hilfszeitungsausträger und, und, und … “ Der Vater schlug ihn grün und blau. Einmal hat er ihm ein Brett mit Nägeln in den Rücken gerammt, so dass er blutete. Die Angst, vernichtet zu werden, sitzt tief und ist allgegenwärtig. Ursula glaubt, dass das der Grund dafür ist, dass er immer weiter kämpfen muss. „Er kämpft und kämpft. Wahrscheinlich bis er tot umfällt. Aber ich stehe zu ihm. Wenn ich ihn jetzt hängen lasse, dann steht er da ganz alleine. Wir müssen da jetzt einfach durch.“ (Text: WDR)
Gunda S. ist auf dem Weg in ein neues Leben. Mit 75 Jahren. Denn sie hat einen Traum – und dafür ist sie bereit ihr Zuhause aufzugeben. Dreißig Jahre lang hat Gunda in ihrer Wohnung gelebt. Alleine. Sie kennt es nicht anders. Als junges Mädchen war sie oft krank, die Pubertät habe sie verpasst, sagt sie selbst. Wie es ist, in einer Beziehung zu leben, hat sie nie erfahren. Ihr Beruf als Psychiaterin bedeutete ihr viel – und ihre Eigenständigkeit. „Es war das ganze Ehesystem, das mir nicht so liegt.“ Doch für ihren letzten Lebensabschnitt wünscht sich Gunda mehr Nähe zu anderen Menschen. Und weniger Einsamkeit. „Und jetzt krieg ich eine Familie. Ich find das schön.“ Lisa M. ist zwanzig Jahre jünger. Auch sie gibt ihr bisheriges Leben auf – ein zweites Mal: Mit ihrem Mann, ihren zwei Töchtern und den Schwiegereltern hatte sie 20 Jahre lang in einer Großfamilie gelebt, als sie sich in einen anderen Mann verliebt. Doch ihr neuer Lebensgefährte stirbt unerwartet. Noch einmal ihr Glück in einer Beziehung zu finden, daran glaubt Lisa heute nicht mehr. Gundas und Lisas neue Familie sollen jetzt die „Beginen“ werden – ihr Zuhause der Kölner Beginenhof. Ein gemeinsames Haus für 27 Frauen. Die „Beginen“ haben ihre Wurzeln im Mittelalter. Damals taten sich Frauen, die weder heiraten noch ins Kloster gehen wollten, in spirituellen Gemeinschaften zusammen: selbstbestimmt, unter Frauen, wirtschaftlich autark und sozial engagiert. Ein Modell, das Jahrhunderte später offenbar wieder äußerst attraktiv erscheint. Denn Beginenhöfe sprießen in ganz Deutschland aus dem Boden. Die Kölnerinnen haben eine Genossenschaft gegründet und über fünf Millionen Euro gesammelt, um einen Hof mit 27 Wohnungen zu bauen. In Eigenregie. Männer dürfen weder Anteile an der Genossenschaft erwerben – noch einziehen. Und dann, im Dezember 2013 ist es soweit. Die ersten Frauen beziehen ihre Wohnungen im gerade fertiggestellten neuen Beginenhof – am äußer
„Immer, wenn ich mir die Haare wasche, stelle ich mir vor, wie ich jede einzelne Sorge in Schaumbläschen rein packe und aus dem Kopf raus wasche in den Abfluss rein.“ Diese Strategie hilft Clarissa schon seit ihrer Kindheit. Denn ihre Mutter hatte Krebs und der Tod schwebte jahrelang wie ein Damoklesschwert über ihr. Als die Mutter starb, war Clarissa vierzehn. Inzwischen hat die junge Frau aus Ingolstadt selbst einen lebensbedrohlichen Tumor überstanden: Mit solchen „inneren Bildern“ und ihrem unerschütterlichen Glauben an eine Zukunft. Was unterscheidet Clarissa von den vielen Menschen, die sich von Schicksalsschlägen nicht so schnell erholen können? Die sich von der Angst unterkriegen lassen? Es ist die Resilienz, eine seelische Widerstandskraft, die uns Menschen hilft, nach einem Unglück, einem Verlust oder einer schweren Krankheit rasch wieder aufzustehen und an dieser Erfahrung vielleicht sogar zu wachsen. Was resiliente Menschen offenbar eint, ist ein grundfröhliches Temperament von frühester Kindheit an. Das hat nicht jeder. Die gute Nachricht: Widerstandskraft kann man trainieren. Pascale hat nicht so Glück wie Clarissa. Die Französin aus Lauf bei Nürnberg hat zwar in den vergangenen Jahren mehrere schwere Erkrankungen überstanden, doch nun hat sie Angst. „Angst, dass der Krebs wieder kommt, Angst der Krankheit ausgeliefert zu sein, Angst zu leiden.“ Ständig malt sie sich aus, was noch Schreckliches passieren kann, und diese Angst lähmt sie und droht, ihr Leben zu bestimmen. Da wünscht sie sich mehr Widerstandskraft und Gelassenheit. Neue Erkenntnisse über diese außerordentliche seelische Kraft und Zähigkeit des Menschen erhofft sich das Deutsche Resilienzzentrum an der Universität Mainz durch Forschung am Gehirn: Studenten werden mit Bildsymbolen und kleinen Stromschlägen einem Stresstest ausgesetzt. Am resilientesten gilt, wer am ehesten lernt, welche Bilder tatsächlich mit einem Schmerzreiz verkoppelt sind und wie man di
Jeannette pflegt ihren Ehemann Jürgen und zieht mit ihm zu ihrem Partner.
Händeringend suchen Kindergärten und Kitas nach ErzieherInnen. Warum also nicht aus der Not eine Tugend machen? Ministerin Ursula von der Leyen schlug vor drei Jahren vor, Arbeitslose zu ErzieherInnen umzuschulen und in die Kindergärten zu stecken. Hörte sich an, als sei das ein Kinderspiel, aber ist jeder Arbeitslose als Erzieher geeignet? Claudia hat schon fast alles probiert in ihrem Leben: Sie war Altenpflegerin, Dekorateurin, Aerobic- und Balletttrainerin, Eventmanagerin, Filialleiterin und Ergänzungskraft im Kindergarten. Dann war sie arbeitslos. Die 45-Jährige aus Herne hat aber Glück und darf an einer Umschulung zur Erzieherin teilnehmen. Doch an die staatlichen Schulen dürfen die Arbeitslosen nicht. In 19 Monaten soll sie an einer privaten Schule lernen, wofür reguläre Schüler an staatlichen Schulen 24 Monate Zeit haben. Die Durchfallquoten an den privaten Schulen sind hoch, dreiviertel der Schüler fallen durch. Claudia hat Angst, glaubt aber, dass sie es schaffen kann. Erzieherin war schon immer ihr Traumberuf. Sie hat aber ein großes Problem: Prüfungsangst. Claudia nimmt sich deshalb einen Coach. Der rät ihr, bei der Prüfung ihre riesigen Tattoos abzudecken, denn Claudia sieht nicht so aus, wie man sich gemeinhin eine Erzieherin vorstellt. Sie ist privat in der Technoszene unterwegs, tätowiert und gepierct. Soldat im Kindergarten? Früher Afghanistan, heute „Reise nach Jerusalem“. So hat sich das Leben von Assad E. verändert. Der ehemalige Soldat will Erzieher werden. 12 Jahre lang hat er gedient, aber einen unbefristeten Vertrag als Berufssoldat hat er nicht bekommen. Er stand vor der Arbeitslosigkeit. Nun zahlt ihm die Bundeswehr eine Umschulung zum Erzieher in Köln. Vor seinem ersten Praktikum sagt er: „ Also da habe ich mindestens genauso Bammel davor wie damals vor meinem ersten Einsatz in Afghanistan.“ Kann ein ehemaliger Soldat überhaupt mit Kindern umgehen oder müssen die Kinder bei ihm stramm stehen? Assad glaubt, der
Manchmal sind es Freunde, Bekannte oder Nachbarn – manchmal sind es Fremde, die sich vermeintlich um einen hilflosen Menschen kümmern und sich dann selbst bereichern. Die 56-jährige Gertraud wirft ihrer Studienfreundin und einem ehemaligen Kollegen vor, sich ihr Erbe erschlichen zu haben. 2011 kehrte Gertraud mit Atemnot aus einem Marokko-Urlaub zurück, fällt ins Koma und erblindet. Ihr Ehemann verlässt sie zur selben Zeit, da er mit seiner Geliebten ein Kind erwartet. Er bringt sie in einem Pflegeheim unter. Als die Wirtschaftsjuristin wieder bei klarem Verstand ist, entzieht sie ihrem Mann die Vorsorgevollmacht und schlägt die Studienfreundin und den ehemaligen Kollegen als Betreuer vor. Das Gericht benennt diese als gesetzliche Betreuer. Nach einem Jahr wird Gertraud vom Pflegeheim in ein Blindenheim verlegt. Gertraud fühlt sich dort von der Außenwelt isoliert. Sie erhält nicht einmal Post. Ehemann und Schwiegermutter bekommen sogar Besuchsverbot. Gertraud möchte unbedingt aus dem Heim raus. Sie sagt, ihre Betreuer hätten diese Bitte ignoriert und sich kaum um sie gekümmert. Die Betreuer überzeugen Gertraud schließlich, das Testament zu ihren Gunsten zu ändern. Zudem wird die Betreuung ohne ihr Wissen noch einmal um sieben Jahre verlängert. Gertraud fühlt sich machtlos, doch dann kehrt ihr Ehemann zu seiner Frau zurück. Nun kämpft Robert an Gertrauds Seite um ihr Recht. Die eigene Tochter enterbt Die Künstlerin Lotte, ihr Ehemann Jochen und die drei Kinder fühlen sich nicht nur um ihr materielles Erbe betrogen, sondern auch um Erinnerungen wie Fotos, Stammbücher, Andenken. Nach dem Tod von Lottes Vater kümmert sich plötzlich ein befreundetes Ehepaar ihrer Eltern um Lottes Mutter. Lotte hat zu diesem Zeitpunkt ein schwieriges Verhältnis zur Mutter und ist zunächst dankbar für die Hilfe. Laut Lotte werden im Laufe der Zeit weder sie, noch ihr Ehemann oder ihre Pflegeschwester Ines zur Mutter vorgelassen. Die Schlösser des Elternhauses
An einem Januartag 2012 geschieht in der Eifel in einer Autowerkstatt ein Mord: zwei Schüsse, eine Leiche, aber bitte keine Polizei. Stattdessen helfen bis dahin unbescholtene Dorfbewohner dem Täter, die Sache zu vertuschen. Mehr als zwei Wochen lang. Leiche im Keller verstecken, Tatort reinigen, Waffe verschwinden lassen, Leiche auf Anhänger wuchten und im Dorf abstellen – und dann ab auf die Mülldeponie. Erst als ein Bein des Toten aus dem Müllberg ragt, fliegt alles auf. Wie ist das möglich? „Also, man hilft sich hier, Steine schleppen, Gartenarbeit und so“, meint die Schwester des Täters, „aber damit ist doch nicht gemeint, eine Leiche auf den Hänger zu packen.“ Sie kam gerade aus dem Urlaub, als ihr Bruder festgenommen wurde. Sie ahnte nicht, dass er seinen besten Freund umgebracht hatte, einen vorbestraften Schrotthändler. „Warum lässt er sich auf so einen Menschen ein?“, fragt sich die Schwester. Und welche Rolle spielt der Vater, der auch am Tatort gewesen sein musste? Seitdem versucht sie, mit ihm darüber zu reden – er bleibt wortkarg. Die Autowerkstatt leitet die Schwester weiter, allerdings kommen viel weniger Kunden als vorher. Dafür gibt es Drohungen und Rachegelüste vom Familienclan des Opfers. Dieser Mord und seine Vertuschung haben vieles in dem kleinen, idyllischen Eifeldorf verändert. Die Mitwisser bekamen zum Teil Bewährungsstrafen und sind weggezogen. Der Täter sitzt lebenslänglich in Haft und hadert damit, sein Leben, die Nachbarn, die Familie in der Eifel verloren zu haben – und seinen Freund, den er umgebracht hat und an dem er doch sehr hing. Wie brachte er so viele Menschen dazu, ein Kapitalverbrechen zu verschleiern? „Ich habe nur eine Frage gestellt, und mir wurde geholfen“, erzählt er im Gefängnis. „Ich habe meinem Mann geholfen, weil ich Angst hatte“, schildert die Ehefrau, die den Tatort sauber machte. Fast zwei Jahre lang haben die WDR-Autoren immer wieder die Bewohner in ihrem Eifeldorf bes
Vor drei Jahren hat sich Simone von ihrem Mann Matthias getrennt. Sie wollte frei sein für Michael, einen Arbeitskollegen, in den sie sich sehr verliebt hat. Ihre Kinder Marta, 9, und Joris, 11, leben seither eine Woche bei ihr und ihrem neuen Partner, die nächste Woche bei ihrem Vater, Simones Ex. Aber die Patchwork-Beziehung funktioniert nicht gut, ein richtiges Familiengefühl empfindet Simone an keinem Ort mehr, sie ist todunglücklich. „Das Gefühl, das wir damals hatten, um aus unserem Leben auszubrechen, um gemeinsam zusammenzukommen, ist jetzt im Alltag sehr untergegangen. Ich glaube, wir haben zwar mit Problemen gerechnet. Aber wir kannten die ja vorher nicht. Freunde sagen dann zum Beispiel, „das hättet ihr doch vorher wissen müssen … “ Auch Michael hat seine Familie verlassen. Seine Tochter hat ihm das nicht verziehen und den Kontakt nahezu angebrochen. „Man weiß dass es schwierig wird, aber man weiß absolut nicht, wie es sich anfühlt. Das kommt erst hinterher. Und zwar knüppeldick, teilweise.“ Für Simones Exmann Matthias ist nach der Trennung eine Welt zusammengebrochen: „Sowohl partnerschaftlich – als auch familiär gesehen. Für mich ist halt Familie alles. Da gehört der Partner genauso dazu wie die Kinder. Und das fehlte mir dann plötzlich sehr stark. Und es fehlt mir nach wie vor.“ Immer mehr zieht sich Simone von Michael zurück, die Beziehung zu ihrem Ex-Mann Matthias wird dagegen wieder enger. Sie fühlt sich zerrissen, sitzt zwischen allen Stühlen und sehnt sich nach der Klarheit und Sicherheit ihrer alten Familiensituation. Als die Trennung von Michael unvermeidbar scheint, überlegt Simone sogar, ganz zurück zu ihrer Familie zu gehen. Doch da beginnt Michael um Simone zu kämpfen: Er will die Beziehung trotz aller Schwierigkeiten noch nicht aufgeben. Wie wird Simone sich entscheiden?
Als Kriminalkommissar Carlos Benede zum ersten Mal Vater wird, ist er alleinstehend und sein Kind 11 Jahre alt. Alex ist Carlos Adoptivsohn. Der Junge hat mehr erlebt, als in einer Kinderseele Platz hat: Seine Mutter ist von seinem Vater erstochen worden, der Sohn hat sie kurze Zeit später auf dem Küchenboden gefunden. Er ist ein typischer „Übriggebliebener“, wie Benede sagt. Carlos Benede hat beruflich mit dem Fall zu tun, weil er damals als Kommissar beim Opferschutzdezernat arbeitet. Nach dem Mord kommt Alex zunächst zu Verwandten und dann in eine Pflegefamilie. Der Kontakt zu Carlos Benede bleibt jedoch bestehen. Als Alex plötzlich aus der Pflegefamilie heraus muss, bittet der Junge den Kommissar, sein Vater zu werden. Carlos Benede adoptiert ihn. Jahre später sagt Carlos Benede ein zweites Mal „ja“ zu einem Kind: Polizisten bringen ihm einen vierjährigen Jungen, dessen Mutter auf offener Straße getötet wurde, auch diesmal vom eigenen Vater. Benede, voll berufstätig und Single, ist nun Vater von zwei Söhnen. „Solche Kinder brauchen dringend ein sicheres Zuhause“, weiß der Kommissar aus Erfahrung. Doch immer wieder erlebt er, dass sie das nicht bekommen. Da er nicht allen Kindern bei sich ein Zuhause geben kann, gründet er 2012 eine Jugendhilfeeinrichtung für gestrandete Jungs. Die etwa 20 Jugendlichen, die inzwischen im „Weitblick“ leben, sehen in ihrem Heimleiter Carlos einen „Vater“. Benede hat einen besonderen Draht zu ihnen. Der Kommissar weiß, wovon er spricht. Er ist selbst in einem Heim aufgewachsen. Seine Mutter, eine spanische Gastarbeiterin, hatte ihn als Baby bei den Franziskanerinnen abgegeben, seinen Vater kennt er nicht. Die Nonnen von damals, aus seinem Kinderheim, hält er für Heldinnen. Von ihnen habe er „Hingabe“, „Bedingungslosigkeit“ und „Zuversicht“ gelernt. Von Freunden hört Carlos Benede seit Jahren denselben Rat: „Du musst mal mehr auf Dich schauen und nicht immer nur auf die Anderen“.
„Wollen wir Geld verdienen oder wollen wir Geld verdienen?!"
Marion ist 19 Jahre alt, als sie ihren Freund kennenlernt. Es ist bei beiden die erste große Liebe. Obwohl Markus zwei Jahre jünger ist, steht das Machtgefüge innerhalb der Beziehung schnell fest. Der Mann hat das Sagen, Marion ordnet sich unter. Die beiden bekommen zwei Söhne, Wunschkinder. Nach der Geburt des zweiten Sohnes fängt Markus an, sich zu verändern. Er geht viel und lange aus, betrinkt sich mit Kumpels. Marion streitet häufig mit ihrem Freund, es kommt zu Handgreiflichkeiten. Trotzdem kämpft Marion um ihre Beziehung, weil sie am Traum einer Familie festhält. Schließlich eskaliert die Situation und die junge Mutter zieht den Schlussstrich. Als eine Wohnung in dem Mietshaus, in dem ihre Eltern leben, frei wird, verlässt sie ihren Lebensgefährten. Die Kinder nimmt sie mit. Marions Ex-Freund akzeptiert die Trennung nicht. Immer wieder beschimpft, bedroht, und belästigt er die kleine Familie. Die Kinder können nicht mehr schlafen und sind verstört. Marion erwirkt eine einstweilige Verfügung. Markus darf sich ihr und den Kindern nicht mehr nähern. Das Mietshaus, in dem Marion jetzt lebt, zeigt eindeutige Spuren seiner Aktionen, an der Hausfassade kleben Eier, Schieferplatten sind zerstört und der Vermieter droht mit Kündigung. Die Kinder hängen sehr an ihrem Vater, gleichzeitig haben sie Angst. Sie wollen ihre Mutter beschützen und verstehen nicht, warum ihr Vater, der sich früher liebevoll um sie gekümmert hatte, plötzlich zum Feind der Mutter geworden ist. Erst als ein Gericht Markus zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt, scheint Ruhe einzukehren. Marion versucht, das Geschehene aufzuarbeiten. Die Kinder dürfen ihren Vater nun wieder sehen, alle drei Wochen, in Begleitung einer Aufsichtsperson des Familiengerichts. Doch der Schein trügt. Ihr Ex-Freund lässt einige Umgangsrechtstermine platzen und bricht die Regeln. Die Polizei muss wieder kommen, der Terror beginnt von neuem. Menschen hautnah hat die Fam
Juni 2012. Zwei Tage nach ihrem 50. Geburtstag fällt Jeanette K. plötzlich in Ohnmacht. Als sie im Krankenhaus erwacht, ist nichts mehr wie zuvor. Sie hat alles vergessen, was bisher in ihrem Leben geschehen ist. Alles gelöscht. Selbst ihr Sohn ist für sie ein Fremder: „Ich weiß noch, der kam zur Tür herein und ich habe nur gedacht, ach, das ist aber ein netter junger Mann, ich dachte das ist ein Pfleger oder irgendwie. Ich habe den gar nicht erkannt.“ Ihren eigenen Namen erfährt sie von den Ärzten. Bald steht die Diagnose fest: Amnesie. Eine rastlose Suche nach der Vergangenheit beginnt. Bekannte, Freunde, Familie – alle Menschen, die um sie sind, muss sie neu kennenlernen. Nicht nur ihr autobiografisches Gedächtnis spielt ihr einen bösen Streich. Sie hat auch viele Fakten vergessen. Weiß nichts von der DDR, in der sie fast dreißig Jahre lebte. Ihre Englischkenntnisse sind nur noch bruchstückhaft. Für ihren Beruf als Klinikreferentin fehlt ihr jegliches Wissen. Doch das Leben geht weiter. Sie muss den Alltag bewältigen. Ihr Arbeitgeber kündigt, die Krankengeldzahlung endet. Sie landet in Hartz IV und ist auf Lebensmittelspenden von der Berliner Tafel angewiesen. Ein Kampf auf allen Ebenen. Ihre Freundin Katharina beschreibt die erster Begegnung mit Jeanette so: „Es hat mich entsetzt. Ich habe sofort geweint. Es ist mir so nahe gegangen. Ich hatte das Gefühl, sie hat ja so massive Probleme jetzt: Keine Freunde mehr, keine Familie, keine Vergangenheit, keine Arbeit, kein Geld, kein Zuhause. Das ist ja das volle Paket, das kann man ja gar nicht aushalten. … “ Jeanette K. fehlt die Erinnerung und damit ihre Identität. Aber liegt in dem Fluch der Amnesie vielleicht auch ein Segen, in der Krise eine Chance? Ganz frei von Erinnerungen das neue Leben gestalten und das tun, was man wirklich möchte? Der Film begleitet Jeanette K. auf der Suche nach sich selbst. (Text: WDR)
Andreas Nakic wird als uneheliches Kind einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters gleich nach der Geburt von seiner Mutter zur Adoption freigegeben.
Immer wieder klammerte sich Erstklässlerin Magali morgens an die Heizung und brüllte, weil sie nicht in die Schule wollte. Schließlich ließen ihre Eltern sie zuhause. Mittlerweile ist Magali 14 und lernt mit ihrem Bruder seit vielen Jahren daheim – trotz Schulpflicht. Auch Jolanda (13) und ihre beiden Schwestern gehen nicht zur Schule. Sie sollen sich frei entfalten und lernen, was und wie sie es wollen, finden ihre Eltern. Die Kinder bekommen Lernmaterial und wenn sie wollen Unterstützung – der Rest ist ihre Sache. Und wenn sie nichts machen, wird das auch akzeptiert. Die 16-jährige Joy und ihre beiden Brüder besuchen ebenfalls keine Schule. Auch ihre Eltern finden das in Ordnung: Das Leben lehre sie, was sie wissen müssen. Weil in Deutschland Schulpflicht besteht, gehen alle drei Familien ein hohes Risiko ein, im schlimmsten Fall könnten ihnen die Kinder sogar weggenommen werden. Die Familien von Magali und Jolanda haben diese Angst nicht mehr ausgehalten und sind nach Frankreich gezogen. Sie wollen sich nicht mehr verstecken, die Kinder vormittags im Haus halten, sich von Nachbarn beobachtet fühlen und Angst haben, angezeigt zu werden. Ob Hip-Hop oder Klavierunterricht, Fußball oder Theater – in allen Familien werden die Kinder gefördert, so gut es geht. Aber sie werden nicht unterrichtet, denn die Eltern lehnen das deutsche Schulsystem für ihre Kinder ab. Nur in Magalis Familie gibt es regelmäßige Zeiten, in denen sie und ihr Bruder das lernen, was Gleichaltrigen in der Schule beigebracht wird. Magali hat sich jetzt sogar vorgenommen den Hauptschulabschluss zu machen. Sie will wissen, ob sie genau so viel kann wie ihre deutschen Freunde, die in die Schule gehen. „Menschen hautnah“ hat drei Freilerner-Familien begleitet. Normale Familien mit normalen Berufen, mit viel Zeit und Engagement für ihre Kinder und großem Vertrauen in deren natürlichen Fähigkeiten. Doch was lernt man ohne Schule? Genug für einen Abschluss oder vielleicht noc
Seit seinem Auftritt bei Günter Jauch Mitte April kennt ihn wohl halb Deutschland: Harald Höppner, Mitinitiator und Gesicht von „Sea Watch“. Höppner, seine Frau und ein Geschäftspartner wollten dem Sterben von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer nicht länger tatenlos zusehen. Anfang des Jahres legten sie 100.000 Euro zusammen und kauften einen alten Fischkutter. Ihr Ziel: Nach dem Umbau des Schiffs mit einer Crew von Freiwilligen in den Gewässern vor Libyen kreuzen und in Not geratenen Flüchtlingen helfen – mit Rettungswesten, medizinischer Versorgung und der Benachrichtigung der italienischen Seenotrettung. Anfangs wurde das Hilfsprojekt von vielen belächelt: Gut gewollt sei nicht gut gemacht – und die Flüchtlingshilfe auf hoher See sei nichts für Amateure. Es gab Zweifel, Auseinandersetzung und schlechte Presse. Kann die „Sea Watch“ wirklich konkret Menschenleben retten – oder geht es mehr um ein öffentliches Signal für eine bessere Flüchtlingspolitik? Peter Podjavorsek hat die Initiatoren der „Sea Watch“ von Anfang an begleitet. Ihren Frust miterlebt, wenn alles komplizierter war als erhofft. Er ist der erste Fernseh-Journalist, der mit seiner Kamera zwei Wochen lang die Geschehnisse an Bord des Rettungsschiffs beobachtete. Er war dabei, als die Crew innerhalb weniger Tage rund 600 Flüchtlinge rettete. Viele von ihnen wären möglicherweise auf hoher See ertrunken, denn im Einsatzgebiet der „Sea Watch“ nordöstlich von Tripolis fahren nur wenige andere Schiffe. Auch die Seenotrettung und die Marine war nicht vor Ort. Der Autor hat miterlebt, wie qualvoll für die Flüchtlinge, aber auch die Crew das lange Warten war, bis endlich Hilfe kam und die Flüchtlinge von der Rettungsinsel ins sichere Schiff steigen konnten. „Menschen hautnah“ hat die Freiwilligen um Harald Höppner und die Crew der ersten Rettungsfahrt über ein halbes Jahr lang begleitet. Es waren Monate harter Arbeit, zahlreicher Widerstände und der Ungewissheit, o
Vierzig Jahre lang sind die Brüder Sascha und Marcel ein Herz und eine Seele. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Marcel seit seiner Geburt schwer körperbehindert ist, weder sprechen noch laufen kann und seine Behinderung allen Familienmitgliedern einen großen Einsatz abverlangt. Nie hat Sascha seinen Bruder als Belastung wahrgenommen, nie hat er das Gefühl gehabt, in seinem Schatten zu stehen. Doch dann, am sechzigsten Geburtstag ihres Vaters, geschieht etwas, mit dem niemand gerechnet hätte: Der gesunde, hilfsbereite und jederzeit abrufbare Sascha stürzt in eine schwere psychische Krise, die ihn monatelang schachmatt setzt und seine Angehörigen ratlos zurück lässt. Was war passiert? Nach intensiven therapeutischen Gesprächen wird klar, dass die Anforderungen durch die Behinderung seines Bruders nicht spurlos an Sascha vorbei gegangen sind. Dass jetzt, wo die Eltern alt werden, ein ganz wichtiges Thema auf den Tisch muss, dem die Familie bisher ausgewichen ist: Wie soll es werden, wenn die Eltern einmal nicht mehr da sind? Was erwarten die Eltern und Marcel von Sascha? Soll er dann die ganze Verantwortung für seinen behinderten Bruder übernehmen? Wir begleiten die Familie über mehrere Monate in ihrem Diskussionsprozess. Die Doku zeigt eindrucksvoll, welche Stärke eine Familie entwickeln kann, wenn sie sich wichtigen bislang unausgesprochenen und schmerzhaften Themen offen stellt. Sie gibt einen Einblick in Grenzsituationen der Überforderung und zeigt gleichzeitig einfühlsam auch die besondere Nähe zwischen den beiden Brüdern. (Text: WDR)
„Meine Frau und ich waren oft im Ausland und wir haben viel Gastfreundschaft erlebt. Nun wollen wir davon etwas zurückgeben.“ Aus diesem Grund entscheiden sich der Berufsschullehrer Guido L. und seine Frau Marion, Flüchtlinge in ihrem Haus aufzunehmen. Die Stadt Saarbrücken vermittelt ihnen eine alleinstehende Syrerin mit zwei kleinen Kindern, gerade richtig für die separate Zwei-Zimmer-Wohnung im Haus des Ehepaars. Doch dann stellt sich heraus, dass Samar K. Zwillinge erwartet. Eine Überraschung für Marion und Guido – aber ein Zurück kommt für sie nicht in Frage. Zusammen mit ihren beiden Töchtern Miryam (5) und Judith (8) wollen sie mit der Syrerin Samar und ihren zukünftig vier Kindern eine Hausgemeinschaft bilden. Doch als dann auch noch Samars Mann Abdul auftaucht, ist klar: das Zusammenleben mit den Flüchtlingen wird ganz anders als geplant. „Menschen hautnah“ hat die private Flüchtlingshilfe der Saarbrücker Familie über Monate begleitet – ebenso wie das Engagement von Julia H. aus Laufersweiler im Hunsrück. Die 59-Jährige unterstützt drei junge Männer aus Somalia. „Inzwischen sagen sie Mama zu mir und hängen sehr an mir“, erzählt Julia. Für die drei Somalier hat sie in ihrem Dorf sogar ein kleines, altes Fachwerkhaus gekauft. Das haben sie gemeinsam über Wochen renoviert: die drei jungen Männer haben den Boden neu verlegt, Wände gestrichen, beim Einbau der Fenster angepackt. Vorher hatten die Somalier in einem Flüchtlingsheim in Büchenbeuren gewohnt, einem Dorf mit 1.500 Einwohnern. „ Schlimme Wohnverhältnisse herrschen dort, so würde man keinen Hund unterbringen“, meint Julia. Nun hat jeder der Drei im neuen Zuhause in Laufersweiler ein eigenes Zimmer und endlich etwas Privatsphäre. Auch wenn nicht alles so läuft, wie Julia es sich erhofft hat und der Einsatz für die Flüchtlinge sie manchmal überfordert, findet sie: „Ich hab drei neue, tolle Söhne, die ihre Liebe zeigen und fröhlich sind.“ Jetzt will
„Wo soll Mama zukünftig wohnen?“ fragt sich die Hagenerin Susanne Braatz, als ihre an Parkinson erkrankte Mutter nicht mehr alleine leben kann, weil die Pflege immer aufwändiger wird. Ein Altenheim kommt für Braatz nicht in Frage, zu sehr fürchtet sie, dass die Mutter dort nicht gut genug versorgt wird. Die 50-Jährige sucht eine Wohnung in der Haagener Innenstadt und zwei ältere Mitbewohnerinnen – und gründet für ihre Mutter eine Senioren-WG, inklusive einer Rund um die Uhr-Betreuung durch Pflegekräfte. Eine WG für alte Menschen? Ungewöhnlich für Hagen, doch die Idee spricht sich herum und weitere Anfragen folgen. Als im gleichen Haus eine Wohnung frei wird, gründet Susanne Braatz eine zweite Wohngemeinschaft. Sie organisiert das Pflegepersonal, begleitet die Seniorinnen bei Arztbesuchen, sorgt für Unterhaltungsprogramm oder trocknet bei Bedarf auch mal Tränen. Der Job macht ihr Spaß, und so beschließt Braatz, eine weitere Wohngemeinschaft aufzumachen. Menschen hautnah hat die Hagenerin bei der Gründung dieser dritten WG begleitet. Mehr und mehr wird ihr Einsatz für die alten Bewohner zu einem Fulltime-Job, der Susanne Braatz immer wieder an ihre Grenzen bringt. Eine Krankenkasse ist mit dem Pflegegeld für eine der Seniorinnen im Rückstand, gleichzeitig droht die Stadt mit neuen Auflagen für die privaten WGs. Hinzu kommt Braatz’ Sorge um ihre Mutter, deren Gesundheitszustand sich immer weiter verschlechtert. Auch die Auswahl der Bewohner für die neue WG ist schwieriger als gedacht. Mehrmals besucht Susanne Braatz die Bewerber, um sie kennenzulernen und einzuschätzen. Wer wird am Ende in die WG einziehen? „Die große Aufgabe liegt darin, die Gruppe irgendwie so zusammen zu kriegen, dass es funktioniert“, so Braatz. Eine große Verantwortung, auch den Angehörigen gegenüber. Schließlich werden für den Umzug Wohnungen gekündigt und Haushalte aufgelöst – ein Zurück gibt es dann nicht mehr. Vorschnell hat Braatz eine Zusage geg
Seit einem Sommerfest im Juni 2007 ihrer Trierer Fachhochschule wurde die Studentin Tanja Gräff vermisst. Die Polizei vermutet ein Gewaltverbrechen, doch die Ermittlungen führen zu keinem Ergebnis. Im Mai 2015 entdeckten Forstarbeiter ihre sterblichen Überreste am Fuße eines Abhangs. Die Mutter des Opfers hofft, dass der Tod ihrer Tochter geklärt werden kann. Eine filmische Spurensuche. (Text: WDR)
Eine Hebamme steht vor Gericht, angeklagt wegen Totschlags. Eltern waren zu ihr gekommen, weil sie ihr Kind nicht in einer Klinik bekommen wollten. Dies hatten Ärzte ihnen aber geraten. Denn das Baby hatte sich vor der Geburt gedreht und lag in einer sogenannten Beckenendlage, d.h. mit den Füßen nach unten. Die Hebamme und Ärztin Anna Rockel-Löhnhoff, die über lange Erfahrungen mit Beckenendlagen verfügt, übernahm die Geburt. Und es ging schief – auf die schlimmste Art, die sich Eltern vorstellen können: Das Kind war tot. Doch wer trägt die Schuld? Ist der Hebamme ein unverzeihlicher Fehler unterlaufen? Oder war der Tod des Kindes nicht zu vermeiden? Das erste Mal wurde in Deutschland eine Hebamme wegen Totschlags angeklagt, weil bei einer Geburt ein Kind starb. Ärzte, Schwestern oder Hebammen, denen folgenschwere Fehler unterlaufen, mussten sich bisher – wenn überhaupt – wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Denn Totschlag erfordert Vorsatz. Den sah die Staatsanwältin in dem Gerichtsverfahren vor dem Dortmunder Landgericht gegeben: Die angeklagte Hebamme habe den Tod des Kindes „billigend in Kauf genommen“, um ihr Konzept einer Hausgeburt durchzuziehen. Einige Hausgeburtshebammen, die den Prozess verfolgten, bewerteten diesen Prozess als einen „weiteren Versuch, die Hausgeburtshilfe in Deutschland platt zu machen“ und an der Angeklagten ein Exempel zu statuieren. Die Gutachter aus Kliniken hingegen, die das Gericht befragte, bescheinigten der Hebamme und Ärztin unverantwortliches Handeln, schon allein, weil sie trotz Beckenendlage eine Hausgeburt durchgeführt hatte. Welchen Argumenten folgt das Gericht, wie wird es entscheiden – und wird sein Urteil Bestand haben? Die Autoren Lena Rumler und Florian von Stetten begleiten die Hebamme monatelang, die auf Anraten ihrer Anwälte vor Gericht schweigt. Wie schildert sie ihnen die Geburt mit dem dramatischen Ausgang? Handelte sie verantwortlich? Wie setzt sie sich mit den Arg
Seit 15 Jahren darf in Deutschland kein Kind mehr geschlagen werden. Körperliche Bestrafungen und auch seelische Grausamkeiten sind unzulässig. Trotzdem werden in Deutschland jedes Jahr rund 1,6 Millionen Kinder heftig geschlagen. Wie viele Kinder ab und zu den berühmten Klaps auf den Po bekommen, weiß man nicht. Warum aber schlagen Eltern? Und was machen Schläge mit Kindern? „Er rennt immer weg. Und ich kann ihm das hundertmal sagen, er rennt wieder weg. Das geht einfach nicht. Wenn ich ihm versuche, zu erklären, warum er jetzt nicht weglaufen darf, und er das trotzdem dann immer wieder tut, dann kriegt er eben einen auf den Hintern.“ Katrin hat zwei Kinder, sie sind drei und ein Jahre alt. Sie sind lebhaft und anstrengend. Wenn es gar nicht mehr geht, gibt es auch mal einen Klaps auf die Finger. Das ist für Katrin keine Gewalt, sondern eine erzieherische Maßnahme. So wie Katrin denken viele. Katrins Mann Tobias sieht das anders. Er ist als Kind von seinem Vater geprügelt worden. Er weiß, wie demütigend und verletzend das für ihn war. Er will seine Kinder nicht schlagen. Wenn es schwierig wird mit den Jungs, zieht er sich zurück. Und überlässt Katrin die Kinder. Wie schafft man es, seine Kinder nicht zu schlagen? Gesamtschule Gelsenkirchen. Eine Sozialpädagogin spricht mit Kindern unterschiedlicher Altersgruppen über das Thema Gewalt. Wie sich heraus stellt, haben alle Kinder dort schon mal einen Klaps bekommen und alle finden, sie hätten diesen Klaps verdient. Sie sagen aber auch, dass es sie verletzt, wenn die Eltern nicht mit ihnen sprechen, sondern sie schlagen. Und dass es sie traurig macht. Der Bielefelder Erziehungswissenschaftler Professor Holger Ziegler hat 2013 etwa 900 Kinder und Jugendliche – aber auch ihre Eltern – befragen lassen. „Die große Mehrheit der geschlagenen Kinder ist unauffällig, unsichtbar, teilweise überangepasst. Das Problem ist, dass diese Kinder insbesondere von Institutionen ganz schnell aus dem Blick ge
Es sind Momente, die sich einbrennen: Frauen, Männer und Kinder torkeln auf den Strand, sinken völlig erschöpft zu Boden. Ein Junge, der eigentlich zu „groß“ zum Weinen ist, heult hemmungslos. Wir sind am Strand von Lesbos, mitten in der Nacht. Ein Schlauchboot rutscht auf den Strand, ausgelegt für 30 Menschen, mit 60 Flüchtlingen völlig überladen. Schreie hallen durch die Dunkelheit. Alle sind klitschnass, es ist kalt und doch haben sie Glück in dieser Nacht. Die Menschen, die vor Krieg und Terror geflohen sind, haben die gefährliche Überfahrt von der Türkei nach Lesbos überlebt. Und: Diesmal sind Helfer vor Ort, wie das deutsch-iranische Ärztepaar Bita und Khalil Kermani aus Köln, die die Boote empfangen und den Menschen an Land helfen. Mitten im Chaos, umgeben von Wellen und schreienden Menschen: eine Frau mit einem vier Wochen alten Baby. „Es war unglaublich, sie zu sehen, wie sie das kleine, zerbrechliche Kind rüber gegeben hat“, erzählt Bita. Der Bruder ihres Mannes Khalil, der Schriftsteller Navid Kermani, hat kurz zuvor Lesbos besucht, die chaotischen Zustände erlebt. Er ruft Khalil und Bita an: „Ihr müsst kommen, ihr werdet hier gebraucht, vor allem als Ärzte.“ Das Paar überlegt nicht lange und bricht den gerade begonnenen Urlaub auf Kreta sofort ab. Tagelang versorgen sie die oft völlig entkräfteten Menschen medizinisch, geben ihnen zu essen und zu trinken oder nehmen sie einfach nur in den Arm. „Allein die Tatsache, dass wir hier mit anpacken konnten, hat mir emotional geholfen“, sagt Bita. „Es hat mir geholfen, nicht von der Trauer über das Schicksal dieser Menschen überwältigt zu werden.“ (Text: ARD-alpha)
Vor drei Jahren haben wir Tenzin aus Tibet, Ramadan aus Somalia und Amir aus Afghanistan zum ersten Mal getroffen. Sie mussten als Jugendliche vor Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat fliehen – allein, ohne ihre Familien. Schwer traumatisiert und nach teils jahrelanger Flucht landeten sie in München und mit viel Glück wenig später an der „Schlau-Schule“, einer Schule für junge Flüchtlinge in München. Hier versuchen Schulleiter Michael Stenger, Lehrer und Sozialarbeiter jungen Asylbewerbern, die kein Deutsch sprechen, einen Schulabschluss zu ermöglichen – und damit eine Zukunft. Was ist aus Tenzin, Amir und Ramadan geworden? „Ich will eine gute Zukunft haben“, sagte Ramadan uns vor drei Jahren. „Ich habe viele Träume und ich will, dass sie sich erfüllen.“ Hat das geklappt? Konnten die drei ihre Hoffnungen auf ein normales Leben in Deutschland, das sie sich so sehr gewünscht haben, verwirklichen? Drei Jahre danach hat „Menschen hautnah“ die jungen Flüchtlinge wiedergetroffen. Amir würde gerne Schreiner werden, tut sich aber noch schwer mit der deutschen Sprache. Ramadan hat seine Ausbildung abgeschlossen und arbeitet jetzt als Betreuer in einer Erstaufnahmeeinrichtung für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge. Er will Deutschland auf diese Weise etwas zurückgeben. Tenzins Traum war seit der „Schlau-Schule“, Krankenschwester zu werden. Alle drei wollen selbstständig und unabhängig sein und niemandem auf der Tasche liegen. Aber Rückschläge und Sorgen, die Unsicherheit, hier bleiben zu dürfen, und die Einsamkeit fern von der Familie bestimmen immer noch ihr Leben. (Text: WDR)
Der einjährige Bastian braucht eine Lebertransplantation. Sein Vater entscheidet sich spontan, ihm einen Teil der eigenen Leber zu spenden. Die Eltern haben Angst, dass er die Zeit auf der Warteliste für ein Fremdorgan nicht überleben wird und sind bereit, sich bedingungslos für ihren Sohn einzusetzen. „Was letztendlich mit mir passiert, wie lange ich krank bin, ist mir völlig egal – ob das jetzt 4 Wochen werden 8 oder 10 – Hauptsache der Lütte, das ist wichtig.“ Für Bastians Vater tritt die eigene Gesundheit kompromisslos in den Hintergrund. Doch eine solche Operation birgt nicht nur für das Kind Risiken – auch für den Elternteil, der spendet. Denn die Leber des Vaters muss für Bastians kleinen Körper geteilt werden. Der Eingriff ist hochkompliziert. Prof. Ulrich Baumann, Spezialist für Lebertransplantationen und Bastians behandelnder Arzt, kennt die Nöte der Eltern gut: „Gerade Eltern, Mütter oder Väter sind doch unter enormen Druck, ihr leidendes Kind zu sehen. Und wir sehen oft den Zwiespalt zwischen großer Angst, aber auch der kompromisslosen Bereitschaft, für das eigene Kind alles zu tun.“ Für Bastians Mutter bedeutet es, dass nicht nur ihr Kind, sondern auch ihr Mann zum Patient wird. Es kommt der Tag, an dem sie sich vor dem OP von den beiden Menschen verabschieden muss, die sie am meisten liebt. Wenn das eigene Kind schwer erkrankt, ist das für Eltern besonders schwierig. Die meisten Eltern würden alles tun, um ihr Kind zu retten. Gerade in Zeiten, in denen Fremdorgane immer knapper werden, rücken Lebendspenden mehr in den Vordergrund. Wenn Eltern körperlich in der Lage sind, ist es oft ihr dringlicher Wunsch mit einer Organspende das Leben ihres Kindes zu retten. Und wenn alles gut geht, so hat es Prof. Baumann erlebt, kann die Lebendspende Eltern und Kinder auf besondere Weise verbinden: „Auf der einen Seite sagen die Leute, es ist viel schlimmer, als wir erwartet haben. Auf der anderen Seite sagen sie später, das is
Eine Hebamme vertauscht im Krankenhaus zwei Babys. Vermutlich aus Unachtsamkeit, es ist der Geburtstag ihres eigenen Kindes und sie muss noch den Geburtstagskuchen backen. Für die beiden Neugeborenen Marianne und Marlies verändert sich in einem einzigen Moment ihr ganzes Leben. Das Mädchen aus der Westberliner Familie wächst in der DDR auf, das Mädchen aus der DDR in Westberlin. „Die kann gar nicht von Euch sein“ Dass die Geschichte von Marianne Jahrzehnte später eine Wendung erfährt, verdankt sie ihrer leiblichen Schwester Karin. Die hatte schon während ihrer Jugend in der Uckermark das Gefühl, dass die ein Jahr jüngere Marlies nicht zu ihr und ihrer Familie passt. Marlies war so ganz anders, hatte andere Interessen, andere Vorlieben als der Rest der Familie. Als Marlies etwa 12 Jahre alt war, hat ein Nachbar etwas ausgesprochen, an das sich Karin bis heute erinnert: „Die kann gar nicht von Euch sein.“ Dieser Satz hat Karin immer wieder beschäftigt. Während sie ihr Abitur machte und später studierte, hat ihre „Schwester“ Marlies nur mit großer Mühe 10 Schuljahre geschafft und mehrere Ausbildungen abgebrochen. Das Verhältnis der Schwestern wurde immer distanzierter. Marlies starb schließlich mit 48 Jahren an einer Krebserkrankung. Verlorene Kindheit Nach der Wiedervereinigung beginnt Karin zu recherchieren und findet den Namen des Kindes, das in der gleichen Nacht wie Marlies geboren wurde: Marianne! Schon bei ihrem ersten Treffen wissen beide: Wir sind Schwestern. Ein DNA-Test bringt später den offiziellen, medizinischen Beweis: Marianne wurde vertauscht – sie ist wirklich die Tochter von Karins Mutter. Was wäre aus ihrem Leben geworden, wäre sie nicht vertauscht worden? Diese Frage stellt sich Marianne immer wieder. Alkoholexzesse und schwerste Misshandlungen waren der Begleiter ihrer Kindheit und Jugend. Sie sagt: „Ich hatte keine Kindheit.“ Hätte sie ein glücklicheres Leben haben können? „Menschen hautnah“-Autorin Gab
