Mit dem Aufstieg des Gummireifens begann der Niedergang des Wagnerhandwerks. Auch der Leiterwagen, der Gebrauchswagen der Bauern, wurde bald ausrangiert. Ein ganz landläufiger Beruf verschwand. Die hölzernen Räder dienen heute allenfalls noch als Geranienständer.
In Deutschlands Norden ist Rudolf Lindemann einer der letzten Windmüller, der mit seiner Arbeit noch seinen Lebensunterhalt verdient. Damit hält seine weithin sichtbare Mühle „Ursula“ als Kulturdenkmal in ihrer Funktion.
Vor der industriellen Fertigung gab es überall die Schuster. Schuhmacher gibt es zwar noch, aber die haben sich in die noblen Maßschuhateliers zurückgezogen oder sind Spezialisten in der Orthopädieschuhmacherei. Josef Huber aus Altenerding macht für seine Frau sein letztes Paar Schuh’. Deutsche Erstausstrahlung: Mo 30.12.1991 Bayerisches Fernsehen
In einem Dorf an der Südtiroler Weinstraße lebt und arbeitet der Fassbinder Johann Kostner. Mit 86 Jahren macht er noch Tag für Tag Weinfässer – mit alten Werkzeugen aus dem Holz der Edelkastanie.
Alfred Habermann ist einer der großen seiner Zunft, ein Schmied wie aus dem Bilderbuch. Er stammt aus Böhmen, sein selbstgeschmiedeter Hammer ist ihm Weggefährte und Glücksbringer. Steht er nicht an der Esse, reist er durch die Welt, um sein Wissen weiterzugeben und dafür zu werben, dass auch in unserer Zeit das Schmieden wieder Einzug in den Bau hält. „Jede Epoche hatte ihre Schmiedekunst in der Architektur. Aber heute gibt es eigentlich nur noch von Maschinen massenhaft produzierten „Pseudobarock“. Das ist die Dekadenz unserer Zunft. Wir haben keine Zeit mehr für die Kunst im Handwerk, für die Hingabe an die Arbeit.“
Mit einem Handgießinstrument fertigt der Schriftgießer Hubert Krause zuerst einige Probelettern. Erst dann setzt er seine Maschine, Baujahr 1910, in Gang und zeigt die einzelnen Arbeitsschritte, die notwendig sind, um ein Alphabet in der geforderten Präzision zu gießen. Diese alte Technik ist in letzter Minute vor dem Verschrotten gerettet worden. Die Bagger waren schon dabei, im Leipziger Industrieviertel Plagwitz die alte Schriftgießerei abzureißen.
Die Altbäuerin Germana Thöni ist wohl die Letzte im Südtiroler Ultental, die vollständige Selbstversorgung mit den Produkten betreibt, die der Berg und die Landschaft hergeben. Es ist ein Kreis von Säen, Füttern, Pflegen, Heilen, hin zu Ernte und Nutzung: Flachsbrecheln und Spinnen, Brot backen und Käse ansetzen, Wurst und Speck räuchern und vieles für den langen Winter haltbar machen.
Günter Brachmann ist Maschinist auf dem Dampfer „Diesbar“. Auf der Strecke von Dresden in die sächsische Schweiz bringt er Ausflügler auf der soeben restaurierten „Diesbar“ ins romantische Elbsandsteingebirge. Als einer der Letzten beherrscht er noch die 100 Jahre alte Dampfmaschine. Der Maschinist tut seine Arbeit im dunklen Schiffsrumpf, und seine Sinne sind ganz auf die Geräusche der Maschine eingestellt, die er heizt, führt und wartet.
Den „Falterer Luis“ kennen die Alten im Südtiroler Ultental alle, weil er noch immer auf die „Stör“ geht, hinauf zu den Bergbauern, um ihnen ihre Wolle und das Leinen zu wirken, eine Arbeit, die kaum einer noch beherrscht. Solange er mit seinem Webstuhl in der Kammer sitzt, gehört er zur Familie. Wenn es irgendwo ein Fest gibt und Musik nach seinem Geschmack, dann tanzt und singt er und das wird so bleiben, so lang ihn seine Beine tragen. Mit 85 webt er jetzt zum letzten Mal.
Für Gerhard Winkler ist Lokomotivführen kein Traum geblieben. Fast immer ist er die gleiche Strecke mit seinem qualmenden Dampfross gefahren, quer durch den Harz, den Brocken hinauf und wieder runter nach Wernigerode. Er zeigt, wie seine Lok aus dem Jahr 1955 arbeitet.
Bereits vor 5.000 Jahren wurde Zinnerz in Persien abgebaut. Im Mittelalter standen Zinngießer in hohem Ansehen. Sie fertigten Pilgerzeichen für Kreuzritter und vor allem Geschirr. Heute sind sie fast ausgestorben. Meister Göschel aus Ansbach beherrscht diese Kunst noch. Hauptsächlich restauriert er antike Krüge und Teller und erweckt Jahrhunderte alte Formen zu neuem Leben.
Der Sattler Adolf Weiß aus Engelthal in Mittelfranken zeigt in diesem Filmdokument, wie ein Bauern-Kummet für Zugpferde entsteht. Sein letztes Handwerksstück dieser Art fertigte er vor 25 Jahren.
