Arno W. leidet an einer bipolaren Störung – seine Stimmung schwankt zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Seit mehr als 15 Jahren stellt die Krankheit sein Leben immer wieder komplett auf den Kopf. Als die „Menschen hautnah“-Autoren Arno kennenlernen, ist er in einer manischen Phase. Da wirkt er wie ein leicht überdrehter, freiheitsliebender, kreativer Künstlertyp. Er spricht offen über seine bipolare Störung, aber er selbst empfindet sich nicht als krank: „Also, ich würde es auch nie als krank bezeichnen, sondern als eine Range, die meines Charakters, meiner hormonellen Versorgung im Kopf entspricht.“ Er fühlt sich von seinen Eltern verfolgt und ist deswegen in einem Schrebergarten untergetaucht: „Ich habe Angst davor, von meinen Eltern in die Psychiatrie gebracht zu werden. Oder, von meinen Emotionen weggehalten zu werden und dann meiner Krankheit ausgesetzt zu werden. Der Kranke zu sein. Stigmatisiert zu werden.“ Wann die übersteigerten Stimmungsschwankungen kommen, ist nicht vorhersehbar. Es gab schon Jahre, in denen Arno krankheitsfrei war und dann wieder wechseln Depression und Manie in kürzerer Zeit. In der manischen Phase ist Arno besonders aktiv und euphorisch. Er redet viel, ist sehr kontaktfreudig, braucht kaum Schlaf, lässt sich durch die Stadt treiben, will sein Leben intensiv spüren und genießen. Bei seinem Ego-Trip denkt er selten an ein Morgen. Irgendwann verlässt Arno den Schrebergarten. Die Eltern wissen oft nicht, wo er ist. Die letzte Nachricht kommt aus Berlin – da klingt Arno bereits sehr verwirrt und fühlt sich von der Polizei verfolgt. Dann bricht der Kontakt zu ihm ab. Seine Eltern geben die Hoffnung fast auf und beginnen sich damit auseinanderzusetzen, dass sie ihren Sohn dieses Mal vielleicht nicht mehr lebend wiedersehen. Bis er sich eines Tages meldet: aus der Psychiatrie. Er will den Kontakt zu seinen Eltern wieder suchen. Die haben sich monatelang Sorgen um ihren Sohn gemacht. Mal wussten sie