Ein Dachboden aus alten Balken, etwas schief und krumm das ganze Haus. Auf dem Dachfirst eine geheimnisvolle kleine Luke: Zum Hissen der Standarte. Das Schloss Bellevue, der Amtssitz des Bundespräsidenten, ist ein Ort, den fast jeder kennt, zu dem aber kaum jemand Zutritt hat. Die Geschichten, die sich hinter den Schlossmauern abgespielt haben, sind noch nicht erzählt worden. Einst erbaut als herrschaftliches Wohnhaus für eine preußische Prinzenfamilie, diente es während der Zeit des Nationalsozialismus als „Gästehaus der Reichsregierung“: Im repräsentativen Ambiente empfing Hitler hier seine Gäste aus dem Ausland, den japanischen Außenminister oder den jugoslawischen Prinzregenten. Bisher unbekanntes Film-Material zeigt, wie Hitler im Schloss Bellevue ein- und ausging. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs diente das Schloss notdürftig als Quartier für Ausgebombte: Wäscheleinen und Mülltonnen zieren nun den einstigen Ehrenhof, das Schloss selbst ist eine Kriegsruine. Während des Kalten Krieges stand das Schloss im Visier der Politik: Der zweite Amtssitz des Bundespräsidenten – für die DDR-Regierung eine Provokation. Die Dokumentation lässt den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zu Wort kommen, ebenso Egon Bahr, ab 1969 u. a. Bevollmächtigter der Bundesrepublik in Berlin Christian von Heusinger wurde 1928 als Sohn eines preußischen Staatsbeamten im Schloss geboren. Er erinnert sich an seine Nachbarn Gustav Gründgens und Marianne Hoppe. Die Geschichte des Schlosses ist – im spannungsvollen Gegensatz zu seinem harmonischen Äußeren – wechselhaft und bewegt. Für die Filmemacherin Grit Lederer wurde erstmals der verborgen unter dem Schloss liegende Bunker geöffnet, der dort 1941 zum Schutz der Gäste eingebaut worden war. Heute steht der Bunker unter Wasser. Das ARD-Team reiste auch nach Doorn in den Niederlanden, um zu erkunden, wo die Original-Ausstattung des Schlosses heute zu finden ist: in dem ehemaligen Exil-Wohnsitz Kaiser Wilh