Hans Moosreiner ist Drechsler, ein „Holzwurm“ der dritten Generation, wie er erzählt. In seiner Werkstatt baut er ein Spinnrad nach altem Vorbild. Von einer Sägemühle im Dachauer Moos holt er sich das Buchenholz. Den meisten Spaß hat Hans Moosreiner immer das freie Gestalten von Formen gemacht. Auch jetzt hält er sich nicht sklavisch an seine Vorlage. Die Schwünge und Rundungen der Stäbe entwickeln sich fast von selbst.
Wer weiß, was ein Mollenhauer ist? Vermutlich nur noch wenige, denn dieses alte, archaische Handwerk ist nahezu vergessen. Aber es gibt noch einen, der es gelernt und – als einer der Letzten seines Standes – noch immer ausübt: Karl Sonnemann aus Sehlde, Jahrgang 1912. Aus einem mächtigen Pappelstamm spaltet er für uns noch einmal mit der Technik der Alten beim Einbaum – einen „Sautrog“ – für die bäuerliche Hausschlachtung. Und nebenbei erfahren wir ein unerwartetes Geheimnis: Über die handwerkliche Kunstfertigkeit können wir nur staunen, wie auch darüber, welcher der in der Welt am höchsten gehandelte Künstler „seine“ Arbeiten von ihm hauen lässt.
Im Mittelalter genoss Erfurt wegen des Anbaus der Blaufärberpflanze Waid und ihres Handels großes Ansehen. Heute gibt es dort nur noch wenige, die das Handwerk des Blaudruckers ausüben. Eine von ihnen ist Sigritt Weiß. Bei einem Werkstattbesuch weiht die Meisterin die Filmautorin Anne Wiesigel in ihre Berufsgeheimnisse ein. (Text: 3sat) Deutsche Erstausstrahlung: Mi 10.07.1996 Bayerisches Fernsehen
Ein 5000 Jahre altes Handwerk, das heute fast niemand mehr kennt: der Goldschläger, der Blattgold herstellt. Die Goldblättchen sind so unvorstellbar dünn – zehntausendfach übereinandergelegt ergeben sie gerade einen Millimeter. Dieser Hauch von Gold überzieht Engel und Heilige, Holz und Blech. Die uralte Werkstatt von Herbert Vestner liegt in Schwabach Die kleine mittelfränkische Stadt hatte sich zum Weltzentrum dieses Handwerks entwickelt, jeder sechste Einwohner hatte damit zu tun.
Der 75-jährige Schmied Sepp und der 63-jährige Obexer Luis aus Südtirol, ihres Zeichens Holzrücker, arbeiten noch wie in alten Zeiten. Über die Jahreszeiten hinweg begleitet der Film die beiden Männer bei ihrer Arbeit und ihrem kargen, doch reichen Leben. Sie wissen um die Kräfte des Mondes, fällen mit Axt und Säge den Baum, rücken ihn mit Schlitten und Ross, kochen und essen wie die Holzknechte dereinst.
Einer der letzten Kalkbrenner im Bayerischen Oberland ist Anton Streidl. Auf seinem Hof in Ried bei Kochel liegt das Brennrecht für Branntkalk seit 800 Jahren. Im Winter baut der Kalkbrenner die nach dem Frost an den Berghängen geernteten Kalksteine in die Tiefen des Kalkofens ein. Ein richtiges Gewölbe wird da errichtet, das tausend Grad Hitze standhalten und 600 Zentner Steine tragen muss. Ostern schließlich wird gebrannt, und zwar vier Tage und vier Nächte lang, bis die Steine gleichmäßig durchgeglüht sind. Vor allem die Kirchenmaler schätzen den schwefelfreien Sumpfkalk als leuchtendes und reines Weiß – aus Feuer, Wasser und Stein.
Seit es Städte gibt, gibt es Türmer und Nachtwächter. Bis um 1900 waren sie in allen europäischen Städten für den Schutz der Bürger verantwortlich. Der dienstälteste Türmer in Deutschland und mit 81 Jahren (1997) auch der Älteste von ganz Europa, Johann Lutzeier, beendet seinen Dienst auf dem Turm der Nördlinger St. Georgskirche. Er weiß aus alten Zeiten zu berichten, spricht über seine Pflichten und sieht die Bürger und ihre enge Welt aus ganz anderer Perspektive.
Paul Ahment ist der Letzte, der noch ab und zu in der Paramentweberei Gotzes-Maus arbeitet. Sieben Webstühle aus dem 19. Jahrhundert stehen dort, als wären sie von ihren Meistern gerade nur kurz verlassen worden. Prächtiger Goldbrokat, Jugendstilborten und Samt warten auf den Kettbäumen darauf, dass wieder jemand zu den Schiffchen greift. Doch die Weber sind alle weggestorben, und Nachwuchs gibt es keinen. Denn diese Arbeit erfordert eine schier unerschöpfliche Geduld und Zeitvergessenheit.
Kupferschmiede vom alten Schlag lassen sich heute an einer Hand abzählen. Einer von ihnen ist Meister Josef Plunser. Bei der Herstellung eines Käsekessels, gefertigt in den alten Techniken, wie z. B. dem „Schränken“, kann der Zuschauer noch einmal in eine Zeit zurückblicken, in der das Kochgeschirr noch kupfern war.
