Seit 15 Jahren darf in Deutschland kein Kind mehr geschlagen werden. Körperliche Bestrafungen und auch seelische Grausamkeiten sind unzulässig. Trotzdem werden in Deutschland jedes Jahr rund 1,6 Millionen Kinder heftig geschlagen. Wie viele Kinder ab und zu den berühmten Klaps auf den Po bekommen, weiß man nicht. Warum aber schlagen Eltern? Und was machen Schläge mit Kindern? „Er rennt immer weg. Und ich kann ihm das hundertmal sagen, er rennt wieder weg. Das geht einfach nicht. Wenn ich ihm versuche, zu erklären, warum er jetzt nicht weglaufen darf, und er das trotzdem dann immer wieder tut, dann kriegt er eben einen auf den Hintern.“ Katrin hat zwei Kinder, sie sind drei und ein Jahre alt. Sie sind lebhaft und anstrengend. Wenn es gar nicht mehr geht, gibt es auch mal einen Klaps auf die Finger. Das ist für Katrin keine Gewalt, sondern eine erzieherische Maßnahme. So wie Katrin denken viele. Katrins Mann Tobias sieht das anders. Er ist als Kind von seinem Vater geprügelt worden. Er weiß, wie demütigend und verletzend das für ihn war. Er will seine Kinder nicht schlagen. Wenn es schwierig wird mit den Jungs, zieht er sich zurück. Und überlässt Katrin die Kinder. Wie schafft man es, seine Kinder nicht zu schlagen? Gesamtschule Gelsenkirchen. Eine Sozialpädagogin spricht mit Kindern unterschiedlicher Altersgruppen über das Thema Gewalt. Wie sich heraus stellt, haben alle Kinder dort schon mal einen Klaps bekommen und alle finden, sie hätten diesen Klaps verdient. Sie sagen aber auch, dass es sie verletzt, wenn die Eltern nicht mit ihnen sprechen, sondern sie schlagen. Und dass es sie traurig macht. Der Bielefelder Erziehungswissenschaftler Professor Holger Ziegler hat 2013 etwa 900 Kinder und Jugendliche – aber auch ihre Eltern – befragen lassen. „Die große Mehrheit der geschlagenen Kinder ist unauffällig, unsichtbar, teilweise überangepasst. Das Problem ist, dass diese Kinder insbesondere von Institutionen ganz schnell aus dem Blick ge