Wie wir unsere Kinder behandeln, erziehen oder als Vorzeigeobjekte ausstaffieren, hat sich im Laufe des Jahrhunderts gewaltig verändert. Die Erziehungsleitbilder und die Werte der Kaiserzeit haben ihre prägende Kraft verloren, die Freiräume für die Entwicklung der Kinder haben sich vergrößert. Kindheit, früher nur Vorstufe zur Erwachsenenwelt, ist heute eine Welt für sich. Kindererziehung bewegt sich jetzt zwischen den Extremen „streng“ und „frei“ in einem relativ breiten Toleranzspektrum. Dass Deutschland aber ein kinderfreundliches Land geworden wäre, lässt sich wohl kaum behaupten. Politiker beklagen mit Blick auf die leeren Rentenkassen zwar das Sinken der Geburtenrate, Familien mit Kindern stellen aber offensichtlich keine Lobby dar, die ihre Anliegen durchsetzen kann.