Rufmord kann jeden treffen – heute mehr denn je. Das Internet bietet unendliche Möglichkeiten, den Ruf anderer Menschen zu ruinieren. Gleichzeitig können es aber auch immer noch die „lieben“ Nachbarn sein, die schlecht über andere reden. Ist der Ruf erst einmal zerstört, kostet es sehr viel Zeit, Nerven und Geld, um seinen Ruf wiederherzustellen – manchmal gelingt es nie. Rufmord im Internet Gerd B. ist Opfer von Rufmord geworden. Seit 26 Jahren ist er als Geschäftsführer und Mitinhaber eines Finanzunternehmens tätig. 2009 tauchen plötzlich im Netz diffamierende Einträge auf, welche ihn mit Anschuldigungen wie Kindesmissbrauch, rechtem Gedankengut und einer Stasi-Vergangenheit in Verbindung bringen. Gerd B. nimmt dies zunächst nicht ernst, mit der Zeit stellt er aber fest, dass seine Geschäfte immer weniger werden. Auch seine Frau Gaby wird in diesem Zusammenhang Opfer von Rufmord im Netz. Gerd B. schaltet einen Anwalt, einen Detektiv und einen sogenannten Reputationsmanager ein, um an den Täter heranzukommen. Gleichzeitig beklagt er erhebliche Geschäfts- und Kundenverluste. Gerd B. schätzt, dass er bisher einen finanziellen Schaden im zweistelligen Millionenbereich erlitten hat. Zudem geht es ihm gesundheitlich immer schlechter. Die Rufmordkampagne macht sein Leben zu einem Albtraum, aber Gerd B. kämpft weiter gegen die unsichtbaren Täter. Böse Gerüchte in der Nachbarschaft Welche Ausmaße böse Gerüchte in der Nachbarschaft haben können, zeigt ein Fall aus Gelsenkirchen. Helmut G. (61) lädt zwei Kinder aus der Nachbarschaft zum Eis ein und nimmt sie mit in seine Wohnung, um dort Eisflecken abzuwischen. In der Wohnung lebt er gemeinsam mit seinem erwachsenen Stiefsohn. Eine Nachbarin, die ihn und die Kinder beobachtet hatte, wird argwöhnisch und meldet den Vorfall der Polizei. Ein anderer Nachbar veröffentlicht ein Foto des Stiefsohns von Helmut G. auf Facebook. In Windeseile verbreitet sich die Nachricht im Netz, die Männer seien p
Als wir Julia Schmid vor drei Jahren kennen lernten, war sie völlig auf sich gestellt. Eine fleißige Schülerin vor dem Abitur mit drei Nebenjobs. Sie lebte allein und kämpfte sich ohne Unterstützung ihrer Familie durchs Leben. Ihr Ziel: das Abitur, und danach studieren. Julia möchte Richterin werden, sich für Gerechtigkeit einsetzen, die sie selbst nie erleben durfte. Sie wuchs in schwierigen Verhältnissen auf und musste immer wieder ins Heim. Julia hat Zweifel, ob sie den Aufstieg schafft. Ihre Chancen stehen schlecht. Denn in Deutschland entscheidet immer noch die soziale Herkunft über die Karriere. Doch dann wird der Talentscout Suat Yilmaz von der Westfälischen Hochschule auf sie aufmerksam. Er unterstützt begabte SchülerInnen aus bildungsfernen Familien und setzt auf Julia. Gelingt ihr mit seiner Hilfe der Sprung an die Uni? In der ARD-Dokumentation 2013 „Du schaffst das! Ein Talentscout fördert Arbeiterkinder“ berichteten wir erstmals über Julia und die Arbeit von Suat Yilmaz. Die Politik hat reagiert. Das Bildungsministerium stellt nun jedes Jahr 6,5 Millionen Euro bereit, damit Talente wie Julia Schmid eine Chance für den Aufstieg bekommen. War Suat Yilmaz bis vor kurzem noch allein unterwegs im Kampf für mehr Bildungsgerechtigkeit, werden es in Zukunft 50 Talentscouts in Nordrhein-Westfalen sein. Drei Jahre lang begleiten wir Julia bei ihrem Kampf um ihren Traum von einem besseren Leben. Wir erleben Höhen und Tiefen, Siege und Niederlagen. Der Film zeigt, wie Engagement und langfristige Unterstützung eine Karriere beeinflussen können. (Text: WDR)
An einem Freitag im November wirft sich Viktor vor einen Zug. Der Lokführer hat schon ein Tuch über den vermeintlich Toten gelegt, da entdeckt ein Polizist, dass Viktor sich noch bewegt. Früher war Viktor ein unauffälliges Kind, scheinbar unbeschwert, sorglos, frei. Viktors Eltern bemerken bei ihrem Sohn zwar hin und wieder auffällige Verhaltensweisen, an eine schwere psychische Erkrankung denken sie aber zu keinem Zeitpunkt. In der Oberstufe am Gymnasium wird Viktor krank, nicht körperlich, aber in seinem Kopf macht sich ein Nebel breit, so beschreibt er es, alles wird immer dunkler. Ihm fällt es schwer, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Trotzdem schließt er sein Studium ab, bekommt einen guten Job bei einer Fluggesellschaft, lebt in Amsterdam. Selbständig, aber einsam. An einem Freitag im November beschließt er, sich zu töten. An jenem Tag an den Bahngleisen ruft der Polizist einen Notarzt. Und rettet damit Viktors Leben. Doch der kann zu diesem Zeitpunkt keineswegs dankbar sein, dass er gerettet wurde. Als er im Krankenhaus erwacht und realisiert, dass er beide Beine verloren hat, ist seine Todessehnsucht stärker als zuvor. Er bittet seinen Vater, ihm beim Sterben zu helfen, weil er selbst sich nicht mehr helfen kann: „Da habe ich gesagt: Ja, ich tue es für dich, unter Tränen.“ Der Vater verspricht seinem Sohn, ihm beim Sterben zu helfen und weiß doch, dass er dieses Versprechen nicht halten kann. Auch Viktor begreift irgendwann, dass er einen anderen Weg finden muss und sucht Kontakt zu einem Sterbehelfer, um sich tödliche Pillen zu beschaffen. Doch als sie sich kennenlernen, freunden sie sich an. Wim Driedonks, der ihm eigentlich beim Sterben helfen sollte, sagt: „Von mir bekommst du nichts. Lebe!“ Das bringt Viktor zum Umdenken, vielleicht hat Wim ja Recht? Mit Hilfe einer Psychologin realisiert Viktor in vielen Gesprächen und Sitzungen, dass er bereits als Schulkind eine Depression entwickelt hat, die er wahrscheinlich auch nie m
Sarah K. aus Köln ist im Oktober 2015 vier Tage lang in der Gewalt ihres Ex-Freundes. Dass sie noch lebt, verdankt Sarah K. ihrem Nachbarn, der die Polizei ruft. Ihr Freund hatte sie gefoltert, grün und blau geschlagen, ihr die Knochen gebrochen. Die Beamten treten schließlich die Tür ein und finden die 26-Jährige schwer verletzt auf dem Bett. Sie muss ins Krankenhaus. Den mutmaßlichen Täter führen die Polizisten in Handschellen ab, er sitzt seitdem in U-Haft. Markus ist nicht nur der Ex-Freund von Sarah K., sondern auch von Marion. Mit ihr hat er zwei Kinder. In unserem ersten Film „Krankhafte Liebe – eine Familie zerbricht“ haben wir am 2. Juli 2015 berichtet, wie Markus Marion zwei Jahre lang stalkt, bedroht und terrorisiert. Er will nicht akzeptieren, dass sich die Mutter seiner zwei Kinder von ihm trennt. Beinahe jede Nacht steht er vor dem Wohnhaus der kleinen Familie, bombardiert die Fenster mit Eiern und anderen Wurfgeschossen und versucht sogar, einen Brandsatz zu legen. Immer wieder steht Markus wegen seiner Taten vor Gericht. Ab April 2015 ist plötzlich Ruhe. Der Grund: Markus hat eine neue Liebe. Sie heißt Sarah. Zunächst verläuft die Beziehung gut. Doch im Juli eskaliert die Situation zum ersten Mal. Markus verprügelt seine Freundin weil er glaubt, sie habe ihn betrogen. Er traktiert die junge Frau mit Fäusten, tritt ihr in den Brustkorb, fesselt sie. In der Nacht gelingt Sarah K. die Flucht, die Polizei nimmt Markus fest und er kommt in U-Haft. Für zwei Wochen. Dann ist er wieder frei, trotz seines Vorstrafenregisters und der noch nicht verhandelten Gewalttaten gegenüber seiner Ex-Freundin Marion. Sarah K. verzeiht Markus, glaubt daran, dass jetzt alles besser wird und er eine Therapie macht: „Ich bin verliebt gewesen und wollte damals meinen Mann wiederhaben. Weil ich felsenfest davon überzeugt war, das kriegen wir hin.“ Das Jugendamt nimmt ihr daraufhin die Kinder aus einer früheren Beziehung weg. Sarah K. schmiedet Hochze
Die Familien der Opfer, ein Jahr danach Vor einem Jahr ereignete sich die schrecklichste Katastrophe der deutschen Luftfahrtgeschichte: Der Co-Pilot einer Germanwings-Maschine steuerte gegen einen Berg in den französischen Alpen und riss 149 Menschen mit in den Tod. 64 Opfer kamen aus Nordrhein-Westfalen. Viele ihrer Angehörigen bekommen auch heute noch psychologische Hilfe. Sie können nicht über ihre Trauer sprechen. Andere schaffen es, den Alltag wieder zu leben. „Menschen hautnah“-Autorin Justine Rosenkranz hat einige Angehörige getroffen, die von den Menschen erzählen wollen, die sie verloren haben. Hintergrundinformationen: Vor einem Jahr ereignete sich die schrecklichste Katastrophe der deutschen Luftfahrtgeschichte: Der Co-Pilot einer Germanwings-Maschine steuerte gegen einen Berg in den französischen Alpen und riss 149 Menschen mit in den Tod. 64 Opfer kamen aus Nordrhein-Westfalen. Viele ihrer Angehörigen bekommen auch heute noch psychologische Hilfe. Sie können nicht über ihre Trauer sprechen. Andere schaffen es, den Alltag wieder zu leben. „Menschen hautnah“-Autorin Justine Rosenkranz hat einige Angehörige getroffen, die von den Menschen erzählen wollen, die sie verloren haben. Auch eine Familie aus Haltern gehört dazu, der Stadt, die den Tod einer ganzen Gruppe von Schülerinnen und Schülern zu beklagen hat. Jeden Tag fehlt sie, die 16-jährige Tochter. Aber mittlerweile können die Eltern von den schönen Dingen erzählen, die sie gemeinsam erlebt haben. Und davon, wie viel Hilfe sie erfahren haben – von den Freunden, den Nachbarn, der Familie. Von Menschen, die einfach da waren, die Kuchen gebracht und zugehört haben. Die Familie berichtet vom ersten Geburtstag der Tochter ohne sie. Sie haben trotzdem all ihre Freundinnen eingeladen – und der Tag konnte dann doch auch schön werden. Sie sei froh, dass sie und ihre Tochter so viele Dinge gemeinsam erlebt hätten, erzählt die Mutter. Und wenn sie im Zimmer der Tochter sitzt, m
Marion und Tobias heiraten – obwohl Tobias das früher nie wollte. Marion schon, für sie ist Heiraten wie ein Bild, das fertig wird. Tobias glaubt, dass es keinen Unterschied macht, ob sie nur zusammen leben oder heiraten. Marion möchte genau diesen Unterschied: „Mein Mann klingt halt irgendwie erwachsener und irgendwie auch authentischer als mein Freund.“ Jetzt stehen die beiden kurz vor dem vielleicht wichtigsten Tag ihres Lebens. Marion und Tobias sind eines von drei Paaren, die „Menschen hautnah“-Autorin Julia Horn für ihren Film übers Heiraten begleitet hat. Auch Sonja und André gehören dazu. Ihre Hochzeit war bereits vor fünf Jahren – und die rosaroten Flitterwolken sind schon längst weitergezogen. Sie haben zwei kleine Kinder und stecken mittendrin im Ehealltag – mit all seinen Herausforderungen. Hilft das Verheiratet-Sein bei der Bewältigung von Krisen? „Es trägt dazu bei“, sagt Sonja. Die Hochzeit ist für sie einer der Momente, „an den man dann denkt, wenn es schwierig wird und weiß, wir haben uns das mal versprochen, dass wir für immer zusammen bleiben wollen.“ „Heiraten? Ja! Aber warum?“ gewährt tiefe und auch ungewöhnliche Einblicke in drei Eheleben, erzählt von Hoffnungen und von Zweifeln und fragt nach dem großen Sinn. Offen und ungeschminkt schildern drei Paare die Geschichte ihrer Beziehung – und den Tag ihrer Hochzeit. Fotograf Steffen Böttcher hat an diesem besonderen Tag schon hunderte Paare begleitet. Bei Sonja und André war er sogar in den Flitterwochen dabei. Entstanden sind ungewöhnliche Fotos: „Ich versuche, die Beziehung herauszulesen, versuche zu gucken, was ist den Paaren wichtig. Und dann versuche ich, genau das festzuhalten. Das finde ich schön.“ So sind seine Fotos für die Paare mehr als nur eine Erinnerung. Das dritte Paar im Film sind Irmtraud und Wolfgang. Geheiratet haben sie vor 50 Jahren, weil sie sich nicht mehr heimlich bei den Kaninchenställen treffen wollten. Dort schmiede
„Ich hab Medizin studiert, um Menschen zu helfen, und dann dachte ich plötzlich, jetzt hast du vielleicht jemanden umgebracht“. Klara S. ist 25 Jahre alt und Ärztin an einem Krankenhaus Sie ist Berufsanfängerin, erst seit sechs Monaten im Job und hat trotzdem eine ganze Station zu betreuen. Als einzige Ärztin ist sie verantwortlich für 20 Patienten. Und dann passiert ihr ein Fehler: Sie spritzt einer Patientin ein falsches Medikament. Eine Entscheidung, die das Leben der jungen Ärztin für immer verändern wird. Wieviel Fehler in deutschen Krankenhäusern passieren, wagt niemand zu sagen. Aber sie passieren. Täglich. Und erst seit wenigen Jahren wird darüber in den Krankenhäusern auch offen gesprochen – allerdings noch immer nicht in allen deutschen Kliniken. Mancherorts gilt noch immer das Prinzip: Es gibt keine Fehler, es wird nur manchmal das Behandlungsziel nicht erreicht. Klara S. versucht alles, um die Folgen ihres Fehlers abzuwenden. Die Patientin wird notbehandelt, doch der Albtraum nimmt seinen Lauf. Immer stärkere Lähmungen treten ein, die Patientin droht sogar zu sterben. Neben der großen persönlichen Schuld, die Klara S. ab jetzt begleitet, muss sie auch vor Gericht. Die Klinik, ihr Arbeitgeber, steht der jungen Ärztin während des Prozesses nicht zur Seite. Im Gegenteil, sie muss sich sogar gegen Vorwürfe ihres Oberarztes wehren, der ihr eigentlich vor Gericht hätte zur Seite stehen müssen. Am Ende wird sie zu Sozialstunden und einer Geldstrafe verurteilt. Klara S. sucht sich Hilfe bei einem Therapeuten. Und wird trotzdem nie wieder In einer Klinik als Ärztin arbeiten. Die Art und Weise, wie mit Fehlern im Ärztealltag umgegangen wird, deckt Schwachstellen im deutschen Klink-System auf. Zwar gibt es mittlerweile Fehlerkonferenzen und anonymisierte Fehlererfassungen, aber sie werden noch nicht von allen Kliniken genutzt und auch eine sinnvolle Auswertung findet nur selten statt. Auch ein anderer Arzt berichtet offen über das, was
Die siebenjährige Greta hat zwei Väter und zwei Mütter: die beiden Deutschen Jens und Andreas, Leihmutter Susan und Eizellspenderin Rose aus den USA. Das schwule Paar Jens und Andreas aus Essen gehört zu den ersten Deutschen, die auf diesem Weg ein Kind bekamen und es aus den USA nach Deutschland brachten. Weil Leihmutterschaft und Eizellspende bei uns verboten sind, sind Jens und Andreas im Sommer 2013 wieder in die USA geflogen. Der Plan: ein Geschwisterkind für Greta. Die Eizellen werden wieder von Rose gespendet, denn beide Kinder sollen dieselbe biologische Mutter haben. Leiblicher Vater soll dieses Mal Andreas sein, weil Jens schon Gretas Vater ist. „Es ist eine Belastung, auch finanziell“, sagt Jens. Rund 100.000 Euro kostet das Verfahren, inklusive Gebühren für die Reproduktionsklinik, die Agentur, die Eizellspenderin, die Leihmutter und vieles mehr. „Aber Greta soll ein Geschwisterlein haben. Das hat sie verdient“, meint Jens. Menschen hautnah begleitet Jens und Andreas sieben Jahre lang von Gretas erstem Geburtstag bis zur Geburt ihres Bruders Henri. Dabei lernen die Zuschauer auch die Leihmutter und die Eizellspenderin kennen. Der Film gewährt Einblick in die Welt von Frauen, die für Geld anderen Menschen ihren Kinderwunsch erfüllen: Wie wird Leihmutter Susan damit fertig, ein Kind nach neun Monaten Schwangerschaft abzugeben? Und wie geht Eizellspenderin Rose damit um, dass sie die biologische Mutter von Kindern ist, die sie kaum kennt? Die Familien von Jens und Andreas haben Greta gut aufgenommen, aber sie sehen ihre Entstehungsgeschichte auch kritisch. Jens Schwester und Andreas Schwägerin haben Sorge, wenn sie an die Zukunft der Kinder denken: Was ist, wenn Greta und Henri später eine Mutterfigur vermissen? Was passiert, wenn ihr Umfeld sie wegen ihrer Entstehungsgeschichte anfeindet? „Wir hoffen einfach, dass unsere Kinder durch alles, was wir für sie tun, ein breites Kreuz im Leben haben, um gut durch solche Situationen zu komm
Beata ist fast 40, Single und weit weg von dem Leben, das sie sich eigentlich wünscht: „Mit Mann und Kind in einem Häuschen zu leben und die eigene Familie genießen.“ Sie arbeitet viel, geht abends tanzen und nutzt ausgiebig die Dating-Portale im Netz – immer in der Hoffnung, endlich den Mann fürs Leben zu finden. „Doch viele Männer, die ich treffe, wollen nur schnellen Sex“, sagt sie. Für sie ein Ausschlusskriterium. Und die anderen? Sind einfach nicht die richtigen – und so trifft Beata schnellstmöglich den Nächsten. Auch die 44-jährige Claudia kann ein Lied von Männern singen, die nur ihren Spaß wollen – aber keine Verpflichtungen. Auch sie sucht ‚Mister Perfekt‘ und kann ihn nicht finden. Beata und Claudia: Zwei Frauen auf der Suche nach dem besten aller Partner, weil zum perfekten Leben auch die perfekte Beziehung gehört. Hat Liebe bei diesen hohen Ansprüchen überhaupt noch eine Chance zu reifen? „Menschen hautnah“-Autorin Katrin Wegner begleitet elf Singles von einem Blind Date zum nächsten und begegnet dabei Frauen und Männern, die seit Jahren auf der Suche nach dem Glück sind. Ein Film über die Irrungen und Wirrungen der Liebe, über klopfende Herzen, tiefe Enttäuschungen und große Hoffnungen. Ebenfalls im Reigen der Begegnungen: der 29-jährige Hansi und der 35-jährige Izzo. Veganer Hansi hat derart präzise Vorstellungen von seiner Traumfrau, von ihren Interessen und ihrer Lebensweise, dass sie kaum erfüllbar scheinen. Und Izzo zieht sich immer dann zurück, wenn er merkt, dass es ernster wird zwischen ihm und einer Frau. Denn er hat Angst, verletzt zu werden. Trösten kann er sich mit dem nächsten Date, denn das wartet schon. Für fast alle Begegnungen gilt: In kürzester Zeit wird abgecheckt, ob der oder die Andere möglichst perfekt zum eigenen Leben passt. Und oft reicht schon ein falsches Wort – und im Netz wird einfach zum Nächsten geklickt. Denn die Auswahl auf Dating-Portalen ist riesig – und schlie
Die beiden Brüder Dennis und Patrick sind Anfang zwanzig, als sie sich aus Rheda-Wiedenbrück aufmachen in die Welt. Dennis, der ältere der Beiden, hat sein Studium abgebrochen. Sein Bruder Patrick schmeißt kurz vor dem Abitur das Gymnasium. Ohne Ausbildung suchen sie das Abenteuer, wollen als Fotografen und Dokumentarfilmer nach Indien und Nepal reisen.“Das war schon sehr überraschend“, sagt ihre Mutter. „Wir haben dann auch gedacht: Oh Gott, macht doch lieber eine Ausbildung, dann habt ihr was Sicheres.“ Doch das wollten die Brüder nicht. „Der Gedanke war schon immer für mich, irgendwann will ich hier mal raus“, sagt Dennis. „Nicht, weil ich es hier so schrecklich finde, sondern einfach mit dem Gedanken: Ok, da muss es ja noch mehr geben. Irgendwo gibt es bestimmt noch Dinge, die ich erleben möchte, und diese Dinge werde ich nicht alle in Rheda-Wiedenbrück finden.“ Ein vernünftiger Beruf, geregelte Arbeitszeiten, brav sein Geld verdienen – für Dennis und Patrick kommt all das nicht in Frage.Die Brüder haben gehört, dass im Erdbeben-zerstörten Nepal junge Frauen als Prostituierte nach Indien verkauft werden. Diese Frauen wollen sie suchen und ihr Leid dokumentieren. Sie organisieren sich im Internet die nötige Ausrüstung, recherchieren die Reiseroute und mögliche Ansprechpartner und brechen auf. Ihr Ziel: sich selbst verwirklichen und etwas Sinnvolles tun, ein Stück die Welt verändern. Sie wollen die Missstände in einem Buch bekannt machen. In Indien geben sie sich als Freier aus, um herauszufinden, ob in Bordellen Frauen aus Nepal arbeiten. In den vom Erdbeben zerstörten Bergregionen Nepals suchen sie nach Hinweisen auf junge Frauen, die verschwunden sind. Dorthin reisen sie zusammengepfercht auf den Dächern von Bussen und – als es anders nicht mehr weitergeht – auf Motorrädern.Für ‚Menschen hautnah‘ haben Dennis und Patrick ihren Trip mit der Kamera dokumentiert. So sind die Zuschauerinnen und Zuschauer bei ihren A
Sie zieht sich einen weißen Kittel über. Auf ihrem Namensschild steht: Anke Engelke, Praktikantin. Auf der Kinderkrebsstation will sie herausfinden, was Glück bedeutet. Denn vielleicht ist es aufschlussreich, dahin zu gehen, wo man das Glück nicht vermutet. Anke Engelke hat Bedenken, wie sie den Kindern gegenübertreten soll. Ganz normal? Kann sie Kinder, die mit dem Tod kämpfen, nach dem Glück fragen? Darf sie Witze machen? Sie lernt Sarah und Tobi kennen – zwei Kinder, die mit dem Krebs kämpfen. Und die Anke zeigen, was wertvoll geworden ist in ihrem Leben: Alltag erleben – zuhause, nicht im Krankenhaus. Die Geborgenheit in der Familie. Ein Freund, der zu ihnen hält. Und das kleine Glück, Anke beim Minigolf zu besiegen. Ein Jahr lang ist Anke Engelke unterwegs – als Reporterin und als Suchende: Sie fragt die glücklichen Menschen nach ihrem Geheimnis. Und will mit den Unglücklichen herausfinden, was glücklich machen könnte. So gründet sie, die selbst so gerne singt, zusammen mit dem Musikwissenschaftler Prof. Gunter Kreutz und dem Chorleiter Max Weise den „Chor der Muffeligen“. Drei Monate lang singen Menschen zusammen, denen es mies geht. Am Ende stehen ein Auftritt in der Philharmonie Köln und das wissenschaftliche Ergebnis, ob Singen nachweisbar glücklich macht. Scheinwerfer auf die kleinen Glücksmomente Auf ihrer Reise richtet Anke Engelke den Scheinwerfer immer mehr auf die unspektakulären kleinen Glücksmomente. Wie schafft man sich die? Und welches Leben passt – und macht glücklich? Engelke besucht die Dorfgemeinschaft Tempelhof. Dort teilen über hundert Menschen alles miteinander: Freude, Sorgen und das Geld – so viel oder so wenig es auch sein mag. In der Gemeinschaft mit vielen oder zu zweit als Paar durchs Leben gehen: Was macht wen glücklich? Und wie können die Unglücklichen einen kleinen Glückszipfel zu fassen bekommen? Muss es die große Liebe sein oder reicht das Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören? Anke hol
Wie gibt man einem Kind eine Tablette, die es nicht will, aber dringend braucht? Fein zerbröselt in einer Schokopraline oder vielleicht in einem Gummibärchen? Uma will weder das eine noch das andere. Sie hat einen seltenen genetischen Defekt, leidet an Epilepsie. Die Tablette soll ihre Anfälle unterdrücken. Die Eltern Tabea und Laslo müssen sich etwas einfallen lassen. Nicht nur in dieser Szene, sondern immer wieder in ihrem Leben, das genauso normal und verrückt ist wie das der meisten Familien – und doch anders. Bereits in der Schwangerschaft erfährt das Paar, dass Umas Wachstum im Mutterleib nicht nach Plan verläuft. Tabea: „Mein stärkstes Gefühl ist Angst vor dem, was kommt. Wie schaffe ich die Pflege eines behinderten Kindes? Ist mein Leben jetzt vorbei!? Und da ist auch das Gefühl, nicht fassen zu können, dass uns das zustößt.“ Sie und ihr Mann entscheiden sich für das Kind, doch wie krank Uma tatsächlich ist und welche Konsequenzen daraus erwachsen, kann ihnen kein Arzt sagen. Uma ist geistig behindert, trägt Hörgeräte, ihre Sprachentwicklung ist stark eingeschränkt. Wenn sie einen epileptischen Anfall hat, ist sie danach wie gerädert. „Das tut mir dann so leid für sie, aber auch für uns, denn der Tag ist damit gelaufen“, sagt Tabea Hosche, Mutter von Uma und von Beruf Journalistin. Sie hält seit Umas Geburt vor fast sieben Jahren das Familienleben mit der Kamera fest. Sie zeigt unverblümt und aus nächster Nähe, wie sie und ihr Mann das Leben mit Uma und ihrer gesunden kleinen Schwester Ebba zu meistern versuchen. „Ich will einen ehrlichen und ungeschönten Einblick in unser Leben geben: Das Leben mit Uma ist wunderbar. Aber mitunter auch sehr schmerzlich. An manchen Tagen wünschte ich mir, dass sie nicht behindert auf die Welt gekommen wäre und stelle mir vor, was sie mir alles erzählen würde, wenn sie es könnte.“ „Hättest Du Dich für Uma entschieden, wenn Du gewusst hättest, wie behindert sie ist?“, fragt
Sie organisieren und tarnen sich, um ihrem kranken Verlangen zu folgen: Viele Sexualtäter sind in guten Jobs und kümmern sich scheinbar selbstlos um bedürftige Kinder. Je etablierter eine Person im sozialen Leben verankert ist, desto unwahrscheinlicher gerät sie in Verdacht. Ihre Opfer sind die Schwächsten: Kinder. Der Fall um Harry S. ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Einmal wegen der großen Anzahl der Opfer und der vielen Jahre, über die sich die Taten hingezogen haben. Aber auch wegen seines Berufs: Er war Kinderarzt, ein angesehener Mediziner an verschiedenen Kliniken, bis seine Taten aufflogen. Der 41-Jährige hat gestanden, sich über einen Zeitraum von 15 Jahren hinweg an 21 Jungen vergangen zu haben. Das jüngste Opfer war erst vier Jahre alt. Negativ aufgefallen ist der liebenswürdige Mann mit dem sozialen Engagement niemandem. Beim Bayerischen Roten Kreuz war Harry S. Vorstandsmitglied und Chefarzt. Diese Stellung nutzte er für sein dunkles Doppelleben aus: Mit dem offiziellen Rotkreuz-Logo trat er an Grundschulen heran und bot benachteiligten Schülern kostenlose Ausflüge an. Dabei kam es zu sexuellen Übergriffen an den Kindern. Auch in Keller und Tiefgaragen lockte er seine jungen Opfer und missbrauchte sie dann. Die Polizei fand zahlreiche Fotos seiner Taten auf seinem Computer. Er wurde in erster Instanz zu 13 Jahren und sechs Monaten mit Sicherheitsverwahrung verurteilt. Doch Harry S. geht in Revision. Zurück bleiben hilflose Familien, die oft ohne therapeutische Hilfe dastehen und nicht wissen, wie sie und ihre Kinder den Alltag nach dem Missbrauch meistern sollen. Auch im Fall des verurteilten Täters Peter B. war seine gesellschaftlich anerkannte Position die perfekte Tarnung. Der 41-jährige Gründer eines Vereins für Kinder im Brennpunkt in Schwerin wurde wegen 62-fachen, teils schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt. „Die Spitze des Eisbergs“ urteilt eine Anwältin, denn nach dem Urteil vom Februar 2016 meld
Marnie Gröben macht eine Ausbildung zur Reitlehrerin – bis der Tritt eines Pferdes bei der 22-Jährigen eine seltene neurologische Krankheit auslöst. Ihr Fuß schwillt immer mehr an, entzündet sich, eine Blutvergiftung kommt hinzu, Zellen sterben ab, ihr Leben steht auf Messers Schneide. Sie fällt ins Koma und überlebt nur knapp. Schließlich wird Marnie auch noch ein Unterschenkel amputiert. Die heimtückische Krankheit ist eindeutig die Folge des Arbeitsunfalls, sagt eine namhafte Gutachterin von der Uniklinik Düsseldorf. Doch Marnies private Unfallversicherung will zunächst nicht zahlen. Die Versicherung beauftragt ein weiteres Gutachten – und darin heißt es, ihre Krankheit könnte auch psychische Ursachen haben. Es folgen weitere Gutachten, davon viele nach Aktenlage, also ohne Marnie selbst zu untersuchen. Schließlich verdächtigt ein Gutachter die junge Frau sogar, an ihrer Krankheit selber schuld zu sein und spekuliert, dass sie sich selbst verletzt haben könnte. Marnie kämpft an zwei Fronten, gegen die Krankheit und gegen die Versicherung. „Ich habe immer gedacht, wenn so ein Unfall mal eintreten sollte, dann wird einem auch geholfen. Doch ich war perplex, als ich merkte, dass es eben nicht so ist – und was für eine Maschinerie da auch hinter steckt.“ Weil Marnies Unfallversicherung lange nicht zahlt, können ihre Eltern ihr Haus nicht behindertengerecht umbauen. Das elterliche Wohnzimmer muss ihr zum Leben reichen, die Zukunftsaussichten sind ohne jeden Verdienst düster. Zwischendurch wohnt sie sogar eine Zeit lang im Altenheim, weil sie dort besser gepflegt werden kann. Trotz der Amputation, trotz eines Lebens im Rollstuhl lässt sich Marnie nicht unterkriegen. Auch wenn mittlerweile auch das zweite Bein von der Nervenkrankheit befallen ist, gibt sie wieder Reitunterricht. Sie trifft Freunde, spielt in einer Behindertensportgruppe Badminton und Tischtennis. Und hofft weiterhin, dass sie eines Tages mit dem verbliebenen Bein und einer
„Wer kämpft, der kann verlieren, und wer nicht kämpft, der hat schon verloren“, das ist das Motto von Brigitte und Georg Weber. Die beiden Wuppertaler haben eine Bürgerinitiative gegründet. Sie wollen verhindern, dass eine Klinik für psychisch kranke Straftäter in ihrer Nachbarschaft gebaut wird. Ihre Kinder müssten jeden Tag auf dem Weg zur Schule am Haupteingang der Forensik vorbeigehen. Die Webers und ihre Mitstreiter wollen nicht jeden Tag eine Mauer mit Stacheldraht sehen, keine Angst haben vor möglicherweise noch gefährlichen Freigängern. Familie Weber und ihre Bürgerinitiative stehen nicht alleine. Die ganze Stadt ist gegen das Projekt des NRW-Gesundheitsministeriums. Das braucht dringend neue Plätze für Straftäter, die therapiert werden müssen. Die Zahl der Patienten steigt, und das Land plant 750 neue Klinikplätze – bis 2020. Ein schwerer Stand für den Maßregelvollzugsbeauftragten NRW, Uwe Dönisch-Seidel. Der Psychologe ist neben der Forensik in Bedburg-Hau groß geworden, hat einen Teil seiner Ausbildung dort gemacht. Er versteht die Ängste von Anwohnern. Doch er hält sie letztlich für unbegründet. 80 Prozent der Patienten in forensischen Kliniken würden als geheilt entlassen. Auch Svenja und Arndt Herkenberg wollen mit ihrer Bürgerinitiative etwas verhindern. Ebenfalls in Wuppertal. Ihr „Supergau“ ist eine Seilbahn. Die soll, wenn die Vision von Stadtverwaltung und Stadtwerken Wirklichkeit wird, direkt über ihrer idyllischen Siedlung gondeln. „Wir haben über drei Jahre nach einem Baugrundstück gesucht, was stadtnah ist und im Grünen liegt, was ruhig ist. Wir haben sogar noch in den Bebauungsplan geguckt, dass uns hinten an dem Wald nicht irgendwann Häuser hingesetzt werden können, ja und jetzt kommt die Seilbahn.“ Was die Idylle der Herkenbergs gefährdet, ist für Ulrich Jaeger eine zukunftsweisende Verkehrsidee. Als Geschäftsführer der Wuppertaler Stadtwerke mobil ist er überzeugt von diesem Projekt für a
Ute ist 46 Jahre alt, als sie die Diagnose Brustkrebs bekommt. Bald stellt sich heraus: Die Gelsenkirchenerin hat bereits Metastasen in der Lunge, der Leber, den Knochen und auch im Gehirn. Ihr Arzt eröffnet ihr, dass sie nicht mehr lange leben wird. Ein Schock, nicht nur für Ute, sondern auch für ihren 13jährigen Sohn David, mit dem sie zusammenlebt. Denn nun ist klar, dass David ganz bald ohne Eltern sein wird. Utes Mann und Davids Vater Gerd ist bereits vor vier Jahren gestorben, ganz plötzlich. Als Ute klar wird, dass ihr Sohn bald Waise ist, entscheidet sie, David ihre Krankheit nicht zu verheimlichen, sondern ihn von Anfang an mit einzubeziehen. Auch, als es ihr noch vergleichsweise gut geht und sie wenige Beschwerden hat, werden Krankheit und der nahende Tod Thema zu Hause. Ute will alles so vorbereiten, dass ihr Sohn ihren Tod verkraften und weiter behütet in einem neuen Zuhause groß werden kann. Und sie holt sich Hilfe bei einer Trauerbegleiterin. Davids Schule und seine Klassenkameraden werden informiert, das Sorgerecht dem Onkel übertragen. Viel langsamer als anfangs erwartet schreitet der Krebs voran. Aus den prognostizierten sechs Monaten bis zum Tod werden mehr als zwei Jahre. Jahre des Leidens, der Angst und der Ungewissheit, aber auch eine wertvolle, besondere Zeit für Ute und ihren Sohn. Menschen hautnah-Autorin Justine Rosenkranz hat die beiden in diesen zwei Jahren begleitet. Ute und David fahren gemeinsam mit der Familie ihres Bruders in den Urlaub an die Nordsee. Die Mutter erzählt ihrem Sohn in dieser Zeit die Geschichten ihres Lebens, die mit ihrem Tod verloren gehen werden. Auch ihre Wünsche und Hoffnungen für seine Zukunft sind Gesprächsthema. In diesen Monaten schaffen es die beiden auch, Krankheit und Tod auszublenden und einfach nur Spaß miteinander zu haben. Und doch muss David erleben, wie seine Mutter, die insbesondere nach dem Tod seines Vaters der einzige Bezugspunkt seines Lebens war, immer schwächer und schwächer wi
Anstrengender Beruf, quengelnde Kinder, stapelweise dreckige Wäsche und auch noch gut aussehen. Wer soll das unter ständigem Zeitdruck bewältigen? Immer mehr Mütter schaffen es nicht. Sie landen in der Erschöpfungsfalle. Burn-out ist längst keine Managerkrankheit mehr. Die Fachkliniken für gestresste Mütter sind überfüllt. Zwischen 2003 und 2015 ist die Zahl der Erschöpfungsdiagnosen beim Müttergenesungswerk um fast 40 Prozent angewachsen. Bei den Kliniken gibt es Wartezeiten bis zu einem Jahr. Dana H. aus Issum am Niederrhein ist verheiratet, arbeitet in Teilzeit und hat drei Kinder. Nach einem körperlichen Zusammenbruch hat der Hausarzt der 46-Jährigen dringend empfohlen, eine Kur zu machen. Dana H. lehnt ab, doch ihre Familie erkennt den Ernst der Lage und überzeugt sie schließlich. Im Sommer 2015 beginnt sie eine Mütterkur in den Bergen, wo sie sich allein auf sich konzentrieren kann. Die dortige Psychologin: „Wenn man mal überlegt, dass jetzt die Mutter, die zu Hause wie selbstverständlich alles regelt, nicht da ist und jetzt müssen plötzlich Kinder und Vater ran, dann ist später auch die Anerkennung sehr viel höher. Die Familie merkt: Mama macht ja neben ihrer Arbeit noch enorm viel.“ Für Dana ist die Mütterkur erholsam und schwierig zugleich. Erst jetzt spürt sie, was in ihrem Leben falsch läuft. Steffi M. ist alleinerziehend, hat eine Tochter und arbeitet als Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Witten. Auch sie ist psychisch am Limit und sagt: „Ich habe festgestellt, dass die meisten Leute gar nicht damit klar kommen, wenn ich nicht funktioniere. Das scheint denen Angst zu machen, also funktioniere ich immer weiter.“ Steffi weiß, auf Dauer kann sie so nicht mehr leben. Sie entscheidet sich für eine Mutter-Kind-Kur. Ihre Tochter Sophie wird während der Zeit von Lehrern betreut, damit auch eine Alleinerziehende mal Kraft tanken kann. Den Müttern, die eine Kur machen, stehen Psychologenteams zur Seite. Das Credo in der K
Der junge Vater Stefan Lamm, der nach außen ein perfektes Bild abgibt, bringt im Januar 2012 seine Frau, die beiden kleinen Kinder und zum Schluss sich selbst um. Er steckt die Wohnung in Brand. Übrig bleibt ein Abschiedsbrief, der zeigt, wie akribisch Lamm den erweiterten Suizid geplant hat. Freunde und Verwandte waren ahnungslos. Sie sind vier Jahre nach der Tat immer noch geschockt. Warum löscht ein Mann, fleißig im Beruf und immer lieb zu seinen Kindern, seine Familie aus? Hätten wir vorher etwas merken müssen? Die Autoren Katharina Gugel und Ulf Eberle haben jahrelang recherchiert, bis endlich Angehörige in der Lage und bereit sind, über die Tat und das Trauma danach zu reden. Die Eltern der ermordeten Yvonne suchen immer noch nach dem einen, triftigen Grund für die Tat. Sie fanden heraus, dass Stefan Lamm 30.000 Euro Schulden hatte. Aber ist das ein Grund für eine solche Verzweiflungstat? Er hätte doch Hilfe bekommen. Yvonnes bester Freundin Jenny fiel auf, dass Stefan Lamm immer der Beste, immer perfekt sein wollte. Er habe sogar im Anzug renoviert. Hätte sie etwas merken müssen, etwas sagen sollen? Die meisten Vorwürfe macht sich Freund André, der in den letzten Monaten vor dem Mord bemerkt hatte, wie stark sich Stefan veränderte, aber über Probleme nicht reden konnte. Die Tragödie aus Langenfeld ist kein Einzelfall: Die Familienfassade ist heil, Brüche und Probleme werden mit aller Kraft verdeckt, bis die Tat für den Täter unausweichlich scheint. Für die Einordnung des Einzelfalls sorgen zwei Psychologinnen. Heidi Kastner von der Uni Linz – eine Koryphäe in der Begutachtung von Tätern – hat Stefan Lamms langen Abschiedsbrief analysiert. Sie erkennt eine narzisstische Störung – häufig die Ursache für einen erweiterten Selbstmord. Erika Jungbluth behandelt in ihrer Praxis viele narzisstisch gestörte Patienten. Sie fallen kaum auf in einer Gesellschaft, in der Selbstoptimierung und Perfektionismus als erstrebenswert gelten. (T
Ein Mann tötet seine Frau. Er vergräbt sie im Keller und erzählt seinen Kindern, dass die Mutter die Familie verlassen habe. Fünf Jahre wird es dauern, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Was in einem Familiendrama endet, begann einst unbeschwert und glücklich. Die Eltern arbeiten als junge Leute im gleichen Hotel als Kellner, verlieben sich, heiraten. 20 Jahre lang wirken die Eheleute nach außen absolut glücklich. Zwei Kinder, ein Junge, ein Mädchen. Doch das Paar hatte sich längst zerstritten. Immer wieder ging es ums Geld, um Schulden – und darum, wie es weiter gehen soll. An einem Morgen im Jahr 2008 dann eskaliert der Streit. Der Mann erwürgt seine Frau im Badezimmer des gemeinsamen Hauses und betoniert die Leiche dann im Keller des Hauses ein. Er erzählt allen, dass seine Frau ihn nach einem heftigen Streit verlassen habe. Christina, seine Tochter, hört vom Vater jahrelang diese Geschichte, dass die Mama das Familienleben nicht mehr wollte. Die Tochter verzweifelt an der Ungewissheit. Sie sucht die Schuld bei sich, denkt, dass sie zu aufmüpfig war, dass die Mama sie nicht mehr lieb hat. Aber sie hofft jeden Tag auf einen Anruf von ihrer Mutter. Die Polizei nimmt keine Vermisstenanzeige auf, weil der Ehemann glaubhaft vermittelt, seine Frau sei nach dem Streit einfach gegangen. Niemand zweifelt im Lauf der Jahre an dieser Geschichte, bis Christina volljährig wird und sich an die Medien wendet. Daraufhin wird auch die Polizei aktiv – und nun gerät der Vater in den Fokus. Christina will nicht glauben, dass ihr Vater etwas mit dem Verschwinden ihrer Mutter zu tun haben könnte. „Papa ist ein herzensguter Mensch“, betont sie immer wieder. „Der kann keiner Fliege was zuleide tun.“ Bei einer Hausdurchsuchung kommt die Wahrheit ans Licht – und für Chrissy verliert den Halt, weiß nicht mehr, wem oder was sie glauben kann. „Er hat mich fünfeinhalb Jahre lang belogen, war aber auf der anderen Seite ein guter Vater. Das macht die Sache für
„Die Jungs waren unzertrennlich, beste Freunde seit dem Kindergarten.“ Beate und Bernd Marx sind immer noch erschüttert, wenn sie berichten, wie ihr Sohn mit dem zwei Jahre älteren Marc von morgens bis abends auf ihrem Bauernhof Trecker fuhr, Feldarbeit verrichtete oder die Pferde striegelte. Leon, ihr Sohn und sein enger Begleiter Marc, der quasi zur Familie gehörte. Marc ist der Mörder ihres Sohnes, der bei fast jeder Familienfeier dabei war. Im beschaulichen Geseke, einer Kleinstadt im Ostwestfälischen, ereignet sich am 24. Juni 2014 ein grausiges Verbrechen. Ein 19-Jähriger richtet seinen besten Freund (17) auf grausame Weise hin. Warum? Diese Frage beschäftigt seitdem einen ganzen Ort. Neid, weil sein Freund Leon alles hatte? Streitereien um Mädels? Laut Verteidigung seien dies wohl die Motive für den in der Presse bezeichneten „Scheunenmord“. Doch reichen sie aus zur Erklärung eines derartigen Mordes? In einem spektakulären Prozess vor dem Landgericht Paderborn wird der 19-jährige Angeklagte Ende 2014 wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und wegen Totschlags zu einer Jugendstrafe von acht Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Eltern des Opfers, Beate und Bernd Marx, legen vor dem Bundesgerichtshof Revision ein. Das Urteil ist ihrer Meinung nach zu gering ausgefallen. Der BGH gibt der Familie Recht und hebt Ende 2015 das Urteil auf. Der gesamte Prozess wird nun in Paderborn wieder aufgerollt. Brisant an dem Fall: Nur zwei Wochen vor dem Mord des Sohnes stirbt schon Bernhard Marx’ Bruder – wie er Nebenerwerbslandwirt. Bernd Marx findet seinen Bruder auf dessen Hof, betrunken von der Treppe gestürzt. Doch merkwürdige Veränderungen im Haus stellen eine ganze Familie noch immer vor Rätsel. Zwei Tote in einer Familie innerhalb von nur zwei Wochen. Eine Verbindung zwischen beiden Fällen schließt die Staatsanwaltschaft aus. Familie Marx muss nun ohne ihren Sohn und ohne den Bruder auskommen. Neben d