Artur Paul, 86 Jahre, arbeitet seit 1928 in der „Nägli“, der traditionsreichen Nagelfabrik in Winterthur. Im Ruhestand war er nur kurze Zeit, dann hat man ihn wieder in die Fabrik geholt. Denn er ist der Einzige, der die riesigen, über 100-jährigen Stiftschlagmaschinen noch bedienen kann. Ihr Produkt wird noch dringend gebraucht: Eisenbahnschwellenkennzeichennägel.
Eberhard Schön arbeitet in der Altstadt von Wien. Im Mezzanin, einem Zwischenstockwerk, hat er seine „Kunstanstalt für Kupferdruck“. Fast glaubt man, in einem anderen Jahrhundert zu sein, wenn das Hufgetrappel der Fiakerpferde das leise Kratzen des Stichels auf dem Metall unterbricht. Meister Schön ist der Letzte in Europa, der Visitenkarten oder Briefköpfe noch in Kupferplatten sticht und dann in kleinen Auflagen von Hand druckt. Franz Lehar, Robert Stolz, Herbert von Karajan und Bruno Kreisky waren seine Kunden. Letzterer hat sogar dem Parlament empfohlen, jeder Abgeordnete solle seine Karte in Kupferdruck anfertigen lassen, erzählt der Meister stolz. Auf seiner eigenen Karte lesen wir: „Kupferstich der vornehmsten Ausführung für den kulturbewussten Personenkreis.“ (Text: SWR) Deutsche Erstausstrahlung: Mo 29.12.1997 Bayerisches Fernsehen
Ein Beruf, von dessen Existenz so gut wie niemand mehr weiß. Bruno Bannert ist einer der letzten Feilenhauer. In der Nähe von Chemnitz hat er seine Werkstatt und darin liegt wohl auch der Grund, dass er, im Gegensatz zu fast allen seinen Kollegen aus dem Westen, dieses mittelalterlich anmutende Handwerk noch ausübt. Er schlägt Feilen auf, Reih’ um Reih’, Hieb um Hieb, und macht auch alte schärfer als neue, industriell gefertigte Feilen.
Ein Feuer aus Farben und Licht empfängt den Betrachter beim Anblick kostbarer mittelalterlicher Glasfenster. In seiner Werkstatt im Berliner Hinterhofgebäude restauriert Horst Lehmann seit Jahrzehnten solche Fenster. Hier wird das alte Handwerk des Glasmalers fast wie vor Hunderten von Jahren ausgeübt. Der Film beobachtet Meister Lehmann und seine Gesellen bei der Arbeit und begleitet ihn bei der Restaurierung der wertvollen Bildfenster des Stendaler Doms aus dem 15. Jahrhundert.
Der Stukkateur und Bildhauer Werner Schwendner gehört zur Handvoll derer, die sich diesen Beruf in seiner traditionellen und ursprünglichen Form verschrieben haben. Bei der Restaurierung von zwei Seitenaltären in der Kirche von Münchenreuth nahe Waldsassen und der Rekonstruktion einer Saaldecke auf Schloss Illertissen führt uns Werner Schwendner in eine Zeit zurück, in der sich die Stukkateure dem Schaffen von Schönheit und Prunk verpflichtet hatten. Die Wurzeln dieses Handwerks reichen weit zurück. Fürstliche und geistliche Bauherren waren die Auftraggeber. Heute sind die Aufträge so rar geworden wie die Handwerker selbst. Der Stukkateur Werner Schwendner ist einer dieser erfahrenen Meister, die noch die alten Techniken beherrschen.
Es ist noch keine 50 Jahre her, da gab es vielerorts weder Strom noch eine kommunale Wasserversorgung. Damals war der Brunnenbauer ein gefragter Mann. Georg Stadler aus Niederbayern ist einer der Letzten, die dieses alte Handwerk noch beherrschen. Benedikt Kuby stellt Georg Stadler und seinen aussterbenden Beruf vor.
Manfred Wallner steigt noch immer zum Steinbruch hinauf. Dort oben wird seit 700 Jahren der Grundstoff für den Schleifstein gebrochen, ein besonders feinkörniger, sehr gleichmäßig sedimentierter Sandstein. Der Meister hat den Auftrag, für eine Schmiede einen großen Schleifstein-Rohling herauszuschlagen. Es ist faszinierend, wie er in wochenlanger Arbeit das große dicke Radl dem Berg abringt und welche Techniken er einsetzt.
Ein halbes Jahrhundert war Elisabeth Fischer Kautabakmeisterin bei der Firma Grimm und Triepel in Nordhausen. Die Anlagen für die komplizierte Fermentierung und Mischung des Kautabaks sind bereits seit über 100 Jahren in Betrieb. Die Meisterin, die als „Kautabakspinnerin“ und „Vorlegerin“ gearbeitet hat, kennt sie noch, die verschlungenen Rohranlagen und großen Kessel, in denen nach überlieferten und gutgehüteten Rezepturen der Tabak auf die verschiedenen Geschmacksrichtungen getrimmt wird.
In der Osttiroler Gemeinde Sillian lebt und arbeitet Gottfried Kieninger. Er ist einer der letzten Hutmacher, der den Stumpen, also das gefilzte und gewalkte Stück, aus dem später der Hut geformt wird, noch selber herstellt. Das Anschlagen einer Darmseite versetzt einen Haufen feiner Tierhaare so in Schwingung, dass sie sich beim Hochfliegen vom Schmutz befreien und eine Elle weiter wieder landen. Fachen nennt man diesen Vorgang. Danach wird gefilzt und gewalkt und am Ende der Arbeitskette wird ein Hut entstanden sein.
