Mehr als 3.000 Kilometer ist Wendelin Hauser von Mai bis September gewandert. Wendelin ist von Beruf Waaler, er sorgt dafür, dass das Wasser, das die Bauern und Winzer im Vinschgau so dringend für ihre Obstplantagen und Weinberge brauchen, störungsfrei fließt. Wendelins Waal, der Tscharser Waal, fließt größtenteils noch offen dahin – und Wendelin hält ihn offen. Den ganzen Sommer lang wohnt er oben – 300 Meter über dem Tal – in einer kleinen, vielleicht zehn Quadratmeter großen Hütte auf halber Strecke, und macht von hier seine Kontrollgänge – Tag für Tag, bei jedem Wetter: elf Kilometer bergab und elf Kilometer zurück. Er beseitigt Laub, Äste, Geröll, vor allem auch den Müll der Touristen. Früher hat es in ganz Südtirol hunderte solcher künstlicher Kanäle gegeben, die ersten vor sechs-, siebenhundert Jahren, an Hängen und Schluchten oft aus ausgehöhlten Baumstämmen, die von den Bauleuten unter Lebensgefahr in die Steilwände abgeseilt wurden. Die Bezeichnung „Waal“ stammt wahrscheinlich vom lateinischen „Aquale“ ab. Im Lauf der Zeit wurden viele aufgegeben oder verschwanden in Beton- oder Plastikrohren unter der Erde.