Janine und Torben sind 27 Jahre alt. Das Ehepaar aus Ostwestfalen verbindet eine große Liebe. Sie wünschen sich von ganzem Herzen ein Kind. Seit Jahren versucht Janine, schwanger zu werden, doch ohne Erfolg. Fast 20 Prozent aller Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlos. Darüber reden will kaum einer. Es ist ein Tabu, das mussten auch Janine und Torben erfahren. Wie oft haben sie zu hören bekommen: „Ihr konzentriert euch nur auf eure beruflichen Karrieren! Wollt ihr gar kein Kind?“ Offenbar meinen viele Menschen, ungewollte Kinderlosigkeit sei ein Versäumnis von Paaren, die zu lange mit der Familienplanung gewartet haben. Doch Janine und Torben sind noch jung, unter 30 Jahre alt. Ihre Kinderlosigkeit hat körperliche Ursachen. Auf natürlichem Wege schwanger zu werden ist für Janine und Torben fast unmöglich. Das junge Ehepaar begibt sich in eine Kinderwunschbehandlung. Eine große Belastung für die Beziehung. Janine und Torben ordnen ihr Leben dem Kinderwunsch unter. Sie tun alles, damit Janine schwanger wird. Sämtliche Urlaubstage werden für die Arzttermine geopfert, alles dreht sich um die Behandlung. Janine schluckt Hormone, um möglichst viele Eizellen reifen zu lassen. Die Medikamente haben starke Nebenwirkungen. Oft kann Janine nur unter Schmerzen arbeiten. Aber für ein eigenes Kind würde sie alles geben. In der Sendereihe „Menschen hautnah“ hat Florian Aigner das junge Ehepaar zwei Jahre lang durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Als eine weitere künstliche Befruchtung fehlschlägt, fällt Janine in eine Depression. Sie fühlt sich als Frau minderwertig. Torben kann ihr nicht helfen. Eine schwere Prüfung für die junge Ehe. An dem Schicksal der ungewollten Kinderlosigkeit zerbrechen viele Beziehungen. Wenn die Sehnsucht nach einem Kind unerfüllt bleibt, droht die Liebe zu scheitern. Werden Janine und Torben als Paar diese schwere Zeit überleben? (Text: WDR)
Elf Jahre lang ging Nenad M. auf eine Förderschule in Köln. Er galt als geistig behindert. Jetzt will der 19-Jährige das Land NRW verklagen. Er will beweisen, dass die Diagnose der Experten falsch gewesen ist. Es wäre die erste Klage dieser Art in Deutschland. Als Nenad M. eingeschult wurde, konnte er kein Deutsch. Er sprach nur Romanes, die Sprache der Roma. So wie seine Eltern, die vor Krieg und Elend aus Serbien nach Deutschland geflohen waren. Die Lehrer beauftragten Sonderpädagogen, den verängstigten Jungen, der in der Klasse kein Wort sagte, zu begutachten. Das Ergebnis: Nenad habe einen IQ von 59. Damit galt Nenad als geistig behindert. Er kam auf eine Förderschule für geistige Entwicklung. „Ich wusste immer, dass ich da nicht hingehöre“, sagt Nenad. Er habe auf der Schule keine Freunde gehabt und sich ständig unterfordert gefühlt. Doch niemand sah das. Weder seine Lehrer noch seine Familie. Erst Kurt Holl, ein Kölner Pädagoge und Aktivist, der sich seit Jahrzehnten für die Rechte der Roma einsetzt, ist Nenads Rettung. „Ich habe ihm gesagt, dass ich die Schule wechseln und einen Schulabschluss machen will“, erinnert sich Nenad. Mit Hilfe des Kölner Elternvereins mittendrin holte Kurt Holl Nenad aus der Förderschule raus und meldete ihn kurzerhand auf einem Kölner Berufskolleg an, wo Nenad, der vermeintlich geistig Behinderte, heute einer der Besten in seiner Klasse ist. Auch Marcel L. aus Duisburg hatte Handicaps, als er eingeschult wurde. Er kam aus schwierigen sozialen Verhältnissen und hatte einen schweren Sprachfehler. So kam er zunächst auf eine Förderschule für schwer Erziehbare. Doch auch er schaffte es auf eine Regelschule – weil er einen Lehrer hatte, der sein Potential erkannte. Der ehemalige Förderschüler bereitet sich heute auf einer Gesamtschule auf das Abitur vor. Wie viele Schüler aber schaffen den Sprung von der Förderschule ins Regelschul-System? Ist Marcel ein Einzelfall? Verlässliche Statistiken hierzu gi
Am Anfang war der Charme des Ungewöhnlichen und Wagemutigen. Ein paar Brandenburger Landratten wollten mit einem alten Fischkutter aufs Mittelmeer, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Dann geschah, was kaum einer erwartet hatte: Die Sea-Watch rettete über 2.000 Menschen das Leben, Unterstützer spendeten über eine Million Euro. Die Reibungsverluste auf dem kleinen und maroden Schiff waren allerdings enorm, die Organisation ein Chaos. Schon im vergangenen Jahr hatte Menschen hautnah – Autor Peter Podjavorsek die Sea-Watch auf einer ihrer ersten Ausfahren begleitet und wurde Zeuge, wie das kleine Sea-Watch-Boot über 1.000 Menschen vor dem Ertrinken rettete. Ein Jahr nach dem Start ist Sea-Watch professioneller geworden. Die Organisation hat ein neues Schiff, die Sea-Watch 2, gekauft, größer und besser als das Alte. Gleichzeitig wurde ein Ultraleichtflugzeug angeschafft. Ruben Neugebauer, von Anfang an bei Sea-Watch dabei, hat extra einen Flugschein gemacht, um die Maschine über die Alpen zu fliegen und Aufklärungsflüge vor der Küste Libyens durchzuführen. So will Sea-Watch die Suche nach Flüchtlingsbooten verbessern. Kritik, dass es schon genug Flüchtlinge in Deutschland gäbe, will Ruben nicht gelten lassen. Der 27-Jährige glaubt nach wie vor an eine offenere und gerechtere Welt: „Ich bin in Deutschland per Zufall geboren. Das waren die goldenen Jahre, in denen ich groß geworden bin. Und ich hab dafür nichts getan. Und dann frag ich mich halt auch, mit welchem Recht ich mir herausnehmen soll zu sagen: Für mich soll das alles da sein, aber für andere nicht.“ Zunächst beginnen die Rettungsaktionen wie erwartet. Die Schiffscrew rettet hunderte Flüchtlinge vor dem Ertrinken. Doch plötzlich treten unerwartete Schwierigkeiten auf. Bei einer ihrer Rettungsaktionen ist die Schiffsbesatzung mit der libyschen Küstenwache konfrontiert. Nach langem Flug aus Deutschland nach Djerba erhält das kleine Sea-Watch-Flugzeug von den tunesischen Beh
Mit 43 Jahren fragt sich die Verlagsangestellte Marina S., ob sie wirklich noch bis zur Rente „an einem Schreibtisch“ arbeiten wollte. Auf der Suche nach etwas Neuem beginnt sie Stellenanzeigen zu wälzen und stolperte dabei über eine Anzeige mit dem Text „SOS-Kinderdorfmutter gesucht“. Die Anzeige will ihr nicht wieder aus dem Kopf; klingt das, was dort beschrieben wurde, doch so anders als alles, was sie bislang gemacht hat. Nach einem einjährigem Praktikum in einem Kinderdorf und anschließender dreijähriger Ausbildung zur „Erzieherin für Jugend- und Heimerziehung“ ist es soweit: Marina wird eine eigene Kinderdorf-Familie gründen. Ihr Lebensgefährte Thomas trägt die Entscheidung mit, auch wenn er weiß, dass er seine Marina ab sofort mit den Kindern wird teilen müssen. Meist sind es zwischen vier und sechs Kinder, die zu einer SOS-Familie gehören. Marina wird also praktisch über Nacht Chefin einer Großfamilie, Managerin, Erzieherin – aber kann sie auch die Mutter sein? „Ich bin jetzt die Frau, die fremde Frau – die ihnen morgens, mittags, abends eine Mahlzeit gibt und sich mit ihnen beschäftigt und spielt und sie ins Bettchen bringt und ich hoffe, dass aus der fremden Marina eine Vertraute wird.“ Filmemacher Frank Papenbroock begleitet Marina ein Jahr lang bei dieser Familiengründung der etwas anderen Art. An einem Abend im August kommen die ersten beiden Geschwisterkinder, kurz danach drei weitere Geschwisterkinder – sie alle sind aus mehr oder minder schwierigen familiären Verhältnissen. Was brauchen diese Kinder? Regeln, Erziehung, Sicherheit? Oder brauchen sie auch Liebe? Welche Rolle spielen die leiblichen Eltern und wie schafft es Marina, diesen Kindern zu geben, was sie brauchen? Der Film lotet aus, was es heißt Kinderdorfmutter zu sein. Das Ergebnis ist ein Langzeitporträt, das den allmählichen Wandel in einer neu entstandenen Ersatzfamilie zeigt und Einblick in die geschlossene Welt eines Kinderdorfs gewährt. (Tex
„Da ist auf irgendeine Weise das Vertrauen ineinander verloren gegangen“, sagt Cornelia Knöfel. Sie ist Umgangsbegleiterin und betreut Paare, die sich nur noch um ihre Kinder streiten. Manchmal ist es allein die neue Frisur der Kleinen, die schon Anlass zu Ärger gibt. Deshalb regelt Cornelia Knöfel Übergaben, Kindergeburtstage, Urlaubszeiten und vieles mehr. Sie begleitet zum Beispiel die 9-jährige Charlize zu allen Treffen mit ihrem Vater. Das Mädchen sieht ihren Papa alle 14 Tage für eineinhalb Stunden. Charlize Vater ist über die Umgangsbegleitung nicht begeistert, aber ohne Cornelia Knöfel hätte er seine Tochter zunächst nicht mehr sehen dürfen. In 80 Prozent der Fälle sind es Väter, die Cornelia Knöfel beim Umgang begleitet. Die Umgangsbegleitung wird vom Jugendamt angeboten, manchmal auch vom Gericht angeordnet. Zwischen Charlize Vater und seiner Ex-Frau gibt es trotz Umgangsbegleiterin immer wieder Ärger. Ihre Tochter Charlize leidet unter der angespannten Situation.
Als Susanne Reichardt 45 Jahre alt ist, heiratet die fünffache Mutter den Heilpraktiker Siegfried Reichardt. Es ist ihre zweite und seine vierte Ehe. Diesmal scheint es die ganz große Liebe zu sein: „Ich dachte, dieser Mann ist das Absolute, er trägt mich auf Händen, der guckt, dass es mir gut geht, und immer das: Wenn Dir was fehlt, ich bin ja Mediziner, ich sorg mich um dich, ich mach alles.“ Zehn Jahre später ist klar, dass diese Liebe nicht nur gescheitert ist, sondern auch Folgen für Susanne Reichhardts Gesundheit hat. Schon kurz nach der Hochzeit beginnen die Probleme. Susanne Reichhardt fühlt sich von ihrem Mann dominiert und ist unglücklich. Zwei Jahre später entdeckt Susanne Reichhardt plötzlich einen Knoten in ihrer Brust. Ihr Mann behandelt sie daraufhin mit alternativer Heilmedizin, aber die Mittel helfen nicht. Es geht ihr immer schlechter und sie muss ins Krankenhaus. Dort drängen die Ärzte auf Chemotherapie. Siegfried Reichardt überzeugt seine Frau jedoch, keine Chemotherapie zu machen. „Er hat mir das so lange ausgeredet, dass Chemotherapie überhaupt keine Heilungschance bewirkt. Kein Arzt würde an sich selber oder seiner Familie jemals eine Chemo durchführen lassen.“ Der Tumor wächst in Folge ungehindert weiter und bricht schließlich durch die Haut. Wieder kommt sie ins Krankenhaus. Die dortigen Ärzte sind über ihren Zustand entsetzt und sie bekommt ihre erste Chemo. Trotzdem kehrt Susanne Reichhardt zurück in das gemeinsame Zuhause, denn ihr Mann verspricht, sich gut um sie zu kümmern. Das Siechtum der Susanne Reichhardt geht weiter. Nach drei Tagen zu Hause geht es ihr so schlecht, dass sie in Todesangst die Polizei ruft. Die Beamten lassen sie sofort per Notarzt in die Klinik bringen. Nun endlich – mit Hilfe ihrer Kinder – wird ihr klar, dass sie ihrem Mann viel zu lange vertraut hat. Doch für Susanne Reichhardts Körper ist es längst zu spät, die Ärzte diagnostizieren Brustkrebs im Endstadium. Fachärzte, di
Es soll eine Traum-Expedition werden. Mario Bornschein, Outdoorladen-Besitzer aus Berlin, will ganz normale Menschen aus der Großstadt auf einen der höchsten Berge der Welt bringen, den mehr als 8.000 Meter hohen „Broad Peak“ in Pakistan. Begleitet von einem Radiosender werden zehn Bewerber ausgewählt, darunter auch die Sozialarbeiterin Dana H., die noch nie in ihrem Leben auf einem so hohen Berg gestanden hat. Nach sorgfältiger Vorbereitung startet das Team mit Dana als einziger Frau im Juni 2013 nach Pakistan. Mario Bornschein ist der Leiter. Bald zeigt sich, dass Dana zu den fittesten Teilnehmern gehört. Als Einzige schafft sie es, mit Mario auf über 7.000 Meter zu kommen. Auch wenn sie und die Anderen das eigentliche Ziel, den Gipfel, nicht geschafft haben, sind alle glücklich. Doch dann passiert das Unfassbare: Ganz in der Nähe eines Zwischencamps rutscht Dana auf einer kleinen, hölzernen Brücke aus und stürzt in einen eiskalten Gebirgsbach. Sie kann sich nicht festhalten und gerät in eine Eisspalte. Die Tour, die als Werbung für den Bergsport gedacht war, wird zum tödlichen Desaster. Auch der Berliner Extremsportler und Fotograf Mike Fuchs plant eine ganz besondere Expedition, die Winterbesteigung des höchsten Berges Alaskas, des 6.190 Meter hohen „Denali“ (auch bekannt als ‚Mount McKinley‘). Seine Berggefährtin ist Sylvia M. aus Dessau, die als erste Frau diese Besteigung im Winter wagen will. 2014 starten die beiden, nach langer Vorbereitung. Anfangs läuft alles gut, doch dann wird das Wetter schlecht. Die beiden verlieren sich im Sturm aus den Augen. Für Sylvia wird es eine Reise ohne Wiederkehr. Mike überlebt nur knapp. In beiden Fällen sind die Bergsteiger mit dem Tod ihrer engen Kameradin konfrontiert – und auch mit dem Schock und der Trauer der Familien der Verstorbenen. Während Danas Familie Mario dankbar ist, dass er den Leichnam zurück nach Deutschland gebracht hat, muss sich Mike anfangs mit schweren Vorwürfen au
Die heimliche Liebe basiert auf Lügen. Kann daraus trotzdem wahre, alltagstaugliche Liebe werden? Viele Geliebte erhoffen sich das. Sie glauben, wenn er oder sie sich vom Partner trennt, wird alles gut. Stimmt das? Wir haben vor eineinhalb Jahren über Rolf, Manuela und Brigitte berichtet. Alle drei waren damals Geliebte. Was ist aus ihren heimlichen Liebschaften geworden, sind die Drei heute glücklich? Menschen hautnah hat sie 18 Monate später noch einmal getroffen. Rolf liebte viele Frauen und viele Frauen liebten ihn. Heute nimmt er das Wort Liebe nicht mehr gern in den Mund. Er sei zu oft verletzt worden, sagt er. Vor 18 Monaten war er mit Karin im siebten Himmel. Rolf war Karins Geliebter und tatsächlich trennte sie sich nach einigen Monaten von ihrem Partner. Rolf konnte sein Glück kaum fassen, romantische Stunden und zwei Urlaube folgten. Doch irgendwann fing Karin an sich von Rolf zu distanzieren. Sie wurde kühler, zeigte weniger Interesse. Rolf sagt, das Finanzielle wurde für Karin immer wichtiger. Seine Freunde hätten ihn schon vorher gewarnt. Karins Ex-Partner spielte auch wieder eine Rolle in ihrem Leben. Nach sechs Monaten Glück kam es zum großen Streit, zum Eklat. Seitdem ist Funkstille und Karin ist verschwunden. Rolf ist traurig, sein Traum vom Glück geplatzt, aber er hat eine neue Frau kennengelernt. Wird er sich noch einmal trauen, die Liebe zu wagen? Manuela lebt heute wieder mit ihrem Ehemann zusammen. Vor zwei Jahren hatte sie eine längere Affäre mit ihrem verheirateten Jugendfreund. Er versprach, sich von seiner Frau zu trennen. Doch nichts geschah. Manuela litt, hatte kein Selbstbewusstsein, fühlte sich abhängig und klein. Irgendwann wusste sie keinen Ausweg mehr und trennte sich von ihrer großen Liebe. Heute hat sie wieder zu sich gefunden, ist amtierende Miss Germany 50 und endlich wieder glücklich. Trauert sie ihrer großen Liebe trotzdem nach? Zehn Jahre lang heimliche Treffen in Hotels und entlegenen Orten – das war Bri
Köln, 31.12.2015, 22.30 Uhr. In der Leitstelle der Polizei in Köln geht ein erster Notruf ein. Eine junge Frau meldet sich: „Man kann am Bahnhof gar nicht mehr durch die Menge gehen. Wir sind schon von ganz vielen angefasst und mit Böllern beschmissen worden. Es ist wirklich grenzwertig und gefährlich.“ Keiner ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass diesem Notruf noch unzählige folgen werden. Und keiner ahnt, dass diese Nacht von Köln in die Geschichte eingehen wird als eine Nacht, die das Land verändern wird. Was aber ist in dieser Nacht geschehen? Und was sind ihre Folgen – bis heute? Rund 500 Anzeigen werden an Silvester und den folgenden Wochen wegen sexueller Übergriffe alleine in Köln aufgegeben. Die AutorInnen dieses Films treffen Frauen, deren Schilderungen das Ausmaß der sexuellen Übergriffe deutlich machen und damit auch die Abgründe, die sich für die Betroffenen in dieser Nacht auftaten. (Text: WDR)
Lydia Fisk hat einen Plan: Sie will eine Musikakademie gründen – in Tansania, am Fuße des Kilimandscharo. Lydia Fisk ist 71 Jahre alt. In Afrika war sie zwei Mal, das ist viele Jahre her. Geboren ist sie im Sauerland, seit 20 Jahren wohnt sie in ihrem kleinen Fachwerkhaus in Euskirchen. Die Pianistin hat viele Jahre als Musikagentin gearbeitet und gibt noch immer Klavierunterricht, um ihre kleine Rente aufzubessern. Sie ist zweimal geschieden und hat von zwei afrikanischen Männern zwei uneheliche erwachsene Kinder. Bis vor wenigen Wochen hat sie sich um einen ihrer Enkel gekümmert, doch der Teenager braucht sie nun nicht mehr. Niemand braucht sie mehr in Deutschland, sagt sie. Sie ist frei – aber einsam. Alle nabeln sich ab, nur Oma nicht – Lydia Fisk empfindet eine große Leere in ihrem Leben. Und dann hat sie eine Idee: Warum nicht ihren Kindheitstraum verwirklichen? Warum nicht nach Afrika auswandern? Vielleicht wird sie da gebraucht? Afrika hat sie schon immer begleitet in ihrem Leben. Als Kind ist sie fasziniert von den vielen Briefen, die ihr Großvater von seinem afrikanischen Patenkind, dem späteren ersten afrikanischen Bischof bekommt. Auch als Erwachsene hat sie Afrika nie losgelassen. In den letzten 10 Jahren sammelt sie mit Benefiz-Konzerten in ihrem kleinen Haus und Spenden-Bitten an Sponsoren fast 160.000,- Euro, finanziert unter anderem eine Schweinefarm, einen Brunnen und – eine Halfpipe für Skater. Lydia Fisk macht ernst: Sie verkauft ihr kleines Fachwerkhaus in Euskirchen, samt den beiden Klavierflügeln und den antiken Möbeln. Der Rest wird verschenkt. Innerhalb von nur sechs Wochen will sie auswandern. Und hat bis dahin noch viel zu tun: Ein letztes Konzert geben. Die Fitness-Matte und die Faszienrolle einpacken. Leere jedenfalls empfindet sie jetzt nicht mehr. Noch hat sie keinen Flügel für ihren Plan und vor allem keinen Klavierstimmer, aber schon ein Haus in Aussicht, das zur Musikakademie werden soll. Als sie in Afrika ankomm
Es war ein sonniger Tag im Mai, als Steffi zum ersten Mal den Knoten in ihrer Brust fühlte. Die Diagnose steht ein paar Tage später fest: Brustkrebs. „Mein Mann ist neben mir zusammengebrochen und ich habe nur gesagt: Was machen wir jetzt?“ Ab jetzt gehört der Gang in die Chemo-Ambulanz des Essener Klinikums zu Steffis Alltag. Sie ist ständig an einem Ort, an dem sie nicht sein möchte. Ihr Mann Erich ist so oft er kann an ihrer Seite. Und doch ist sie viele Stunden allein, bis sie in der Ambulanz Elke, Mandy, Silke und Jenni trifft. Sie alle haben Brustkrebs. Sie alle finden: Die Krankheit ist gemeinsam besser zu ertragen. Und schnell steht auch der Name der Gruppe fest: Die Chemo-Chicas. Ihr Motto? Dem Herrn Krebs den Stinkefinger zu zeigen. Denn alles ist besser als tot! Jenni ist die Jüngste, gerade mal 29 Jahre alt. Ihr Brustkrebs hat sie in die Wechseljahre katapultiert und ihren Plan zerstört, irgendwann eine Familie zu gründen. „Wir sind trotzdem alles keine Jammerlappen, wir sind lebensfroh. Wir sagen nicht ‚oh ich hatte Krebs, mein Leben ist vorbei‘. Nein! Denn wenn du das überlebt hast, dann fängt dein Leben erst an.“ Das Leben der fünf Frauen ist wie eine Achterbahn. Der eine Tag ist voller Zuversicht, dann wieder kommen die Ängste, die Zweifel und die schlechten Nachrichten. So auch bei Silke. Eigentlich dachte sie, sie hätte das Schlimmste überstanden, doch dann finden die Ärzte eine vermeintliche Metastase. Am besten helfen in solchen Krisen können die anderen Chemo-Chicas. Die eine hat schon erlebt, was der anderen noch bevorsteht. Sie wissen, wann man Unterstützung oder aber einfach seine Ruhe braucht. Für die Männer an ihrer Seite ist das nicht immer einfach. Dass sie sich gefunden haben, sei das Beste was ihnen passieren konnte – sagen die Chicas heute. Denn den Krebs kann man nicht einfach so abhaken. „Menschen hautnah“ hat die fünf Frauen ein halbes Jahr lang begleitet. (Text: WDR)
„Meine Mama hätte mich auch – so schlimm wie es klingt – aus dem Fenster schmeißen können. Zum Glück hat sie das nicht gemacht, sondern sie hat mich weggegeben.“ Sherrly ist heute 17. Als ihre Mutter sie dem Jugendamt gab, war sie drei Jahre alt. Bis dahin war ihr Leben mehr als schwer: Die Eltern drogenabhängig und nicht in der Lage, sich um das Mädchen zu kümmern. So kommt Sherrly zu Claudia und ihrem Mann. Claudia betreut hauptberuflich Pflegekinder. Bis heute haben 17 Kinder bei ihr gelebt. Manche bis sie erwachsen waren, Andere nur für ein paar Monate. Auch Natalie und ihr Bruder Martin kommen nach furchtbaren ersten Lebensjahren zu Claudia und ihrer Familie. Ihre Eltern sind Alkoholiker. Die Kinder werden so vernachlässigt, dass es Tage gibt, an denen sie nichts zu essen bekommen. Außer Blumenerde und Tapeten. Diese Not hat die beiden fest zusammengeschweißt, so fest, dass Martin seine Schwester Natalie heute in große Schwierigkeiten bringt. Pflegemutter Claudia gibt jede Menge Fürsorge, Liebe und pädagogisches Wissen. Das Projekt ist eine Herausforderung, auch für die leiblichen Kinder, die fortan ihre Eltern mit den Pflegekindern teilen müssen. Trotz aller Versuche, die Kinder aufzunehmen, als wären sie in diese Familie hineingeboren, bleibt eine tiefe innere Wunde. Dabei geht am Anfang alles gut. Sherryl, Natalie und Martin fühlen sich geborgen, dürfen Kindheit nachholen und erfahren, was Familienleben eigentlich heißt: Gemeinsamkeit, Zuverlässigkeit, Verantwortung füreinander. Doch dann kommt die Pubertät – und alte Wunden brechen auf. Die guten Jahre scheinen wie weggewischt. Quälende Fragen tauchen auf: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Und der Stachel der Vergangenheit beginnt zu wirken. Die Rebellion nimmt überhand. Die Kinder provozieren, lügen, klauen, halten sich kaum mehr an Regeln. Sie entziehen sich den Pflegeeltern, sind nicht mehr ansprechbar, wollen auf einmal nur noch weg und verlassen die heile Welt, die si
Seit 35 Jahren ist Rainer Gresförder stolzer Besitzer eines Metallbaubetriebs. Als junger Mann hat er sich selbstständig gemacht, ganz ohne Kapital und ohne fremde Hilfe. Heute führt er einen mittelständischen Laserbetrieb mit acht Angestellten. Er wird bald 60 Jahre alt und ist nicht mehr gesund. Ihn plagen Allergien, Atemnot und seit kurzem auch Herzrhythmusstörungen. Nun sucht er einen Nachfolger für sein Lebenswerk, denn er weiß: Der Stress im Betrieb ist Gift für seine Gesundheit. „Ich habe ja nicht 35 Jahre gekämpft wie ein Löwe, um so früh zu sterben.“ Rainer Gresförders Betrieb gehört zu den 3,3 Millionen Kleinstunternehmen in Deutschland mit unter 10 Beschäftigten. Der demografische Wandel hat auch diese Betriebe im Griff. Waren 2002 12% der Unternehmer zwischen 60 und 80 Jahre alt, sind es heute etwa 22%. Die eigenen Kinder haben oft andere Pläne, wollen nicht in die Fußstapfen der Eltern treten. Das ist ungefähr bei der Hälfte der Familienunternehmen der Fall. Doch den eigenen Betrieb zu verkaufen – das macht man nur einmal im Leben, das hat kein Unternehmer gelernt. Auch Rainer Gresförder nicht. Eine riesige Herausforderung. Nicht nur die vielen steuerlichen, rechtlichen und finanziellen Fallstricke sind bedrohlich. Irgendwann heißt es Abschied nehmen. Was aber bleibt, wenn der bisherige Lebensinhalt abhandenkommt? Rainers aus Marokko stammende Frau Faouzia unterstützt ihn so gut sie kann. Seit 2008 sind sie ein Paar. Sie macht die Buchführung, kontrolliert die Lieferscheine und Rechnungen, hat auch schon in der Werkstatt gearbeitet. Ihr macht die Arbeit großen Spaß. Verkaufen – davon ist sie überzeugt – sollte er nur, wenn der Preis stimmt. Bislang sind alle Interessenten abgesprungen. Denn darüber, was so ein Lebenswerk wert ist, kann man sich streiten. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau schätzt, dass bis zum Jahr 2018 etwa 620.000 Inhaber der kleinen und mittleren Unternehmen die Übergabe oder den Verkauf ihres U
In keiner Zeit des Jahres wird mehr geflirtet, geknutscht und gefeiert als an Karneval. Vor allem im närrischen Rheinland gibt es viele Paare, die sich beim Straßenkarneval kennengelernt haben und seither zusammengeblieben sind. Wir stellen drei Paare vor, die sich verkleidet ineinander verliebt haben. Hat ihre Liebe auch der Realität standhalten können? Wir haben sie knapp ein Jahr lang begleitet. – Nadine und Felix Die beiden haben sich Weiberfastnacht 2016 kennengelernt, auf einer Karnevalsparty in der Beethovenhalle in Bonn. Der 28-jährige Felix hatte die Qual der Wahl, denn Tanzmariechen Nadine feierte zusammen mit ihrer eineiigen Zwillingsschwester Nicole. Zunächst war der coole Cowboy Felix tatsächlich an der Schwester interessiert, doch ihm gefiel die zurückhaltende Art von Nadine und er entschied sich für sie. Schon am ersten Abend nahm er die 25-Jährige mit nach Hause und am nächsten Tag stand für beide fest: Wir sind ein Paar. Kurze Zeit später zog Felix bei Nadine ein. Zu schnell für die junge Liebe? – Kerstin und Freddy Ihre Liebe begann Weiberfastnacht 2014 beim Straßenkarneval in der Kölner Südstadt. Vor einem Kiosk kam Kerstin mit Freddy ins Gespräch. Sie flirteten heftig und tauschten Telefonnummern aus. Danach verloren sie sich im Getümmel. Kerstin war nur zu Besuch in Köln, sie lebte in Trier. Deshalb war Freddy anfangs auch verhalten, er wollte keine Fernbeziehung. Nach vielen Telefonaten besuchten sie sich schließlich gegenseitig und verliebten sich. Nach einem Jahr beschloss Kerstin, ihre Wohnung und ihren Job in Trier aufzugeben und nach Köln zu ziehen. Eine harte Belastungsprobe für die noch frische Beziehung. – Melanie und Sascha Melanie wurde an einem Rosenmontag geboren und Karneval ist, seit sie denken kann, ihr Leben. Sie war Funkenmariechen, Kinderprinzessin und vor allem der Straßenkarneval wird bei ihr jedes Jahr durchgefeiert – von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag. Sascha hingegen kommt aus einer F
Ein Mann in einem Anzug, der an einen Astronauten erinnert, stiefelt durch den tiefen Schnee einer abgeschiedenen Wildnis in Süddeutschland. Seit fast 15 Jahren ist Ulrich auf der Flucht vor einer unsichtbaren Gefahr. Er hat keine Postadresse, kein stationäres und erst recht kein mobiles Telefon. Denn er ist sich sicher: Elektromagnetische Strahlung, wie sie von Handys, WLAN, Bluetooth und Notrufnetzen ausgeht, macht ihn krank. Doch in Deutschland ist Elektrosensibilität nicht als Krankheit anerkannt. Von vielen Wissenschaftlern und Ärzten wird Ulrichs Leiden für Hypochondrie gehalten. Und von den meisten seiner Mitmenschen wird Ulrich als Spinner abgetan. Er selbst ist dagegen sicher: Wenn er sich zwei Tage in der Strahlung aufhalte, bedeute das für ihn den Tod.Bevor Ulrich strahlenkrank wurde, war er Kommunikationselektroniker. Schon als Kind hantierte er mit allem, was elektrisch war. Mit 15 Jahren baute er Autotelefone ein und wurde Unternehmensberater für Telekommunikation, da war er noch keine 20 Jahre alt. Doch dann kamen die Symptome. „Es ist wie wenn dir jemand die Steuerung über deinen Körper nimmt. Du hast keine Kraft mehr, dein Blut spinnt, dein Herz spinnt.“ Seitdem lebt er zurückgezogen in einem winzigen strahlenfreien Reservat. Es ist der einzige Lebensraum, der ihm bleibt, ein kleiner Fleck, auf dem er in seinem isolierten Wohnwagen leben kann. Doch auch dieser Fleck ist bedroht. Tag für Tag wird das Mobilfunknetz enger geknüpft, wird irgendwo ein neuer Funkmast gebaut. Die Deutschen wollen erreichbar sein an jedem Ort, zu jeder Zeit. Über 100 Millionen Handyverträge gibt es allein in Deutschland. Ulrich versucht zu beweisen, dass seine Krankheit real ist, dass Tausende neben ihm die gleichen Symptome spüren. Und er glaubt fest daran, dass seine Symptome früher oder später auch alle anderen erfassen werden, die der Strahlung ausgesetzt sind. Bislang kämpft er gegen Windmühlen. Seine Forderung nach funkfreien Zonen wird von alle
Obwohl Aissatou K. mit 1.600 Euro in den Miesen steckt, kauft sie weiter ein. Sie weiß, dass das ein Fehler ist. Aber ihre schwere Kindheit hat Spuren hinterlassen. Die 24-Jährige will das „Loch in der Seele“ stopfen und sich beim Einkaufen „was Gutes tun“. Doch gleichzeitig will Aissatou raus aus der Schuldenfalle. Die Hartz IV-Empfängerin hat erkannt, dass sie dabei auf Hilfe angewiesen ist. Als die Schuldnerberaterin mit ihren Gläubigern einen Vergleich aushandelt, keimt Hoffnung auf. Ob Aissatou diese Chance zum Neuanfang ergreift? Einen solchen Neuanfang will auch die 21-jährige Monique W. versuchen, die vor kurzem Mutter geworden ist. Sie hat sogar um die 6.000 Euro Schulden. Wachgerüttelt hat sie ihre kleine Tochter: „Ich habe noch Verantwortung für jemand anderen“, hat Monique gemerkt. Sie will auf jeden Fall verhindern, dass ihre Tochter unter ihren Schulden jemals leiden muss. Am liebsten würde die Alleinerziehende wieder arbeiten. Sie kämpft für eine berufliche Perspektive, eine spezielle Teilzeitausbildung für Mütter. Ihren Schuldenberg und die Sorgen um ihre familiäre Zukunft könnte sie loswerden – aber nur, wenn ihr Antrag auf Privatinsolvenz durchkommt. Monique und Aissatou sind zwei von 1,66 Millionen Menschen unter 30 Jahren, die sich ihr Leben eigentlich gerade aufbauen wollen, aber überschuldet sind. Sie shoppen online auf Kredit oder Rechnung, kaufen auf Raten oder schließen Verträge, ohne die Folgen abzuschätzen. Noch nie hat es so viele junge Menschen gegeben, die in die Schuldenfalle gerutscht sind. Seit 2004 hat sich ihre Zahl verdoppelt. Jeder siebte junge Erwachsene kann nicht mehr seine Rechnungen bezahlen. Auch der 25-jährige Benny hat sich gründlich verkalkuliert – was auch ihm den Start ins Berufsleben schwer macht. Irgendwas zwischen 5.000 und 10.000 Euro – wie hoch seine Schulden sind, weiß Benny nicht. Sein Vater hat ihm, als er klein war, noch jeden Wunsch erfüllt. In der Lehre zum Servicemech
Marianne und Marlies sind am selben Tag im selben Krankenhaus geboren. Dieser Zufall hat ihr Leben für immer verändert, denn Marianne und Marlies wurden kurz nach ihrer Geburt vertauscht. Sie wuchsen in zwei Welten auf, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Marlies verbrachte eine wohlbehütete Kindheit in bürgerlichen Verhältnissen in Ostdeutschland. Marianne hatte eine schlimme Kindheit in Westberlin. Sie wurde körperlich misshandelt und sexuell missbraucht. Marianne wollte diese Kindheit eigentlich für immer vergraben. Niemand sollte erfahren, was sie erleben musste. Ein Anruf vor 11 Jahren ändert alles und stellt ihr bisheriges Leben auf den Kopf. Die Anruferin – Karin – erzählt von ihrer Vermutung, dass nicht Marlies, sondern Marianne ihre Schwester sein könnte. Zwei Tage später sehen sich die beiden Frauen zum ersten Mal und wissen sofort: Wir sind Schwestern. Sie machen einen DNA-Test und erhalten den Beweis. Marianne ist die Tochter von Karins Mutter. Sie wurde durch den Fehler einer Hebamme kurz nach ihrer Geburt vertauscht. Was wäre aus ihrem Leben geworden, hätte es diesen Moment nicht gegeben? Wäre es ein glücklicheres Leben geworden? Diese Frage stellt sich Marianne immer wieder. Begleitet von Menschen hautnah machen sich die Schwestern vor eineinhalb Jahren auf die Suche nach Mariannes verlorenem Leben. In unserem ersten Film erzählt Marianne ihrer Schwester, dass sie mit 13 Jahren ein Kind bekommen hat. Dieses Kind – ein Mädchen – musste sie aber direkt nach der Geburt zur Adoption freigeben. Marianne hat nie wieder etwas von diesem Kind gehört und will auch keinen Kontakt. Ihre Schwester Karin kann diese Entscheidung nicht verstehen und hofft, dass Marianne ihre Tochter eines Tages suchen wird. Damit endeten unsere Dreharbeiten. Einige Monate nach unserem Film meldet sich die unbekannte Tochter. Eine Freundin hatte ihr von der Reportage erzählt und gemeint, es könnte sich dabei um ihre Mutter handeln. Das Jugend
Kai R. ist ein Scheidungskind und beim Vater in Kevelaer am Niederrhein aufgewachsen. Die Mutter war nie für ihn da, schrieb nicht einmal Karten zu Kais Geburtstagen. Vater Günter war Kais Hauptbezugsperson. Was beide jahrzehntelang nicht wussten: Kai ist nicht Günters leiblicher Sohn. Dies erfährt Kai vor einigen Jahren von seinem Onkel, dem Bruder der Mutter. Er nennt Kai auch den Namen des potenziellen biologischen Vaters. Kai und Günter lassen schließlich einen Vaterschaftstest machen. Das Ergebnis ist für beide ein Schock. „Die Frage war ja auch, als wir den gemacht haben, was ist denn, wenn ich es nicht bin? Für uns stand schon von vornherein fest, da wird sich nichts zwischen uns ändern. Er war immer mein Sohn und wird auch immer mein Sohn bleiben“, so Günter. Trotzdem sucht Kai nach seinem biologischen Vater, glaubt schließlich, ihn gefunden zu haben und verlangt auch von ihm einen Vaterschaftstest. Der weigert sich. Auch Kais Mutter will eine Vaterschaftsklage verhindern. Sie sagt, sie habe Günter schon vor langer Zeit darüber informiert, dass er vielleicht nicht der biologische Vater sei. Kai ist maßlos enttäuscht – von seiner Mutter und von seinem potentiellen Vater: „So wie es jetzt abläuft, hätte sie mich auch damals verkaufen können. Ich war ihr halt, glaube ich, egal.“ Doch der 37-Jährige will nicht aufgeben und kämpft vor Gericht um sein Recht, zu wissen, wer sein biologischer Vater ist. Liane S. hat sich immer einen anderen Vater gewünscht, denn ihr Vater trank und schlug sie. „Da war immer dieser kindliche Wunsch, jetzt kommt ein Vater und nimmt dich mit. Endlich ist alles gut. Aber ich habe mich geschämt für diesen Gedanken.“ Und der Retter kommt nicht. Stattdessen sagt die Mutter vor etwa fünf Jahren beim Durchblättern eines Fotoalbums: „Jetzt habe ich endlich Fotos für Christian.“ Liane begreift sofort, dass sich hinter dem Satz ein Familiengeheimnis verbirgt. Sie recherchiert und findet nach 44 Jahren
Der 77-jährige Klaus S. ist ein Mann, der niemals aufgibt. Seit langem kämpft er gegen die Zwangsversteigerung seines Wohnhauses und legt sich dabei mit vielen, vielen Menschen an. Mit Prozessen, Eingaben, Beschwerden, Befangenheitsanträgen, Widersprüchen und Strafanzeigen. Seine Freundin Ursula ist sein rettender Engel. Seit sich die beiden vor zehn Jahren kennengelernt haben, unterstützt ihn die heute 74-Jährige, wo sie kann. Klaus und Ursula sind ein Liebespaar der ganz besonderen Art. Zwei Jahre nach dem ersten Film über die beiden („Alt, verliebt und kämpferisch“, Erstsendedatum: 12.03.2015) zeigt „Menschen hautnah“-Autorin Erika Fehse, wie die Geschichte von Klaus und Ursula weitergeht. Ihre Liebe wird immer wieder durch neue Schwierigkeiten auf die Probe gestellt. Schon zu Beginn ihrer Beziehung steckte Klaus S. mit seiner Firma in großen finanziellen Schwierigkeiten. Er machte Verluste, und die Sparkasse verlangte, dass er wegen seines Alters einen Nachfolger findet – vergeblich. Kredite wurden gekürzt, es folgten Insolvenz, Kontopfändung und die Anordnung zur Zwangsversteigerung seines Privathauses. Doch Freundin Ursula hat Geld und finanziert all seine Prozesse. Bis heute ist Klaus S. überzeugt, dass die Sparkasse ihm mehr als 400.000 Euro zu viel Zinsen berechnet und ihn so in den Ruin getrieben habe. Er hat sogar ein Gutachten erstellen lassen, das das beweisen soll – bezahlt von Ursula. Doch das Gutachten wurde von den Gerichten nicht berücksichtigt. Beruhigen kann und will sich Klaus S. nicht: „Die Gedanken an – ich will jetzt nicht sagen Rache, aber an Vergeltung – die kommen aus meinem Kopf nicht mehr raus. Und ich möchte diese Leute bestrafen. Immer noch. Die mir das angetan haben.“ Er ist ein Dickschädel – von Kindesbeinen an. Sein Vater hatte ihn oft gedemütigt, erniedrigt, sagte immer wieder: „Alles, was du mal wirst, das fängt mit „Hilfs-“ an: Hilfsarbeiter, Hilfszeitungsausträger und, und, und …
Wenn die „große Liebe“ scheitert, tut das weh. An einem gebrochenen Herzen, dem so genannten „Broken Heart Syndrome“ kann man sogar sterben. Oft bleiben dauerhafte Narben. Liebeskummer kann aber auch eine Chance sein, der Startschuss zu einem Neuanfang. Mr. Perfect liebt eine Andere Den Traum von der großen Liebe hatte Lillemor eigentlich schon aufgegeben, doch dann trifft die alleinerziehende Mutter plötzlich ihren Prinzen! Sie liebt ihn, er liebt sie und sie heiraten. Die Ehe mit Mr. Perfect hält mal gerade ein Jahr – er verlässt sie für eine andere Frau und Lillemor ist am Boden zerstört. Sie kann nichts mehr essen, magert total ab und fasst schließlich einen Entschluss: So kann es nicht weitergehen! Familiengründung gescheitert Heiraten, Haus kaufen, Kinder kriegen – das waren bisher Heikes Ziele, davon machte die 36-jährige ihr Lebensglück abhängig. Dabei tat ihr der Partner, mit dem Heike die Familiengründung realisieren wollte, gar nicht gut. Als ihr das klar wird und sie sich schweren Herzens trennt, stürzt sie in ein tiefes Loch. Alleine kommt sie aus dem Tief nicht raus, deshalb entschließt sie sich mithilfe eines Liebeskummer-Coachings einen Neustart zu versuchen. Sie soll lernen, sich selber glücklich zu machen – ob man das mit Mitte 30 noch lernen kann? Frau weg, Haus weg Alexander wird in einer dramatischen Polizeiaktion von seiner Freundin vor die Tür gesetzt, er verliert über Nacht nicht nur die Liebe seines Lebens, sondern auch sein Zuhause. Der 52-Jährige steht vor dem Nichts – statt in Liebeskummer zu versinken, stürzt er sich in die Arbeit und startet viele Projekte gleichzeitig. Aber Alexanders coole Fassade bekommt Risse und wir können erahnen, wie es dahinter aussieht. Aufgeben oder Weitermachen? Vor dieser Frage stehen alle, wenn sich herausstellt, dass die „Liebe des Lebens“ plötzlich vorbei ist. Kann ein gebrochenes Herz wieder heilen? Wie kommt man am besten wieder auf die Füße? Und nicht zuletzt
Stefanie Brockhaus ist schwanger, doch der Zeitpunkt dafür ist denkbar ungünstig: Sie hat bereits ein kleines Kind und ihr Partner möchte kein zweites. Nicht jetzt. Denn die Beziehung der beiden steht auf wackeligen Beinen. Er fühlt sich überfordert; sie hat Angst, am Ende mit zwei Kindern alleine dazustehen. Ein Klassiker, denn statistisch gesehen trennen sich die meisten Paare im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes. Abtreibung kommt für Stefanie nicht in Frage. Warum eigentlich nicht, fragt sie sich, sie hatte doch bereits Jahre zuvor einmal abgetrieben? Da war sie 24 Jahre alt, die Schwangerschaft hatte sie damals völlig überrascht. Sie entschied sich, das Kind abzutreiben. Und diese Abtreibung lässt sie nicht mehr los. „Ich frage mich immer wieder, warum ich es so schwer genommen habe. Ich wollte es so, und trotzdem war ich zerstört. Ich musste an meine Mutter denken. Und an die Mütter vor ihr. Waren ihre Kinder eigentlich geplant?“ Stefanie Brockhaus ist Dokumentarfilmerin und beginnt, Fragen zu stellen und die Antworten mit der Kamera aufzunehmen. Sie filmt sich selbst, aber auch ihrer Mutter und Großmutter. Und erfährt so nach und nach das Geheimnis ihrer Familie. Ihre Mutter hat auch abgetrieben. Das zweite Kind. Weil sie nach dem ersten Kind merkte, dass der Vater ihr nicht hilft. „Es war die Zeit der Frauen-Emanzipation und der Selbstbestimmung und das hat einen so bestärkt, dass man endlich sagen konnte: Ich hab’ Recht. Ich darf so etwas entscheiden. Auch gegen das Kind.“ Der Vater hat nichts davon gewusst. Viele Jahre lang. Wenn er seine Tochter Stefanie fragt, an was sie arbeitet, erzählt sie ihm irgendetwas von einem Familienfilm über drei Frauen-Generationen. Aber, dass sie mit ihrer Mutter über ihre Abtreibung spricht, von der er nichts weiß, verschweigt Stefanie. Und fühlt sich nicht gut dabei. Bis sie ihn mit dem Geheimnis konfrontiert. Und dann erzählt auch Stefanies Großmutter zum ersten Mal ihre Abtreibungsges
Er will auf dem Brett stehen, das hat sich Tjorben geschworen. Einmal die Welle reiten, solange es sein Körper noch kann. Tjorben ist 10 Jahre, als der Autor Alexander Ruda anfängt, ihn und seine Familie zu begleiten. Er trifft Tjorben und seine Schwester Linnéa in Dänemark, in einem Surf Camp. Tjorben ist krank, genau wie sein älterer Bruder Finn. Beide leiden an Muskeldystrophie. Die statistische Lebenserwartung der an dieser Krankheit leidenden Menschen ist deutlich verkürzt.