Noch prägen sie das Bild der Oasenstadt Yasd am Fuß des 4.700 Meter hohen Schirku-Gebirges im zentraliranischen Hochland: Die energiesparenden Vorläufer der kostspieligen und stromfressenden Klimaanlagen. Als kunstvolle Türme charakterisieren sie mit ihren aufgefächerten lehmgemauerten Einlassöffnungen die Dächer der Stadt. Ohne den geringsten Energieverbrauch saugen diese Windtürme die kühlenden Winde in die Tiefe der Häuser.
Schon in der fünften Generation üben die Stölckers in der thüringischen Stadt Mühlhausen das Weißgerber-Handwerk aus. In den letzten Jahrhunderten waren am Mühlhäuserbach bis zu 80 Weiß- und Lohgerber gleichzeitig tätig. Heute gehört Meister Jürgen Stölcker zu den letzten seines Berufsstandes in ganz Deutschland. Die Dokumentation zeigt, wie einem Fuchs das Fell über die Ohren gezogen wird, wie die so genannten grünen Häute, die gegen Fäulnis mit Steinsalz konserviert wurden, nach dem Gerbprozess mit allen Wassern gewaschen werden oder warum ein Gerber mal richtig vom Leder ziehen kann – und sie zeigt auch die ökologischen Zusammenhänge von Handwerk und Kulturlandschaft.
Im Erdboden der rußgeschwärzten Gusshalle öffnen sich tiefe Gruben, in denen die Lehmformen der Glocken stehen. Mitten drin zwei Feuer speiende Öfen, die der Glockengießer Hans-August Mark selbst gebaut hat, und der alte holzbefeuerte Ziegelofen mit dem herkömmlichen Kaminabzug. Die Dokumentation verfolgt den gesamten Arbeitsgang: das Anfertigen der „Rippe“, die als Schablone für den Aufbau der Glockenform dient, das Aufbringen der verschiedenen Lehm-, Graphit- und Fettschichten und den Glockenguss selbst bis zum ersten Anschlag der frisch aus der Erde befreiten gegossenen Bronzeglocke in „cis“ durch den Meister persönlich.
Peitschenmacher, ist das ein Beruf? Heute wohl nicht mehr, obwohl noch Peitschen gebraucht und hergestellt werden. Aber bis zu der Zeit, als der Motor die Pferdekraft ersetzt hatte – über ein halbes Jahrhundert ist das her – da war es ein Beruf, ein wichtiger, denn ohne die Peitsche hätte sich nichts bewegt, nicht das Fuhrwerk des Bauern und Spediteurs, nicht der Zweispänner, nicht die von Pferden gezogene Trambahn und auch nicht die Postkutsche oder die Prunkkarossen der Adeligen.
Pergament gilt als der Urbeschreibstoff der Menschheit. Als Resonanzhaut benutzt, verbreitet es Botschaften und Töne in allen Kulturkreisen der Welt. Der Film spannt einen Bogen von Thüringen, mit der weltweit führenden Altenburger Pergament- und Trommelfell GmbH, bis hin zur Stiftsbibliothek St. Gallen, wo die ältesten deutschsprachigen Pergamentschätze zu finden sind. Der Pergamenter Karl Fröhlich ist seit über 40 Arbeitsjahren mit dem Altenburger Handwerksbetrieb verwurzelt. Er zeigt die Fertigung feiner, weißer Schreibpergamente oder exzellenter Pauken- und Trommelfelle. Fast alle Arbeitsgeräte stammen noch aus der Gründerzeit der Firma, 1880/90. Die angelieferten Felle müssen geäschert, enthaart und entfleischt werden, um dann durch Bleichen, Beizen und Entkalken „zurichtfähige Blössen“ zu gewinnen, die dann vor der Weiterverarbeitung getrocknet werden müssen. Der Film gewährt zudem Einblick in den ungewöhnlichen Kundenkreis der Altenburger GmbH: Ein Altenburger Produkt lässt sich bei einem Schweizer Kalligraphen wiederentdecken. Das wiederum führt zu einer Restaurierungswerkstatt nach Erfurt, wo eine Pergamentseite, die schon Martin Luther in Händen hielt, ausgebessert wird. Und in eine traditionsreiche Buchbinderei nach Weimar. Ein Solopauker bespannt sein Instrument mit einem Altenburger Fell, das er für den berühmten Paukenpart im Bachschen Weihnachtsoratorium in der Altenburger Brüderkirche zum Klingen bringt.
Josef Vögele ist Seilermeister in Bichlbach am Fuße der Zugspitze. Er ist einer der Letzten, die noch die Kunst beherrschen, Seile aus Hanffasern herzustellen.
Meister Robert Dürr aus Rothenburg hat das Handwerk des Turmuhrbauers erlernt. Sein Beruf besteht aus einer Vielzahl von Handwerksberufen: Schneiden, Treiben, Vergolden und Bemalen.
Sepp Tristberger arbeitet seit etwa 50 Jahren als einer der letzten Flößer auf der Isar. Der Film zeigt u.a. den fachgerechten Bau eines Floßes und eine Floßwallfahrt zu Ehren des heiligen Nepomuk.
