Man schüttet kein schmutziges Wasser weg, solange man kein sauberes hat“, kommentierte Bundeskanzler Adenauer die Debatte um die Wiedereingliederung der NS-Beamten in den Verwaltungsapparat. Und war die friedliche Integration der ehemaligen Täter und Mitläufer in die westdeutsche Demokratie letztlich nicht ein Erfolg? Die Dokumentation fragt, ob es Alternativen gegeben hätte – und stützt sich auf neueste Forschungsergebnisse. Sie fragt nach den Gründen, warum nur 1,4 Prozent der Entnazifizierten in den westdeutschen Besatzungszonen als „Hauptschuldige“ oder „Belastete“ eingestuft wurden, warum von den gut hunderttausend KZ-Wächtern nur einige Dutzend verurteilt wurden. Der Anteil derer, die trotz NS-Belastung im Nachkriegsdeutschland Karriere machten, war größer als bisher vermutet. Zahlreiche Forschungsprojekte, unter anderem zum Bundesnachrichtendienst, zum Auswärtigen Amt oder aktuell zu Nachkriegskarrieren in Schleswig-Holstein (ein Hauptfluchtort ehemaliger NS-Täter) decken auf, dass der Neuanfang mit dem alten Personal gemacht wurde. (Text: ZDF)
Januar 1990. In den DDR-Städten erstürmt die Bevölkerung die Zentralen der Macht. Streng abgeschirmte Stasi-Gebäude werden durchsucht. Die MfS-Mitarbeiter sind gut vorbereitet. Viele Akten werden bereits in den Tagen zuvor vernichtet. Über Jahrzehnte hat die Stasi nicht nur Informationen und Beweise über Nazi-Verbrecher (in West und Ost) gesammelt und ausgewertet. Auch für die juristische Aufarbeitung war der Geheimdienst verantwortlich. Mit Hilfe der Staatssicherheit wurden zwischen 1961 und 1989 mehr als 700 Nazi- und Kriegsverbrecher entlarvt und ihrer Bestrafung zugeführt. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite hat das Ministerium für Staatssicherheit Altnazis auch gezielt ins System integriert. (Text: ZDF)
Die Veröffentlichung eines Buches 1996 befeuert die Debatte um die Aufarbeitung des NS-Erbes und zeigt, dass so etwas wie ein Abschluss der Vergangenheitsbewältigung in weite Ferne rückt. Als „Hitlers willige Vollstrecker“ erscheint, versetzt es Historiker und die deutsche Öffentlichkeit in Aufruhr. Geschrieben hat es der junge Harvardprofessor und Sohn eines Holocaust-Überlebenden, Daniel Goldhagen. Die Hauptthese: Es war nicht nur die nationalsozialistische Elite, die den Holocaust verantwortete. Sondern: „zehntausende von ganz gewöhnlichen Deutschen, die getötet haben, um ein Volk auszurotten.“ Goldhagen geht davon aus, dass die Deutschen schon weit vor der NS-Zeit von einem „eliminatorischen“ Antisemitismus geprägt gewesen seien und bereitwillig zum Genozid beigetragen haben. Sie wurden nicht dazu gezwungen. (Text: ZDF)
Deutschland 1945. Stunde null. Ein Land in Trümmern. Die Städte verwüstet, die Menschen verstört. Und Hitler konnte sich bis zum bitteren Ende an der Macht halten. Es werde 50 Jahre dauern, so US-General Eisenhower, um Deutschland zu entnazifizieren und umzuerziehen. Die Alliierten wollen die Deutschen dazu bringen, sich für die Nazi-Vergangenheit persönlich verantwortlich zu fühlen. Wie etwa für das, was in den KZs geschah. Doch die Deutschen treibt die Angst vor der Zukunft um, nicht die Last der Vergangenheit. Die Pädagogik der Besatzer verfehlt ihr Ziel. (Text: ZDF)
Der lange Schatten des „Dritten Reichs“. Was wurde aus 8,5 Millionen Parteigenossen? Aus Spitzenbeamten in Justiz und Verwaltung? Aus zehn Millionen Soldaten? Aus hunderttausenden KZ-Wächtern, Euthanasie-Ärzten, Rassenhasspredigern? 50 Jahre harte Arbeit, so schätzt US-General Eisenhower 1945, würde es brauchen, um Deutschland zu entnazifizieren und umzuerziehen. Das furchtbare Erbe hat Deutschland geprägt. Die Trümmer der Städte wurden bald weggeräumt, die Trümmer in der Gesellschaft, in den Seelen blieben noch lange vorhanden. Fast jede Familie in Deutschland ist betroffen durch Großväter, die den Krieg mitmachten, Mütter, die im BDM aktiv waren, Großeltern, die das KZ überlebten. Die Erinnerungen manchmal auch das Schweigen hat heutige Generationen geprägt. (Text: ZDF)
Weil man dem deutschen Volk nie reinen Wein in Sachen Eurokrise eingeschenkt hat, kann man sich heute gegen Anfeindungen von ganz rechts außen nicht zur Wehr setzen. Auch die „europäische Lösung“ der Flüchtlingsfrage wird dadurch in Frage gestellt. Markus Söder gehört sicher nicht zu den besonders feinnervigen Zeitgenossen, aber der bayrische Ministerpräsident hat ein gutes Gespür für Machtverhältnisse und für das konsequente Ausnutzen dieser Machtverhältnisse. Nicht zuletzt deswegen kämpfte er an vorderster europäischer Front, als es darum ging, „den Griechen“ in die Schranken zu weisen, indem man ihm ungefähr jeden Tag via deutsche Medien unmissverständlich erklärte, dass er „gefälligst seine (von Deutschland diktierten) Hausaufgaben zu machen habe“.
Sie alle umgibt der Schatten der Nazizeit noch heute. Sechs Nachfahren von NS-Tätern und Holocaustüberlebenden erforschen ihr schweres Erbe. Der Umgang damit ist unterschiedlich.