Eine große Liebe, ein gemeinsames Kind, eine Tanzschule … und eine mögliche Trennung, die alles bedroht. Susanne und Rafael gehen durch die schwierigste Zeit ihres Lebens: Fifty-fifty, dass ihre Beziehung das nächste Jahr überlebt – sagt sie. Sechzig Prozent gibt er ihnen. Es steht nicht nur ihre Liebe auf dem Spiel, sondern ihre gesamte Existenz. Seit dreizehn Jahren sind Susanne und Rafael ein Paar, ihre Tochter Paula ist fast genauso alt. Ihre Beziehung begann als heiße Affäre, mittlerweile ist ihr Liebesleben abgekühlt. Die beiden betreiben eine Tangoschule, sind als Tänzer erfolgreich. Als Paar verbringen sie kaum noch Zeit miteinander. Ein Abend zu zweit? Gab es schon seit Monaten nicht mehr. Immer geht das Tanzen vor. Der Alltag frisst ihre Liebe auf und spitzt die Paarkonflikte zu: Sie ist die 120-Prozent-Frau, die im Job alles gibt. Er ist entspannter, will auch mal alle Fünfe gerade sein lassen. Trotz aller Unterschiede hätten sie niemals gedacht, dass sie sich mal um herumliegende Socken streiten würden. Beide wollen die Beziehung retten – jedoch nicht um jeden Preis. Er will sich nicht von ihr verändern lassen, sie nicht von ihren Erwartungen abrücken. Eine Paartherapie scheint ihre letzte Chance zu sein. Doch schon an der ersten Hausaufgabe, einem gemeinsamen Spaziergang, scheitern sie: Das Kind war krank und die Arbeit unaufschiebbar. Neben dem Alltag, der die Liebe erdrückt, wird im Laufe der Gespräche immer klarer: Was vor allem fehlt, ist die Leidenschaft. Was passiert mit der Liebe, wenn das Begehren nachlässt und die Sexualität langsam einschläft? Der Film begleitet Susanne und Rafael ein Jahr lang beim Kampf um ihre Liebe. Schonungslos ehrlich gewähren sie den Autorinnen Einblick in ihre Partnerschaft, lassen die Kamera auch in Momenten großer Verletzlichkeit zu. Am Ende sind die Erschütterungen tiefgreifender, als es Beide jemals für möglich hielten. Die Beobachtung einer Paarbeziehung am Scheideweg: Radikal aufricht
Am 14.7.2016 rast ein Laster auf der Promenade des Anglais in Nizza in die feiernde Menschenmenge. Der Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel tötet binnen Minuten 86 Menschen. Darunter zwei Schülerinnen und eine Lehrerin der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule aus Berlin, die den französischen Nationalfeiertag mitfeierten wollten, direkt am Strand von Nizza. Weitere deutsche Jugendliche werden schwer verletzt. Eine wundervolle Klassenfahrt endet in einem Alptraum. Ein Jahr nach dem Anschlag von Nizza sprechen die überlebenden Jugendlichen und Lehrer bei Menschen hautnah über diese Nacht und ihre Folgen, erstmals im deutschen Fernsehen. Die Filmautoren Harriet Kloss und Markus Thöß sind selbst betroffen, denn ihre Tochter war bei der Klassenfahrt dabei und hat den Anschlag überlebt. Es sind Geschichten von Zufällen, die über Leben und Tod entscheiden, von Panik und Verzweiflung, aber auch von großer Anteilnahme und Unterstützung – auch durch die Anwohner in Nizza, die nach dem Anschlag den Jugendlichen Schutz und Hilfe bieten. Für die Berliner Schülerinnen und ihren Lehrer folgen in dieser Nacht lange Stunden des Bangens und Hoffens. Bis schließlich eine Ahnung zur furchtbaren Gewissheit wird. Zuhause in Berlin muss die Schulleitung verzweifelten Eltern und Angehörigen vom Tod ihrer Kinder und der Lehrerin berichten. Wie haben die Schülerinnen und Schüler, der überlebende Lehrer und die Angehörigen das Jahr danach erlebt, wie den Anschlag in Berlin, bei dem ebenfalls ein Attentäter einen LKW in eine Menschenmenge lenkte? Der Film begleitet sie, zeigt wie sie mit dem Trauma umgehen, jeder auf eine andere Art. „Die Angst ist da, sie ist überall“, sagt die Mutter einer der verletzten Schülerinnen. „Ich fühle mich in Berlin-Neukölln nicht mehr sicher“. Die Schülerinnen und Schüler stecken in diesen Wochen mitten in den Abiturprüfungen. Sie werden in Kürze einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Wie auch ihr Lehrer Fuad Z., der ab dem komm
Harald S. behandelte zwei Jahre lang 160 Patienten in drei florierenden Praxen. Einige Menschen kamen mit schweren Erkrankungen zu dem freundlichen Mitt-50er. Niemand schöpfte den Verdacht, dass „der Herr Doktor“ im weißen Kittel in Wirklichkeit gar kein Arzt, sondern nur gelernter Fußpfleger ist. Ein Zufall brachte das Kartenhaus dann zum Einstürzen. Für seine Taten saß der Hochstapler fünf Jahre lang im Gefängnis. Als „Arzt“ genoss er Wohlstand und freute sich über Kontakt zu High Society. Doch das liegt lange zurück. Heute ist er einsam und arm. Trotz des tiefen Vertrauensbruchs, den die falsche Identität von Harald S., bei Freunden und Bekannten verursacht hat, gerät seine ehemalige Praxis-Angestellte noch heute ins Schwärmen, wenn sie über die menschlichen Fähigkeiten ihres Chefs berichtet: „Er hat die Patienten in seinen Bann gezogen und konnte die Leute von sich überzeugen.“ So hielt Harald S. im feinen Anzug und mit höflichem Auftreten sogar Vorträge vor medizinischen Fachleuten. Stets kam seine „Kompetenz“ gut an. Zu seiner Entschuldigung sagt er heute: „Ich hab niemanden gefährdet oder abgezockt.“ Auch der 30-jährige Marcel R. genoss die Anerkennung und das Ansehen als Arzt. Auch er glänzte durch Fachwissen, selbstsicheres Auftreten und gewinnendes Wesen. Er präsentierte sich in Hannover als Facharzt für Palliativmedizin und täuschte damit Familien mit todkranken Kindern. Denn: Marcel R. ist gar kein Mediziner. Sein Plan war die Eröffnung eines Kindertageshospizes, das Familien mit schwerstkranken und behinderten Kindern entlasten sollte. „Ich habe nicht an mich gedacht“, behauptet Marcel R. heute nach seiner Entlassung aus der Haft. „Ich musste nur den Arzt spielen, um dieses gute Konzept nach vorne zu bringen.“ So schmückte sich der zierliche Mann mit diversen Titeln: „Dr. med. univ. Mag. Psych.“ Je mehr Titel er sich gab, umso einfacher habe er seine Ziele erreicht. Tatsächlich hat er nie studie
Sophia ist acht Jahre alt. Sie sieht aus wie ein Mädchen, sie fühlt sich als Mädchen. Geboren aber wurde Sophia als Philipp. Doch mit gerade mal 4 Jahren beschließt sie, kein Junge mehr zu sein. Sie will nur noch Röcke und Kleider tragen, lässt sich die Haare lang wachsen und nennt sich wie die Prinzessin aus ihrer Lieblings-Fernsehserie. Am Anfang denken ihre Eltern, das sei vielleicht nur eine Phase. Doch Sophia scheint genau zu wissen, wer sie ist. Sie sagt nicht, dass sie ein Mädchen sein möchte. Sie sagt, dass sie ein Mädchen ist. Wenn sie mit Philipp angesprochen wird, reagiert sie aggressiv. Schließlich überzeugt sie ihre Eltern und ihre drei Brüder, sie als Tochter und Schwester zu akzeptieren. Heike hatte immer die Tochter, die sie sich gewünscht hat. Seit vier Jahren heißt ihre Tochter nun Fynn. Der Transjunge hatte mit 14 sein Coming-out. Die Mutter sagt, es sei nicht leicht gewesen, sich von der Tochter zu verabschieden und einen Sohn zu bekommen. Heute geht es ihr vor allem darum, dass Fynn die Unterstützung erhält, die er braucht. Er hat gerade sein Abitur gemacht und hat jetzt nur einen Wunsch: eine Operation, um sich die Brüste abnehmen zu lassen. Aber wieviel Veränderung muss wirklich sein, um ein glückliches Leben als Trans-Mensch führen zu können? Saskia Fahrenkrug leitet die Spezialambulanz am UKE in Hamburg. Mit ihrem Team betreut die Psychotherapeutin fast 500 transidente Kinder und Jugendliche. Nachdem sie die Diagnose zur sexuellen Identität gestellt hat, übernimmt der Hormonspezialist Achim Wüsthof die medizinischen Maßnahmen. Gerade mit dem Einsetzen der Pubertät, wenn sich Brüste oder Barthaare entwickeln, beobachtet der Endokrinologe bei vielen Patienten Verzweiflung und Depressionen. Manche haben sogar Suizidversuche hinter sich. Eine Hormonbehandlung zu unterlassen und abzuwarten, sei meist keine Option, sagt Wüsthof. Denn die als falsch empfundene Pubertät würde den Leidensdruck deutlich verstärken. Auch
Weit und breit ist – nichts. Fast nichts. Nur Vogelgezwitscher und höchstens mal ein neugieriger Spaziergänger oder ein geräuschloser Segelflieger auf dem Gelände nebenan. Und die Gemeinschaft „Lebensbogen“. Die hat sich im Sommer 2015 mitten in einem Naturschutzgebiet angesiedelt, 20 Kilometer entfernt von Kassel. 18 Erwachsene und zwei Kinder leben in der Gemeinschaft – eine junge Familie sowie Paare und Singles aus ganz Deutschland. „Wir sind wie eine Großfamilie, die sich bei allem unterstützt“, sagen sie. Zwischen zwei und 70 Jahre alt sind sie, von Beruf Schreiner, Heilpraktiker oder Prokuristen. Einige arbeiten außerhalb, die meisten jedoch im Projekt, wo sie ein Café und ein Tagungshaus betreiben. Wichtige Entscheidungen werden einmal pro Woche gemeinsam im Plenum getroffen, das Geld, das sie verdienen, fließt in einen gemeinsamen Topf. Gemeinschaftsökonomie nennen sie das. Wer Vermögen hat, kann es gerne einbringen, Pflicht ist das aber nicht. Allerdings muss es dann ruhen, damit alle die gleichen Lebensbedingungen haben. Es gibt hier auf dem Dörnberg viel zu tun für die Bewohner. Die lange leerstehenden Gebäude und das große Gelände haben sie vor zwei Jahren für rund 1,2 Millionen Euro als Genossenschaft gekauft. Das ehemalige Altenheim mit dem Beton-Charme der 60er Jahre ist von außen grau und hässlich, hat aber eine ideale Struktur mit reichlich Platz. Denn die Gemeinschaft soll noch wachsen, am liebsten auf 50 Erwachsene plus Kinder. Wer Teil davon werden möchte, kann zu Kennenlern-Wochenenden kommen, nach mindestens zwei Wochen wird dann auf beiden Seiten entschieden, ob es Stück für Stück weitergeht. Inka hat diese Kennenlern-Phase hinter sich. Die 34-Jährige ist gerade mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern eingezogen, hat an ihrem bisherigen Wohnort Heidelberg Eltern und Freunde zurückgelassen. „Es gibt noch Abende, da will ich einfach nur in meinem Zimmer bleiben und will niemanden sehen. Und dann wache ich m
Endlich wieder unterwegs: Gisela H. steigt in ihr blaues Wohnmobil. Sie kommt gerade von ihrer Tochter, die sie einmal im Jahr, meist zu Ostern, besucht. Übernachten unter einem festen Dach – für die 75-Jährige ist das die Ausnahme. Denn Gisela ist immer on the road. Den Winter tourt sie durch Marokko, denn das Klima dort tut ihr gut. Bis vor acht Jahren war sie fast ein Pflegefall, mit Aussicht auf ein Leben im Rollstuhl. Doch seit sie ihr geliebtes Wohnmobil besitzt, ist alles anders. Lange führte Gisela ein ganz normales Leben. Sie lernte Bürokauffrau, heiratete mit Anfang 20, bekam eine Tochter, wurde Hausfrau. Die Ehe zerbrach nach ein paar Jahren. Gisela suchte sich eine Arbeit, um für sich und ihre Tochter zu sorgen. Doch dann setzte ihr eine rheumatische Autoimmunerkrankung immer mehr zu. Sie konnte sich kaum bewegen und wurde mehrmals operiert. Umzug ins Wohnmobil – mit 67 Jahren Mit 67 Jahren beschloss Gisela, sich keiner weiteren OP mehr zu unterziehen. Sie änderte ihr Leben radikal, stellte ihre Ernährung um, verkaufte ihr Haus in Wuppertal und legte sich einen Fiat zu, den sie zu einem Wohnmobil umbauen ließ. Seitdem lebt sie auf der Straße. Einige Freunde und Verwandte schütteln nur den Kopf. Sie können nicht nachvollziehen, dass man so leben kann – schon gar nicht in ihrem Alter. Den Winter verbringt Gisela immer in Marokko, wegen ihrer Knochen, wie sie sagt. Von dort geht es dann im März ganz gemächlich Richtung Deutschland. Hier besucht sie ihre Tochter samt Familie, Freunde und ihren Bruder, der sie immer wieder überreden möchte, endlich wieder sesshaft zu werden – vergeblich. Von Deutschland geht es weiter. Ihre letzte Sommertour führte Gisela durch die Schweiz, Österreich, Kroatien, Slowenien und Ungarn. Eine Reise nach Polen – auf den Spuren ihrer Vergangenheit 2017 ist für Gisela ein ganz besonderes Jahr, denn sie macht sich auf in ihre Vergangenheit. 1945, sie war gerade drei Jahre alt geworden, musste Ihre Familie
Einfach alles hinschmeißen – und endlich das tun, was man immer schon wollte. Viele kennen diesen Gedanken. Doch nur wenige trauen sich, ihr Leben tatsächlich über den Haufen zu werfen und etwas Neues zu beginnen. Karen L. und das Ehepaar Gabi und Robert E. haben es getan. Die 54-jährige Karen hatte eigentlich alles, um glücklich und zufrieden zu sein: Familie, Gesundheit, einen tollen Job als Geschäftsführerin eines Unternehmens mit über 200 Beschäftigten. Trotzdem beschlich sie das Gefühl, an sich vorbei zu leben, nicht das zu tun, was ihr wichtig ist. Irgendwann wird ihre Unzufriedenheit größer als alle Zweifel und Ängste. Sie kündigt ihre Stelle, ohne zu wissen, was danach folgen soll. „Es war wie ein Sprung ins total kalte Wasser. Ich habe es noch nicht einmal vorher meinem Mann gesagt, dass ich es am nächsten Tag tun würde.“ Statt neu loszulegen wird sie erst einmal krank. Dann hat sie die Idee zu einem Startup: Erlebnisübernachtungen an besonderen Orten – in einem besonderen Bett. Auch Gabi und Robert hatten auf den ersten Blick alles, was ein gutes Leben ausmacht: Geld, gute Jobs, Freunde. Doch die tägliche Tretmühle und die Aussicht, dass die nächsten zehn Jahre so dahinplätschern könnten wie die zurückliegenden zehn, deprimieren sie zunehmend. Die Mittvierziger beschließen, alles aufzugeben. Sie kündigen ihre Arbeitsstellen, verkaufen ihren gesamten Hausrat und reisen mit dem verbliebenen Hab und Gut, das in zwei Rucksäcke passt, Richtung Asien. Hier wollen sie als ‚digitale Nomaden‘ leben und arbeiten. Bringt der Neubeginn tatsächlich mehr Zufriedenheit und Erfüllung? Peter Podjavorsek hat die Aussteiger mehrere Monate lang begleitet – und festgestellt, dass der Traum vom neuen Leben auch seine Schattenseiten hat. Karen macht zwar endlich ihr eigenes Ding. Doch ihr Startup verursacht auch enormen Stress und finanzielle Risiken. Gabi und Robert leben nun zwar dort, wo andere Urlaub machen: in Thailand. Ihre neue Fr
Barbara hat noch viel vor im Leben. Die Sozialarbeiterin ist 62 Jahre alt und kurz vor der Pensionierung. Als ihr Mann sie nach dreißig Jahren Ehe wegen einer jüngeren Frau verlässt, bricht ihre Welt zusammen, aber Barbara ist auch klar: sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie sucht sich neue Freunde, neue Hobbys und zieht in eine günstigere Wohnung. Parallel zur Scheidung wird Barbara pensioniert. Vierzig Jahre lang hat sie als Sozialarbeiterin im Bezirksamt gearbeitet, nun hat sie plötzlich sehr viel Zeit! Als Single und Rentnerin weiß sie zunächst nicht, wie sie ihre langen Tage füllen soll. Barbara will das Alleinleben und ihre Rente aber nicht nur mit Hobbys und Freunden verbringen, sie sucht nach einer neuen Aufgabe, sie will mithelfen, die Welt ein wenig besser zu machen. Und dann hat Barbara die zündende Idee: Sie möchte einer Partei beitreten! Aber wird Barbara der Neuanfang wirklich glücken und wie geht sie mit der Einsamkeit um? Inge und Barbara kämpfen gegen die Leere Inge ist gebürtige Kölnerin und lebt seit einigen Jahren im westfälischen Arnsberg. Die 73-Jährige war einmal verheiratet, aber das ist schon lange her. Über eine Heiratsanzeige lernt sie als reife Frau die Liebe ihres Lebens kennen. Mit ihrem gleichaltrigen Freund teilt Inge die Leidenschaft fürs Segeln, in hohem Alter kaufen sich die beiden ein Segelschiff und unternehmen wochenlange Turns. Inge ist überglücklich! Dann folgt der Schock. Inge muss entdecken, dass ihr Freund 18 Jahre lang ein Doppelleben führt, er ist verheiratet. Sie trennt sich schweren Herzens von ihm. Kurz darauf erkrankt Inge an Blasenkrebs. In einer stundenlangen Operation wird ihr eine künstliche Blase genäht. Sie ist dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen. Jetzt will die 73-Jährige sich neu erfinden! Inge plant eine Initiative gegen Einsamkeit, gibt Computerkurse für Senioren und hilft Grundschulkindern bei den Hausaufgaben. Außerdem eröffnet sie eine Praxis für Stressmanagement u
Sieben Jahre lang lebte Rolf Tepel, der sich Ketan nennt, auf einer städtischen Baubrache mitten in Köln. Zwischen ausrangierten Zirkuswagen und selbstgebauten Holzhäusern träumte er davon, eine bessere Welt zu errichten. In seinem „Paradies“, einem 3.600 Quadratmeter großen Gelände ohne fließendes Wasser und ohne Strom, wollte er einen Ort für mehr Miteinander und weniger Konsum erschaffen, für mehr Kreativität und weniger Konformität. Mit seinen idealistischen Plänen lockte er die unterschiedlichsten Menschen an – vom großzügigen Kunstmäzen über die Aussteigerin aus der Computerwelt bis hin zum drogenabhängigen Obdachlosen. Und dann der Schock: Eines Tages rücken die Bulldozer an. Ketan und seine Freunde müssen gehen. Sein „Paradies“ wird zur Großbaustelle. Auf seiner Brache soll das neue Stadtarchiv errichtet werden. Ketan wird sesshaft Was viele als das Scheitern eines großen Projekts sehen würden, verbucht Ketan als eine weitere Erfahrung in seinem reichen Leben. Denn schon vor über 30 Jahren hat sich Ketan aus dem bürgerlichen Leben verabschiedet, seither schlägt er sich durch, ohne Krankenversicherung, ohne geregelte Arbeit, lebt vorwiegend von Spenden und lehnt staatliche Sozialleistungen ab. Er versteht sich als Künstler und Lebenskünstler. Aus dem „Paradies“ vertrieben, zieht er zu einem alten Freund, den er bis in den Tod begleitet. Und dann entscheidet er sich für etwas, das er sich lange nicht hatte vorstellen können: Er wird sesshaft. Ketan wohnt von nun an bei seiner Freundin im Bergischen Land. Zugleich betreibt er mit großem Enthusiasmus die Verschönerung des Eierplätzchen-Platzes in der Kölner Innenstadt, fegt ihn regelmäßig und presst aus den gefundenen Kronkorken eine eigene Währung, die die Verschönerung finanzieren soll. Für Ketan ist das Paradies kein Ort mehr, sondern eine Haltung. In unserem Film „Mein Leben im Paradies“ haben wir 2014 über Ketans Lebenstraum berichtet. Nun zeigt „Me
Eigentlich ist es ein ganz normaler Tag im Oktober 1998. Die 15-jährige Tanja aus Wuppertal geht zur Schule, ihre Mutter zur Arbeit. Doch am Nachmittag kommt Tanja nicht nach Hause. Bis heute ist sie verschwunden. Jede Suche, alle Ermittlungen bleiben erfolglos. Jahrelang hofft Tanjas Mutter Elisabeth K., dass ihre Tochter irgendwann zurückkommt. 14 Jahre nach Tanjas Verschwinden meldet sich dann plötzlich ein fremder Mann bei ihr. Patrick O. sitzt damals wegen Betrugs und Körperverletzung im Gefängnis. Er behauptet, Tanja zu kennen und zu wissen, wo sie ist. Mit großen Erwartungen fährt Elisabeth K. zu ihm ins Gefängnis. Gibt es neue Hoffnung oder spielt Patrick O. nur mit der Not der Mutter? Diese Frage muss sich auch Joachim G. immer wieder stellen. Seit fast drei Jahren sind seine beiden Söhne – damals 19 und 23 Jahre alt – verschwunden. Sie wollten sich der Terrororganisation IS anschließen und reisten nach Syrien. Seitdem versucht Joachim G. alles, um seine beiden Söhne zurückzubekommen. Bereits 20 Mal ist er in die Türkei und nach Syrien geflogen, um sie zu suchen. Immer wieder bezahlt er Schleppern und angeblichen Informanten viel Geld, damit sie ihm dabei helfen. Bisher jedoch ohne Erfolg. „Menschen hautnah“ erzählt die Geschichte von Eltern, die in ihrer Verzweiflung alles tun würden, um ihre Kinder wiederzufinden und die Geschichte von Menschen, die das schamlos ausnutzen. (Text: WDR)
Irina und Marina sind eineiige Zwillinge. Mit ihren 37 Jahren waren sie nie länger als ein paar Tage getrennt. Die beiden Frauen teilen alles miteinander: den gesamten Alltag, die Kleidung, ihre kleine Wohnung in Düsseldorf und vor allem die Leidenschaft für das Malen. In der Kunstszene gelten sie als konkurrenzlos, da sie jedes Bild gemeinsam malen – eine einzigartige Technik, die bei Kritikern und Käufern sehr gut ankommt. Die Kehrseite ihrer engen Beziehung zeigt sich beim Thema Männer. Beide wünschen sich einen festen Freund und möchten am liebsten gleichzeitig Mutter werden. Doch bisher konnte es noch kein Mann akzeptieren, nicht die Nummer eins zu sein. Irina und Marina wissen, dass sie etwas ändern müssen, und wollen aus ihrer gemeinsamen Isolation ausbrechen. Der erste Schritt ist der Umzug in eine neue Wohnung, in der sie erstmals getrennte Schlafzimmer haben. Um Freunde und vielleicht sogar Männer kennenzulernen, wollen sie unter Gleichgesinnten suchen und fahren zu einem Zwillingstreffen nach Potsdam. Dort müssen sie sich und ihre Beziehung aber auch hinterfragen: Sind sie normal? Und wie eng ist zu eng – selbst für eineiige Zwillinge? Gleichzeitig klettern sie die Karriereleiter weiter hoch und werden von ihrer Kunst immer wieder gemeinsam vor die Leinwand gezwungen. Denn ohne die Schwester malen, das kann keine der beiden. Sie haben große Träume und wollen am liebsten in allen großen Städten der Welt ausstellen. Doch welche Opfer müssen sie dafür bringen? Sie müssen sich entscheiden: Können sie sich voneinander lösen, so dass Platz für andere Menschen entsteht, oder steht ihre Kunst über allem und macht sie gemeinsam einsam? (Text: WDR)
Gudrun wagt sich in die steilsten Wände, kämpft sich durch ewiges Eis auf die höchsten Gipfel. Seit 1988 ist sie Bergführerin – die erste Frau in Deutschland, die diese Männerdomäne erobert. Als sie mit 34 Jahren auf dem Gipfel ihrer Karriere Mutter wird, fehlt ihr plötzlich jede Antriebskraft. Sie kann keine Beziehung zu ihrer Tochter Lisa aufbauen und gibt dem Baby die Schuld, dass sie nicht mehr in die geliebten Berge kann. Es vergehen sechs Monate, bis Gudrun erkennt, dass sie unter einer postpartalen Depression leidet. Ihr Umfeld glaubt, dass sie sich nur an das neue Leben mit Kind gewöhnen müsse. Doch Gudrun fühlt sich komplett überfordert. Immer öfter beschleicht sie eine Wut über ihr „Versagen“, das eigene Kind nicht lieben zu können. Sie, die bisher gewohnt war, alles über Disziplin und Leistung zu erreichen, lernt Schritt für Schritt durch ihre Tochter, wie wichtig emotionale Nähe ist. Und eines will sie noch unbedingt von ihrer mittlerweile 21-jährigen Tochter lernen: Gelassenheit. (Text: WDR)
Alkoholsucht – fast jeder hat jemanden in seinem Bekanntenkreis, der davon betroffen ist. Mindestens acht Millionen Angehörige von suchtkranken Alkoholikern gibt es in Deutschland, schätzen Experten. Und das Tabu, darüber zu sprechen, ist riesengroß. Doch was tun, wenn der liebste Mensch Alkoholiker ist? Jeden zweiten Donnerstag treffen sich in Dorsten die Frauen von Alkoholikern in der Selbsthilfegruppe vom Blauen Kreuz. Drei von ihnen lernen wir näher kennen: Luise, Sigrid und Agnes. Alle drei gehen ganz verschieden mit der Alkoholsucht ihrer Männer um. Luise ist 65 Jahre alt. Erst vor kurzem hat sie sich von ihrem geliebten Mann Peter getrennt und sich eine kleine Wohnung in Marl gesucht – nach 39 Jahren Ehe. Zum Schluss trank Peter bis zu zwei Flaschen Rum am Tag. Luise konnte nichts dagegen tun, wollte ihren Mann aber auch nicht verlassen – so dass die geliebte Tochter Miriam den Kontakt abbrach. Das gab Luise den letzten Anstoß, sich zu befreien. Nun muss sie sich den Vorwürfen ihrer Tochter stellen. Sigrid hat bis zum Ende gekämpft und doch verloren. Immer dachte sie, sie kann ihren geliebten Frank retten, durch unerschöpfliche Liebe und Geduld. Doch nichts half. Noch schwerkrank mit dem Rollator geht Frank zur Tankstelle um sich „Stoff“ zu besorgen. An Sigrid nagt ein Zweifel: Hätte sie ihm helfen können, wenn sie mehr Grenzen gesetzt hätte? Nachdem Agnes – zum zweiten Mal – klar wird, dass Heinrich alkoholsüchtig ist, zeigt sie sofort Flagge: Sie wird ihn verlassen, wenn er nicht in Therapie geht. Heinrich nimmt seine Frau ernst. Er holt sich Hilfe und ist seit vier Jahren trocken. Und doch hat der Alkohol viel Vertrauen zwischen ihnen zerstört. Bis heute kämpfen sie um ihre Beziehung. „Menschen hautnah“ zeigt das Portrait dreier Frauen, die mit schonungsloser Offenheit über ein Thema reden, das bis heute stark tabuisiert ist: Alkoholsucht und die Folgen für die Angehörigen. (Text: WDR)
„Die Magersucht ist meine beste Freundin“, sagt der 15-jährige Tim. Zusammen mit seiner Therapeutin soll er beim Bäcker ein Stück Kuchen bestellen. Doch Tim kann das Gebäck kaum anschauen, er findet es ekelhaft. „Ich habe Angst vor den Kalorien. Das ist pures Fett“, sagt Tim. Magersucht – typisch Frau? Essstörungen gelten häufig als Mädchenkrankheit. Doch Schlankheitswahn und Körperkult lassen auch Männer magersüchtig werden. Bislang ist das oft ein gesellschaftliches Tabu. Die Betroffenen fühlen eine doppelte Stigmatisierung: Sie leiden an einer psychosomatischen Erkrankung und obendrein an einer Frauenkrankheit. Das führt dazu, dass die Krankheit leichter übersehen wird, die Dunkelziffer dementsprechend hoch ist. Der 15-jährige Tim aus Bayern war früher zu dick, dann hungert er sich ins Untergewicht. Im Februar kommt Tim in eine Klinik am Chiemsee – mit starkem Untergewicht. Die Ärzte sagen, er muss 15 Kilogramm zunehmen. In verschiedenen Therapien soll Tim lernen, wieder selbstständig zu essen. Nach mehr als vier Monaten in der Klinik darf Tim wieder nach Hause, soll bald wieder zur Schule gehen. Obwohl er gerne seinen Abschluss machen will, fürchtet er sich vor diesem Schritt. Auch Tims Mutter Tanja hat große Angst und sie plagen Schuldgefühle. Obwohl sie alles für ihren Sohn tun würde, fühlt sie sich ohnmächtig. Wie geht es zuhause für Tim und seine Mutter weiter? Kann Tim das, was er in der Klinik gelernt hat, im Alltag umsetzen? Oder wird er wieder an Gewicht verlieren? Raimund ist 27 Jahre alt und kommt aus Nordrhein-Westfalen. Seine Magersucht geht schon sein halbes Leben, erzählt er. Als er 13 Jahre alt ist, sieht er eine Werbung mit herausstehenden Wangenknochen – so möchte er auch aussehen. Es folgt ein jahrelanger Kampf mit sich selbst – mit guten und schlechten Phasen. Raimund fällt es schwer, Hilfe anzunehmen, seine Krankheit war jahrelang sein Geheimnis: „Ein Mann ist stark, hat keine Probleme“, denkt e
Frieder hat sein Elternhaus in Ludwigshafen geerbt, ein Haus ohne Licht und Strom. Die Räume zugemüllt vom Keller bis zum Dach. Hier lebte sein älterer Bruder Karl die letzten zwölf Jahre allein. Im Juni 2016 verständigten die Nachbarn die Polizei. Seit Tagen war der Briefkasten nicht mehr geleert worden. Der Notarzt fand die Leiche des Bruders inmitten von Müll. Die Nachbarn informieren auch Frieder, den einzigen noch lebenden Verwandten. Nachdem die Mutter 2004 starb, hatte Frieder das Haus nicht mehr betreten. Und nun das: Zwischen Stapeln von Zeitschriften, Büchern, Knäckebrot, Radios, VHS-Kassetten, CDs und Fernsehern nur schmale Gänge, auf denen man sich bewegen kann. Ein bestialischer Gestank in der Luft. Überall Mäusekot. Gemeinsam mit Freunden versucht Frieder, sich durch die Müllberge zu wühlen – mit Handschuhen und Atemschutzmaske. Monatelang trennen sie Papier, Plastik, Elektroschrott und lassen es abtransportieren. In dem Chaos finden sich Reichsmark, Plastikbehälter mit gesammeltem Urin, Geld, Waffen, Würmer, aber auch: Tagebücher und Briefe des Vaters, der Mutter, des Bruders. Hunderte von Familienfotos und Video 8-Bänder, die der Bruder mit einer Kamera aufgenommen hat. Ein riesiges Archiv der Familie wird langsam sichtbar. Und eine riesige Aufgabe liegt vor Frieder, der 1970 sein Elternhaus im Streit verlassen hat. Plötzlich ist die Familiengeschichte und mit ihr das, was in seinem Leben schiefgelaufen ist, allgegenwärtig. Die Schläge, die Wut, die Trauer, die Rebellion. Die schwierigen Beziehungen zu den Eltern, zu dem Bruder, all die Zurückweisungen, Verletzungen und das tief sitzende Gefühl, ausgeschlossen gewesen zu sein. Ein Jahr lang begleitet Menschen hautnah Frieder bei seiner Reise in die Vergangenheit und bei dem schmerzhaften Unterfangen, sich der eigenen Familiengeschichte zu stellen. (Text: WDR)
Fast jeden Dienstag sitzt Sigrid K. im Saal 205 des Landgerichts Paderborn und blickt in die Gesichter der Mörder ihrer Tochter. Seit über einem Jahr. Sie ist Nebenklägerin im Prozess gegen Wilfried und Angelika W., die im sogenannten „Horrorhaus von Höxter“ Sigrids Tochter Anika gequält und misshandelt hatten. Anika ist nicht das einzige Opfer. Die Anklage lautet auf zweifachen Mord durch Unterlassen und gefährliche Körperverletzung in weiteren Fällen. Die Aussagen der Angeklagten sind für die 76-jährige Sigrid K. oftmals kaum zu ertragen. Doch sie will wissen, was ihrer Tochter zugestoßen ist und Erklärungen finden, wie es dazu kommen konnte. Und sie will wissen, was das für Menschen sind, die ihrer Tochter Anika so etwas angetan haben. Das, so glaubt sie, ist sie ihrer Tochter schuldig. In den Nachrichten hatte Sigrid Ende April 2016 durch Zufall das Haus im Saatweg in Höxter-Bosseborn gesehen und erfahren, dass dort Frauen brutal misshandelt worden sein sollten. „Mein Gott, „ dachte sie, „das ist doch das Haus, in dem Anika lebt.“ Sie rief die Polizei an und erfuhr das Unfassbare: Ihre Tochter lebte nicht mehr – zu Tode gequält, die Leiche zersägt und in einem Ofen verbrannt. Anika war 33, als sie starb. Als sie Wilfried durch eine Zeitungsannonce kennenlernte, lebte sie mit ihrer Mutter in einem Haus im hessischen Uslar. Die beiden hatten ein inniges Verhältnis, bis Wilfried Anika drängte, zu ihm nach Höxter zu ziehen. Danach verlor Sigrid nach und nach den Kontakt zu ihrer Tochter. Sie erfuhr nicht einmal von der Hochzeit mit Wilfried und erhielt nur noch sporadisch SMS. Darin beteuerte Anika immer wieder, wie glücklich sie mit ihrem Mann sei. Wie Sigrid K. erst lange nach ihrem Tod erfuhr, kamen die SMS gar nicht von ihrer Tochter, sondern von der Angeklagten Angelika W. Sigrid quält die eine Frage: Hätte sie den Tod ihrer Tochter verhindern können? War es richtig, das Recht der Tochter auf ihr eigenes Leben zu respektiere
Nach den beiden journalistischen Reisen „Sowas wie Glück“ und „Sowas wie perfekt“ geht Anke Engelke in dieser 75-minütigen WDR-Reportage dahin, wo die Angst sitzt. In „Sowas wie Angst. Eine Suche mit Anke Engelke“ beschäftigt sich die Schauspielerin mit einem Gefühl, das unsere Gesellschaft fest im Griff zu haben scheint. In ihrer Heimatstadt Köln sind nach der Silvesternacht die Anträge auf kleine Waffenscheine von rund 400 auf 4.000 im Jahr gestiegen, Angststörungen gehören mittlerweile zu den Volkskrankheiten, und immer mehr Menschen schließen sich den Preppern an – so nennen sich die Leute, die sich auf alle denkbaren Katastrophen vorbereiten. Um zu verstehen, wovor und warum Menschen sich fürchten, reist Anke Engelke zunächst nach Wuppertal. Der Berliner Platz in Oberbarmen gehört zu den 33 sogenannten Angstorten, die es dort nach einer offiziellen Erhebung gibt. Die Bürger meiden den Platz aus Angst vor Überfällen. Zurecht? Statistisch gesehen ist es hier nicht gefährlicher als anderswo. Und trotzdem haben die Menschen dieses Gefühl. Anke Engelke begleitet Streetworker, Sozialarbeiter und Künstler, die versuchen, dem Platz ein neues Image zu verpassen. Menschen haben Angst, aber sind sie tatsächlich in Gefahr? Der Soziologie-Professor Ortwin Renn sortiert die Risiken und weiß, was statistisch wirklich Gefahren für Leib und Leben sind und was überschätzt wird. Nicht Mord und Totschlag bedrohen uns, sondern die vier Volkskiller Rauchen, Trinken, schlechte Ernährung und zu wenig Bewegung. In der Tagesschau ist davon allerdings wenig zu sehen. Anke hält sich selbst für relativ furchtlos. Als Kind fürchtete sie lediglich, dass jemand ihr Fahrrad klaut. Harmlos, verglichen mit dem, was ihr Kinder einer Hagener Grundschulklasse erzählen. Heute fürchten sich Kinder vor Klimakatastrophen, Kriegen und Weltuntergang. Anke Engelke stellt sich in der Bochumer Uniklinik einer Angstdiagnose. Professor Jürgen Margraf bescheinigt ihr
Erkan, 32, hat seit seiner Kindheit mysteriöse, sehr schmerzhafte Knubbel auf der Haut: manche klein wie eine Erbse, andere groß wie ein Hühnerei. Jahrelang operieren die Ärzte diese Wucherungen einfach weg – doch sie kommen immer wieder. Erkans Schwester Arzu, 33, hat genau die gleichen Knubbel. Und auch die schneiden die Ärzte immer wieder weg. Und diese Wucherungen sind nicht die einzige Mysteriöse: Kein Mann in der Familie von Erkan und Arzu wird älter als 52 Jahre. Und niemand – auch kein Arzt – vermutet lange Zeit einen Zusammenhang.