Seit 6000 Jahren wird aus Sand, Kalk und Asche Glas hergestellt. Die Hoffnung, aus dem im Feuer geborenen Werkstoff Edelsteine nachzubauen, war die Triebfeder zur Entwicklung des Glasmacherhandwerks. Hans Lödel und eine Hand voll Glasmacher aus dem Thüringer Wald sind mit die Letzten, die noch alte Techniken beherrschen – mehrfarbige Röhren z.B. mit dem Mund zu blasen und von Hand zu ziehen auf 20 Meter Länge, gleichbleibend in Wandstärke und Durchmesser. Zum Glück dieses Handwerks ist es fraglich, ob vollautomatische Produktionsverfahren jemals den Glasmacher verdrängen können.
Mehr als 3.000 Kilometer ist Wendelin Hauser von Mai bis September gewandert. Wendelin ist von Beruf Waaler, er sorgt dafür, dass das Wasser, das die Bauern und Winzer im Vinschgau so dringend für ihre Obstplantagen und Weinberge brauchen, störungsfrei fließt. Wendelins Waal, der Tscharser Waal, fließt größtenteils noch offen dahin – und Wendelin hält ihn offen. Den ganzen Sommer lang wohnt er oben – 300 Meter über dem Tal – in einer kleinen, vielleicht zehn Quadratmeter großen Hütte auf halber Strecke, und macht von hier seine Kontrollgänge – Tag für Tag, bei jedem Wetter: elf Kilometer bergab und elf Kilometer zurück. Er beseitigt Laub, Äste, Geröll, vor allem auch den Müll der Touristen. Früher hat es in ganz Südtirol hunderte solcher künstlicher Kanäle gegeben, die ersten vor sechs-, siebenhundert Jahren, an Hängen und Schluchten oft aus ausgehöhlten Baumstämmen, die von den Bauleuten unter Lebensgefahr in die Steilwände abgeseilt wurden. Die Bezeichnung „Waal“ stammt wahrscheinlich vom lateinischen „Aquale“ ab. Im Lauf der Zeit wurden viele aufgegeben oder verschwanden in Beton- oder Plastikrohren unter der Erde.
In Reimlingen im Nördlinger Ries befindet sich eines der letzten Klöster, in denen noch ein Mönchsbruder das alte Handwerk des Buchbindens ausübt. Bruder Reinhard Wanner beherrscht die Kunst des Bindens von Büchern noch in allen Einzelschritten. Das Filmteam beobachtet ihn beim Binden einer kostbaren Bibel. Der Meister falzt die Bögen, trägt sie zusammen und heftet sie an einer altertümlichen, hölzernen Heftlade. Für den Goldschnitt wird der „Kopf“ geschliffen und geschabt bis eine spiegelglatte Oberfläche entsteht. Mit einer Rolle trägt Bruder Reinhard das hauchdünne Gold auf. Den Deckel arbeitet er aus feinem Ziegenleder und verziert ihn – genauso wie in früheren Jahrhunderten – mit aufgesetzten Schmuckteilen aus Silber.
Der Bootsbauer hat kaum noch Aufträge für Boote aus Holz, die in Handarbeit, Planke für Planke, hergestellt werden.
Rudolf Rieß ist Xylograph, einer, der „ins Holz schreibt“. Katalogabbildungen und Fachbuchillustrationen waren bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts sein tägliches Brot. In einem großen Verlagshaus hat er die Kunst des Stechens von fotorealistischen Bildern in Holz gelernt. Entwickelt wurde die Technik der Xylographie im 19. Jahrhundert. Im Film sticht Meister Rieß das Bild einer kompletten Dampfmaschine in ein Stück Buchsbaumholz.
Draußen vor dem Bauernhof der Backofen, drinnen in der Stube der gemütliche Grundofen - viele haben ein Bild davon und verbinden damit vergangene Zeiten. Aber es gibt Regionen, da werden diese Öfen noch immer gebaut und da gibt es auch noch einige wenige der alten Baumeister, die genau wissen worauf es ankommt, dass der Ofen zieht, keine Risse bekommt und von einer Wirtschaftlichkeit ist, die jeder Ölheizung spottet. Verblüffend einfach, manchmal geradezu abenteuerlich, sind viele der Hilfsmittel und Techniken, z.B. um das Gewölbe des Backofens aufzurichten oder den Stein für den Grundofen aus dem Berg zu holen. Josef Niederkofler aus dem Ahrntal baut noch einmal einen Back- und einen Grundofen, so wie er es gelernt und über Jahrzehnte gemacht hat – zum letzten Mal.
„Vertrauen muss man zum Baum haben, dann ist die Angst auch weg!“ sagt Johannes Delle, der wohl älteste noch aktive Zapfensteiger Deutschlands. Fast 30 Jahre seines Arbeitslebens hat er in Baumwipfeln verbracht. Um an die Samen besonders wertvoller Baumbestände zu gelangen, klettert der behände 64-Jährige oft in Schwindel erregende Höhe. Er ist einer der Letzten vier hauptberuflichen Zapfenpflücker des Landes Thüringen. Fast ein Jahr lang begleitete ihn ein Kamerateam bei seiner ungewöhnlichen und gefahrvollen Arbeit. Opulente Aufnahmen zeigen das Tätigkeitsfeld“ von Johannes Delle – den Wald – in allen Jahreszeiten. Zusammen mit seinem Sohn Axel erklimmt er die samenträchtigsten Bäume anerkannter Forstbestände auf unterschiedlichste Weise: ob mit den traditionellen Steigeisen oder mit Wurfbeutel, Armbrust und Bergsteigerseil. Johannes Delle erklärt, warum es nötig ist, Probezweige aus Eichenkronen zu schneiden oder was aus den geernteten Früchten des Waldes in der Forstbaumschule geworden ist. Vorgestellt wird der Arbeitsalltag der Zapfensteiger bis zur Aufbereitung der Samen in der Darre von Fischbach bei Gotha. Was im Fachjargon heute hochtrabend „Erhaltung forstlicher Genressourcen für eine aktive Walderneuerung“ genannt wird, ist für den angehenden Rentner Delle dessen Lebenswerk.