Zum Beispiel beim fünfjährigen Ole. Als er geboren wird, können seine Eltern ihn nicht im Arm halten, ohne dass er jämmerlich schreit. Lange findet kein Arzt die Ursache für das Schreien und die weiteren Symptome des Jungen: Er ist gehörlos und kleinwüchsig. Seine Knochen sind verbogen, entzündet und brechen schnell. Nach Jahren der Ungewissheit finden die Ärzte am Essener Zentrum für seltene Erkrankungen (EZSE) heraus: Ole ist weltweit das einzige Kleinkind mit dieser Art der Knochenerkrankung. Doch wird man Ole nun auch helfen können?
Nach Jahren voller Ungewissheit, Schmerzen und oft Verzweiflung hoffen Patienten in den Unikliniken Marburg und Essen darauf, endlich zu erfahren, woran sie leiden. Dort haben sich Teams aus Chef- und Oberärzten auf unerkannte und seltene Krankheiten spezialisiert. Doch was ist, wenn die Krankheit endlich feststeht – aber eine Heilung nicht möglich ist?
Vanessa ist wunderschön, hat einen Job und steht mitten im Leben, als sie im Februar 2016 früh morgens mit ihrem Hund spazieren gehen will. Dann passiert es: Der Ex-Freund lauert ihr vor der Wohnung auf und schüttet ihr hochprozentige Schwefelsäure ins Gesicht. Einen Tag vorher hatte die damals 26-Jährige mit ihm Schluss gemacht. Die Säure frisst sich sofort in ihre Haut. Ex-Freund Daniel F. gibt zu: „Ich wollte sie hässlich machen“. Vanessa wird nun nie wieder so aussehen wie früher. Das halbe Gesicht ist weggeätzt, das linke Ohr zur Hälfte von der Säure aufgelöst, auf einem Auge ist sie blind.
Unabhängig, spontan sein und viel von der Welt sehen, so haben sich Simone und Ines ihr Leben vorgestellt. Seit 25 Jahren sind die beiden ein Paar. Simone ist Hundetrainerin. Diesen Job kann die 43-Jährige aber nicht mehr ausüben. Wie so vieles, was ihr bisher wichtig war. Denn ihr Leben wird von multiresistenten Keimen (MRSE) bestimmt.
Seit 2012 begleitet Tabea Hosche das Leben ihrer Tochter Uma mit der Kamera. Uma ist geistig beeinträchtigt, schwerhörig, hat Epilepsie und eine schwere Sprachentwicklungsstörung. „Es hat lange gedauert, bis mein Mann und ich so was wie einen Alltag zustande bekommen haben“, sagt Tabea Hosche. Viel Zeit hat die Familie in den ersten Jahren im Krankenhaus verbracht. Uma musste mehrfach operiert werden, wurde mühsam auf Medikamente eingestellt.
"Als ich ein kleiner Junge war, da kam Papst Benedikt nach Deutschland“, schwärmt Nicolas aus Duisburg, "Das hat mich so beeindruckt. Die Szenen, wenn er vor den Leuten gesprochen hat und wie die Menschen ihm zugejubelt haben. Da habe ich gesagt, dann möchte ich auch mal Papst werden. Da wusste ich noch nicht, dass es auch Priester gibt.“
Britta Müller ist selbstbewusst, gutaussehend - und sie ist Single. Nicht ganz freiwillig: „Wenn man in einem gewissen Alter ist, kann es richtig schwer werden.“ Diese Erfahrung musste die 38jährige mehrfach machen. Eine romantische Hochzeit, eine kleine Familie – das ist nach wie vor ihr Traum. Im Freundeskreis sind Kinder selbstverständlich. Doch in zwischen hat Britta auch die Vorzüge ihrer Unabhängigkeit entdeckt: „Ich bin gerade an einem Punkt im Leben, wo ich von der Idee abgehe, einen Partner zu haben, zu heiraten, Kinder zu kriegen.“
Lange war die Welt in Ordnung auf dem Hof von Rainer und Gaby P. in der Eifel. Ihre Lebensgrundlage: 65 Milchkühe. Damit kamen sie gut über die Runden. Doch mit dem Fall der Milchquote 2015 kam die große Krise. Bei Preisen von teils 19 Cent pro Liter Milch fiel es ihnen schwer, noch zum Arbeiten aufzustehen. “Wir arbeiten bis an den Rand der Erschöpfung und dabei kommt kein Geld raus, nur Schulden”, sagt Bauer Rainer P. Seine Frau Gaby denkt mit Schrecken an die vielen zu bezahlenden Rechnungen. Da Rainer und Gabis Sohn den Hof übernehmen will, muss etwas passieren. Aufgeben oder umstellen? Sie wollen es nun mit Biomilch und Biohühnern versuchen. Es ist ihre letzte Chance, den Hof zu retten, denn die nächste Milchkrise steht schon vor der Tür. Der Milchpreis liegt derzeit bei 23 Cent pro Liter.
Silke, Stefanie, Jenni und Elke nennen sich die ‚Chemo Chicas‘. Sie haben sich 2016 in der Chemo-Ambulanz im Klinikum Essen kennengelernt. Alle hatten die Diagnose Brustkrebs. Dass sie sich getroffen haben, ist das Beste was ihnen passieren konnte, sagen sie. „Alles ist besser als Tod!“ ist ihr Motto und der Titel der ersten Dokumentation über die Chemo Chicas in der Reihe Menschen hautnah. Die vier Frauen haben „Herrn Krebs den Stinkefinger gezeigt“, sagen sie. Aber wie sieht ihr „Leben danach“ nun aus?
Marie aus Leichlingen ist 16 Jahre, als sie ihren Kinderwunsch zum ersten Mal spürt. Auch weiß Marie seit vielen Jahren, dass sie Lehrerin werden will. Doch beide Träume sind für Marie kaum zu verwirklichen. Denn Marie hat das Down-Syndrom. Ihre Eltern Martina und Helmut haben Marie und ihre anderthalb Jahre jüngere Schwester Lilly als Babys adoptiert. Auch Lilly hat das Down Syndrom. Einige Freunde und Verwandte haben damals nicht verstanden, warum die Eltern zwei behinderte Kinder adoptieren wollen. Doch Martina ist Sonderpädagogin und hatte beruflich viel mit Down Syndrom Kindern zu tun.
Mitten in der Nacht wird ein Pfarrer in der Nähe von Aachen niedergeschlagen. Pfarrer Charles Cervigne ist dafür bekannt, dass er sich seit Jahren um Geflüchtete kümmert und auch Kirchenasyl organisiert. In seiner Studentenzeit bekämpft er bereits rechtsradikale Umtriebe. Als die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt hat, wird Cervigne massiv von rechten Schlägern angefeindet und bedroht, dieses Mal machen sie ernst. An seiner Haustür wird er niedergeknüppelt.
Manchmal ist sie 20 Jahre her, manchmal 40 und manchmal sogar 60 Jahre. Es ist eine Liebe, die viele Menschen nie vergessen: die Jugendliebe. Manche Paare begegnen sich irgendwann wieder – auf einem Klassentreffen, durch alte Freunde oder im Internet. Die Leidenschaft von damals flammt wieder auf und die Frage stellt sich: könnte diese alte neue Liebe eine Zukunft haben oder ist alles nur eine Illusion? Ein Traum, der nie dem Alltag standhalten musste?
Saskia, Pia und Kevin - normalerweise lernen sich junge Menschen zwischen 15 und 20 Jahren auf Partys, in Clubs oder auf Festivals kennen. Bei ihnen war es das Krankenhaus. Drei junge Menschen, deren Körper und Seelen schon früh durch Krankheit und Unfall verletzt wurden. Die nicht mehr perfekt sind - in Zeiten, in denen auf Facebook und Instagram mit Millionen Selfies der perfekte Körper gefeiert wird. Aber Saskia, Pia und Kevin wollen sich nicht mehr verstecken.
Wie schwierig das Thema Intersexualität ist, wird schon bei der Anrede oder der Suche nach einer treffenden Bezeichnung klar: Zwitter oder Hermaphrodit oder auch Intersexueller? In keiner dieser Bezeichnung finden sich Betroffene eindeutig wieder. Christian, Sandrao und Talisha sprechen mit uns über dieses Tabuthema, über ihre alltäglichen Hürden und über Geschlechtsoperationen. Denn immer noch werden Intersexuelle im Kindesalter operiert, um den starren Normen von männlich und weiblich zu entsprechen.
Barbara hatte ihr Glück eigentlich gefunden: mit ihrem Mann Heli, ihrem sechsjährigen Sohn Thimo und der knapp zweijährigen Fini waren sie eine bunte, fröhliche Familie. Babara und Heli verdienten ihr Geld als Clowns und hatten nebenher viel Zeit für ihre Kinder. Doch von einer Sekunde auf die andere ist alles zu Ende. Vor 10 Jahren verliert Barbara Pachl-Eberhart durch einen schweren Verkehrsunfall ihren Mann und die Kinder. Sie bleibt allein zurück.
"Vor allem ich genieße das, dass ich jetzt nicht mehr tun muss, was andere von mir erwarten." Rosemarie Achenbach ist fleißig. Dieses Jahr soll sie fertig werden, ihre Doktorarbeit. Mit ihren 94 Jahren ist sie die älteste Studentin an der Uni Siegen.
Irina und Marina Fabrizius sind eineiige Zwillinge. Mit ihren 37 Jahren waren sie nie länger als ein paar Tage getrennt und wenn, dann haben sie einander schmerzlich vermisst: „Wenn meine Schwester nicht da ist, dann ist das, als würde ein Teil von mir fehlen.“ Die beiden Frauen haben immer alles miteinander geteilt; ihre Kindheit, den Alltag, eine Wohnung und vor allem ihre Leidenschaft für die Malerei: An ihren großen, leuchtenden Landschaftsbilder arbeiten sie ohne Ausnahme gleichzeitig und gemeinsam. Sie verstehen sich wortlos und haben so eine einzigartige Technik entwickelt. In der Kunstszene sind sie damit konkurrenzlos. Die Kehrseite ihrer engen Beziehung zeigt sich im Privatleben. Sie träumen von einer Familie, wünschen sich beide einen festen Freund, möchten am liebsten gleichzeitig Mutter werden. Um das zu schaffen, wollen sie ihr symbiotisches Leben ändern.
Susanne (34) will ihr Leben radikal ändern. Schon lange ist sie unzufrieden mit der Hausfrauenrolle, in die sie nach der Geburt ihrer beiden Töchter mehr und mehr hineingeraten ist. Die Beziehung zu ihrem Ehemann Sascha (39) kriselt. Sie liebt ihre Kinder. Sie möchte Mutter sein, aber eine traditionelle Ehe führen - damit ist jetzt Schluss. Weder Susanne noch Sascha wollen ihre Ehe beenden. Deshalb schlägt Susanne vor, polyamor zu leben. Beiden Partnern soll es erlaubt sein, neben der Ehe weitere Beziehungen zu führen. Ein Experiment mit offenem Ausgang
Sophia ist gerade zehn Jahre alt geworden. Sie sieht aus wie ein Mädchen und fühlt sich als Mädchen. Geboren wurde Sophia aber als Junge. Mit gerade mal vier Jahren beschloss sie, kein Junge mehr zu sein. Sie will nur noch Röcke und Kleider tragen und lässt sich die Haare lang wachsen. Am Anfang dachten ihre Eltern, es sei vielleicht nur eine Phase. Doch Sophia ist sich sicher: „Ich bin als Junge auf die Welt gekommen, aber ich war immer schon ein Mädchen. Schon seit ich ganz klein bin!“.
In einem kleinen Dorf im Sauerland quält sich Guido Grevener auf dem Bürgersteig einen kleinen Hügel hinauf. Mit jedem Schritt wird er langsamer, er atmet schnell, keucht und schwitzt. Nach 500 Metern bleibt Guido frustriert stehen. „Am Schützenfest muss man hier hoch marschieren, so lange wie die Musik spielt. Wenn ich das nicht schaffe, dann kann ich kein König werden“, sagt der 49-Jährige. Einmal Schützenkönig in seinem Heimatdorf Garbeck sein, das ist Guidos großer Traum. Doch es gibt ein Problem: Guido wiegt fast 200 Kilo.
Am 26. Mai 2016, an ihrem 30. Geburtstag, geht Jenny mit ihrer Tochter Sophie zu einer Untersuchung in die Berliner Charité. Sophie hat eine verminderte Intelligenz, sie entwickelt sich langsamer als Gleichaltrige. Jenny war bereits bei vielen Ärzten, doch keiner konnte eine Ursache finden. Erst in der Charité entdeckt der Kinderarzt Professor Dr. Hans-Ludwig Spohr, was dem Mädchen fehlt. Sophie leidet unter FAS, dem fetalen Alkoholsyndrom, einer Behinderung, die durch Alkoholkonsum ihrer Mutter während der Schwangerschaft verursacht wurde. Jenny erfährt, dass sie allein an den Schwierigkeiten ihres Kindes Schuld hat, und, als wäre das nicht genug, dass sie selbst auch FAS hat.
Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit - mit fatalen Folgen. Kevin Kiry ist 24 und steht mitten im Leben, als er auf dem Weg zur S-Bahn mit dem Fuß umknickt. Was er zunächst für eine vergleichsweise harmlose Sprunggelenksverletzung hält, wird zum Alptraum: Vier Operationen in vier Jahren bringen keine Besserung. Immer wieder hofft der einst begeisterte Amateurfußballer auf Heilung, immer wieder wird er zurückgeworfen auf Null. Kevin Kiry ist dauerhaft krankgeschrieben, mit chronischen Schmerzen ans Haus gefesselt, vollgepumpt mit Medikamenten, zum Nichtstun verdammt. Dann beschließt er, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Die zwei alten Pontons mitten im ehemaligen Hamburger Freihafen sind umgeben von Containerkränen und Schleusen. Hier wohnen Omar, Siggi und Lennert, drei von insgesamt sechs Jugendlichen zwischen 15 und 18, die in der Wohngruppe Ponton ihr Leben wieder auf die Reihe kriegen möchten. Eine letzte Chance, um nicht doch abzurutschen. Eine letzte Chance auf einen Schulabschluss. Auf ein Leben auf eigenen Füßen. Werden sie sie nutzen? Auf der Veranda eines der Pontons hängt ein Boxsack, ihn soll die oft tiefsitzende Aggression der Jungs treffen, nicht Andere, wie so oft in der Vergangenheit. „Lennert! Aufräumen! Jetzt!“ ruft eine Stimme. Lennert wohnt seit etwa einem Jahr hier. Wie die anderen Bewohner kommt er aus schwierigen Verhältnissen. Viele mussten schon als kleine Kinder Gewalt, Alkohol und andere Drogen in der Familie erleben. Die meisten der Jungs haben schon mehrere Hilfseinrichtungen hinter sich. Und in der Schule waren Omar, Siggi, Lennert und die anderen seit Monaten oder gar Jahren nicht mehr. Manchmal ist Aufstehen am Morgen schon ein Erfolg. Tom Ricks, einer der Leiter der Gruppe, ist ein erfahrener Intensivpädagoge. Er weiß, dass es dauert, bis Omar es schaffen wird, selbständig, regelmäßig und rechtzeitig für die Schule aufzustehen. Geduldig unterstützt er Siggi bei der Suche nach einem Fußballverein, damit er Stabilität in einem neuen Hobby finden kann. Allen drei Jungs gemeinsam ist der Entschluss, in der Wohngruppe auf dem Ponton dem Teufelskreis aus Schulschwänzen, Drogen und Gewalt zu entkommen. Doch es ist ein langer Weg. Ihr sehnlichster Wunsch: Ein Hauptschulabschluss. Und später mal eine Frau und Kinder. Und ein eigenes Auto. Sechs Wochen lang konnten die „Menschen hautnah“-Autoren Bettina Zbinden und Max von Klitzing das Leben auf dem Ponton begleiten und erleben, ob die drei Jungs ihren Träumen näher gekommen sind. Ihre Dokumentation bietet einen tiefen Einblick in das Leben in der Wohngruppe mit seinem festen Abl
Orientierungslos gleitet Reiners Hand über die Tastatur des Aufzugs. Er will in den sechsten Stock, aber es sind so viele Knöpfe und ihre Anordnung ergibt plötzlich keinen Sinn mehr. Verzweifelt hält er inne und hofft auf Hilfe. Die bekommt er von seiner Mobilitätstrainerin. Reiner ist blind und zum ersten Mal wieder an seinem alten Arbeitsplatz. Er ist Controller bei einer Versicherung und will dort wieder einsteigen. Nach einer missglückten Rückenoperation hat er vor drei Jahren sein Augenlicht plötzlich verloren und musste sein Leben komplett von vorn beginnen. Mit dem Blindenstock laufen lernen, essen, trinken, kochen, eine Straße überqueren, sich orientieren und die Blindenschrift benutzen. Alls das hat er im Berufsförderungswerk in Düren gelernt. Hinter dem Namen verbirgt sich eine Art Internat, in dem Sehbehinderte und Blinde Hilfe bekommen. Hier will man ihnen neuen Lebensmut vermitteln, hier lernen sie ihren Alltag zu bewältigen und es gibt spezielle Ausbildungsangebote, wie z.B. zur Masseurin oder Verwaltungsangestellten. Denn nicht jeder kann wie Reiner zurück in seinen alten Job. Auch Stephi hat in der Schule in Düren gelernt, wie sie als Blinde ihren Alltag wieder bestreiten kann. Die 33-Jährige ist Rektorin an einer Mönchengladbacher Hauptschule und hat vor zwei Jahren bei einem Reitunfall ihr Augenlicht verloren. Blindenhund Balou führt sie jeden Morgen sicher in ihr Büro und in die Klasse. Stephi wollte unbedingt wieder an einer Regelschule unterrichten und ist die einzige blinde Rektorin in NRW. In ihrer ersten Probestunde gibt sie ihren Schülern eine besondere Aufgabe: Sie sollen Farben in Worte fassen, für Blinde erklären. „Grün steht für Leben“, „ Bäume“, „Ekel“, beschreiben die Schüler ihr die Farbe. Die Jugendlichen helfen ihrer blinden Lehrerin, wenn sie im Klassenzimmer mal die Orientierung verliert. Noch etwas unsicher gleiten Hacers Finger über die Zeichen der Blindenschrift. Fast jeden Abend schult si
„Ich will gar nicht normal sein und in der Herde mitlaufen. Ich möchte so leben, wie ich will.“ Markus lebt in Duisburg. Seine Wohnung ist unglaublich vollgestopft – mit Spielzeug, Werkzeug und vor allem mit Bewegungsmeldern, die Geräusche machen: Frösche quaken, Elvis singt, ein Schneemann schimpft: „Kannst du nicht aufpassen, alter Sack!“ Und Markus lacht sich kaputt und spielt mit seinen Figuren, stundenlang. Dazu hört er am liebsten Kinderhörspiele und trinkt Kakao. 35 Jahre alt ist Markus, ein Autist, der wohl nie erwachsen wird und es auch nicht werden will. „Das verstehen die Meisten nicht, auch meine Eltern finden das schlimm“, sagt er. Ein Autist, der auch mal Nähe zulässt, der ungewöhnlich aussieht. Mit Prinz Eisenherz-Haarschnitt, Laserpointer um den Hals und bunten Plastikfiguren in der Hand fällt er auf und eckt an. Vor allem sein Vater findet, dass Markus nur wenig Vernünftiges zustande bringt und wünscht sich, dass sein Sohn endlich erwachsen wird. Seine Mutter kümmert sich sehr um Markus. Sie will, dass er rausgeht, dass er andere Menschen trifft, damit er nicht als Autist vereinsamt. Und so hat Markus die Liebe zu Menschen mit Down-Syndrom entdeckt, seine Downies. „Sie nehmen mich so, wie ich bin. Sie hinterfragen meine Art nicht. Das ist ein schönes Gefühl.“ Ramona ist seine engste Freundin, sie wohnt ein Stockwerk unter ihm und ist oft bei ihm. Die Freude am Spielen, die Geräusche, die Liebe, der Kampf um die Anerkennung des Vaters und die Frage, ob er eine Aufgabe in dieser Gesellschaft finden kann – das sind die Themen, die Markus bewegen. Auf seine ganz eigene Art und Weise. Wir haben Markus ein Jahr lang begleitet. (Text: WDR)
Marion Waade kämpft. Oft ist sie unterwegs, um sich mit anderen betroffenen Angehörigen zu treffen. Allen ist es wie ihr selbst ergangen: Sie haben ein Kind durch Mord verloren. In der Folge fühlen sich die Opfereltern allein gelassen inmitten einer chaotischen Zeit, in der regelmäßig familiäre Welten einstürzen und Lebensträume zerplatzen. Viele leiden unter jahrelangen Depressionen oder Schuldgefühlen. Oft gilt es zusätzlich, komplexe juristische Prozesse rund um den Tod ihrer Kinder durchzustehen. Eine staatliche Anlaufstelle für solche traumatisierten Angehörigen fehle, klagt Marion Waade, oft würden Opferentschädigungen oder Reha-Maßnahmen gar nicht oder erst nach Jahren gezahlt. Deshalb hat die Berlinerin jetzt selbst einen Hilfsverein gegründet – von Angehörigen für Angehörige von Mordopfern. Eine von ihnen ist Miriam Lutz. Die 48jährige Krankenschwester musste ihren Job aufgeben, um ihre kleine Enkelin zu betreuen. Denn ihre Tochter, die Mutter der Kleinen, wurde letztes Jahr von ihrem eifersüchtigen Ehemann getötet. Nun kämpft die Großmutter darum, dass die kleine Enkeltochter weiterhin bei ihr leben darf. Ein ähnliches Schicksal hat auch Lisa Siewe aus Köln. Die alleinerziehende Mutter verlor ihren 19-jährigen Sohn durch eine Messerattacke nach einer Partynacht. Mittlerweile ist der Haupttäter zu fünfeinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt worden, ein aus ihrer Sicht zu mildes Urteil. Doch schlimmer noch, erzählt sie, sei ihr Kampf zurück ins alltägliche Leben. Wie schafft sie es, ihren zwei jüngeren Kindern wieder ein normales Leben bieten zu könne? Hilfen gebe es so gut wie keine. Ständig müsse sie „um alles betteln“, und immer wieder die „Mordgeschichte“ aufs Neue erzählen. Marion Waade kennt diese Situation aus eigener Erfahrung: „Genau darum brauchen die betroffenen Eltern selbst einen staatlich anerkannten Opferstatus“, erklärt sie, „denn auch sie wurden ja zum Opfer von Gewalt – einer psychische
„Ich frage mich oft, ob ich genauso gehandelt hätte, wenn mir alle Konsequenzen schon damals klar gewesen wären“, sagt Sven Lüdecke (40). Und meint den kalten Wintertag 2016, an dem er nicht wegsah, als eine obdachlose Frau mit ihren Plastiktüten rüde aus einem Bahnhof entfernt wurde. Sven will helfen und spricht sie an. Schließlich baut er ihr, inspiriert von einer Idee aus den USA, aus Europaletten eine 3,2 Quadratmeter große, abschließbare und wetterfeste Unterkunft, ein eigenes Mini-Zuhause. Ehrenamtlich engagiert hatte sich Sven Lüdecke zuvor nie, sein Job als Fotograf für eine Hotelkette füllte ihn aus. Plötzlich aber stehen obdachlose Menschen bei ihm Schlange, die ihn ebenfalls um eine Wohnbox bitten. Und Sven Lüdecke hilft, unermüdlich. Baut ein kleines Team auf, gründet den Verein „little home“. Nach kurzer Zeit bekommt er nicht nur Stress mit seinem Arbeitgeber, sondern auch mit seiner Lebensgefährtin, die ihn kaum noch zu Gesicht bekommt. Die Sorgen und Enttäuschungen durch die Probleme der Obdachlosen belasten ihn zusätzlich und dann sieht er sich plötzlich auch noch dem Vorwurf ausgesetzt, in seinem Verein seien angeblich Spendengelder veruntreut worden. Sven Lüdecke ist heillos überfordert und am Ende seiner Kräfte. Trotzdem will er nicht aufgeben: „Wir haben schon so viel erreicht. Ich stehe das durch.“ (Text: WDR)
„Manchmal stehe ich nachts auf und wein’ mich tot“, sagt Cristina leise. Seit über einem Jahr sitzt sie in der Untersuchungshaft der JVA Köln – und vermisst ihr Kind. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie bei einem ihrer zahlreichen Einbrüche erwischt. Da war sie schon schwanger. Im Gefängnis schließlich entbindet sie ihre kleine Tochter, die heute bei der Großmutter aufwächst. Nur zwei Tage konnte Cristina ihr Baby behalten, dann musste sie es abgeben. Christian, der wegen Raub, Waffenbesitz und Körperverletzung zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde, darf seine beiden Kinder alle zwei Monate sehen. Dann spielt er in einem vorbereiteten Besucherraum mit den Kleinen. Zwei Stunden sind erlaubt, so lange dürfen sie basteln und zeichnen. Wie versuchen Eltern im Gefängnis ihrer Aufgabe gerecht zu werden? Rund 100.000 Kinder in Deutschland haben laut Schätzungen ein Elternteil in Haft. Meist ist es der Vater. Die „draußen“ lebenden Mütter brechen den Kontakt zu den inhaftierten Partnern in aller Regel nach etwa zwei Jahren ab. Die Häftlinge hinter Gittern verlieren dann schnell jegliche Beziehung zu den Kindern, die oft meinen, Papa sei auf Montage, im Krankenhaus oder im Ausland. Für den Film „Eltern hinter Gittern“ besuchten die Autorinnen Sylvia Nagel und Sonya Winterberg inhaftierte Mütter und Väter, die über ihre Verbrechen, ihre verpassten Chancen und über ihre Sehnsucht nach den Kindern erzählen. Im Gespräch mit Seelsorgern und Gefängnismitarbeitern wird deutlich, wie schwierig es ist, im Gefängnis die Bedürfnisse derer in den Mittelpunkt zu stellen, um die es eigentlich geht: die Kinder. (Text: WDR)
„Manchmal stehe ich am Monatsende vor dem Kühlschrank und denke, hoffentlich gibt es bald Geld. Ich muss dringend was einkaufen!“ Das sagt Susanne. Sie arbeitet hart: An fünf Tagen die Woche reinigt sie Krankenhausbetten. Bis zu 23 Betten muss sie in einer Schicht schaffen. „Ich denk’ mir immer, man muss so arbeiten, als würde man selber in so einem Bett liegen“, motiviert sich die 48-Jährige aus Bochum. Sie hat wegen ständiger Rückenschmerzen eine 90%-Stelle und verdient 1.150 Euro netto im Monat. Ins Restaurant gehen oder ein verlängertes Wochenende planen – das ist fast unmöglich. Wenn zu Hause ein Elektrogerät nicht mehr funktioniert, bekommt sie Angst. Angst, ein neues Gerät nicht bezahlen zu können. Dreiviertel aller Frauen zwischen 15 und 65 Jahren arbeiten in Deutschland. Mehr als die Hälfte von ihnen verdient maximal 1.500 Euro netto im Monat. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit – oft wegen der Kindererziehung – oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen. So wie Ulrike aus Neuss. „Ich muss alle möglichen Jobs annehmen, um überhaupt auf 1.500 Euro im Monat zu kommen“, erzählt die studierte Opernsängerin. Zurzeit hat sie neun verschiedene Jobs in drei Städten. Sie arbeitet selbständig, hauptsächlich als Gesangslehrerin. Um Geld zu sparen, fährt die 60-Jährige mit dem Fahrrad von Job zu Job. An manchen Tagen bis zu 75 km. Da muss sie fit bleiben: „Krank werden kann ich mir nicht leisten, da verdiene ich ja dann nichts“, sagt Ulrike. „Der Fehler liegt im System“, findet Janina aus Remscheid: „Ich habe das Gefühl, dass Deutschland noch nicht so weit ist wie andere Länder.“ Vor allem die Wertschätzung von arbeitenden Müttern sei im Ausland viel größer, sagt die Alleinerziehende. Janina hat in den Niederlanden Sozialwissenschaften studiert und nach ihrem Uni-Abschluss sofort einen gut bezahlten Job in Maastricht gefunden. Schließlich entschied sie sich wegen ihrer Familie und des Vaters ihrer älteren
„Dass dieser Mensch zwei Gesichter hat, macht mich sprachlos. Bis heute frage ich mich, war es wirklich reine Profitgier oder was anderes“, sagt Christiane Piontek über den Bottroper Apotheker Peter Stadtmann. Sie ist eine von etwa 3700 Patientinnen und Patienten, die gepanschte Krebsmedikamente erhielten. Sie alle hofften, durch Chemotherapie ihren Tumor besiegen zu können und mussten schließlich erfahren, dass sie in einen der größten Arzneimittelskandale Deutschlands geraten waren: Ihre Präparate waren unterdosiert – oder enthielten gar keinen Wirkstoff. Über ein halbes Jahr lang begleitet der Film die betroffenen Frauen, die als Nebenklägerinnen der Verhandlung gegen den Apotheker folgen. Dabei müssen sie im Gericht schweigen, ihre Erfahrungen und ihre Verzweiflung finden in dem Verfahren keinen Platz: „Wir sitzen alle da, mit Wut bis ganz oben, irgendetwas muss jetzt passieren.“ So beschreibt Heike Benedetti ihre Gefühle, bevor sie sich entschließt, einmal im Monat mit den Frauen vor der „Alten Apotheke“ in Bottrop zu demonstrieren. „Ich war früher nie so eine Kämpferin, der Krebs hat vieles ausgelöst“. Der Film zeigt, wie die betrogenen Patientinnen sich gegenseitig stärken und wie sie sich mit viel Mut politisch einmischen. Ihr Weg führt sie bis zum Gesundheitsministerium in Düsseldorf, wo sie für bessere Kontrollen kämpfen. Damit ein solcher Arzneimittelbetrug, der das Vertrauen in Apotheken und Ärzte weit über Bottrop hinaus erschüttert hat, nicht noch einmal passieren kann. (Text: WDR)
Rudolph Schmenger arbeitet als Steuerfahnder im Frankfurter Finanzamt. Ende der 90er Jahre deckt er auf, dass Großbanken ihren vermögenden Kunden helfen, Milliardenbeträge an der Steuer vorbei ins Ausland zu schleusen. Aber sein Chef pfeift ihn zurück und stellt ihn und siebzig weitere Steuerfahnder kalt. „Ziel war diese Beamten moralisch zu zerbrechen.“, erinnert sich Rudolf Schmenger, „sichtbar für alle anderen Kollegen im Behördenzentrum, so dass in Zukunft keiner mehr aufsteht und auf Missstände hinweist.“ Die Strategie gelingt, nach und nach geben alle Steuerfahnder klein bei. Fast alle. Als Einziger kämpft Rudolf Schmenger bis heute. Vor Gericht siegt er in allen Instanzen, aber auf seine berufliche Rehabilitierung wartet er noch. Wie hat er das durchgestanden? Sein Fall ging durch die Presse, Rudolf Schmenger ist einer der bekanntesten Whistleblower der Republik. Könnte sich ein solcher Skandal heute noch einmal wiederholen? Wie sieht die Rechtslage heute aus? Geht es Whist-leblowern heute besser? (Text: WDR)
„Wir wollen rauskommen aus diesem Rädchen von Arbeit, Erschöpfung und Konsum“. Katharina und Kolja steigen aus, raus aus dem Konsum. Zusammen mit Tochter Klara ziehen sie in ein selbstgebautes fahrbares Mini-Haus. In das neue Domizil haben sie all ihre Ersparnisse investiert, nun wollen sie mit so wenig Geld wie möglich, aber mit viel Zeit für die kleine Klara leben. Vor allem junge Familien träumen von einem Leben ohne beruflichem Hamsterrad und teurer Miete. Sie wollen flexibel bleiben, sparsam wirtschaften und Zeit füreinander haben. Auch Alina und Flo haben ihren Traum verwirklicht und wohnen mit ihren beiden Töchtern in einer Jurte. Das große Rundzelt mit Ofen ist ihre Heimat – an den verschiedensten Plätzen Deutschlands. „Wir wollen Abenteuer erleben und uns nahe sein“, sagt Alina. Doch ein längeres Leben als „Konsum-Aussteiger“ mit Kindern kann hürdenreich werden. Autor Patrick Stijfhals hat beide Familien über drei Jahre immer wieder besucht und dabei auch die Schattenseiten dokumentiert: „Wir waren damals naiv“, sagt Katharina heute, die zeitweise mit ihrer Familie das Tiny House verlassen musste: „Wir haben gedacht, es gibt so viele grüne Flächen und da stellen wir uns einfach irgendwo hin“. Alina und Flo machen ähnliche Erfahrungen und müssen ihre Jurte immer wieder abschlagen und ihre Ideen auf den Prüfstand stellen. „Es gibt kein Ideal, wir müssen uns immer anpassen“, sagt Alina drei Jahre später. Werden die beiden Familien herausfinden, was sie wirklich zum Leben brauchen – und: Gelingt es ihnen auf Dauer mit wenig Geld mehr Zeit und Freiheit zu gewinnen? (Text: WDR)
Seit Wochen bangt Lisa: „Ich habe Angst vor der finalen Untersuchung. Sie wird zeigen, ob die Therapie angeschlagen hat, ob der Tumor wirklich vernichtet wurde.“ Mit 24 Jahren, kurz vor ihrem Staatsexamen zur Grundschullehrerin machte sich der Lymphdrüsenkrebs bemerkbar. Seit damals steht Lisas Leben Kopf. In Deutschland erkranken jährlich 15.000 junge Erwachsene an Krebs. Eine Diagnose, die auf besondere Weise niederschmetternd ist, weil andere gerade zu studieren beginnen, im Beruf durchstarten oder eine Familie gründen. Während man in langen Therapien auf Heilung wartet, setzen Freundinnen und Freunde die ersten Karriereschritte, die ersten Kinder werden geboren. Bei jungen Krebskranken liegt die Zukunft im Ungewissen. Vielen fehlt die finanzielle Absicherung und nicht selten hat der Krebs in jungen Jahren sogar einen besonders aggressiven Verlauf. Langzeitfolgen und Unfruchtbarkeit belasten die Perspektiven und im schlimmsten Fall kommt die Krankheit wieder. So wie bei Julian (26) aus Mainz und Karolina (20) aus Aachen. Für den Film „Diesen Kampf werde ich gewinnen“ begleiten die Autoren Jens Niehuss und Marcel Martschoke drei junge Erwachsene, die in ihrer Stärke und Zuversicht beispielhaft sind. Sie meistern auf ungewöhnliche Weise ihren Alltag und bauen ihr Leben von Therapie zu Therapie immer wieder neu auf. Jeder der Drei hat einen anderen Weg gefunden, mit dem Jetzt und mit der ungewissen Zukunft umzugehen. (Text: WDR)
Heiraten, Kinder bekommen und mit dem Partner ein Geschäft aufbauen – das war der große Lebenstraum von Susanne Wendel. Doch was fehlte, war der richtige Mann. Mit 35 Jahren hatte sie sich von ihrem langjährigen Freund getrennt. Mit 38 war die Buchautorin immer noch Single und auf der Suche nach dem Richtigen. Während eines Seminars riet ihr die Trainerin, sich doch einfach ein Ziel zu setzen: eine Verlobung. Susanne überlegte nicht lange, machte eine Kandidatenliste und verlobte sich 5 Tage später mit Frank Thomas. Beide waren nicht verliebt, aber beide hatten dieselben Ziele: „Das mit dem Verliebt sein braucht es aus meiner Sicht nicht unbedingt, es braucht nicht dieses Bild vom Traummann, denn es kommt ja auf was ganz anderes an“, ist Susanne überzeugt. Ehe aus wirtschaftlichen Gründen Manuela und Oli haben aus Liebe geheiratet, Romantik war ihnen wichtig, aber im Alltag blieb die Verliebtheit nach und nach immer mehr auf der Strecke. Manuela zog schließlich aus und war ein Jahr lang die Geliebte eines verheiraten Mannes. Irgendwann spürte sie jedoch, dass sie allein in der kleinen Wohnung unglücklich war. Sie entschied sich dafür, zurück in das gemeinsame Haus zu ziehen: „So viel Geld raus zu schmeißen für Miete ist einfach so ärgerlich, da haben wir aus wirtschaftlichen Gründen, dann auch einfach gesagt: Komm wir probieren es zusammen.“ Nun leben sie miteinander und nebeneinander in einem Haus. Die Basis ihrer Ehe: Freundschaft. Heiraten wegen des Kindes Ein Kind war der Grund, dass Sascha und Tanja aus Köln mit 17 Jahren geheiratet haben. Sie war schwanger und seine Mutter bestand darauf, dass die Jugendlichen heiraten. Ein Paar waren sie vorher nie gewesen, nur Freunde. Mittlerweile haben sie zwei weitere Kinder und sind noch immer zusammen – seit 31 Jahren. Sie haben viele Höhen und Tiefen erlebt, aber Trennung ist für Beide kein Thema: „Das war so eine Vernunftentscheidung. Wir ziehen das Ding durch, das war für mich klar.
m Frühjahr 2010 trifft Menschen hautnah-Autor Jan Schmitt den achtjährigen Keno und seine Mutter Karin zum ersten Mal. Wenige Wochen zuvor hat sie die Prognose bekommen: In spätestens drei Jahren soll Keno tot sein. Ihr Kind, das bislang ganz normal lebte, lernte, spielte. Alles fängt mit einem Schielen an, dann sinken die Leistungen des Jungen in der Schule. Keno wird an den Augen operiert, aber sein Zustand verschlechtert sich weiter. Es folgen Untersuchungen, Tests. Schließlich kommt heraus, dass er an „Adrenoleukodystrophie“ leidet. Die extrem seltene Erbkrankheit führt dazu, dass Kinder nach und nach nicht mehr sehen, hören und sprechen können. Sie verlieren alle Sinne und Fähigkeiten, können sich immer weniger bewegen, werden ans Bett gefesselt. Auch Keno wird sich verkapseln, tief in sich selbst. Seine Mutter erhält Hilfe von einem Kinderpalliativteam. Die Ärzte und Pfleger versorgen Keno, sie sind rund um die Uhr erreichbar. Ohne sie könnte Keno nicht zuhause bleiben. Nur wenige Eltern in Deutschland haben damals diese Unterstützung. Der Autor begleitet Keno und seine Familie jahrelang, in leichten und schweren Momenten, wenn die Krankheit kurz vergessen wird und wenn sie unbarmherzig ihr Gesicht zeigt. In eindrucksvoller Offenheit berichtet seine Mutter von ihren inneren Kämpfen. Sie spricht vom Sterben und beschreibt dabei, was das Leben eigentlich ausmacht. Der Film zeigt, wie sehr Eltern sterbender Kinder auf Hilfe angewiesen sind und welch ein Glück es bedeutet, in den Genuss dieser Hilfe zu kommen, eine Hilfe, auf die eigentlich jeder ein Recht hat. Kenos Sterben wird eine Reise, die für alle viel länger dauert als ursprünglich vermutet und die seiner Mutter alle Kraft abverlangt. (Text: WDR) Deutsche Erstausstrahlung: Do 24.01.2019 WDR Bei diesem Film handelt es sich um eine aktualisierte Version der Doku „Wenn ich sterbe, werde ich ein Adler“ (Erstsendung 26.2.2016).