Für Meister Otto Stadler ist das Fischen Berufung: „Als Fischer bist ein freier Mensch – aber sehr vom Wetter abhängig – und natürlich vom Mond. Der Mond ist der Brotdieb der Fischer. Bei Vollmond fangst meistens nix.“ Schon die Urahnen von Otto Stadler fischten an der oberen Donau. 1420 wird die Familie erstmals als Inhaber von Fischrechten urkundlich erwähnt. Heute ist Otto Stadler der älteste Flussfischer, der sein Handwerk noch hauptberuflich betreibt. Er arbeitet zusammen mit seiner Tochter Dietlinde, die genauso wie er den Meistertitel führt. Mit dem Floßnetz oder mit dem Grundnetz gehen sie meistens nachts auf Brachsen, Barben, Schied, Hecht oder Zander. Von Hienheim bis Maria Ort kurz vor Regensburg gehen ihre Fanggründe.
Die Gießerhütte in der Burgschmietstraße in Nürnberg besteht unverändert seit 1850. Gießermeister Franz Jahn arbeitet dort ganz in der Tradition seiner berühmten Vorgänger Peter Vischer und Daniel Burgschmiet. Alle paar Monate heizt er den alten Schmelzofen an. Mit einem riesigen Holzkran hievt der Meister das glutflüssige Metall über die in einem tiefen Sandbett eingegrabene Form, die er in tagelanger Arbeit sorgfältig für den Guss vorbereitet hat. Er ist der Letzte, der noch die Kunst der Reliefherstellung beherrscht. Im alten Johannis-Friedhof aus der Renaissancezeit, ganz in der Nähe der Jahn“schen Werkstatt, findet man noch solche erzgegossenen Grabtafeln auf den letzten Ruhestätten Nürnberger Bürger.
Hannelore Marschall-Oehmichen (1931–2003) hatte das Marionettenmacher-Handwerk von ihrem Vater gelernt, der 1948 die „Augsburger Puppenkiste“ gründete. Etwa 6.000 Puppen sind unter ihren Händen entstanden. Aus einem Stück Lindenholz wurde zuerst der Kopf geschnitzt, jede Figur bekam dadurch ihren individuellen Ausdruck, Charme und Charakter. Erst danach baute sie den Körper und die dazugehörige Mechanik. Viele dieser Schöpfungen wurden durch die Fernsehproduktionen weltberühmt: Jim Knopf und Lukas, Urmel, Kater Mikesch, die Blechbüchsenarmee, Kalle Wirsch, Bill Bo und viele andere. Als das Augsburger Puppentheatermuseum „Die Kiste“ im Oktober 2001 seine Pforten öffnete, ging für Hannelore Marschall-Oehmichen ein lang gehegter Wunschtraum in Erfüllung.
Der Geigenbauer Walter Waidosch aus Niederbayern rekonstruiert ein Instrument aus dem 14. Jahrhundert. Vom Baum bis zum fertigen Instrument ist die Kamera dabei. Der Zuschauer taucht ein in die Kunst des Streichinstrumentenbaus, der wie kaum ein anderes Handwerk noch immer reine Handarbeit ist. Beim Bau der historischen Fidel ist diese Arbeit geprägt vom Wissen um die Musik, um die Geschichte und um die Werkstattgeheimnisse des Mittelalters Die Fidel ist ein Instrument, das zwischen dem 11. und dem 16. Jahrhundert an europäischen Höfen weit verbreitet war. Überlebt hat kein einziges Exemplar. Der Geigenbauer, Musiker und Historiker Walter Waidosch aus Niederbayern hat zehn Jahre geforscht, um dieses mittelalterliche Instrument in seiner Geigenwerkstatt nachbauen zu können. Nach 40 Stunden Arbeit liegt die Fidel im Rohbau vor ihm, sie besteht aus 24 Einzelteilen. Nun geht es an die Ausgestaltung.
Im zweiten Teil des „Fidelbauers von Heiligenberg“ entstehen unter anderem die Intarsien. Sie sind wichtige optische Elemente der Fidel und machen sie besonders kostbar.
Der hochbetagte Sägemeister Günther Piazzi lebt in dem kleinen Südtiroler Ort „Zu unserer lieben Frau im Walde“. In seiner historischen Sägemühle hat sich seit 100 Jahren wenig verändert. „Musln“ nennt der alte Meister die Stämme, mit denen er noch heute hantiert mit seiner Zepin. Die Kraft der Bergwasser und eine Mechanik, die wie ein riesiges Ungetüm wirkt, aber im kleinsten Detail vom Meister beherrscht wird, schaffen Bretter und Balken aus Fichten und Tannen.