Sie war der Star der rechtspopulistischen Bewegung in Deutschland, Chefin der AfD, das Gesicht der Partei. Eine junge Frau aus dem Osten, als Unternehmerin gescheitert und binnen kürzester Zeit aufgestiegen in die erste Reihe der Politik. Sie war eine Strategin, der man Rücksichtslosigkeit und Machtbesessenheit nachsagte, und die im entscheidenden Moment alles hinschmiss: Frauke Petry. Kurz nach der Bundestagswahl 2017 tritt sie mit einem Paukenschlag aus der AfD aus, setzt alles auf eine Karte. Sie rechnet damit, dass das die Partei zerlegen könnte. Aber kaum jemand folgt Ihr. Die AfD kommt inzwischen sehr gut ohne sie zurecht. Jetzt sitzt sie als Fraktionslose im Bundestag in der hintersten Reihe und kämpft ums politische Überleben. Sie macht weiter mit einer neuen Partei, die kaum einer kennt, mit wenigen Getreuen an ihrer Seite. Ist das das Ende der Karriere der umstrittenen Politikerin oder kommt da noch was? Wir haben Frauke Petry nach ihrem spektakulären Austritt aus der AfD ein Jahr lang exklusiv begleitet, ehemalige Mitstreiter und enge Vertraute befragt, wollten verstehen, was Petry antreibt und wo sie eigentlich politisch hin will. Gibt es für ihr neues konservatives Parteienprojekt überhaupt noch Platz zwischen CSU und AfD? Das Programm ihrer blauen Partei unterscheidet sich kaum von der AfD. Was ist von ihrem Schlingerkurs zwischen vagen konservativen Ideen und neoliberalen wirtschaftspolitischen Vorstellungen zu halten? Lebt sie überhaupt, was sie vertritt? Neben ihrem politischen Projekt managt Petry auch noch eine Patchwork-Wochenendehe mit zeitweilig neun Kindern, fünf eigenen und vier von ihrem zweiten Mann, dem Ex-AfD-Chef von Nordrhein-Westfalen, Marcus Pretzell. Wie das alles zusammengeht, weiß Petry manchmal selbst nicht. Ihr Leben ist auf Kante genäht, aber Petry scheut kein Risiko: „Wenn ich etwas umsetzen will, von dem ich mir vorher gut überlegt habe, dass das genauso laufen muss, dann bringt man mich auch nur schwer davon ab
Alles läuft zunächst so, wie es Leslie und Tobias sich vorgestellt haben: Nach der Hochzeit wird Leslie schwanger. Sechs Monate lang sind sie überglücklich. Doch dann erfahren die Eltern bei einer Ultraschalluntersuchung, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmt. Zunächst ist nur von „Auffälligkeiten“ die Rede. Nach der Fruchtwasseruntersuchung steht fest: Ihr Kind, das sie Lou nennen, hat Trisomie 13, eine schwere Chromosomenstörung, die unheilbar ist. Ihre Lebenserwartung ist gering, vielleicht wird sie sogar schon im Mutterleib sterben. Die Ärzte raten zu einer Abtreibung. Bei einer solchen Diagnose entscheiden sich die meisten Eltern für einen Schwangerschaftsabbruch. Leslie und Tobias machen es anders. Sie wollen Lou kennen lernen. Lou soll geboren werden, aber keine lebensverlängernden Maßnahmen erhalten, nur Medikamente gegen die Schmerzen. Eine sogenannte palliative Geburt. Wie lange Lou leben wird, ist ungewiss. Ein paar Stunden oder vielleicht auch ein paar Wochen nach der Geburt, sagen die Ärzte. Wie halten Leslie und Tobias diese extreme Ungewissheit aus? Werden ihre Kräfte reichen, um diesen Weg bis zum Ende zu gehen? Julia und Mario sind den palliativen Weg bereits gegangen. Ihre Tochter Lilli hatte ebenfalls eine tödliche Chromosomenstörung. Nach der Geburt durften Julia und Marion sie noch 30 Minuten lebend in den Armen halten. Dann ist sie gestorben. Im Kinderhospiz konnte sich das Paar von ihrer Tochter verabschieden – eine Zeit, für die sie heute unendlich dankbar sind. Julia wird danach schnell wieder schwanger. Ihr kleiner Merlin ist gesund und entwickelt sich gut. Doch bei aller Freude darüber wollen Julia und Mario ihr erstes Kind nicht vergessen. Durch die kostbaren Momente, die sie mit Lilly erleben durften, bleiben sie mit ihr verbunden. Für „Menschen hautnah“ hat Christian Pietscher die beiden Paare in diesen sehr intimen Lebensphasen ein halbes Jahr lang begleitet. (Text: WDR)
Die katholische Kirche in Deutschland leidet an dramatischem Priestermangel. Immer mehr Gemeinden verlieren dadurch ihre Eigenständigkeit, werden zusammengelegt,- dies führt zu heftigen Konflikten in vielen Bistümern. Der Film erzählt aus verschiedenen Regionen der Republik wie versucht wird, diese Situation auf unterschiedliche Weise zu bewältigen. Chiara Pöllen lebt in Essen Margarethenhöhe. Die 22-Jährige studiert Heilpädagogik und engagiert sich nebenbei in der Gemeinde zur Heiligen Familie in Essen. Nachdem die Bistumsleitung entschieden hatte, die eigenständige Gemeinde zu schließen, versuchen nun die Mitglieder ein Modell ohne eigenen Priester. Die Gemeinde organisiert sich durch zahlreiche motivierte Mitglieder wie Chiara seit zwei Jahren selber. „Auf der Margaretenhöhe zu leben und in dieser Gemeinde zu sein, das ist Familie, das ist Freude, das ist Leben, das ist Liebe, das ist wirklich alles für mich!“ Aber wie kann das funktionieren? Johann Thomas ist Teil des Eifler Widerstandes gegen die Reformen im Bistum Trier. Er und seine Mitstreiter sind es leid, dass von oben herab über ihr Gemeindeleben entschieden wird. Nun demonstrieren sie gegen das Bistum in der Hoffnung, eine friedliche Lösung zu finden. Und sie wollen sich entschieden gegen die Zusammenlegung wehren. „Demokratie kennt die Kirche nicht. Darum müssen wir darauf hoffen, dass von oben der Geist kommt.“ Im Bistum Paderborn wie auch an vielen anderen Orten sollen ausländische Aushilfspriester den Priestermangel ausgleichen. Aber ist das Modell erfolgreich? Welche Probleme ergeben sich? Pastor Liju aus dem indischen Kerala ist seit dem Frühjahr 2017 Aushilfspriester in einer westfälischen Gemeinde. Deutschland ist für ihn gewöhnungsbedürftig. Neben der neuen Kultur muss er auch lernen, mit der Sprache und seinem Heimweh klar zu kommen: „Ich vermisse meine Eltern und meine Geschwister, aber auch andere Verwandte.“ (Text: WDR)
Im Kölner Süden, zwischen Gleisen und einem Friedhof, liegt eine Siedlung, wie es sie in deutschen Großstadt selten gibt: Ein Dorf mitten in der Stadt, die sogenannte „Indianersiedlung“. Ein kleines Paradies für rund 350 Bewohner. In kleinen Holzhäusern leben Künstler und Lebenskünstler, Lehrer und Manager eng nebeneinander. Erstmals in der Weimarer Republik besiedelt, ging es mit dem Areal immer wieder auf und ab. In den siebziger Jahren zogen Hippies mit Bauwagen und wandernde Musiker auf das wild überwucherte Gelände. Die Siedlung war von Räumung und Abriss bedroht, doch die Siedler widersetzen sich und blieben. Ein Pferdestall mit Koppel und eine Festwiese, auf der die Siedler jährlich ein Festival veranstalten, bilden das Zentrum. Eigenwillig und naturverbunden leben die Menschen hier, ein bisschen wie Indianer, finden sie. Dieser Lebensstil gibt der Siedlung ihren Namen. Doch das Paradies ist wieder einmal bedroht, die „Siedler“ müssen kämpfen: Die Stadt Köln hat Pläne mit der großen, noch freien Gemeinschaftsfläche inmitten der Siedlung. Es ist eine „Sahneschnitte“ in Köln, wo Wohnungsmangel herrscht wie in allen deutschen Großstädten. Wohnraum soll auf der Freifläche entstehen, ein Investor möchte dort bauen. Die Siedler fürchten um den einzigartigen Charakter ihrer Siedlung und entwickeln einen Plan: Sie wollen selber bauen, für Alte und Behinderte, für sozial Schwache und Flüchtlinge. Eine Riesenherausforderung und eine Idee, die nicht alle gut finden und die Siedler spaltet. Der Film porträtiert die unterschiedlichen Menschen, die sich in dieser für eine deutsche Metropole einzigartigen Siedlung zusammen gefunden haben. Über ein Jahr haben die Menschen hautnah-Autoren Michael Müller und Martin Kießling sie begleitet, in ihrem Alltag und bei ihrem Ringen um die Zukunft. Ein Jahr Leben, fast wie im Wilden Westen. (Text: WDR)
Arno W. leidet an einer bipolaren Störung – seine Stimmung schwankt zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Seit mehr als 15 Jahren stellt die Krankheit sein Leben immer wieder komplett auf den Kopf. Als die „Menschen hautnah“-Autoren Arno kennenlernen, ist er in einer manischen Phase. Da wirkt er wie ein leicht überdrehter, freiheitsliebender, kreativer Künstlertyp. Er spricht offen über seine bipolare Störung, aber er selbst empfindet sich nicht als krank: „Also, ich würde es auch nie als krank bezeichnen, sondern als eine Range, die meines Charakters, meiner hormonellen Versorgung im Kopf entspricht.“ Er fühlt sich von seinen Eltern verfolgt und ist deswegen in einem Schrebergarten untergetaucht: „Ich habe Angst davor, von meinen Eltern in die Psychiatrie gebracht zu werden. Oder, von meinen Emotionen weggehalten zu werden und dann meiner Krankheit ausgesetzt zu werden. Der Kranke zu sein. Stigmatisiert zu werden.“ Wann die übersteigerten Stimmungsschwankungen kommen, ist nicht vorhersehbar. Es gab schon Jahre, in denen Arno krankheitsfrei war und dann wieder wechseln Depression und Manie in kürzerer Zeit. In der manischen Phase ist Arno besonders aktiv und euphorisch. Er redet viel, ist sehr kontaktfreudig, braucht kaum Schlaf, lässt sich durch die Stadt treiben, will sein Leben intensiv spüren und genießen. Bei seinem Ego-Trip denkt er selten an ein Morgen. Irgendwann verlässt Arno den Schrebergarten. Die Eltern wissen oft nicht, wo er ist. Die letzte Nachricht kommt aus Berlin – da klingt Arno bereits sehr verwirrt und fühlt sich von der Polizei verfolgt. Dann bricht der Kontakt zu ihm ab. Seine Eltern geben die Hoffnung fast auf und beginnen sich damit auseinanderzusetzen, dass sie ihren Sohn dieses Mal vielleicht nicht mehr lebend wiedersehen. Bis er sich eines Tages meldet: aus der Psychiatrie. Er will den Kontakt zu seinen Eltern wieder suchen. Die haben sich monatelang Sorgen um ihren Sohn gemacht. Mal wussten sie
Jürgen (50) ist nach einem Hirnstamminfarkt komplett gelähmt. Es geschah von einer Sekunde auf die andere. Aus dem sportlichen Mann wurde ein Schwerstbehinderter, der seither kaum mehr als den Kopf bewegen kann. Er war damals 36 Jahre alt. Auch Harald (48) braucht rund um die Uhr Betreuung. Er leidet unter Multipler Sklerose. Die Krankheit verlief in Schüben, heute ist er bis zum Hals gelähmt. Wenn Harald und Jürgen ihr Leben nicht mehr ertragen können, wollen sie die Freiheit haben, es zu beenden. Doch das wird nicht ohne fremde Hilfe gehen. Darüber, ob unsere Gesetze das zulassen, wird zurzeit heftig gestritten – auch vor Gericht. Erst 2015 ist der Paragraph 217 StGB in Kraft getreten, der die „geschäftsmäßige“ Förderung der Selbsttötung unter Strafe stellt. Er wendet sich vor allem gegen Sterbehilfevereine – möglicherweise aber auch gegen Ärzte, die einem langjährigen Patienten bei einem solchen Schritt helfen würden. Dem Palliativmediziner Benedikt Matenaer, Jürgens Arzt, würde dann Gefängnis drohen. Mit anderen Medizinern hat er daher Verfassungsbeschwerde gegen den § 217 eingelegt. Und Harald hat sich an den Rechtsanwalt Robert Roßbruch gewandt, der seit Jahren für die Patientenautonomie am Lebensende streitet. Der hat für ihn ein todbringendes Betäubungsmittel beim Bundesinstitut für Arzneimittel in Bonn beantragt. Wird er es bekommen? Harald und Jürgen, zwei Schwerstkranke, kämpfen darum, das Selbstbestimmungsrecht über ihr Leben zu behalten – wozu für sie auch gehört, dem Ganzen ein Ende setzen zu können. Beide haben Angst vor der Zukunft – aber wer weiß, was kommt? Jürgens Leben verändert sich völlig unerwartet. (Text: WDR)
Es ist voll auf dem Dorfplatz in Fürstenberg. Alle sind heute gekommen: der Spielmannszug, der Karnevalsverein, der Bürgermeister, die Jagdhornbläser. Denn alle wollen sich bei Franz Hartong bedanken. In der siebten Generation seiner Familie ist der 69-Jährige Gastwirt in dem kleinen Ort in Ostwestfalen. Aber heute ist Schluss, Franz Hartong schließt seine Gaststätte. Restaurant, Kneipe, Versammlungsort für Vereine, Proberaum für den Chor, ob nach Beerdigungen oder bei runden Geburtstagen – der Gasthof Hartong war die zentrale Anlaufstelle in Fürstenberg. Lange sah es so aus, als würde die Gaststätte für immer schließen müssen. Niemand wollte die viele Arbeit als Dorfgastwirt auf sich nehmen. Eine Katastrophe für das Dorfleben. Aber dann meldete sich völlig überraschend Familie Klaaßen. Mutter Ruth arbeitet als Erzieherin, Vater Reimund als Industriemechaniker. Sie haben kaum Erfahrung in der Gastronomie. Doch gemeinsam mit den drei Kindern wollen sie versuchen, den Gasthof zu retten – und damit vielleicht auch sich selbst. Denn die Klaaßens haben eine harte Zeit hinter sich. Ein halbes Jahr zuvor haben sie ihre zweitälteste Tochter Hannah (17) bei einem Autounfall verloren. Jetzt fragt sich Ruth Klaaßen, wie sie nach dieser familiären Katastrophe weitermachen sollen. Da kam ihr die Idee mit dem Gasthof. Könnte das der Neuanfang sein, den die Familie jetzt brauchte? „Hannah hätte das großartig gefunden“, glaubt die Mutter. Also wagt die Familie den Schritt und kauft die Gaststätte. Nun haben sie nach dem Abschied des Vorgängers nur einen Monat Zeit, um die neuen Dorfwirte zu werden. Obwohl Reimund Klaaßen geborener Fürstenberger ist, ahnt er, dass es schwierig werden könnte. „Wir müssen uns das Vertrauen der Gäste neu erarbeiten.“ Der Film begleitet die Klaaßens durch eine aufregende Zeit voller großer und kleiner Dramen, voller Hoffnungen und Rückschläge. Sie müssen unter Zeit- und Gelddruck den Gasthof umbauen, das
Ihren biologischen Vater kennt Anja nicht – sie wurde mithilfe einer Samenspende gezeugt. Seit ihre Eltern ihr das offenbart haben, sucht sie diesen Unbekannten. Nicht zu wissen, von wem sie abstammt, welche Eigenschaften dieses fremden Mannes sie geerbt hat, treibt sie um: Sie will diese Leerstelle füllen. Als Anja 2015 die Suche nach ihrem biologischen Vater aufnahm, haben wir sie mit der Kamera begleitet. Gerald ist als junger Mann so ein Samenspender gewesen. Er sieht Anjas Geschichte im WDR-Fernsehen bei ‚Menschen hautnah‘ und nimmt Kontakt zu Anja auf. Sie könnte doch seine Tochter sein! Er hat damals in eben der Arztpraxis gespendet, in der Anja gezeugt wurde. Heute ist Gerald ein glücklich verheirateter Familienmensch. Damals war die Samenspende für ihn ein Nebenjob, mit dem er sich ein Klavier verdient hat. Doch spätestens durch Anjas Geschichte ist dem 50-Jährigen bewusst geworden, dass er als biologischer Vater mit Menschen verbunden ist, von denen er bislang nichts weiß. Menschen, die ihm genauso ähnlich sein können wie seine drei Söhne. Er möchte den Kindern, die durch seine Samenspende entstanden sind, die Möglichkeit geben, ihn zu finden. Und ihn kennen zu lernen, wenn sie das möchten. Doch das ist schwierig: Damals, als Gerald Samenspender war und Anja gezeugt wurde, geschah das anonym. Die Reproduktionsmediziner sagen, dass es deshalb keine Unterlagen mehr gibt, die biologische Väter und Samenspenderkinder bei der Suche helfen könnten. Aufgeben aber wollen Gerald und Anja nicht. Anja reicht wie viele andere Samenspenderkinder ihre DNA in Gendatenbanken ein. Darüber lassen sich überall auf der Welt Verwandte finden. Und vielleicht findet sich auch eine Spur zu ihrem biologischen Vater. Und auch Gerald ist über diese Datenbanken jetzt als biologischer Vater zu finden … (Text: WDR)
Wenn das Jugendamt bei Familie N. in der Eifel anruft, muss alles schnell gehen. Dann wird ein Kind aus seiner Familie genommen und zu Michaela N. und ihrem Mann gebracht. Diesmal ist es ein sieben Wochen alter Säugling. Es besteht Verdacht auf Kindesmisshandlung. Von seiner Mutter wurde er gerade noch gestillt, nun muss er sich an völlig fremde Menschen gewöhnen. Von jetzt auf gleich in ein neues Zuhause. Familie N. ist eine sogenannte Bereitschaftspflegefamilie. Solche Familien nehmen Kinder in akuten Notsituationen für einen bestimmten Zeitraum auf. Meistens ist zu diesem Zeitpunkt nicht rechtlich geklärt, ob das Kind irgendwann wieder zu den leiblichen Eltern zurückkehren kann. „Erstmal brauchen die Kleinen ganz viel Liebe und körperliche Nähe“, weiß Pflegemama Michaela N.. Der Kleine ist ihr 18. Baby auf Zeit. Zusammen mit ihrer Familie wird sie von nun an 24 Stunden am Tag für ihn da sein – bis das Jugendamt eine langfristige Lösung findet. Das dauert manchmal Monate, manchmal auch mehr als ein Jahr. Zeit, in der das Kind und die Familie immer weiter zusammenwachsen. Selten kommen Kinder dann zurück zu den leiblichen Eltern, meistens wird eine Familie gesucht, in der das Kind dauerhaft bleiben und aufwachsen kann. Nach sechs Monaten hat das Jugendamt neue Pflegeeltern für das Baby gefunden. Nun heißt es Abschied nehmen für Familie N., das gehört zur Bereitschaftspflege dazu. Weh tut es trotzdem: „Da fließen jedes Mal Tränen“, so die Notfall-Mutter. Aber es ist ein Loslassen über mehrere Wochen. Die neuen Pflegeeltern besuchen Familie N. und den kleinen Jungen immer wieder, damit er sich an sie gewöhnen kann.“Menschen hautnah“ hat das Baby, die Bereitschaftspflegefamilie und die neuen Pflegeeltern auf ihrem emotionalen Weg begleitet. (Text: WDR)
Kevin aus Lünen war 14 Jahre alt, als er sich im Freibad zwei Halswirbel brach. Kopfüber war er eine Rutsche heruntergerutscht und auf dem Beckengrund aufgeschlagen. Er überlebte, ist aber seither vom Hals abwärts gelähmt. Marc aus Marl war 16, als er sich in Holland beim Kitesurfen schwer verletzte. Auch er kann sich vom Hals ab nicht mehr bewegen. Ein halbes Jahr lang teilten sich beide ein Zimmer im Uniklinikum Bergmannsheil in Bochum. Dort lernte Menschen hautnah-Autorin Justine Rosenkranz sie und ihre Familien vor 10 Jahren kennen. 2009 entstand daraus die Dokumentation „Unglück am Wasser“. In den vergangenen 10 Jahren hat Justine Rosenkranz die beiden weiter mit der Kamera begleitet und konnte beobachten, wie sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden mit ihrer Behinderung umgehen und ihr Leben meistern. „Die schlimmste Zeit war der Anfang zuhause“, sagt Kevin heute. Inzwischen ist er 24 Jahre alt und lebt immer noch in Lünen, 24 Stunden am Tag betreut von Pflegekräften. Kevin hat zwar gelernt, mit seiner Behinderung umzugehen. Doch er fühlt sich oft isoliert und will, dass sich sein Leben ändert. Jetzt hofft er, an einer wissenschaftlichen Studie der Uniklinik Bochum teilnehmen zu können. Deren Ziel es ist, querschnittgelähmten Menschen den Alltag zu erleichtern. Sie sollen einen Rollstuhl allein mit der Kraft Ihrer Gedanken steuern können. Wird Kevin das gelingen? Der mittlerweile 26 Jahre alte Marc hat seinen Master in Wirtschaftspsychologie gemacht und sucht nach immer neuen Herausforderungen im Leben, die er trotz seiner körperlichen Einschränkungen bestehen kann. Sein Traum wäre ein Fallschirmsprung – mit seiner Behinderung eigentlich unvorstellbar. (Text: WDR)
Anastasia Biefang ist die erste Transgender-Kommandeurin in der Geschichte der Bundeswehr. Erst im Alter von 40 Jahren wagt sie den Schritt, sich ihrem Arbeitgeber gegenüber zu öffnen. Sie sagt ihm, dass sie transgender ist und künftig als Frau angesprochen werden möchte: „Ende 2014 habe ich für mich entschlossen, einen Schlussstrich unter mein männliches Leben zu setzen. ( … ) Also es war mir völlig egal wie nach einem Outing, insbesondere im Beruf dann die Bundeswehr mit mir umgeht, was passiert. Für mich war einfach wichtig, dass es mir wieder gut geht – persönlich“, erzählt die heute 44-Jährige im Film. Bis dahin war sie bei der Bundeswehr als Soldat tätig. Ihrer Karriere hat das Outing nicht geschadet. Seit Oktober 2017 leitet Anastasia Biefang das Informationstechnikbataillon als Kommandeurin. Über 700 Soldaten und Soldatinnen hören auf ihr Kommando. Sie hat Glück, ihr damaliger Vorgesetzter zeigt viel Verständnis für ihre Situation und unterstützt sie. Privat ist es schwieriger: Ihre Ehe geht in die Brüche. Doch Anastasia Biefang verfolgt ihren Weg weiter. Sie lässt ihr äußeres Geschlecht ihrem gefühlten inneren Geschlecht angleichen und findet auch eine neue Partnerin. Mit Samanta ist es Liebe auf den ersten Blick. Sie steht ihr während der gesamten medizinischen Eingriffe eng zur Seite. Auch ihre Eltern, die nun plötzlich eine Tochter statt eines Sohnes haben, unterstützen sie. Die Soldaten und Mitarbeiter des Bataillons sind hingegen erstmal skeptisch: „Die Vorurteile waren eben ’Ach – jetzt kriegen wir hier so eine Transe. Was soll denn das werden und das für unserer Bataillon, uns trauen sie ja viel zu, dann haben wir ja bald die Regenbogenflagge dran“, so ihre künftige Sekretärin. Auch Anastasia Biefang ist nervös, ob sie in dieser Männerwelt als Transgender-Frau und Vorgesetzte akzeptiert wird. Die ersten Wochen sind ein gegenseitiges Abtasten und dann kommt auch schon die nächste Herausforderung: Afghani
Maria aus Weingarten am Bodensee und Gabriel aus Kerala in Indien lernen sich auf einer Studentenparty kennen und werden ein Paar. Nach acht Jahren Fernbeziehung über 7400 Kilometer wollen die beiden heiraten. Doch Gabriels Eltern sind entsetzt. Eine Heirat aus Liebe ist in Indien die Ausnahme. Noch immer werden 90 Prozent der Ehen von den Eltern arrangiert. Der Traum vom gemeinsamen Leben in Deutschland ist mit immer neuen Problemen verbunden. Die deutschen Behörden verweigern Gabriel das notwendige Ehevisum. Sie verlangen Urkunden und Zeugnisse, die man in Indien nicht kennt, und werfen die Hochzeitspläne über den Haufen. Ein Jahr später als erhofft kann Gabriel endlich nach Deutschland einreisen. Aber auch dann läuft für die beiden nicht alles glatt. Gabriel findet keinen Job in Oberschwaben und ist in vielem von Maria abhängig. Die neue Rollenverteilung wird zur Herausforderung für das Paar. (Text: WDR)
Als Andrea Bizzotto erfährt, dass er eine unheilbare Krebserkrankung hat, ist seine Frau Maria gerade im fünften Monat schwanger. Heute ist ihre gemeinsame Tochter Giulia zwei Jahre alt, doch der 33-Jährige wird nicht miterleben, wie sie aufwächst. Andrea will Giulia etwas Bleibendes hinterlassen und tippt im Krankenbett seine Lebensgeschichte ins Handy. Kapitel für Kapitel entsteht seine Autobiografie. „Ich hoffe, dass Giulia eines Tages dieses Buch in den Händen hat. Damit sie weiß, wer ich war.“ Auch Gabi und ihr Mann tun alles, damit die vierjährige Tochter Lena eine möglichst unbeschwerte Kindheit hat. Als Gabi mit 38 Jahren Brustkrebs bekommt, ist Lena noch ein Baby. Durch Zufall stößt sie auf das Hörbuch-Projekt von Judith Grümmer, eine Radiojournalistin, die für schwer erkrankte junge Eltern Audio-Biografien herstellt. „Das Hörbuch sagt auch viel über meinen Charakter aus, und bringt ihr näher, wer ihre Mama war“, hofft Gabi. „Wenn ich nicht mehr da bin, gibt es niemanden, der Lena diese Geschichten über mich erzählen kann.“ Der Film begleitet schwer kranke Eltern dabei, wie sie um ein „gutes“ Lebensende ringen. Wie sie ein Vermächtnis vorbereiten, mit dem sich ihre jetzt noch kleinen Kinder später an sie erinnern können. (Text: WDR)
Michelle ist 20 Jahre jung und hat ihr Abitur gemacht. Auf Ausgehen und Freunde treffen musste sie oft verzichten. Denn seit 10 Jahren kümmert sie sich rund um die Uhr um ihre Mutter, seit diese an Lungenkrebs erkrankt ist. Michelle kocht, wäscht und hilft der Mutter beim An- und Ausziehen. „Ich bin schon manchmal traurig und denke an meine Freunde, die nicht so viel zu tun haben. Aber ich will ja die Mama nicht im Stich lassen“. Dass die Pflege der Eltern das eigene Leben total verändert, hat auch Julika erlebt. Julika war zwei, als ihre Mutter an multipler Sklerose erkrankte. Schon als kleines Mädchen musste sie sich um sie kümmern, da ihr Vater arbeitete. Mit sieben hievte sie die Mutter in den Rollstuhl, half ihr beim Anziehen und wechselte die Urinbeutel. „Das war nicht schön, besonders für ein Kind. Ich fühlte mich so dreckig.“ Die ständige Sorge um die Mutter hinterließ bei der heute 37-jährigen Julika tiefe Wunden. Wie Michelle und Julika pflegen rund 480.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland ihre Angehörigen. Wie die Studie der Universität Witten/Herdecke ergab, betrifft das vor allem Kinder, bei denen durch Trennung oder Arbeit nur ein Elternteil zuhause ist. Der Film zeigt den Balanceakt von Michelle und Julika zwischen Alltag und Pflege, dem Wunsch, ein selbständiges Leben zu führen und der ständigen Sorge, die Mutter im Stich zu lassen. (Text: WDR)
Vor Wildfremden nackt dastehen, die letzten Hüllen fallen lassen – das wird für die meisten Tantraneulinge eine große Hürde sein. Für Gudrun aus Hamburg, die nach einer Brustamputation und Gebärmutterentfernung auf der Suche nach ihrer Weiblichkeit ist. Für den Finanzberater Peter aus Köln, der mit seiner Freundin schon Tantra-Berührungsabende durchgeführt hat, aber eben nur zu zweit. Und für Michael und Ellen aus Schleiden. 60 Jahre alt, seit zwei Jahren ein Paar und nach dem Zusammenziehen nun in der ersten Krise. „Wir hoffen, dass wir uns durch Tantra wieder näherkommen“, erzählen die Beiden vor dem Seminar. Es sind völlig normale Menschen, die sich beim Tantra-Seminar einer Kölner Anbieterin angemeldet haben. Viele verbinden Tantra zunächst mit Gruppensex, Superorgasmus oder einer esoterischen Art von Prostitution. „Genau diese Vorurteile hatte ich, als ich zu einer ersten Tantra-Massage gegangen bin“, erzählt Visagistin Gudrun, „doch danach hat sich bei mir etwas Neues geöffnet.“ Sie wollte mehr über Tantra erfahren und entdeckte eine jahrtausendealte, indische Entspannungslehre, die sexuelle Energie als göttliche Lebenskraft betrachtet und Liebe als Basis des Lebens. Das Motto: Lernt euren Körper ganz neu kennen und lieben, indem andere Menschen ihn wertschätzen. Keine Häme, keine komischen Blicke, sondern gegenseitige Berührungen und Streicheleinheiten auch an erogenen Zonen. Das Ziel: Zufriedenheit und neue Leichtigkeit. Mehrere Tage lang tauchen die Teilnehmer immer tiefer in die tantrische Begegnung ein. Zuerst nur mit den Augen, dann vorsichtig mit den Händen bis zum Höhepunkt am letzten Tag: Die gegenseitige Massage im Genitalbereich. „Ich fühle mich irgendwie unter Erfolgsdruck“, meint Peter, dessen Partnerin Anjali schon viel mehr Erfahrung hat als er. „Ich dachte, ich berühre Frauen richtig, aber nun bin ich mir nicht mehr so sicher.“ Gudrun scheint von Tag zu Tag glücklicher zu werden. Ganz im Gegens
Hanne Mattersberger liebt Hühner. Ihr kleiner Bauernhof bei Reichshof in Nordrhein-Westfalen ist ein Hühnerparadies, in dem der schöne Hahn George mit einer Schar von fast zwanzig Hennen ein glückliches Leben führt: den ganzen Tag picken, scharren, im Staub baden, in der Sonne liegen. Und ab und zu mal ein Ei. Für Hanne Mattersberger ist das Frieden, Trost und heile Welt. Doch nicht alle ihre Hühner hatten von Anfang an ein schönes Leben. Einige waren einst Legehennen aus der Massentierhaltung, aus Eierfabriken. Sie wurden, wie Tausende ihrer „Schwestern“ von dem Verein „Rettet das Huhn“ vor dem Schlachthof bewahrt und mit Einverständnis der Eierproduzenten an private Hühnerhalter wie Hanne Mattersberger vermittelt, die den Tieren ein neues Leben in artgerechter Haltung ermöglichen. Es sind Hühner, die nie Licht, Gras, Wind oder Körner erlebt haben. Die oft ausgelaugt sind, kaum noch Federn haben, wenn sie die Legebetriebe verlassen. Sie existieren nur zu einem Zweck: möglichst viele Eier zu produzieren. Mit durchschnittlich18 Monaten werden sie dann als Abfall der Legeindustrie im Schlachthof für wenige Cent pro Huhn entsorgt und vorwiegend zu Tierfutter, Brühwürfeln oder billigen Fleischprodukten verarbeitet. Jährlich werden so allein in Deutschland über 51 Millionen Hühner aus Boden-, Freiland-, und auch Biohaltungs-Betrieben getötet und durch junge Hennen ersetzt. In dem Film begleitet „Menschen hautnah“-Autorin Annette Zinkant mehrere Hühnerhalter wie Hanne Mattersberger und auch Robert Becker vom Verein „Rettet das Huhn“ bei einer sogenannten „Aus-Stallung“: 1.200 Hühner aus einem Legebetrieb werden in ein neues Zuhause gebracht. Für manche Hühnerhalter ist der Zustand ihrer Schützlinge ein Schock. „Wenn meine Hühner so aussehen würden wie diese Legehennen, dann hätte ich morgen das Veterinäramt hier und im Dorf würde keiner mehr mit mir reden“, sagt Hanne Mattersberger. „Aber in der Lebensmittelindustri
Bernd kommt aus New Hampshire, Jessika aus Wien und Philipp von der Ostsee angereist. Seit Jahren haben sie sich nicht gesehen. Jetzt treffen sie sich in Castrop-Rauxel – zum Klassentreffen. Vor 25 Jahren haben sie dort Abitur gemacht. Jörn und David haben monatelang recherchiert und organisiert, um das Jubiläumstreffen auf die Beine zu stellen. Gemeinsam wollen sie mit den alten Mitschülern in Erinnerungen schwelgen, die Geschichten von damals wieder aufwärmen. Vielleicht die erste Liebe wiedertreffen? Im Juni 1994 haben sie alle am Adalbert-Stifter-Gymnasium in Castrop-Rauxel 85 Schülerinnen und Schüler ihr Abitur gemacht. Einige sind in der Stadt geblieben, bei anderen verliert sich die Spur. Mindestens 50 Ehemalige sollen kommen. Philipp, inzwischen Marineoffizier, lebt mit seiner Familie an der Ostsee und hat bereits zugesagt, denn für ihn ist heute klar: „Das war eine der schönsten Zeiten meines Lebens, ich hab zu der Zeit richtige gute Freunde gehabt, die ich heute noch habe und ich hab damals meine Frau kennengelernt.“ Er und die anderen wollen erfahren, was aus den Mitschülern von einst geworden ist. Aber auch noch einmal in die Vergangenheit einzutauchen. Studium, Beruf, Familie, aber auch geplatzte Träume oder gescheiterte Ehen – wie haben sich die ehemaligen Mitschüler verändert? Die Organisatoren Jörn und David erhoffen sich von dem Revival, dass die alte Vertrautheit schnell wieder da ist. Sie wollen das Gemeinschaftsgefühl und die Unbeschwertheit von damals wieder wecken. Es soll eine tolle Wiedersehensparty werden, bei der es nicht um „mein Haus, mein Auto, mein Boot und mein Pferd“ geht. Ob das funktionieren wird? (Text: WDR)
An Paulines Zimmertür hängt ein riesiger Kalender mit Feldern zum Durchstreichen. Noch 24 Tage, bis es richtig ernst wird, dann steht für ihre Freundin Emilia und sie die erste Abitur-Klausur in Mathe an. Der Countdown läuft – und der Druck steigt, denn die Abinote ist das Ticket in ihre Zukunft. An die Zeit rund ums Abitur kann sich jeder erinnern, der es mal gemacht hat, egal wie alt er ist. Die Schulzeit ist zu Ende, das Erwachsensein fängt an. Eine Zeit voller Hoffnungen, Fragezeichen und banger Erwartungen. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle: erst die Prüfungen und die damit verbundenen Versagensängste, dann das unbeschreibliche Gefühl von Freiheit – endlich keine Schule mehr, endlich fängt die Zukunft an. Aber auch die Frage: Was will ich im Leben? Pauline ist klar: Sie möchte eine 1 vor dem Komma haben. Mit ihren Leistungskursen Mathe und Physik will sie später auf jeden Fall studieren. „Maschinenbau finde ich interessant, ich möchte ein bisschen in Männerberufe reinschnuppern, zeigen, dass Frauen das auch können.“ Für ihre Freundin Emilia sieht das anders aus. Sie möchte unbedingt Hebamme werden, hat sich schon vor ein paar Wochen in Mainz um einen Ausbildungsplatz beworben. „Ich werde immer gefragt: Abi – und was studierst du dann? Und wenn ich sage: gar nichts, ich mach’ eine Ausbildung, dann ist die Antwort – ahh, OK. Ich höre dann schon, dass sie denken, der Schnitt war nicht gut genug. Aber ich möchte Hebamme werden und mir ist egal, was die anderen denken.“ Für Emilia und Pauline wird es der letzte gemeinsame Sommer sein. „Menschen hautnah“-Autorin Susanne Böhm folgt den beiden bei ihrem Aufbruch in ihr neues Leben. Und lernt dabei junge Menschen kennen, die sich nicht nur Gedanken um ihre Noten machen, sondern auch eine ganze Menge über den Zustand der Welt nachdenken. (Text: WDR)
Knapp 400 Quadratmeter groß, vier Etagen, Fliesen aus Italien: 1990 ließen sich Gabriela und Martin in Königswinter ihr Traumhaus bauen. „Jedes Fenster eine Maßanfertigung“, schwärmt Gabriela noch heute. Das teure Haus konnten sie sich damals leisten. Die Geschäfte liefen gut. Über ihren Buchvertrieb belieferten sie Buchhandlungen mit Schachliteratur. Das Paar lebte mit den beiden Töchtern auf den oberen drei Etagen des Hauses. Unten, im Bürobereich, arbeiteten sie – erfolgreich, bis das Internet kam. Bücher wurden inzwischen online gekauft, ihr Geschäft geriet in eine Krise. Der Umsatz ihrer Firma sank schließlich gegen null und die Ratenzahlungen für ihr Haus wurden zum Problem. Schließlich leitete ihre Bank die Zwangsversteigerung ein. Für weniger als 300.000 Euro wurde das Haus schließlich versteigert. Das Ergebnis ist für die Eheleute eine Katastrophe. „Ich werde den Tag nie vergessen. Ich saß bei der Versteigerung und konnte gar nicht begreifen, was dort passierte“, sagt Martin. „Der Ausgang der Zwangsversteigerung ist für uns dramatisch und unerklärlich. Für ein Haus wie unseres hätte man mindestens das Doppelte bekommen müssen“, so Gabriela. Jetzt sucht das Paar Gründe für das schlechte Ergebnis und Schuldige. Ihrer Meinung nach haben zwei angesetzte Versteigerungstermine und ein falsches Gutachten zu diesem für sie existenzvernichtenden Ergebnis geführt. Deswegen weigern sie sich aus dem Haus auszuziehen und wollen, dass ihr Zwangsversteigerungsverfahren überprüft und neu aufgerollt wird. „Unsere Akte beim Amtsgericht umfasst inzwischen über 1.000 Seiten. Ich werde nicht aufhören, für unser Recht zu kämpfen“, so Martin. Einen Zwangsräumungstermin konnten die Eheleute schon abwenden, aber der nächste Räumungstermin rückt immer näher. „Menschen hautnah“-Autorin Nathalie Suthor hat das Paar in den letzten Wochen vor der Zwangsräumung begleitet: Werden die Eheleute in ihrem Zuhause bleiben können? (T
"Menschen hautnah" begleitet zwei Familien während der Gründungsphase ihrer kleinen Bio-Bauernhöfe. Gemeinsam mit ihrem Mann Frank zieht Anja aufs Land, Schafe wollen sie halten und eine Frischkäserei gründen. Lukas und seine Frau Miriam wollen es mit der Bio-Haltung von Kühen und Hühnern schaffen. Drei Jahre später besucht "Menschen hautnah" die Familien noch einmal: Halten sie durch oder platzt ihr Traum? (Text: WDR)
Die 31-jährige Kathrin lebt in einer festen Beziehung, als sie die Diagnose Brustkrebs erhält. Kathrin werden beide Brüste amputiert und nur eine wieder aufgebaut. Auch sie muss mit den Narben und dem Missempfinden leben. Dazu kommt noch eine Antihormontherapie, die ihr Lustempfinden ausbremst. Ihr Freund steht an ihrer Seite – doch auch bei den beiden ist jetzt nichts mehr selbstverständlich. Was können sie tun, um Sex und Nähe aufrechtzuerhalten? (Text: WDR)
Die Filmautoren gingen der Frage nach, was Männer dazu bewegt, im Rentenalter Vater zu werden. Dafür begleitete ein Kamerateam den Alltag des 66-jährigen Musikers Roland, der mit der Studentin Elena die kleine Wilma zeugte. Der über achtzigjährige Westernreiter und Hofbesitzer Gary bereitet seine Teenager-Tochter Lisa auf ein Leben vor, an dem er früher oder später nicht mehr teilnehmen wird. (Text: WDR)
Diesmal begibt sich Eckart von Hirschhausen an den wohl beziehungsfeindlichsten Ort: Er geht in ein Gefängnis und lässt sich dort einsperren. Zwei Tage ist er isoliert von der Welt "da draußen". Seine Zellennachbarn witzeln darüber, denn sie rechnen in Jahren. Er trifft dort Menschen, die als "knasterfahren" gelten. "Harte Jungs", die nur mit Mühe ihre alten Beziehungen aufrechterhalten. (Text: WDR)
Was wird wichtig, wenn man nur noch wenige Tage zu leben hat, wenn einem die eigene Endlichkeit bewusst wird? In einer sehr persönlichen Reportage sucht Eckart von Hirschhausen im Bochumer Hospiz St. Hildegard nach Antworten. Er spricht mit Menschen, die hier ihre letzten Tage verbringen, er trauert mit Angehörigen, wenn sie Abschied nehmen müssen. Zwei Tage lebt der Arzt und Wissenschaftsjournalist unter den elf Bewohnern der ehemaligen Industriellenvilla. Beim Frühstücksdienst trifft er Zita, die mit Humor ihrem na-hen Ende entgegenblickt. Er begleitet Rosita und ihre Familie beim schmerzvollen Einzug ins Hospiz und wacht mit Edeltraut am Bett ihres Mannes. Er lernt eine Welt kennen, in der der Tod allgegenwärtig ist - und die doch voller Leben steckt. "Leben bis zum Schluss", so beschreiben es ihm viele im Haus. Statt Intensivmedizin gibt es auf den Gängen Musikkonzerte, in den Zimmern Hundebesuche, im großen Garten Feste. Und eine Trauergruppe trifft sich bei Waffeln und Kuchen zum lockeren Austausch. Bei seinen Gesprächen mit Pflegenden, Ärzten und Ehrenamtlichen stellt Hirschhausen fest: "Ausgerechnet die Menschen, die durch ihre Arbeit jeden Tag mit dem Tod in Kontakt sind, haben am wenigsten Angst vor ihm. Das hat mich menschlich auf eine tiefe Art beeindruckt und versöhnt." Die Palliativärztin Dr. Bettina Claßen erzählt ihm von ihrer Beobachtung, dass die meisten mit einem Lächeln auf dem Gesicht sterben: "Das ist kein reiner Muskelreflex. Ich glaube, dass Tod am Ende eine ganz gute Sache ist." (Text: WDR)
Beim Krankheitsbild Wachkoma handelt es sich um eine schwere Bewusstseinsstörung, die nach einer Schädigung des Gehirns eintreten kann. Die Patienten scheinen wach, doch sie sind nicht fähig ihre Umgebung wahrzunehmen. Johannes und Stefan erlebten nach ihren Unfällen einen solchen Zustand. Ein Fernsehteam begleitete die beiden jungen Männer und deren Familien fünf Jahre lang durch ihren Alltag. (Text: WDR)
Die Geschichte zweier Menschen mit einer Leidenschaft abseits der Norm: Maria und Michael leben mit Puppen, als wären diese lebendig. Hinter dieser Passion verbergen sich der Wunsch nach Geborgenheit und bedingungsloser Liebe. Was Maria und Michael verbindet, ist ihr unkonventioneller Weg, mit diesen Bedürfnissen umzugehen – und ihr Mut, sich mit den Puppen in der Öffentlichkeit zu zeigen. (Text: WDR)
"Dein eigenes Kind geht lieber zu Terroristen, als bei dir zu sein und findet das auch noch cool. Das zieht dir so den Boden unter den Füßen weg!" Als Maik Messings Tochter Leonora im Jahr 2015 plötzlich verschwunden ist, ändert sich alles für den Vater aus Sachsen-Anhalt. Der Film "Leonora – Wie ein Vater seine Tochter an den IS verlor" erzählt mit einer außergewöhnlichen Nähe den verzweifelten Kampf eines Vaters um seine Tochter, die sich der Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien angeschlossen hat. Vier Jahre lang weiß Maik Messing nicht, ob seine Tochter Leonora überleben wird. Vier Jahre begleiten Reporter des NDR den Vater – während er – der einfache Bäcker aus der Provinz – syrische Schleuser trifft, mit Terroristen verhandelt und gleichzeitig versucht, in Deutschland weiter ein normales Leben zu führen. Die Radikalisierung der Tochter geschah unbemerkt Von der Radikalisierung seiner 15-jährigen Tochter hatte ihr Vater Maik nichts mitbekommen. Er wusste zwar, dass Leo sich für den Islam interessierte, nicht aber, dass sie bereits vor Monaten konvertiert war. Leo pflegte abgeschirmt ein virtuelles Islamisten-Leben im Internet, auf Facebook und in WhatsApp-Gruppen. "Islam war dann Trend, sag‘ ich mal" erzählt Leonora später den Reportern, "man hat gemerkt, in Deutschland und Großbritannien konvertieren viele zum Islam. Und dann bin ich in eine Facebook-Gruppe reingeraten". Im analogen Leben las sie im Pflegeheim Seniorinnen und Senioren vor, war Klassensprecherin, hatte einen YouTube-Kanal mit Beauty-Tipps und tanzte als Funkenmariechen im knappen Röckchen auf der Fastnachtssitzung – eine Vorzeigetochter, die sich vor dem Gang in den Hühnerstall fürchtete, weil es dort Mäuse geben könnte. Vor dem Leben im Terrorstaat hatte sie keine Angst. Nach ihrer Flucht aus Deutschland heiratet Leo den hochrangigen deutschen IS-Terroristen Martin Lemke, der beim IS-Geheimdienst Karriere macht. Über ihn wird ein anderer Rückkehrer später sagen: "Er foltert ni
Den Narzissten zeichnet einen Mangel an Mitgefühl aus und den Trieb, von anderen Menschen bewundert zu werden. Bei Leonard Anders wurde diese Persönlichkeitsstörung 2015 diagnostiziert. Seine Erfahrungen mit seiner Krankheit verarbeitete er in einem Buch. Maria hingegen hat jahrelang unter narzisstischen Missbrauch gelitten. Ein Filmteam begleitete die beiden während mehrerer Monate. (Text: WDR)
Jeremias aus Kaiserslautern wollte es schaffen: Im Alter von elf Jahren verließ er seinen Zwillingsbruder und seine arbeitslosen Eltern. Fünf Jahre lang lebte er in einem SOS-Kinderdorf, bevor er 16-jährig als Stipendiat den Übertritt an eine internationale Schule in Freiburg schaffte, um dort sein Abitur zu machen. Dabei hatte man ihm in der Grundschule nicht einmal das Gymnasium zugetraut. (Text: WDR)
Ein Filmteam begleitete Erik, der zwanzig Jahre lang auf der Straße lebte, zurück in ein bürgerliches Leben. Der ehemals Obdachlose fühlte sich zwar noch fit genug, aber im Alter von fünfzig Jahren wollte er einen Schlussstrich unter sein wohnsitzloses Leben ziehen. Ein Sozialarbeiter der Ambulanten Wohnungshilfe unterstützte Erik bei der Erfüllung seines Traums von eigenen vier Wänden. (Text: WDR)
Schwere Unfälle, Kinderpornografie, Mord und Totschlag - für die meisten Menschen ist schon die Vorstellung unerträglich. Polizeibeamte und Staatsanwälte sind diesen Verbrechen nahezu täglich ausgesetzt, ob direkt am Tatort oder nachträglich am Rechner. Wie gehen sie als mitfühlende Menschen fernab ihrer beruflichen Rolle mit solchen Situationen um?
Melanie ist 23, als ihr Exfreund sie wissentlich mit HIV infiziert. Nach dem Schock der Diagnose bricht sie die Zelte in ihrem Heimatland Deutschland ab und taucht in der Schweiz unter. Jahrelang weiß nur ihr engster Familienkreis von der Krankheit. Heute, 13 Jahre nach der Infektion, will Melanie das Versteckspiel beenden und einen "normalen" Umgang mit der Diagnose HIV finden. Menschen, die ihr früher wichtig waren, sollen endlich eingeweiht und wieder Teil ihres Lebens werden. Melanie plant in ihrem Heimatort in Deutschland eine Party, die diesen Wandel einläuten wird. Eine "Party aufs Leben". Auch alte Freunde werden kommen, mit denen sie noch nie über ihre Infektion gesprochen hat. Rückhalt für diesen neuen Umgang mit ihrer HIV-Diagnose gibt ihr Tobias, seit zwei Jahren der Mann an Melanies Seite. Trotz ihrer Infektion wollen die beiden sich ein ganz normales Leben aufbauen, mit allem, was dazu gehört. Durch die starken Medikamente, die Melanie nimmt, ist sie nicht ansteckend. Jetzt soll auch ein gemeinsames Kind Teil dieser neuen Zukunft werden. Die Angst, dass das Kind auch HIV-positiv werden könnte, ist groß. Doch Melanies Wunsch, Mutter zu werden, ist stärker. "Menschen hautnah" begleitet Melanie auf ihrer Suche nach Normalität. Mit beeindruckender Offenheit lässt Melanie die Zuschauer teilhaben an ihrem Schmerz durch die HIV-Infektion, an ihrer Nervosität beim Offenlegen der Diagnose und ihrer Sehnsucht und Angst beim Projekt Kinderwunsch. Der Film erzählt eine zutiefst persönliche und berührende Geschichte einer Frau, die sich traut, ein normales Leben trotz HIV einzufordern. (Text: WDR)
Weil immer mehr Kliniken ihre Geburtsabteilungen schließen, hat der Druck in deutschen Kreißsälen zugenommen. Viele Frauen erleben die Entbindung mittlerweile als demütigende und gewaltvolle Prozedur. (Text: WDR)
Die Psychologin Mona hat vor drei Jahren eine Ambulanz für alleinreisende junge Geflüchtete gegründet. Die schrecklichen Erlebnisse während der Vertreibung und Flucht haben tiefe Spuren bei den Jugendlichen hinterlassen. Bei Mona erfahren sie sprichwörtlich erste Hilfe für die Seele. Sie lernen Strategien, um mit Alpträumen und Flash Backs fertig zu werden, um so die Zeit bis zu einer Therapie durch andere Psychologen überbrücken zu können. Dass Monas Arbeit erfolgreich ist, zeigt der Werdegang von Firdaws und Mouctar aus Guinea. Auch dank ihrer Unterstützung sind die beiden gut in ihrem neuen Leben in Deutschland angekommen.
Die 24-jährige Katharina Mihm konnte sich ein unbeschwertes Leben bisher kaum vorstellen, denn ihre Schwester ist an Depression erkrankt. Immer wenn sie Alarm schlug, war Katharina für sie da, bis zur Aufopferung. Um sich selbst zu schützen, geht sie auf Distanz, indem sie zum Studium nach Köln zieht. Seitdem geht es ihr besser, aber um die Balance zwischen Nähe und Distanz ringt sie immer noch. (Text: WDR)
Am 24. März 2015 zerschellte eine Maschine der Fluggesellschaft Germanwings in den französischen Alpen. Nach Überzeugung der Ermittler hatte der Kopilot das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht, mit 150 Insassen an Bord. Nach ihrer Trauerarbeit fanden viele der verunglückten Angehörigen in den Alltag zurück. Ein Filmteam besuchte sie und erfuhr, wie sie heute mit ihrem Schicksal umgehen. (Text: WDR)
In Deutschland leben rund zwanzig Prozent der Männer im Alter zwischen sechzig und achtzig Jahren allein. Die Gründe, warum eine Partnerin oder ein Partner fehlt, sind vielfältig – nicht jeder empfindet das als problematisch. Im Film werden die Senioren Hartmut, Reinhold und Joseph vorgestellt, die unterschiedlich mit ihrem Alleinsein umgehen und ganz offen über ihr Leben als Single berichten. (Text: WDR)
37.000 junge Menschen leben in Deutschland ohne feste Unterkunft. Viele sind ganz aus dem Sozialsystem gefallen – so wie Pinky, der die meiste Zeit am Essener Hauptbahnhof verbrachte. Ein Filmteam begleitete den jungen Mann zwei Jahre lang und traf ihn wieder, nachdem er es geschafft hatte, eine Therapie zu machen. Nun bemüht er sich um einen Job, hat eine Freundin und wohnt bei deren Familie. (Text: WDR)
Der Kleingartenverein Castrop-Rauxel Nord entstand in einer Zeit, als die Menschen unter der Weltwirtschaftskrise litten und viele Väter arbeitslos waren. Heute sind die 150 Mitglieder damit beschäftigt, ihre Anlage auf Hochglanz zu bringen, denn ein Wettbewerb steht bevor. Eine schwierige Aufgabe, welche die trockene Witterung noch erschwert. Ein Filmteam hat die Gärtner mit der Kamera begleitet. (Text: WDR)
Nach einer mehrmonatigen Odyssee zog der 14-jährige Hajy, ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus Afghanistan, im Dezember 2015 bei den Schwestern Heike und Nicole ein. Die Kölner Familie hatte nicht lange überlegt, als sie beschloss, den Teenager aufzunehmen. Eine Filmemacherin begleitete die Familie vier Jahre lang und hat beobachtet, wie alle Mitglieder miteinander zurechtkommen. (Text: WDR)
Nach einer Notoperation ist klar: Marie kann nur überleben, wenn sie schnell eine neue Leber bekommt. Die Autoren der Sendung haben Marie und ihre Familie sechs Jahre später wieder getroffen und bis Ende 2019 begleitet.
Spätestens seit sich am 18. März 2020 Angela Merkel an die Nation wendet, wird klar: „Es ist ernst!“ Wie ernst die Lage ist, müssen viele in den folgenden Tagen und Wochen erleben.
Menschen hautnah begleitet Deniz, Sabine und David und erzählt mit ihnen drei berührende Geschichten rund um das Thema Stammzellenspende. Wie wird ein Stammzellenspender gefunden? Wie werden die Stammzellen gewonnen, transportiert und schließlich transplantiert? Und was bedeutet das alles für die Menschen, die davon betroffen sind?
Paare, die ein behindertes Kind bekommen, stehen vor immensen Herausforderungen. Sie müssen mit dem Schock und der Angst um ihr Kind umgehen. Später müssen sie ihren Alltag rund um die Pflege und die medizinische Versorgung ihres Kindes organisieren. Dabei als Paar nicht auf der Strecke zu bleiben, kann schwierig werden.
Es gibt diesen Moment, da kann Felix (31) nicht mehr stoppen. Dann geht er wieder auf Pornoseiten, verliert sich in den tausenden von Videos und findet erst Stunden später wieder raus. Elend fühlt er sich dann und leer. Nichts wünscht sich Felix mehr, als diese Sucht nach Pornos, wie er es nennt, endlich hinter sich zu lassen.
Yasemin S. (30) hat einen seltenen Gendefekt. In ihrem Körper wuchert Gewebe unkontrolliert – eine rätselhafte Laune der Natur. Immer wieder müssen Geschwüre und gutartige Tumore entfernt werden. Doch nun raubt ihr ein Tumor am Kehlkopf den Atem.
Lässt sich Alterseinsamkeit durch neue Wohnformen vermeiden? Ist die Mischung von alt und jung eine Lösung? Anfang Februar 2019 begeistert die Diakonie Michaelshoven 24 Senioren und zwei Studenten für ein gemeinsames Projekt in einem Kölner Haus.
Die erste große Liebe, es ist eine besondere, an die sich jeder ein Leben lang erinnert. Wie fühlt sie sich an, die erste große Liebe? Was macht sie so besonders?
Von zu Hause ausziehen, zum ersten Mal den Schritt in die Eigenständigkeit wagen, das ist ein Abenteuer. Und ein wichtiger Schritt in Richtung Erwachsenenleben. Ab jetzt muss alles selbst gemacht werden: Einkaufen, kochen, putzen, waschen und Probleme lösen. Wir begleiten eine Studentin und ein Pärchen auf dem Weg aus dem Familiennest in ihre erste eigene Wohnung.
Lena aus Konstanz ist 23 Jahre alt und wusste schon mit 15, dass sie Bestatterin werden will. Viele ihrer Freunde fanden das komisch und so hat sie sich ein bisschen Zeit gelassen, ihren Wunsch in die Tat umzusetzen. Sie machte eine Weltreise und jobbte als Verkäuferin. Und hat dann gemerkt, dass er immer noch da ist, der Traum, Bestatterin zu werden. In Bochum hat sie einen Ausbildungsplatz bekommen - weit weg von Eltern und Freunden am Bodensee. Am 3. August geht es los. Jetzt heißt es Abschied nehmen von Zuhause, eine Wohnung im Ruhrgebiet finden. Und: Wird ihr erster richtiger Job so sein, wie sie sich das vorgestellt hat? Drei Jahre Studium, das hat Thomas erstmal gereicht. Er sucht nach dem Bachelorabschluss in Architektur einen Job - am besten da, wo viele Menschen wohnen und bauen. Thomas bewirbt sich in Hamburg und bekommt die Stelle. Seine Freundin Franzi bewirbt sich ebenfalls als Architektin in Hamburg und hat auch sofort Glück. Beide ziehen von Braunschweig an die Elbe und beginnen ihre ersten Arbeitstage mitten in der Corona-Zeit Anfang April. Homeoffice, keine Möglichkeit der Einarbeitung, kein Kennenlernen der Kollegen – alles ist anders. Dazu kommt Thomas' Sorge, ob er den Ansprüchen genügt, die an ihn gestellt werden, und die Angst, Fehler zu machen.
Elke Spörkel hat sieben Kinder, war zweimal verheiratet und predigte 26 Jahre lang als Pfarrer Hans-Gerd in der kleinen Gemeinde Haldern am Niederrhein.„Solange ich mich erinnern kann, war immer die Faszination, warum darf ich kein Mädchen sein?“ erinnert sich Elke. Jahrzehntelang war sie als evangelischer Pfarrer Hans-Gerd in der Gemeinde äußerst beliebt – bis bekannt wird, dass der Pfarrer lieber Frauenkleider trägt.
„Jetzt ist alles vorbei, jetzt kannst du eigentlich das Buch zuschlagen“, so erlebte Margit Schöppler den Moment, als der Arzt ihr mitteilte, dass sie Krebs hat. Was den Moment besonders schlimm machte, war aber nicht nur die Diagnose, sondern die Art und Weise, wie der Arzt mit ihr umging. Mit ihren Sorgen und Ängsten blieb sie allein. Doch sie fand schließlich Ärzte an einer anderen Klinik, bei denen sie sich medizinisch wie menschlich gut betreut fühlt. Prof. Dr. Jana Jünger war als junge Ärztin hilflos, wenn sie mit todkranken Patienten reden musste. Ihr fehlte das Handwerkszeug, um in so einem einschneidenden Moment die richtigen Worte zu finden. Dass Ärzte nicht gelernt haben, wie sie mit Patienten reden, ist kein Einzelfall, sondern in Deutschland die Regel. Ein Missstand, den Jana Jünger ändern will. Sie wurde Kommunikationstrainerin für Mediziner. Einer, der von ihrem Engagement profitiert, ist der Medizinstudent Alexander Bernhardt. Er lernt auf einer besonderen Ausbildungsstation an der Uniklinik Heidelberg, wie man schlechte Nachrichten überbringt - und ihnen den Schrecken nimmt. Filmemacherin Ilka aus der Mark hat über ein Jahr im Gesundheitssystem recherchiert, mit Ärzten und Patienten gesprochen. Sie dokumentiert, wie eine falsch überbrachte schlechte Nachricht Patienten aus der Bahn werfen kann. Sie zeigt aber auch, welche Wege einige Ärzte bereits gehen, um die Situation zu verbessern. Zum Wohle der Patienten und Ärzte.
Was ist aus Jill und Felix geworden, den Verliebten mit Down-Syndrom, die auf rosaroten Wolken schwebten? Sind Andreas, der unter Depressionen leidet, und Tanja, die im Rollstuhl sitzt, ein Paar geworden? Wie stehen Jans Heiratschancen bei Model Tamara? Nach dem Erfolg der dreiteiligen Serie "Liebe inklusive" zeigt Menschen hautnah, was aus den Dates unserer Protagonisten geworden ist.
Bis vor fünf Jahren führte Maike (Name von der Red. geändert) noch ein bürgerliches Leben, auch wenn sie es nie ganz einfach hatte. Die 49-Jährige arbeitete Vollzeit als Altenpflegerin für Demenzkranke und zog alleine zwei Kinder groß. Dann verlor sie ihren Job und wenige Monate später ihre Wohnung. Das Jobcenter hatte ihren Antrag auf Arbeitslosengeld 2 zu spät bearbeitet. Maike konnte deshalb ihre Miete nicht mehr zahlen. Zunächst schlief sie im Hinterzimmer eines Ladens, bei dem sie unentgeltlich aushalf und duschte sich im Hallenbad. Als das nicht mehr ging, musste sie in Notunterkünften übernachten, oder sie lief die ganze Nacht durch die Stadt. Frauen machen etwa ein Viertel aller Wohnungslosen in Deutschland aus. Und es trifft auch immer mehr Menschen aus der Mittelschicht. Die Gründe sind vielfältig: Steigende Mietpreise, Trennung, Jobverlust und Krankheit gehören dazu. Im Straßenbild sind obdachlose Frauen meistens kaum sichtbar. Sie versuchen nicht aufzufallen, sind gewalttätigen Übergriffen aber oft schutzlos ausgesetzt – auf der Straße, in Notübernachtungen und Wohnheimen. Maike hat das erlebt: „Eines Nachts bin ich aufgewacht, weil eine Frau mir mit ihren Fäusten ins Gesicht schlug. In so einer Notunterkunft ist man mit vielen Frauen konfrontiert, die man im normalen Alltag meiden würde. Sie haben psychische Probleme, manche sind depressiv oder gewalttätig.“ Dagmar würde man nie ansehen, dass sie wohnungslos ist. Die 59-Jährige wohnt mit ihrem erwachsenen Sohn in zwei kleinen Holzhütten auf der Straße. Trotz Wohnungslosigkeit hat es die ehemalige Einzelhandelskauffrau geschafft, sich einen kleinen Putzjob zu besorgen. Ihr Verdienst liegt allerdings unter dem Sozialhilfesatz, so dass ihr eine Aufstockung zustehen würde. Da das Jobcenter dieser Zahlung nicht nachkommt, muss Dagmar mit etwa 100 Euro im Monat über die Runden kommen. Mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt, hungrig ins Bett zu gehen. Woran sie sich aber nie gewöhnen wird, sind die täglichen
Mitternacht in Essen: Oliver M. ruft seine Schwester an. Während seiner Arbeit bei einem Sicherheitsdienst wurde ein Fehler gemeldet – doch er kann nicht lesen.Buchstabe für Buchstabe diktiert Oliver seiner Schwester die Wörter ins Telefon. Seine Arbeitskollegen um Hilfe bitten kann er nicht – sie wissen nichts von seinem Handicap. Wenn jemand davon erfährt, verliert er seinen Job.
Monika und Paul haben eine echt Großfamilie gegründet: acht Kinder, darunter zwei Mal Zwillinge. Das Paar empfindet das als großes Glück und vermisst nichts, sagen sie. Auch wenn Paul einräumt, dass nicht allzu viele Freiräume für die Eltern bleiben. Geld und materielle Dingen sind dem Paar nicht so wichtig; was zählt, ist das gemeinsame Leben, zusammen mit ihren Kindern. Im Jahr 2010 hat Autorin Susanne Brand Familie Adler kennengelernt und filmisch porträtiert. Wie geht es ihnen heute, wo ein Kind nach dem anderen das Haus verlässt? In der Doku erleben die Zuschauer*innen Familie Adler noch einmal - heute und in Rückblicken.
Als das Virus erkannt wurde, war es zu spät: Innerhalb weniger Tage infizierten sich 112 der 160 Bewohner*innen des Wolfsburger Hanns-Lilje-Heims mit Corona, 48 von ihnen starben. Auch viele Pflegekräfte erkrankten an Covid-19. Die diakonische Einrichtung für dementiell erkrankte Menschen war zur Todesfalle geworden. In der Öffentlichkeit entstand bald das Bild vom „Horrorheim“. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf, anonyme Vorwürfe fanden weite Verbreitung. In einer aufwendigen Recherche rekonstruieren Arnd Henze und Sonja Kättner-Neumann die tragischen Wochen vor Ostern im Hanns-Lilje-Heim. Über mehrere Wochen konnten sie Pflegekräfte im Schichtdienst in den für Besucher*innen immer noch gesperrten Wohnbereichen begleiten. Sie sprachen mit Angehörigen von Verstorbenen und von Überlebenden, mit Ärzten, Verantwortlichen der Diakonie, dem Wolfsburger Oberbürgermeister als Leiter des Krisenstabes und mit Medizinethikern. Dramatische Entscheidungen, Überforderung und Kampf ums Leben Viele der Beteiligten sind noch immer traumatisiert – von dramatischen Entscheidungen im Blindflug, der permanenten Überforderung und dem oft vergeblichen Kampf um das Leben der Erkrankten, von den Kontaktverboten und nicht zuletzt von den rigiden Isolationsmaßnahmen zum Schutz der Bewohner*innen. Denn niemand konnte den Menschen im Heim begreiflich machen, warum sie plötzlich von Pflegekräften in Raumanzügen in ihre Zimmer eingesperrt wurden. „Ich habe mich wie eine Gefängniswärterin gefühlt“, erzählt eine Pflegerin. Noch immer sucht das Heim einen Weg zurück in einen Alltag unter Corona-Bedingungen. Das Betretungsverbot gilt weiter, Besuche sind nur unter strengen Hygieneauflagen auf dem Außengelände erlaubt – Einschränkungen, die den Kontakt mit den dementiell Erkrankten für die Angehörigen kaum erträglich machen. Umso größer ist die Sorge vor dem Winter und einer zweiten Welle. „Ein Krieg ist irgendwann vorbei – Corona hört nicht auf“, sagt eine Pflegerin aus Kroatien, die als K
„Sein Tod ist gar nicht mehr das Schlimmste, obwohl ich meinen Mann unendlich vermisse“, sagt die 36-jährige Maria heute. „Viel schlimmer sind die Wunden, die der Krebs in unserer Familie hinterlassen hat“. Die jahrelange Krankheit ihres Mannes Andrea Bizzotto hat sie und ihre beiden Kinder Fynn (14) und Giulia (3) verändert. Im ersten halben Jahr nach seinem Tod am 1. März 2019 überrollt Maria die Bürokratie: Beerdigung, Urkunden, Anträge … dann stürzt sie sich in Arbeit, um ein Buch, das ihr italienischer Mann noch kurz vor seinem Tod geschrieben hat, auf Deutsch herauszubringen und Lesungen damit zu machen. Und jetzt? Ihr wird klar, die kleine Wohnung steckt voller Erinnerungen an schmerzliche Situationen mit ihrem sterbenskranken Mann. Auch die alte Arbeitsstelle passt nicht mehr zu ihr. Sie braucht eine neue Umgebung – und einen neuen Job. Maria muss den Schritt in ein neues Leben wagen und gleichzeitig ihren Kindern Giulia (3) und Fynn (14) genug Stabilität geben, damit sie wieder Vertrauen ins Leben gewinnen. Wie geht das zusammen? Nach der Reportage „Das will ich Dir noch sagen“ (WDR 2019) über Maria und ihren Mann Andrea Bizzotto, der in seinen letzten Lebensmonaten noch einen italienischen Bestseller schrieb, haben wir Maria und ihre Kinder ein weiteres Jahr mit der Kamera begleitet. Die Alleinerziehende ist neue Wege gegangen – ohne ihren Mann. (Text: WDR)
Diana: „Wir haben die Zeit, uns Gedanken darüber zu machen, wer wir sind, was wir wollen.“ Noch vor fünf Jahren führten Diana Knigge und Phillip Alexander Schubert, beide Mitte 40, ein Leben im sogenannten Wohlstand: eigenes Café, schickes Auto und große Wohnung. Eines Tages bekommen sie, unerwartet, ein Kaufangebot für ihr Café. Der erste Gedanke der beiden: „Wir waren wie vor den Kopf gestoßen. Einfach aus dem Hamsterrad? Wie soll denn das gehen?“ Die Entscheidung des Paares fällt erstaunlich schnell. Der Preis sich täglich erschöpft zu fühlen, nur um die Rechnungen zu bezahlen, ist ihnen zu hoch. Sie steigen aus. Das Umfeld reagiert zunächst irritiert. Die beiden entscheiden sich für einen Weg, den sie selbst noch nicht kennen: Diana und Phillip wählen ein Leben in Bewegung. Sie kaufen ein Wohnmobil und leben mittlerweile seit fünf Jahren auf 12 qm, ihrer „Heimat auf Rädern“, wie sie es nennen. Sie suchen ein Leben, das zu ihnen passt, und keines, in das sie passen müssen. Im Sommer verdienen sie in Deutschland ihren Lebensunterhalt für den Winter. Im Winter rollen die Räder Richtung Süden. So romantisch, wie das „Vanlife“ in den Medien oft dargestellt wird, ist es jedoch nicht. Oft bahnen sich Diana und Phillip auf Strandspaziergängen den Weg durch jede Menge Müll. Erst sind sie entsetzt, doch dann entdecken sie eine Möglichkeit darin. Sie kriechen über Strände, sammeln Plastikmüll und gestalten daraus kleine Kunstwerke, die sie tauschen oder verkaufen. Reich macht es sie nicht, aber glücklich. Phillip: „ Der Planet braucht viel Aufmerksamkeit, sonst sieht es irgendwann düster aus. Wir lieben das Meer und haben uns entschieden, hier etwas zu tun.“ Vor Herausforderungen sind die beiden auch in der Ferne nicht geschützt. Nicht alles fühlt sich „frei“ an. Die Gedanken reisen fast täglich nach Deutschland. Der Vater von Diana entwickelt eine Demenz und auch die Mutter braucht Unterstützung. Diana entlastet Schwester Nina, die neben den Eltern wohnt, telefonisch un
Als Jörg erfährt, dass seine Frau Carola an Krebs erkrankt ist, ahnt er nicht, dass ihnen nur noch ein paar Wochen bleiben. „“Sie war voller Zuversicht. Die Chemo war erfolgreich, sie fühlte sich gut, wir wollten sogar verreisen.““ Carola ist erst 39 Jahre alt, Mutter der vierjährigen Clara. Sie hat doch das ganze Leben noch vor sich. Als Jörg einmal versucht, mit seiner Frau darüber zu sprechen, was denn wäre, wenn das Ganze nicht gut ausgeht, habe sie ganz bestürzt reagiert: „“Du tust ja gerade so, als wäre ich gleich tot!““ Der Gedanke ans Sterben wird verdrängt. Doch dann ganz plötzlich sagen die Ärzte, Carola müsse ins Koma gelegt werden. Daraus wacht sie nie mehr auf. Abschied nehmen können Jörg und Clara nicht. Jörg quälen Schuldgefühle. Was hätte er seiner Frau nicht noch alles sagen wollen! Eine Trauergruppe hilft ihnen bei der Verarbeitung. Gemeinsam bemalen sie einen Sarg mit Botschaften an Carola. Eine Hilfe und ein Trost, wenn ein Abschied nicht möglich war. „“Wenn ein Mensch stirbt, ohne dass die Angehörigen dabei sein können, zum Beispiel auch bei einem Unfall, können bei den Hinterbliebenen jahrelange Spätfolgen entstehen““, sagt Seelsorger Friedrich Brand. Hinzu kommen Horrorvorstellungen: Ist mein Angehöriger einsam, qualvoll, voller Angst gestorben? Beim Lockdown wegen der Corona-Pandemie herrscht in Kliniken zeitweise ein totales Kontaktverbot. Patienten sind isoliert. So wie bei Familie Hucks in Duisburg. Wochenlang darf niemand aus der Familie Annemarie (83) besuchen. Nach sechs Wochen erhalten sie plötzlich die Todesnachricht aus der Klinik. Auch sie plagen Schuldgefühle: Haben sie ihre Ehefrau und Mutter im Stich gelassen? (Text: WDR)
Nach dem Tod ihres Mannes macht sich Meta auf die Suche nach einem neuen Partner. Sie ist 60 Jahre alt und will nicht alleine bleiben. Es dauert nicht lange, da schreibt sie ein äußerst attraktiver Mann auf einer Online-Partnerbörse an. Er gibt an, ein in Dubai lebender amerikanischer Antiquitätenhändler zu sein. Schon nach kurzer Zeit schreiben sich die beiden lange, persönliche Nachrichten. Meta verliebt sich bis über beide Ohren – obwohl sie den Mann nie gesehen hat, sondern nur online mit ihm Nachrichten austauscht. Dann geht alles ganz schnell. Der Mann schreibt eines Tages, er sei überfallen worden, liege im Krankenhaus und benötige dringend Geld für die Behandlung. Geld, das sie ihm schicken soll. Wenn Meta heute, ein Jahr später, daran zurückdenkt, kann sie kaum fassen, wie sie so blind sein konnte, dem Mann große Summen Geld zu überweisen. Denn am Ende stellt sich heraus: Nicht nur die Geschichte mit dem Überfall war erfunden, auch der Mann war eine Erfindung. Es gab ihn gar nicht. Meta war einem Liebestrickbetrüger auf den Leim gegangen – und viel Geld los. Hunderte deutsche Frauen fallen jedes Jahr auf Liebestrickbetrüger im Internet herein. Die Hintermänner sitzen meist im westlichen Afrika. Mit gestohlenen Fotos von attraktiven Männern schmeicheln sie ihren Opfern, um ihnen schließlich mit raffinierten Methoden Geld aus der Tasche zu ziehen.
Beim Lockdown wegen der Corona-Pandemie herrscht in Kliniken zeitweise ein totales Kontaktverbot. Patienten sind isoliert. So wie bei Familie Hucks in Duisburg. Wochenlang darf niemand aus der Familie Annemarie (83) besuchen. Nach sechs Wochen erhalten sie plötzlich die Todesnachricht aus der Klinik. Auch sie plagen Schuldgefühle: Haben sie ihre Ehefrau und Mutter im Stich gelassen? "Dieser Film wurde im Jahr 2020 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert."
Noch vor fünf Jahren führten Diana Knigge und Phillip Alexander Schubert, beide Mitte 40, ein Leben im sogenannten Wohlstand: eigenes Café, schickes Auto und große Wohnung. Eines Tages bekommen sie unerwartet ein Kaufangebot für ihr Café. Der erste Gedanke der beiden: „Wir waren wie vor den Kopf gestoßen. Einfach aus dem Hamsterrad? Wie soll denn das gehen?“ Die Entscheidung des Paares fällt erstaunlich schnell. Der Preis, sich täglich erschöpft zu fühlen, nur um die Rechnungen zu bezahlen, ist ihnen zu hoch. Sie steigen aus. Das Umfeld reagiert zunächst irritiert. Die beiden entscheiden sich für einen Weg, den sie selbst noch nicht kennen: Diana und Phillip wählen ein Leben in Bewegung. Sie kaufen ein Wohnmobil und leben seit mittlerweile fünf Jahren auf 12 qm, ihrer „Heimat auf Rädern“, wie sie es nennen. Sie suchen ein Leben, das zu ihnen passt, und keines, in das sie passen müssen.
Monika und Paul haben eine echt Großfamilie gegründet: acht Kinder, darunter zwei Mal Zwillinge. Das Paar empfindet das als großes Glück und vermisst nichts, sagen sie. Auch wenn Paul einräumt, dass nicht allzu viele Freiräume für die Eltern bleiben.
Eine ehemalige Maschinenfabrik im Kölner Norden ist für viele Menschen zum Lebensmittelpunkt geworden. Denn in dem alten Klinkerbau befinden sich hundert Proberäume, in denen Musikerinnen und Musiker aller Genres, Bands, Instrumentalisten, Sängerinnen und Sänger üben. Die meisten von ihnen hoffen auf den großen Durchbruch. Zum Beispiel das Duo The Bottomline. Franzis und Elia haben sich komplett der Musik verschrieben und kämpfen darum, irgendwann Hallen zu füllen. Oder Adam, den sie alle Eddy nennen. Der Punker und Singer-Songwriter, der vor Jahren aus einem spießigen Dorf im britischen Wales flüchtete und seitdem seine Geschichten in Liedern erzählt. Auch weil er blind ist, sei er dort immer Außenseiter gewesen. Mit Katharina, der Schlagzeugerin, und Amelie, der Bassistin, will Eddy als Band durchstarten. Der Proberaum von Philipp Godart, dem Schlagersänger, ist längst zu einem professionellen Studio geworden. Philipp komponiert und textet Lieder über Liebe und Herzschmerz für einen Wettbewerb. Wenn er den gewinnt, hat er Chancen, auf großen Bühnen zu singen. Eine alte Fabrik voller Klaviere, Keyboards, Gitarren, Flöten und Trompeten, vollgestopft mit Verstärkeranlagen und Mikrofonständern, Mischpulten. Ein Gewirr von Gängen, gesäumt von Proberäumen, Studios, Tanzböden. Die ehemalige Maschinenhalle ist zu einer Traumfabrik mutiert. Denn die unterschiedlichsten Typen, die hier proben, haben eines gemeinsam: den Traum von der Karriere auf der Bühne. (Text: WDR)
Dirk und Madita stehen am Gitterbett ihres kleinen Jungen in der Intensiv-Pflegeeinrichtung Bärenfamilie in Essen. Der zweijährige Jonah jammert und will mit seinen Eltern nach Hause, doch das geht nicht. Madita kommen die Tränen. „Dass ich mein Kind abgegeben habe, das ist schrecklich!“ Jedes Wochenende kommt die Familie zu Besuch, von Mal zu Mal wird der Abschied schwerer. Jonah wurde mit einem Herzfehler geboren und erlitt bei der Geburt eine Hirnblutung. Als er schwer krank nach Hause kam, standen die Eltern ohne Pflegekräfte da. Tag und Nacht die Angst, er könne sterben. Traumatisiert und erschöpft gaben sie ihn schließlich in die Intensiveinrichtung. Nun, knapp ein Jahr später, soll Jonah wieder nach Hause kommen – aber das Problem ist dasselbe geblieben: Die Eltern finden keine Pflegekräfte. Auch Anna und Marcel haben ein schwer krankes Kind, den dreijährigen Jonas. Seit drei Monaten lebt die Familie in einem Kinder- und Jugendhospiz in Wuppertal. „Wir sind hierher gekommen, weil wir für zu Hause keine Pflegekräfte gefunden haben“, sagt Anna. Das Hospiz ist der letzte Ausweg für die Eltern, um mit ihrem Kind zusammen zu leben. Ihr Haus in Hünxe steht seit Monaten leer. Nun suchen die Eltern verzweifelt nach qualifiziertem Pflegepersonal, um wieder nach Hause ziehen zu können. Ihre größte Angst ist es, dass ihr Kind ohne sie in einer Pflegeeinrichtung leben muss. Sechs Monate begleitet „Menschen hautnah“ zwei Familien, die darum kämpfen, mit ihrem schwer kranken Kind zusammen leben zu können. (Text: WDR)
"Du wolltest krass werden. Du wolltest, dass die Leute vor dir Respekt haben. Und wenn dein Umfeld so tickt, dann wirst du irgendwann auch so", sagt der 29-jährige Kianush aus Münster. Er und seine Kumpels Parham und Agit haben "viel Scheiße gebaut": Raub, räuberische Erpressung, illegaler Waffenbesitz und Drogenhandel. Die drei jungen Männer verbindet die gemeinsame Jugend in NRW - und ihre Zeit im Knast. Vor allem aber der Wunsch, die kriminelle Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen. Drei Jahre lang lassen sich die jungen Männer mit der Kamera begleiten. Sie erzählen von ihren Träumen, Sorgen und Sehnsüchten.
Als sie 15 Jahre alt ist, verliert Michaela aus Pulheim plötzlich ihre Kopfhaare, ihre Wimpern und Augenbrauen. In wenigen Wochen ist sie komplett kahl. Hinter dem Haarausfall steckt die Autoimmunkrankheit Alopecia Areata, an der in Deutschland über 1,5 Millionen Menschen leiden. Während sich Michaelas Freundinnen für Beautythemen und die erste große Liebe interessieren, beginnt für Michaela ein Versteckspiel. Sie trägt Perücken, lässt sich Augenbrauen tätowieren und klebt täglich künstliche Wimpern an die kahlen Lider. Alles aus Angst, wegen ihres vermeintlichen Makels abgelehnt zu werden. „Schön gefühlt habe ich mich nie. Ich habe immer wieder versucht, die Krankheit zu vertuschen und so zu sein wie die anderen.“ Als Michaela von ihrem zukünftigen Ehemann nur wegen ihrer schönen langen Haare angesprochen wird, ist ihr völlig klar: Sie wird sich Andy niemals ohne Haare zeigen können.
Fast 13 Jahre lang lebt Natalie schon mit einem künstlichen Gehör. Die Filmemacherin Simone Jung hat Natalie von Beginn an begleitet. Anfangs, als die junge Frau die Welt der Töne und Musik mit ihren Fingerspitzen und ihrem Körper erfühlt bis zu der Entscheidung zur Operation und auch, als Natalie das Cochlea Implantat zum ersten Mal einschaltet und sie nichts als Krach hört. Der Film dokumentiert das mühsame Lernen der vielen neuen Geräusche, den Umgang mit dem Partner und den beiden Kindern.
„Wenn ich David im Himmel wiedersehe, werde ich ihm sagen, dass dies sein schlimmster Fehler war.“ Im Dezember 2019 nahm sich Petras Ehemann das Leben. Seitdem ist für die 39-jährige jeder Tag ein Kampf. „Es ist wie eine Achterbahnfahrt. Ich habe Angst und doch muss ich jeden Looping aushalten.“ Petra will stark sein, auch für die drei Jahre alte Tochter Lynn. „Wenn Lynn mal erwachsen ist, soll sie sagen, ich bin zwar ohne den Papa aufgewachsen, aber wir haben das toll hinbekommen.“ „Er nahm sich das Leben und meines gleich mit“, auch Fraukes Ehemann Heiner be-ging Suizid. „Mein altes Leben war von dem Zeitpunkt an vorbei.“ Heute, elf Jahre spä-ter, spricht Frauke offen über ihren Verlust und will aufarbeiten, was ihr selbst widerfah-ren ist: „Ich wurde gemieden: im Supermarkt, auf der Straße. Mir wurde geraten, nicht mehr über den Suizid zu sprechen.“ Frauke gründet ihre eigene Selbsthilfegruppe, um anderen Hinterbliebenen Kraft und Hoffnung zu geben – für das Leben danach. Jahr für Jahr nehmen sich in Deutschland laut Statistischem Bundesamt bis zu 10.000 Menschen das Leben. Bei den Hinterbliebenen bleibt nicht nur Trauer, sondern auch Wut und Verzweiflung und die Frage nach dem Warum. Der Film begleitet zwei starke Frauen, die offen über das Tabuthema Suizid und ihren Schmerz sprechen, um wieder zu sich selbst zu finden. (Text: WDR)
Für sieben Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Lernschwierigkeiten kann es zur Chance ihres Lebens werden: Das Institut für Inklusive Bildung NRW sucht im Frühjahr 2019 gemeinsam mit der Technischen Hochschule Köln Menschen, die ihre Jobs in der Behindertenwerkstatt aufgeben, um sich zu Uni-Dozent*innen ausbilden zu lassen. Wenn alles nach Plan läuft, sollen sie nach dieser dreijährigen Qualifizierung Studierende in sozialen Studiengängen, Medizin oder Grafik-Design unterrichten – fest angestellt und nach Tarif bezahlt. Die Idee klingt bestechend einfach: Menschen mit Beeinträchtigungen lehren selbst. Denn sie wissen am besten über das Leben mit Behinderung Bescheid. Und doch betreten alle Neuland. Die Sieben haben noch nie vor großen Gruppen gesprochen. Und die Studierenden werden es das erste Mal mit Dozent*innen zu tun haben, die geistig beeinträchtigt sind. Vom Auswahlgespräch durch das erste Ausbildungsjahr hindurch begleitet „Menschen hautnah“ Florian, Marie, Jenny, Amandj, Fabian, Luca und Andreas. Bislang haben sie in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen gearbeitet, haben Verpackungs- und Sortierarbeiten gemacht oder waren im kreativen Bereich tätig. Was fast alle gemeinsam haben: Sie fühlen sich unterfordert und haben große Lust, sich weiter zu entwickeln. Werden die sieben dem Druck Stand halten? Und wie wird das erste eigene Seminar bei den Studierenden der Hochschule ankommen? (Text: WDR)
100 Auftritte in 85 Städten - die Europatournee des Chinesischen Nationalcircus stand. Die Hallen und Theater für die neue Show "China Girl" waren gebucht. Die Weltpremiere in Prag bereits ausverkauft. Und dann kam Corona."Stromabriss. Alles gecancelt. Seit März letzten Jahres gab es nicht einen einzigen Auftritt für uns," sagt Produzent Raoul Schoregge. Seitdem kämpfen er und seine Frau Nadine um das Überleben ihres bislang erfolgreichen Unternehmens. "Wir haben für 2020 mit einer Million Euro Umsatz gerechnet. Das hat sich alles in Luft aufgelöst."
Seit 2012 begleitet Tabea Hosche das Leben ihrer Tochter Uma mit der Kamera. Uma (11) ist aufgrund eines seltenen genetischen Defektes geistig beeinträchtigt, schwerhörig, hat Epilepsie und eine schwere Sprachentwicklungsstörung. Und sie ist die Älteste von drei Geschwistern: Ebba ist drei Jahre jünger und ihr Bruder Joseph fast 9 Jahre jünger. Nach den Dokumentationen "Uma und ich" und "Uma und wir" beschäftigt sich die Filmemacherin Tabea Hosche in "Uma Ebba Joseph" mit den Beziehungen ihrer Kinder untereinander und damit, welchen Einfluss die Behinderung der ältesten Tochter auf die Entwicklung der Geschwisterkinder hat.
Wenn Ivonne und Torsten Lüdtke aus Wolgast aus dem Fenster schauen, blicken sie auf das Grab ihrer Tochter. Auf dem Friedhof neben ihrem Haus wurde 2016 ihre Tochter Selina begraben. Sie war 14 Jahre alt. Ein glücklicher Teenager, die Familie ein lebensfrohes Trio. Doch von einem Tag auf den anderen war alles anders. Selina stirbt an einem tödlichem Drogen-Mix. Mitgebracht von ihrem Freund, der zum ersten Mal bei ihr übernachten durfte. Viele Details sind bis heute nicht geklärt. Neben Schmerz und Trauer durchziehen zwei Fragen das Leben der Lüdkes: Können sie Selinas Freund verzeihen? Und: Können sie sich selbst verzeihen, dass sie ihn übernachten ließen? Schuld und Verzeihen sind nach schweren Schicksalsschlägen entscheidende Themen, wenn es darum geht, wie man das Leben wieder annehmen und ihm eine neue Richtung zu geben kann. Auch Claudia Fromme aus Haltern am See hat sich mit Schuld und Verzeihen in den vergangenen zwölf Jahren immer wieder beschäftigt. Auf dem Weg in den Skiurlaub verursachte sie in Österreich einen Auffahrunfall. Ihr Mann Michael und die 13-jährige Tochter Annika starben. Sie selbst und ihr Sohn Felix überlebten. Claudia Fromme hat lange gebraucht, sich zu verzeihen. Sie hat sich immer wieder gefragt: Was hätte ich anders machen können? Warum habe ich überhaupt das Steuer übernommen? Warum bin nicht ich gestorben? Sie suchte Trauergruppen auf und fand großen Halt in einer neu entdeckten Spiritualität. Die heute 50-Jährige krempelte ihr Leben um und machte eine Ausbildung zur Yogalehrerin. Dort lernte sie auch ihren neuen Partner Holger kennen. „Ich habe mir verziehen. Ich musste mir verzeihen, weil ich wusste, ich möchte trotz allem wieder glücklich sein. Auch um meines Sohnes Willen." (Text: WDR)
IT-Spezialist Joar hat sein Leben geändert, radikal. Sein manchmal rastloses Leben in der Stadt mit Partys und Fitnessstudio hat er hinter sich gelassen. Joar hat sich zwei kleine Rinder gekauft und ist aufs Land gezogen. Denn an Kühe hatte er schon als kleiner Junge sein Herz verloren, er wuchs neben einem Bauernhof auf und war ständig im Stall und auf der Weide bei seiner Lieblingskuh. Seine beiden neuen Rinder taufte er Daggi und Emma. Als Joar Stall und Weide für sie suchte, lernte er Lena, Markus und Lili kennen. Gemeinsam mit ihnen hat er den ‚Lebenshof‘ gegründet. Dort geben sie Tieren ein Zuhause, die sonst getötet werden würden. Alle vier haben ein Anliegen: Den Menschen zu zeigen, wie systematisch Tiere in unserem Land vernichtet werden. Und dass auch so genannte ‚Nutztiere‘ ihre Individualität entwickeln können, wenn man ihnen den Raum dazu gibt. Daggi und Emma laufen Joar freudig entgegen, wenn er kommt. Alle auf dem Lebenshof machen das ehrenamtlich. Finanzieren soll sich das Projekt durch Spenden. Die Werbetrommel rührt Joar auf sozialen Netzwerken. Als sie anfangen, wissen sie nicht, ob genug Geld zusammenkommen wird. Etwa ein Jahr haben wir Joar, Lena, Markus und Lili mit der Kamera beim Aufbau des Lebenshofs begleitet. Viele spannende, aber auch traurige Geschichten haben sich dabei zugetragen. Durch Instagram und Facebook wird der Lebenshof in dieser Zeit weltweit bekannt. Immer wieder steht Joar vor schwierigen Entscheidungen: Es gibt so viele Tiere, die sie aufnehmen und vor dem Tod retten könnten – doch der Platz und die Mittel sind begrenzt. Und auch die Energie der Vier, neben ihren eigentlichen Fulltimejobs. Der Film zeigt, dass es auch einen anderen, einen respektvollen Umgang mit Tieren gibt. Und dass Mist und Homeoffice, die natürliche Welt auf dem Bauernhof und die digitale Welt des Internets kein Widerspruch sind, sondern sich gut ergänzen können. Und sie zeigt, dass soziale Netzwerke tatsächlich auch sozialen Zwecken dienen können. (Te
Sie teilen fast alles: Gärten, Häuser, Waschmaschinen – und manchmal auch die Partner*innen. Mehr als 100 Menschen leben in einer der größten Kommunen Deutschlands in Brandenburg. Hier können sie nachhaltig wirtschaften und die „freie“ Liebe leben. Diese Utopie zieht jedes Jahr Menschen an, die sich um einen Platz in der Gemeinschaft bewerben. Kann sich ihre Hoffnung auf ein besseres Leben hier erfüllen? Eigentlich verlief Wolfs Leben nach Plan. Der 52-Jährige war Marketing-Manager in einem ostwestfälischen Lebensmittelkonzern. Der nächste Karrieresprung stand kurz bevor. Doch irgendwas stimmte nicht, sagt Wolf rückblickend. Ihn lässt das Gefühl nicht mehr los, dass die Welt um ihn herum aus den Fugen gerät, dass die Klimakatastrophe unausweichlich ist und dass immer mehr Konsum nicht glücklich macht. Schließlich beschließt er einen radikalen Schnitt: „Ich konnte mir angesichts dieser globalen Katastrophe nicht vorstellen, einfach so weiterzumachen.“ Wolf macht sich auf die Suche nach einem anderen Lebensmodell und bewirbt sich im ZEGG, dem sogenannten „Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung“. Manche bezeichnen das ZEGG als Kommune, die Gründer*innen sprechen lieber von einer Gemeinschaft. Seit fast 30 Jahren wollen sie ein Experiment für ein anderes Zusammenleben sein. Es geht ihnen um Nachhaltigkeit, ökologische Landwirtschaft, aber eben auch um sexuelle Befreiung. Sie leben am Rande der Kleinstadt Bad Belzig südlich von Berlin – in WGs, in Kleinfamilien, in monogamen, offenen oder polyamourösen Beziehungen. Auch Ben will ins ZEGG ziehen. Seine Motivation ist eine vollkommen andere. Der 56-jährige Potsdamer ist seiner Frau Alicia gefolgt, die schon seit einem Jahr mit den beiden gemeinsamen Kindern im ZEGG wohnt. Nach zwölf Jahren Ehe wollte sie raus aus der Enge einer Kleinfamilie und eine offene Beziehung führen. Ben musste sich entscheiden: sich ganz trennen oder versuchen, Ehe und Familie zu retten. Im ZEGG lebt der Liebhaber seiner Frau jetzt auf
Eigentlich hatte Ursula Zednicek einen Traumurlaub auf einer griechischen Insel geplant. Doch als sie im Sommer 2015 am Strand von Lesbos entlang fährt, landen dort unzählige Gummiboote dicht gedrängt mit Flüchtlingen. Aus einem Reflex heraus beginnt die Endfünfzigerin an diesem Tag zu helfen. Damit ändert sich ihr Leben. Sie engagiert sich fortan für diese Menschen, die vor Krieg und Not geflüchtet sind. Sie erlebt Schicksale, Niederlagen und Glücksmomente. Zunächst besorgt sie das Allernötigste: Lebensmittel, Decken und Kleider. Dann gründet sie einen Hilfsverein und organisiert auf Lesbos eine Begegnungsstätte, wo sie Flüchtlinge und Einheimische zusammenbringen will. Die alleinstehende Bonnerin hat eine neue Aufgabe, die sie mit aller Energie und Leidenschaft verfolgt. Doch im Sommer letzten Jahres zerstört ein verheerender Brand das Flüchtlingslager auf Lesbos, und Ursulas Pläne werden über den Haufen geworfen. Sie steht wieder am Anfang. Und wie oft schon in ihrem Leben tut sie das, was sie am besten kann: helfen mit dem, was am Nötigsten gebraucht wird. Helfen, weil sie nicht anders kann. Ihre Freunde und Unterstützer verlassen sich auf sie, sowohl auf Lesbos wie auch in Deutschland. Für sie ist Ursula eine Kämpferin, eine Leitfigur, der sie vertrauen können. Über ein Jahr hinweg und durch die Corona-Krise haben die Filmemacher Hansjörg Thurn und Gerhard Schick Ursulas Engagement begleitet. Anstelle eine gesichtslose Masse von Flüchtlingen zu beschwören, die Europa zu überfluten droht, sieht Ursula Zednicek den einzelnen Menschen, der ihre Hilfe braucht. (Text: WDR)
Ali Can träumt von einer Gesellschaft ohne Rassismus. Der 27-jährige Aktivist mit kurdisch-alevitischen Wurzeln sucht dabei Austausch und Verständigung. Seine Idee: Er will auf Menschen mit Vorurteilen zugehen. 2017 bot er eine „Hotline für besorgte Bürger“ an, mit der er „auf friedliche Weise mit rechtsgesinnten Leuten über Rassismus ins Gespräch kommen“ wollte. 2018 prägte er den Hashtag #MeTwo, mit dem er dazu aufrief, bei Twitter über Erfahrungen mit Alltags-Rassismus in Deutschland zu berichten. Ein Aufruf, dem Hundertausende folgten. Heute leitet Ali das ‚VielRespektZentrum‘, eine interkulturelle Begegnungsstätte in Essen.