Ernst August Zimmermann aus Erfurt lebt inmitten einmaliger Steine. Diese stammen aus den Steinbrüchen von Solnhofen – wo der Lithographenstein herstammt und auch der 125 Millionen Jahre alte Urvogel. Zimmermann hat einen seltenen Beruf: Er gehört zu den wenigen Steindruckern Europas, die diese komplizierte Technik noch beherrschen. Deren Erfinder Aloys Senefelder nannte sie einst „Chemische Druckerey“.
Im österreichischen Pinzgau, nahe der bayerischen Grenze, weitet sich das Unkenbachtal unterm Sonntagshorn zur Saalach hin. Holz- und Milchwirtschaft prägen diese Gegend wie vielerorts in den Alpen. Hier war stets der Meister gefragt, der das helle Holz der Fichten, Tannen und Lärchen zu Gebinden für Milch, Butter und Käse zu fügen verstand: Der Weißbinder, eine besondere Ausprägung unter den Bindern, Schäfflern oder Böttchern.
Eigentlich ist der Posamentiermeister Rudi Feldl schon seit einigen Jahren in Rente, doch zu besonders anspruchsvollen Arbeiten holt ihn sein Chef manchmal noch an den altertümlichen Webstuhl.
Das Messer gehört zu den ältesten Werkzeugen der Menschheit. Es ist in allen Kulturen verbreitet, leider existiert das individuell herstellende Handwerk in unserem Kulturkreis nur noch vereinzelt.
Hans Lachenmeyer hat die klanglich schönste und größte freischwingende mittelalterliche Glocke Europas, die Gloriosa vom Erfurter Dom, zur Operation in seiner Werkstatt. Sie hat einen acht Zentimeter langen Riss, könnte springen und musste deshalb in einer spektakulären Aktion aus dem Turm geborgen werden.
Günther Birkelbach, 76 Jahre alt (2004) und gebürtiger Sauerländer, baut einen Meiler auf. Er ist der älteste aktive Köhler Deutschlands, bereits in der vierten Generation. In der vorindustriellen Zeit war Holzkohle im Handwerk, Gewerbe und Haushalt unentbehrlich. Besonders zum Verhütten des Eisenerzes brauchte man Holzkohle. Nur damit ließen sich Temperaturen erreichen, mit denen das Eisen aus dem Erz herausgeschmolzen werden konnte. Als man Mitte des 19. Jahrhunderts begann, Steinkohle industriell zu fördern und Erdöl zu gewinnen, wurde der Untergang des alten Handwerks der Köhler eingeläutet.
Josef Eder ist einer der Letzten seines Handwerks in der einstigen Korbmacherhochburg Winzer am Rande des Bayerischen Waldes. Er hat noch in der Korbwarenfabrik Mosler, der ehemaligen Hoflieferantin Bayerischer Könige, seine Lehrjahre absolviert. Zugewachsen, wie ein verwunschenes Schloss, wirkt die alte Korbfabrik. Über halb verfallene Stufen begleitet das TV-Team den Meister an seinen ehemaligen Arbeitsplatz. Josef Eder ist einer der Letzten seines Handwerks in der einstigen Korbmachermetropole Winzer am Rande des Bayerischen Waldes. Er hat noch in der Korbwarenfabrik Mosler, ehemaliger Hoflieferant bayerischer Könige, seine Lehrjahre absolviert. Im Film wird das Entstehen eines quaderförmigen Reisekorbes dokumentiert, wie ihn Auswanderer zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit nach Amerika nahmen: vom Schneiden und Vorbereiten der Weiden über verschiedene Flechttechniken bei Boden, Wand und Decke bis zu den stabilen Tragegriffen. Der stabile und Stoßdämpfende Reisekorb würde wieder eine Weltreise aushalten.
„Da nimmst ein paar Brettl und einen Papp’ndeckel und dann baust du’s zusammen und dann spielt es.“ So bringt Alois Blüml seine Kunst des Drehorgelbauens auf einen kurzen Nenner. In einem alten Bauernhaus, dem Zacherlhof im Chiemgau, steht alles voller merkwürdiger Gegenstände, Kisten, Kasten, Vogelkäfige, Gläser, manches sieht eher nach Gerümpel aus, aber alles hat irgendwie mit Musik zu tun. Zu ihm kommen alle, Sammler, Museen, und solche die einfach nur seine Werke bewundern, er gilt als „Kapazität“ in der Drehorgelszene. Die „Salon-Ariston“ baut er wieder, den „Tanzbär“ und wie sie alle heißen, die verschiedenen Drehorgeln. Alois Blüml ist Meister in vielen Disziplinen: Konstrukteur, Schreiner, Schweißer, Dreher. Seine wichtigste Eigenschaft aber ist die nie endende Geduld. Blasebälge, Walzen und über 500 kleine Einzelteile montiert er in ein fein poliertes Holzgehäuse. Auch das, was früher den besonderen Reiz dieser „Musik-Maschinchen“ ausmachte, die auswechselbaren Lochscheiben oder -streifen, kann Alois Blüml wiederherstellen.
Im Gerberviertel, nicht weit vom Zentrum der Stadt, hat Oskar Bernhard in einem Fachwerkbau aus dem Jahr 1580 seine Werkstatt. Wie in längst vergangenen Zeiten setzt er noch Plakate, Anzeigen, Briefbögen, Visitenkarten mit der Hand aus Blei- und Holzbuchstaben, um sie dann mit einer Tiegelpresse zu Papier zu bringen.
Unter manchen Dächern schlummern Kostbarkeiten - es muss sie nur einer entdecken und erkennen. In Zolling im Landkreis Freising findet ein altes Sofa seinen Weg in die Werkstatt eines Polsterers, einem Letzten seines Standes. Georg Kranz lebt im oberbayerischen Zolling an der Amper. Er ist der Letzte, der noch die alten Techniken des Polsterns wie Federverschnürungen, handgemachte Kedereinfassungen und kunstvolle Bordüren beherrscht. In seiner Werkstatt entstehen nach antikem Vorbild eine Chaiselongue und ein Polstersessel im Chippendale-Stil.
Oberhalb von Meran stehen noch einige Höfe mit riesigen Strohdächern. Einer, der die alte Technik des Bindens von Strohbuschen in die Sparren noch beherrscht, ist Franz Pircher. Immer, wenn ein Dach erneuert werden muss, ist sein Können gefragt. Mit einem großen Holzkamm richtet er die Halme der Strohbündel aus, dann verknotet er sie mit wenigen Griffen. Anschließend wird das Dach jeweils in großen Partien neu eingedeckt. Alle auf dem Hof helfen mit. Für ein bis zwei Jahrzehnte ist dann wieder für Schutz vor Wind und Wetter gesorgt.
Hans-Josef Fischer arbeitet seit über 50 Jahren im Steinbruch. Die von ihm aus den Felswänden gebrochenen Steinblöcke behaut er ausschließlich noch von Hand nach alter Manier, wie es die Vorväter taten. Auf die Qualität der Werkzeuge kommt es bei der Bearbeitung der Steine besonders an. Deshalb schmiedet Hans-Josef Fischer sich die Spreng- und Bossiereisen selbst. Die Kenntnis und Liebe zu seinem Werk liegt in jedem Hammerschlag, der die rohen Felsblöcke in „hammerrechte“ Bausteine verwandelt. Qualität abzuliefern ist sein ganzes Streben und hat in den Lindlarer Steinbrüchen bis heute Tradition. Die Steinhauer gründeten schon 1706 zur Qualitätssicherung die Steinhauergilde. Noch ist er der Träger des alten Wissens, einer der Letzten seines Standes!
Der Notenstecher von Würzburg Der Hänel-Musikverlag hat als einziger noch mit der Hand „gestochene“ Noten in seinem Programm. Ohne Hans Kühner, den Notenstecher, den letzten von einstmals zahlreichen Kollegen, wäre dies allerdings nicht mehr möglich. Natürlich arbeitet er heute überwiegend am Computer, doch seine Werkstattausrüstung liegt stets bereit. Und wenn es um besonders anspruchsvolle Arbeiten geht, überträgt er immer noch Noten von Hand mit dem Grabstichel auf bleierne Druckplatten, wie schon zu Mozarts Zeiten. Und gegenüber dem perfekten Layout des Computers ist die Hand des Meisters in der Lage, bei der Vervielfältigung auch den Geist der Musik mit zu übertragen.
Rudi Hell kann in seiner Familie auf 300 Jahre Rheinfischerei zurückblicken. Er lebt mit seiner Frau in dem Dorf Grieth am Rhein zwischen Rees und Emmerich. Das Fischfangboot, Aalschokker genannt, wurde in Holland entwickelt und eignet sich aufgrund des flachen Bugs und der einfachen Bauweise besonders gut für den Fang von Aalen im Rhein. Das Geheimnis der Aalschokker liegt auf und unter dem Wasser: Um Fische zu fangen, wird ein ausgebreitetes Fangnetz zwischen zwei Auslegebäumen auf dem Grund des Rheines ausgebracht.
Karl Aßmann ist einer der Wenigen, der noch in handwerklicher Tradition Weinfässern aus Eichenholz herstellt. So ein Fass, erzählte der Meister, kann über hundert Jahre halten. Wie er das macht, dass sein Werkstück Generationen überdauert: Er verwendet z.B. nur Naturmaterialien. So dichtet er den Boden zu den eichernen Dauben hin mit Rohrkolbenblättern ab. Die Dauben sind konisch zueinander geformt, dadurch pressen sie sich, sobald die Fassreifen darüber geschlagen werden, so dicht aneinander, dass später kein Tropfen des kostbaren Inhalts verloren geht. Ist das Fass fertig “signiert” der Büttnermeister sein Werkstück mit einem Brandzeichen.
Georg Dornstädter ist Schirmmacher, einer der Letzten seines Standes. In dem oberbayrischen Dorf Baierbrunn, gleich oberhalb der Isar geht er seinem Handwerk nach. Eigentlich wollte er KFZ-Mechaniker werden, das war 1951, aber da gab es keine Lehrstellen. ‚Dann wirst du halt Schirmflicker‘ soll seine Mutter gesagt haben. Aus dem ‚Schirmflicker‘ wurde ein Spezialist für die Restaurierung von Trachtenschirmen aller Art. Auch für Theater und Opernhäuser in ganz Deutschland war er in seinem Metier tätig. Aus seiner Sammlung zeigt er uns seltene Stücke vom Rokoko mit Griffen aus Elfenbein bis Jugendstil.