Die Generation Z, wie tickt sie und was macht sie aus? Das zeigen und erzählen vier Mädchen und vier Jungen im Alter von 15-17 Jahren. Viel wird in den Medien über sie spekuliert und Soziologen und Psychologen sprechen davon, dass diese Generation anders ist als alle bisherigen, denn sie wurde in ein neues, digitales Zeitalter geboren. In unserem Film reden die Jugendlichen selbst.
Über mehrere Tage hat der WDR für diese aktuelle Doku Menschen in drei Orten im Westen bei der Bewältigung der Hochwasserkatastrophe begleitet. In Erftstadt-Blessem verschluckte ein Krater mehrere Häuser, auch das von Sylvia und Christian Schauff. Die Gemeinde Dernau im Ahrtal ist berühmt für ihre Weine. Jetzt sieht es hier teilweise aus wie in einem Kriegsgebiet. Als die Wassermengen den Hof von Christin Vongerichten und ihrem Mann in Bad Münstereifel fluteten, standen ihre 40 Pferde im Wasser. Unter Einsatz ihres Lebens brachten sie sie in Sicherheit.
Ihre Eltern hören sofort auf zu arbeiten, sind ab jetzt nur noch für Pauline und ihre Schwester Edda da. Sie fahren an die Ostsee, machen Strandurlaub, das haben sich die Schwestern gewünscht. Der Alltag bleibt außen vor. Nach ihrer Rückkehr verschlechtert sich Paulines Zustand. Dieser Film aus der Reihe Menschen hautnah wurde im Jahr 2021 produz.....
Paulines Krankheit zehrt an der Familie, die Tage werden anstrengender. Pauline muss nun im Rollstuhl sitzen. Edda erfährt, dass Pauline nicht mehr gesund werden wird. Ein letzter großer Wunsch geht noch in Erfüllung. Und dann – 4 Monate nach der Diagnose – stirbt Pauline. Dieser Film aus der Reihe Menschen hautnah wurde im Jahr 2021 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen .....
Julia, Simon und Edda fahren nach Fehmarn, der erste Urlaub zu dritt – eineinhalb Wochen nach Paulines Tod. Sie müssen Luft holen. Die Rückkehr danach – in einen Alltag zu dritt – ist erstmal schwierig. Julia sucht sich Hilfe. Edda bekommt Paulines Zimmer und spricht täglich mit ihrer Schwester, Simon macht wieder mehr Sport. Auch wenn alle drei ganz unterschiedlich trauern, gemeinsam erleben sie .....
Freundinnen – das sind Sophie, Lotti, Anna, Carlotta, Paula und April, eine Mädchenclique aus Berlin. Von klein auf nennen sie sich „Der Sommerclub“ und leben seit vielen Jahren eine inklusive Freundschaft. April hat das Charge Syndrom, ein seltener Gendefekt. Sie ist geistig beeinträchtigt, auf einem Auge blind und hört schlecht. Doch das hält die anderen Mädchen nicht davon ab, sie überallhin mitzunehmen. Ganz automatisch und intuitiv verteilen sie die Verantwortung auf mehrere Schultern und zeigen, wie Inklusion im Alltag funktionieren kann. „Die, die gerade neben ihr steht, hilft ihr halt“, sagt Lotti.
Was bedeutet es heute, als junge Frau in Deutschland jüdisch zu sein? Wie schwer wiegt die Tradition des Judentums und welche Rolle spielt der Glaube? „Menschen hautnah“ begleitet die Bloggerin Linda, die angehende Grundschullehrerin Rina und Helene, die sich gerade zur Rabbinerin ausbilden lässt.
Gisela wird bald 87 Jahre alt und empfindet das Zusammensein mit ihrem langjährigen Partner Georg immer mehr als Last. Vor 37 Jahren lernte sie ihn kennen. Damals war sie eine junge alleinstehende Witwe mit vier Kindern und er ein ungebundener Junggeselle mit vielen Interessen - ein kreativer Mann und leidenschaftlicher Fotograf. Mit ihm entdeckte sie eine neue Welt - er war so ganz anders und dafür liebte sie ihn.
Theo kann nichts dafür. Die Corona-Krise traf ihn ohne Vorwarnung. Schon im Sommer 2020 bedroht sie sein berufliches Lebenswerk. Theo ist Schausteller in Köln. In sechster Generation. Er hat sich auf Gastronomie spezialisiert: Café, Bistro, Biergarten. Seine Frau Elke und Enkel Marcel helfen mit im Familienbetrieb. Doch der steht nun seit Monaten still. Soll Theo aufgeben - oder kämpfen? "Mein Leben war eine Achterbahn. Ich bin immer wieder auf die Füße gefallen. Ich werde eine Lösung finden!"
"Wenn ich aufräume, habe ich das Gefühl, mein Leben unter Kontrolle zu haben", sagt Julian Schwirtz (31). Im Küchenschrank steht kaum Geschirr, auf einer Stange hängen wenige, akkurat gefaltete Kleidungsstücke. Alles hat seinen Platz, er liebt es minimalistisch. Bei Nicole Jacobs (46) ist das anders. "Ich könnte zwar aufräumen, aber ich finde immer Besseres zu tun," sagt sie. Im Wohnzimmer ihrer fünfköpfigen Familie stapeln sich Bücher, Spiele, Bastelsachen. Für die Mutter ist es wichtiger, dass sie mit den Kindern Hausaufgaben macht oder spielt, als dass sie Ordnung hält.
Schwiegermütter haben keinen guten Ruf: Sie hätten immer etwas zu nörgeln und ließen kein gutes Haar an ihren Schwiegertöchtern. Die könnten ihnen nichts recht machen und würden verdächtigt, einen unheilvollen Einfluss auszuüben auf die geliebten Söhne. Was ist dran an diesen Klischees? Und wie sehen sich Schwiegermütter eigentlich selbst?
Philipp Mickenbecker ist 23 Jahre alt, als er mit seinem YouTube-Kanal "The Real Life Guys" 1,25 Millionen Menschen erreicht. Auf dem Kanal baut er gemeinsam mit Zwillingsbruder Johannes die verrücktesten Konstruktionen. Den beiden Jungs scheint die ganze Welt zu Füßen zu liegen. Doch der Erfolg wird begleitet von Schicksalsschlägen: Bei Philipp wurde mit 16 Jahren zum ersten Mal Lymphdrüsenkrebs entdeckt, 2021 ist er gestorben. Domenica Berger und Stefanie Gromes zeigen, wie Philipp und seine Freunde versuchen, mit der schwierigen Situation umzugehen, sich gegenseitig zu stützen und an dieser Erfahrung zu wachsen.
Für sieben Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Lernschwierigkeiten kann es zur Chance ihres Lebens werden: Das Institut für Inklusive Bildung NRW sucht im Frühjahr 2019 gemeinsam mit der Technischen Hochschule Köln Menschen, die ihre Jobs in der Behindertenwerkstatt aufgeben, um sich zu Uni-Dozent*innen ausbilden zu lassen. Wenn alles nach Plan läuft, sollen sie nach dieser dreijährigen Qualifizierung Studierende in sozialen Studiengängen, Medizin oder Grafik-Design unterrichten – fest angestellt und nach Tarif bezahlt. Die Idee klingt bestechend einfach: Menschen mit Beeinträchtigungen lehren selbst. Denn sie wissen am besten über das Leben mit Behinderung Bescheid. Und doch betreten alle Neuland. Die Sieben haben noch nie vor großen Gruppen gesprochen. Und die Studierenden werden es das erste Mal mit Dozent*innen zu tun haben, die geistig beeinträchtigt sind. Vom Auswahlgespräch durch das erste Ausbildungsjahr hindurch begleitet Menschen hautnah Florian, Marie, Jenny, Amandj, Fabian, Luca und Andreas. Bislang haben sie in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen gearbeitet, haben Verpackungs- und Sortierarbeiten gemacht oder waren im kreativen Bereich tätig. Was fast alle gemeinsam haben: Sie fühlen sich unterfordert und haben große Lust, sich weiter zu entwickeln. Werden die Sieben dem Druck Stand halten? Und wie wird das erste eigene Seminar bei den Studierenden der Hochschule ankommen? Und was macht Corona mit ihrer Ausbildung?
Am 2. Mai 2017 nimmt Diana eine Überdosis Tabletten. Sie schreibt einen Abschiedsbrief an ihre Kinder und schläft ein. Tochter Naomi und Sohn Adham sind damals 14 und 16 Jahre alt. Naomi findet Diana morgens neben dem Bett liegen. Die Mutter atmet noch und die Kinder rufen einen Rettungswagen. Ein halbes Jahr begleitet "Menschen hautnah" Mutter und Tochter bei ihrer Auseinandersetzung mit dem Suizidversuch.
Seit gut einem Jahr herrscht Ausnahmezustand für alle Schüler, die Eltern, die Lehrkräfte - mit Homeschooling und Wechselunterricht, dafür oft ohne Sportverein und Freunde. Statt Rückkehr zur Normalität: Quarantäne-Chaos an den Schulen, verunsicherte Eltern, Kinder und Jugendliche. Kinder- und Jugendärzte wie Axel Gerschlauer aus Bonn schlagen Alarm, gerade hat er in seiner Praxis wieder eine Jugendliche in die Psychiatrie überwiesen. Wie gehen die Kinder und Jugendlichen mit der Situation um? Was denken und fühlen sie?
Zwei Schwestern, die eine nur 11 Monate älter als die andere, wachsen wie Zwillinge auf. Die eine ist gesund und wird Schauspielerin – es ist die Deutsch-Amerikanerin Leslie Malton. Die andere, Marion, entwickelt als Kleinkind eine Behinderung, die sich die Familie nicht erklären kann: Sie spricht nicht mehr, kann nicht mehr alleine laufen, essen oder trinken, schlägt mit dem Rücken gegen die Wand, bis sie schreit. Auch die Ärzte wissen nicht, was dem Kind fehlt, welche Therapie wirklich hilft. Erst 2012 mehr als 50 Jahre später – bekommt Marions Krankheit einen Namen, als Leslie zufällig einen Zeitungsartikel darüber liest: Marion hat das Rett-Syndrom – ein genetischer Defekt.
ls wir Emils Eltern kennenlernen, sind sie völlig verzweifelt: Sie suchen dringend einen Platz, wo ihr 17-jähriger Sohn leben kann. Zuhause geht es nicht mehr. Das ist zu gefährlich. Emil kam mit einer hirnorganischen Anomalie auf die Welt. Deshalb ist seine geistige Entwicklung verzögert, reagiert er von klein auf impulsiv und aggressiv. Rastet wegen Kleinigkeiten aus und greift auch seine Geschwister oder Eltern an. Je größer und kräftiger er wird, desto weniger schaffen es seine Eltern Anette und Stefan, die Situationen selbst in den Griff zu bekommen.
Als wir Emils Eltern kennenlernen, sind sie völlig verzweifelt: Sie suchen dringend einen Platz, wo ihr 17-jähriger Sohn leben kann. Zuhause geht es nicht mehr. Das ist zu gefährlich. Emil kam mit einer hirnorganischen Anomalie auf die Welt. Deshalb ist seine geistige Entwicklung verzögert, reagiert er von klein auf impulsiv und aggressiv. Rastet wegen Kleinigkeiten aus und greift auch seine Geschwister oder Eltern an.
"Ich bin froh, wenn ich noch so zehn Tage durchhalte, mein Körper kommt an seine Grenzen!" Alexandra ist 24 Jahre alt, kleinwüchsig und hat seit ihrer Geburt die Glasknochenkrankheit. Sie ist im fünften Monat schwanger. Alexandra weiß, dass ihre Krankheit vererbbar ist und die Schwangerschaft für das Baby und auch für sie ein hohes Risiko darstellt.
Der bekennende Hypochonder Hartmut hat vor kurzem seine Frau Monika an die Magersucht verloren. Sie wurde 63 Jahre alt. Der Gesundheitsfanatiker versucht zu verstehen, warum seine Frau in den Tod gegangen ist. Unterstützt wird er dabei von einer Astrologin, einer Essstörungs-Beraterin, seiner Tochter und einem Galeristen, bei dem er eine Ausstellung von Monikas und seinen Bildern macht.
Janine und Torben sind jung, verheiratet und wollen unbedingt Kinder. Doch auf natürlichem Wege schwanger zu werden, ist für Janine unmöglich. Autor Florian Aigner hat das junge Paar insgesamt sieben Jahre lang begleitet, durch Höhen und Tiefen einer Kinderwunschbehandlung, aber auch über Hürden und bei Prüfungen, die Janine und Torben im Berufsleben bestehen müssen. Dieser Film wurde im Jahr 2022 .....
"Wir haben hier 228 Mietparteien! Nicht alle sind einverstanden mit mir als Hausmeister - wegen meiner Vergangenheit. Ich werde es aber schaffen." Udo, 56, ist der neue Hausmeister eines in die Jahre gekommenen Hochhauses im Kölner Osten. Für ihn Herausforderung und Chance zugleich, denn 30 Jahre lang war Udo Einbrecher - jetzt verwaltet er alle Schlüssel des zwölfstöckigen Hochhauses.
Sabine muss in ihrer Beziehung mit allem einverstanden sein. Denn wenn ihr Mann Gode sich aufregt, kann er einen epileptischen Anfall bekommen. Gode leidet an einem Hirntumor. Vor drei Jahren wurde der Tumor diagnostiziert - einer von der schlimmsten Sorte. Filmemacherin Julia Horn hat Sabine und Gode fünf Monate lang begleitet. Ihr Film zeigt, wie Sabine ihr Leben auf die Krankheit ihres Mannes e
Als Andrea an Krebs erkrankt, ist seine Frau Maria gerade schwanger. Nach der Geburt ihrer Tochter Giulia muss sich Andrea auf Abschied einstellen - und beginnt zu schreiben. Für seine kleine Tochter schreibt der gebürtige Italiener sein Leben auf, damit Giulia später einmal weiß, wer er war. Andreas Freunde bringen die Geschichte in seiner Heimat Italien als Buch heraus. Ein Bestseller! Plötzlich .....
Kurz nach ihrer gemeinsamen Lesereise stirbt Andrea. Maria begreift nur langsam, dass ihr Mann nun fort ist. Umso wichtiger wird sein Vermächtnis: das Buch. Maria beginnt, selbst Lesungen zu halten - und trifft mutig Entscheidungen:neuer Job, neue Wohnung. Ganz langsam wächst ihr Selbstvertrauen - und auch Sohn Fynn scheint es zunehmend besser zu gehen. Dann entdeckt Maria eine Schwellung an Giul .....
Zum ersten Mal jährt sich Andreas Todestag. Für die dreijähre Giulia lebt Papa auf einem Stern - und Maria schreibt nun an einem eigenen Buch, um alles zu verarbeiten. Doch schmerzhafte Lipödem-OPs unterbrechen ihr Vorhaben. Fynn stabilisiert sich, hat sein Coming-out und kontaktiert nach jahrelanger Funkstille seinen leiblichen Vater. Werden sich die beiden wieder verstehen?
Fynn ist mit seinem Freund Noah jetzt schon ein Jahr zusammen, muss aber Erfahrungen von Homophobie verkraften. Und auch Maria hat sich verliebt. Jedoch wird die junge Witwe immer von einer absurden Bürokratie gequält, die ihre Trauer wieder hochholt. Ist sie wirklich schon bereit für eine neue Beziehung? Oder wird die geplante Italienreise wieder alte Wunden aufreißen?
Maria infiziert sich mit Corona. Als sich ihr Zustand verschlechtert, wird sie ins Krankenhaus eingeliefert und muss ihre Kinder alleine lassen - für alle eine traumatische Situation. Fynn fühlt sich in die furchtbarsten Zeiten mit Andrea zurückversetzt und bereitet sich auf das Schlimmste vor. Mit einer Sondergenehmigung darf sich schließlich die italienische Oma um Giulia kümmern.
Rund um die Uhr ist Alina (17) gedanklich bei ihrem Freund. Denn während sie seit einigen Wochen in Deutschland ist, kämpft er im ukrainischen Charkiw an der Front. Alina und ihrer Familie ist die Flucht gelungen. Seit Beginn des Krieges wurden in Deutschland mehr als 600.000 ukrainische Geflohene erfasst. Wie ergeht es ihnen in Deutschland? Wie erleben sie den Krieg in ihrer Heimat? Und was passi .....
Erst spät erfahren die Kinder, dass sie nicht leiblich sind: von Dritten, auf der Straße, auf dem Schulhof oder beim Sport. Erst auf Nachfrage gestehen ihnen ihre Eltern, dass sie nie in deren Bauch gewesen sind. Das Vertrauen zerbricht, die Leichtigkeit der Kindheit endet. Die Nachricht, dass sie nicht leiblich sind, wirft die Adoptivkinder aus der Bahn und beschädigt meist das Verhältnis zu ihre .....
Die behütet aufgewachsene Anna lebt bis heute mit einem Makel: sie glaubt, nicht zu genügen. Die in Syrien adoptierte Cosima sah immer anders aus als die anderen, sie hat Ausgrenzung und Rassismus erlebt. Dana hat im Ruhrgebiet mit allem ihren Frieden gemacht, nur nicht mit ihrem Erzeuger, der ihre leibliche Mutter mit 16 vergewaltigte. Dieser Film aus der Reihe Menschen hautnah wurde im Jahr 2022 .....
Jan lernt seine Mutter kennen und erfährt zum zweiten Mal, dass sie sich nicht für ihn interessiert. Gert wächst mit einem trinkenden, prügelnden Adoptivvater auf, ohne Zuneigung oder Wärme. Peter findet seine leibliche Mutter zufällig im Internet, und es dauert Jahre, bis er sich traut, sich ihr zu nähern. Dieser Film aus der Reihe Menschen hautnah wurde im Jahr 2021 produziert. Alle Aussagen und .....
Sophie beginnt mit 14 Jahren, Kartrennen zu fahren und träumt seither vom Profi-Motorsport. Kallums Traum ist es, professioneller Balletttänzer zu werden: Im Alter von 14 Jahren trifft er eine schwere Entscheidung und zieht für seinen Traum von Serbien nach Hamburg. Der 15-jährige Yannik möchte Fußballprofi werden und mit der U17 von Borussia Mönchengladbach die Meisterschaft holen. Drei Jugendlic .....
Marie hat das Down-Syndrom und einen großen Wunsch: Sie möchte so leben wie alle anderen. Heißt: Liebesbeziehung, eigene Wohnung, ein Job, der nicht in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen ist und irgendwann ein Baby. 14 Jahre lang haben wir Marie und ihre Familie begleitet. Schon 2018 berichtete Menschen hautnah im Film „Marie will frei sein“ über ihre Kindheit und Pubertät. Mittlerweile ist Marie 23 Jahre alt und hat schon ziemlich viel erlebt. Manche ihrer Wünsche sind in Erfüllung gegangen, andere sind geplatzt. In unserer vierteiligen Serie „Marie – Down anders“ erzählt uns Marie, wie sie um ihr Glück kämpft. Marie ist als Baby zur Adoption freigegeben worden, weil sie das Down-Syndrom hat. So hat es das Jugendamt den Adoptiveltern gesagt. Mit der Zeit wird Marie diese Tatsache immer bewusster und sie kämpft um Anerkennung und Liebe: „Ich wusste von Anfang an, irgendetwas ist da falsch mit mir. Ich werde wütend, ich schreie, wenn mir etwas nicht passt ( …) Ich habe manch
Marie hat das Down-Syndrom und einen großen Wunsch: Sie möchte so leben wie alle anderen. Heißt: Liebesbeziehung, eigene Wohnung, ein Job, der nicht in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen ist und irgendwann ein Baby. 14 Jahre lang haben wir Marie und ihre Familie begleitet. Schon 2018 berichtete Menschen hautnah im Film „Marie will frei sein“ über ihre Kindheit und Pubertät. Mittlerweile ist Marie 23 Jahre alt und hat schon ziemlich viel erlebt. Manche ihrer Wünsche sind in Erfüllung gegangen, andere sind geplatzt. In unserer vierteiligen Serie „Marie – Down anders“ erzählt uns Marie, wie sie um ihr Glück kämpft. Mit der Pubertät wird Maries Leben noch aufregender. Sie lernt ihren ersten Freund kennen, Sex wird ein Thema und der erste Besuch beim Frauenarzt steht an. Die Liebesbeziehung bringt Probleme mit sich, gibt Marie aber auch einen Schub für ihr Selbstbewusstsein. Das Thema Familie bleibt allerdings schwierig. Beim Besuch einer Schulfreundin, die gerade ein Baby bekom
Marie hat das Down-Syndrom und einen großen Wunsch: Sie möchte so leben wie alle anderen. Heißt: Liebesbeziehung, eigene Wohnung, ein Job und irgendwann ein Baby. 14 Jahre lang haben wir Marie und ihre Familie begleitet. Schon 2018 berichtete Menschen hautnah im Film „Marie will frei sein“ über ihre Kindheit und Pubertät. Mittlerweile ist Marie 23 Jahre alt und hat schon ziemlich viel erlebt. Manche ihrer Wünsche sind in Erfüllung gegangen, andere sind geplatzt. In unserer vierteiligen Serie „Marie – Down anders“ erzählt uns Marie, wie sie um ihr Glück kämpft. Mein Traumjob Marie möchte nicht in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen arbeiten: „Ich höre das ja dauernd, alle wollen mich dahinschicken. Aber ich sage nein ( …), ich gehe da nicht hin.“ Bis heute schafft es nur etwa ein Prozent der Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in Deutschland auf den ersten Arbeitsmarkt. Aber genau da will Marie hin. Sie erkämpft sich den regulären Hauptschulabschluss und bekommt sogar ein
Marie hat das Down-Syndrom und einen großen Wunsch: Sie möchte so leben wie alle anderen. Heißt: Liebesbeziehung, eigene Wohnung, ein Job und irgendwann ein Baby. 14 Jahre lang haben wir Marie und ihre Familie begleitet. Schon 2018 berichtete Menschen hautnah im Film „Marie will frei sein“ über ihre Kindheit und Pubertät. Mittlerweile ist Marie 23 Jahre alt und hat schon ziemlich viel erlebt. Manche ihrer Wünsche sind in Erfüllung gegangen, andere sind geplatzt. In unserer vierteiligen Serie „Marie – Down anders“ erzählt uns Marie, wie sie um ihr Glück kämpft. Wohnung gesucht Parallel zur Ausbildung will Marie ausziehen und sucht eine Wohnung auf dem leergefegten Wohnungsmarkt in Köln und Umgebung. Für Menschen mit Behinderung ist das nahezu unmöglich. Mutter Martina stellt fest: „Wir haben viele Wohnungen angeguckt ( …) haben uns beworben, aber wenn ich geschrieben habe, Tochter hat Down-Syndrom, haben wir eigentlich nie wieder was davon gehört.“ Doch Marie lässt sich nicht unterkrieg
Er begegnet den Frauen in ihrer schwersten Stunde. Er tröstet sie, ist charmant und gutaussehend. Wer sich in ihn verliebt, verliert nicht nur sein Herz, sondern manchmal auch viel Geld. Sein Beruf: Bestatter. Die True Crime-Serie „Der Trauerschwindler“ erzählt die wahren Geschichten von Frauen, die sich alle in den einen Bestatter verlieben und dadurch in teils existentielle Not geraten. Bis eine von ihnen den Kampf aufnimmt. Und gemeinsam mit anderen Frauen versucht, den Bestatter zu stoppen.
Luca feiert seinen 13. Geburtstag. Die Eltern haben Kuchen gebacken, der kleine Bruder hilft, die Kerzen auszupusten. Ein besonderer Tag - denn bei Lucas Geburt war nicht klar, ob er so lange leben würde. Luca kam schwerstbehindert auf die Welt. Die Ärzte mussten den Säugling reanimieren und an lebenserhaltende Apparate anschließen. Als sie dem Baby keine gute Prognose gaben, berieten sich die .....
Mehr als 140.000 Kinder und Jugendliche leben in Deutschland im Heim. Obwohl in den Familien häufig einiges schiefgelaufen ist, wollen vor allem die Mütter weiter am Leben ihrer Kinder teilhaben. Jenny ist Mutter und 39 Jahre alt. Sie konnte nicht gut für sich und ihre Tochter sorgen. Vor dreieinhalb Jahren entzog ihr das Jugendamt deshalb das Sorgerecht für die damals neunjährige Emily. Claudi .....
Jahrhundertelang war es üblich, dass Angehörige zu Hause gepflegt werden, vor allem von den Frauen. Heute ist das neben Job und Familie kaum zu schaffen. Trotzdem erwarten immer noch viele Eltern, dass sich die Kinder um sie kümmern, wenn sie alt werden. Sie wollen auf keinen Fall in ein Heim. Aber schulden wir das unseren Eltern? Wie weit gehen unsere Verpflichtungen? Und wann sollten wir gegen .....
Wie setzt sich das Trauma der Holocaust-Überlebenden bis in die dritte Generation fort? Und: Welche welche Rolle spielt der Holocaust heute im Leben eines jungen Erwachsenen? Yaar ist Anfang 20 und hält sich für den unjüdischsten Juden der Welt. Seine Leidenschaft sind Raumschiffe und Computerspiele. Das Judentum beschreibt Yaar mit einem einzigen Wort: nervig. Er sieht sich nicht als Opfer. Im G .....
"Man kann die Zeit halt nicht mehr zurück drehen…", sagt der 25-jährige Dominik mit Blick auf seine schwierige Kindheit. 17 Jahre nach dem ersten Film trifft die Regisseurin strid Schult den erwachsenen Dominik wieder. Nach unserem "Menschen hautnah"-Film "Zirkus is nich" im Jahr 2007 berichteten Fernsehen, Hörfunk und Zeitungen in ganz Deutschland über Dominik. Es ging um Kinderarmut, aber auch .....
Frau Mauerhoff wird es unheimlich. In eindringlichem Flüsterton erzählt sie, dass etwas Unfassbares vor sich geht. Was sie nicht weiß, ist, dass sie ihr Gedächtnis verliert und neuerdings in einem Duisburger Heim lebt. Die Kamera scheint ihre Verbündete zu sein, und sie steht mit ihr in ständigem Dialog. Sie irrt durch ein Labyrinth ihr unbekannter Gänge und möchte nach Hause. Die Dinge, die ihr passieren, erscheinen ihr merkwürdig. Geschäftige Kranken-schwestern behaupten, dass sie in einem der Zimmer dieses rätselhaften Hauses wohnen würde – das besagte Zimmer hat sie jedoch noch nie gesehen und so bekommt sie langsam den Verdacht einer kollektiven Verschwörung.
Vera ist eine erfolgreiche Managerin, sie hat es nach ganz oben geschafft. Doch jetzt – zehn Jahre vor der Rente – will sie kündigen: Ihre Eltern und Schwiegereltern brauchen Pflege. Als Managerin ist sie gewohnt, schwierige Situationen zu beherrschen. Statt um Spitzentechnologie kümmert sich Vera also um Haushalt, Arztbesuche und die Sorgen von vier alten Menschen. Statt international im Einsatz .....
Marcel steckt in einer schweren Lebenskrise, als er auf die Station 11f der LVR Klinik Düren kommt, er wollte sich das Leben nehmen. Er trifft dort auch auf andere Patienten und Patientinnen mit Depressionen, etwa Imane, die den Tod ihres Sohnes nicht verkraften kann und hier auf Hilfe hofft. Marcel hat schnell Heimweh und vermisst seine geliebte Hündin Amy. Noch fehlt ihm der Glaube, dass ihm in der Klinik geholfen wird. Wird Marcel aufgeben oder durchhalten?
Imane erkennt dank einer intensiven Therapiestunde, dass sie eine wichtige, aber schwere Entscheidung treffen muss. Die leitende Oberärztin erklärt Marcel sein psychisches Störungsbild und er begreift, dass er sich auf die Hilfsangebote der Klinik einlassen muss. In der Ergotherapie lernen die Betroffenen spielerisch, neue Wege zu erkennen und zu gehen. Dann überrascht Marcel alle mit einem plötzlichen Entschluss.
Marcel hat seinen Aufenthalt abgebrochen und hofft darauf, dass er wieder alleine klarkommt. Neu auf Station sind Tino und David, beide leiden unter Psychosen. Tino ist wohnungslos und will nun alles dafür tun, dass er nach der Klinik nicht wieder auf der Straße landet. David hat seiner Familie große Sorgen bereitet und hofft auf eine Aussöhnung mit seiner Mutter, die ihn bald besuchen wird. Und Imane plant, die Klinik zu verlassen.
Imane traut sich in ihr schweres Leben zurück. Sie ahnt noch nicht, welche Hürden auf sie warten. Zusammen mit einem Sozialarbeiter versucht Tino, einen Platz im Betreuten Wohnen für ihn zu finden. Er glaubt, dass er nur so dauerhaft von Drogen lassen und gesund werden kann. Und David bekommt einen für ihn sehr emotionalen Besuch von seiner Mutter.
Ihre Mietwohnung in Köln ist für Frauke (36) und Marciano (38) mit drei Kindern zu eng geworden. Als die Wohnung von Anika und ihrem Partner wegen Eigenbedarf gekündigt wird, wollen die beiden etwas Eigenes bauen. ‚Menschen hautnah‘ begleitet zwei Familien, die vom eigenen Zuh .....
"Zeit ist ein kostbares Gut", sagt Nicole, "und man weiß ja, dass man in der Pflege an seine Grenzen kommen wird." Trotzdem hat sie sich entscheiden, Pflegefachfrau zu werden. Kommentare wie: "Pflege? Das könnte ich nie!" ignorierte sie und startete im April 2022 in Mettmann ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau. Wie Nicole wollen auch ihre Kolleginnen Emily, Imane und Trinity gute Pflegfachfrauen w.....
Pornfluencer – das sind die neuen Influencer, über die niemand spricht, die aber trotzdem jeder kennt: Jamie Young und Nico Nice aks Youngcouple9598. Die beiden machen als Porno-Paar im Internet ein Vermögen. Sie leben ihren Traum unter Palmen im Steueridyll Zypern. Doch wie sieht es hinter der Fassade aus?
Als Tanja und Johannes ihre Neugeborenen sehen, sind sie geschockt: Elouise, Francis und Luis wiegen weniger als 1000 Gramm. Ein Ärzteteam kämpft um ihr Leben. Die Drillinge liegen auf der Frühchen-Intensivstation am Klinikum Darmstadt. In der 25. Schwangerschaftswoche sind sie zur Welt gekommen, fast vier Monate zu früh, per Notkaiserschnitt. Winzig kleine Babys, die jetzt an Schläuchen hängen, .....
Mehr als einmal hängt das Leben der Kinder am seidenen Faden – doch Schritt für Schritt kämpfen sich die Drillinge ins Leben. In den ersten Tagen können die Eltern ihre Kinder nur durch Klappen in den Brutkästen berühren. Wochenlang verbringen sie Tag für Tag viele Stunden in der Klinik, begleiten ihre Kinder, hoffen und bangen, bis sie endlich stabiler sind. Die zweiteilige Doku begleitet die Fr .....
Simone Hage steht stellvertretend für viele junge Menschen, die sich nach der Schule erstmal verloren fühlen und nach dem Sinn im Leben suchen. Die 18-Jährige möchte ausbrechen aus dem idyllischen Zuhause im kleinen bayerischen Dorf, wo sie mit ihrem Bruder und den Eltern aufgewachsen ist. Sie will "mehr". Die Welt erkunden, mit ihren Wildpferden und ihrem Hund. Simone hat einen starken inneren A .....
Sie sind jung, reich, meinungsbildend, berühmt – oder wollen genau das werden: Streaming-Stars! Viele von ihnen sind mit Gaming groß geworden. "Ich kenne kein Maß, bei allem was ich mache", bekennt LeFloid. Er ist Teil des Twitch-Kanals DoktorFroid, den er mit seinen Freunden Paul und Olli betreibt und der 230.000 Follower hat. Über Monate haben wir DoktorFroid, Shurjoka und Bdarf im Alltag begleitet. Sie alle sind fast immer online, jeden Tag im Kontakt mit der Community und dürfen keinen Trend verschlafen! Dieser Film wurde im Jahr 2023 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen diesem Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert.
Sie kämpfen wieder, nur sind sie nicht mehr im Krieg. Schwer verwundet an Leib und Seele treten Jens, Thorsten und Christian bei den "Invictus Games" an. Die "Invictus Games" sind der internationale Sportwettkampf für kriegsversehrte Soldatinnen und Soldaten – ins Leben gerufen von Prinz Harry. Mehr als 500 von ihnen aus über 20 Nationen traten in Düsseldorf gegeneinander an. Menschen hautnah hat .....
"Warum guckst du die Wolken an?" Edda antwortet: "Weil ich mir vorstelle, dass Pauline auf den Wolken schwebt." Pauline ist mit vier Jahren an einem unheilbaren Hirntumor verstorben. Ein Jahr nach den ersten drei Folgen der Serie "Pauline, der Tod und das Leben" besucht die Autorin die Familie wieder, will wissen, wie sie mit dem Verlust zurechtkommt, wie sie ihr Leben jetzt gestaltet. Julia, Sim.....
Nuray ist mitten in ihrer Ausbildung zur Fachärztin. Sie arbeitet auf ein Stipendium im Ausland hin und betreut ein eigenes Forschungsprojekt. Doch dann wird sie schwanger. Mit Kind ihre Ausbildung zu beenden, wird eine Herausforderung. Denn Teilzeit ist als Assistenzärztin an der Klinik so gut wie unmöglich. Obwohl fast zwei Drittel der Medizinstudierenden Frauen sind, schaffen sie es bis heute.....
Der 33-jährige Florian lebt mit einer Lernbehinderung und einer Spastik. Er kann sich manches nicht gut merken, schreibt sich lieber auf, was er unbedingt behalten will. Seine Spastik macht es ihm schwer, feinmotorische Bewegungen auszuführen. Was Florian aber vor allem ausmacht, sind seine Suche nach neuen Herausforderungen und seine Lust, sich weiterzuentwickeln. Er gibt sich nicht zufrieden mi.....
Nur knapp überlebt Niko Brenner alias Dr. Knarf vor sechs Jahren einen schweren selbstverschuldeten Unfall. In seinem Kölner Tonstudio explodiert eine Gasflasche in seinen Händen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe dort hochkonzentriertes Cannabisextrakt hergestellt. Niko sagt: "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sowas passieren kann. Ich habe damals nur in meiner eigenen Blase gele.....
Die Bilder, die uns aus der Ukraine seit über einem Jahr erreichen, erzählen von der Gewalt eines brutalen Angriffskrieges, vom Überleben unter furchtbaren Bedingungen. Doch auch in diesem Krieg kommen Kinder zur Welt und müssen Mütter in der besetzten und bombardierten Ukraine um ungeborene und geborene Kinder bangen. Drei dramatische Geschichten, wie man werdendes Leben rettet: Mitten in Gewalt.....
"Der Krebs ist zurück, ich bin schwanger und kämpfe dieses Mal nicht allein", postet Katrin 2022 auf Social Media. Auf dem Foto zu sehen: Ihr Mutterpass und ein Therapiepass. Katrin, 39, erfährt fast zeitgleich, dass sie zum zweiten Mal an Brustkrebs erkrankt ist und ein Baby erwartet. Ihr Traum von der eigenen Familie scheint zu platzen. Doch gemeinsam mit Ehemann Quentin trifft sie eine Entsche.....
"Hübsche Menschen haben es leichter im Leben", sagt Moritz (15). Als er zum ersten Mal ein Video von seinem Körper auf Social Media postet, ist er 13 Jahre alt. Das kostet Moritz Kraft, denn er findet sich viel zu pummelig, in der Schule wird er gemobbt. Führt der Weg zur Männlichkeit heute durchs Gym? Dürfen Jungs nicht mehr "Lauch sein" oder pummelig? Fast ein Jahr lang wurden fünf junge Männer .....
Seit Russlands Überfall auf die Ukraine stehen Menschen aus der ehemaligen UdSSR vermehrt im Fokus. Besonders Russlanddeutsche sollen sich immer wieder bekennen: Putin-Freund oder -Gegner? Wer sind die Menschen aus den ehemaligen Staaten? WDR-Autorin Katja Garmasch, die mit 16 Jahren aus Usbekistan kam, hat einige von ihnen begleitet. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern, sprechen unters.....
Jonas ist 11 Jahre alt, als er sich vor die Klasse stellt und sagt: "Ich möchte nicht mehr leben". Ein Hilfeschrei, der alles ins Rollen bringt. Es ist der Beginn seines Kampfes um Liebe und um Anerkennung dafür, dass ihm Unrecht widerfahren ist. Ein Kampf, der bis heute andauert. Menschen hautnah begleitet Jonas, der heute 24 Jahre ist, fast ein Jahr auf dem Weg in sein neues Leben. Für den Fi.....
Alleinerziehende profitieren nicht vom Ehegattensplitting. Sie haben es häufig schwerer eine Wohnung und einen Job zu finden. Und auch beim Thema Unterhalt hat sich ihre Situation kaum verbessert. Menschen hautnah Autorin Susanne Jäger zeigt anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März.....
Carolin Feismann hat aus einem verfallenen Hof im Münsterland eine Oase erschaffen – für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Annika, eine junge Mutter mit Autismus-Spektrum-Störung, lebt hier mit ihrem Sohn. Genau wie die körperlich eingeschränkte Seniorin Lena. Dazu kommen 50 Tiere, 15 Mitarbeitende und dann noch Familie Feismann selbst. Hier finden alle die Gemeinschaft und Unterstützung, die .....
Immer, wenn Günes Seyfarth an eine Hürde kommt, wird sie aktiv. Dass sie alles schaffen kann, hat sie in ihrer Kindheit und Jugend gelernt. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes gründet sie eine Kinderkrippe, dann eine online-Plattform für gebrauchte Umstands- und Kinderkleidung und schließlich eine Plattform für die Verteilung geretteter Lebensmittel. Denn dass in Deutschland tonnenweise Essbares .....
Jörg ist immer wieder hin- und hergerissen. 2016 ist seine Frau Carola an Krebs gestorben. Jetzt, acht Jahre später, hat er sich in Jana verliebt. Jörg hat Schuldgefühle seiner verstorbenen Frau gegenüber: Darf er mit der neuen Freundin glücklich sein? Wie umgehen mit Erinnerungen an die verstorbene Partnerin? Das Thema beschäftigt auch Jörgs Tochter Clara: "Jana ist kein Ersatz für Mama. Ich mus.....
Georg Stallnig ist Tanzlehrer. Aber auch ein bisschen Altenpfleger, Sozialarbeiter, Fitnesstrainer und Paartherapeut. Sogar Teenager finden ihn cool. Er bringt jeden zum Tanzen. Es geht ihm nicht (nur) um Walzer, Foxtrott, Samba, nicht nur um den richtigen Schritt oder um die Show, es geht für ihn darum, auch innerlich zu tanzen. Es gehtihm um das ganz Große: Um das Leben, um Glück und Gemeinscha.....
Die erste Magerquark-Diät schon als Dreijährige: Mutter machte sich Sorgen; im Gedächtnis heute noch genauso zu hören wie damals: "Nein, jetzt reicht es, du wirst zu dick!" Und so geht es in diesem Film um unvergessene Bemerkungen aus der Kindheit, um schreckliche Diäten, Kalorien-Zählen, um die Angst vor der eigenen Hochzeit, um eine Magenverkleinerung, um fiese Männer, den letzten Eisbecher, um .....
Ireen erfährt, dass sie über eine illegale private Vermittlung von einem Vorort von Manila gemeinsam mit ihrer leiblichen Mutter 1988 nach Deutschland gelangte. Ireen kommt zu deutschen Adoptiveltern, ihre leibliche Mutter, Dolly, verschwindet. Ireen folgt im Internet den weinigen Spuren, die sie hat, und findet tatsächlich über Facebook ihre Mutter. Sie beschließt, mit ihrem Mann Vincent und den .....
Svenja und Christian Fröhlich ein Pfleger:innen-Paar aus Hessen, wollen als Familie im Wohnmobil leben und wagen dafür einen Neuanfang. Christian macht sich als mobiler Pfleger selbständig – er unterstützt pflegebedürftige Menschen, die Urlaub machen, oder betreut sie zu Hause, um Angehörige zu entlasten. Svenja und die beiden Töchter Merle und Rosalie reisen mit. Bald erwarten die Fröhlichs Nach .....