Köln, Gewerbegebiet Widdersdorf, an einem Abend im Sommer 2006. Nur zwei Fenster eines Flachbaus sind erleuchtet. Innen herrscht Chaos: Bunte Gemälde stehen auf Staffeleien, Pinsel, Lösungsmittel, Farben und zusammengeknüllte Druckbögen begraben einen großen Tisch unter sich. Jürgen Kuhl, damals 65, ein Intellektueller mit randloser Brille, verbindet sich die Augen. Er greift mit jeder Hand in einen Karton, verharrt eine Weile reglos. Dann reißt er sich das Tuch von den Augen und starrt auf seine Hände, die zwei 100-Dollar-Noten befühlen. Eine davon ist echt, die andere eine „Blüte“. Die Scheine sind für einen Laien nicht zu unterscheiden. Er kann es kaum glauben, aber er hat es geschafft: Jürgen Kuhl, Kölner Rentner, Künstler und Designer, hat den Dollar gefälscht. Warum Jürgen Kuhl die Blüten so täuschend echt gelungen sind, wie andere vor ihm zu Werke gingen und welche Fehler ihnen trotzdem zum Verhängnis wurden, davon erzählt der Schauspieler Christian Berkel in „F wie Fälschung: Blütenträume“. Der Film führt durch drei Jahrhunderte „Blütenwelten“ und erweckt die berühmtesten Fälscher ihrer Zeit zum Leben: „The King“ David Hartley, der im 18. Jahrhundert Goldmünzen nachmachte und damit eine ganze Region im Norden Englands aus der Armut befreite. Alves dos Reis, dessen Fälschungen beinahe die Bank von Portugal ruinierten, und der mit seinen Machenschaften dazu beitrug, den gefürchteten Diktator Antonio de Oliveira Salazar an die Macht zu bringen. Die jüdischen Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen, die von den Nationalsozialisten gezwungen wurden, englische Pfundnoten zu fälschen. Die Nazis hatten geplant, Mengen von Falschgeld über England abzuwerfen, um die Wirtschaft des Kriegsgegners zu schwächen. Und schließlich Jürgen Kuhl, der mit 16,5 Millionen falschen Dollars das Bundeskriminalamt herausforderte – und dem trotz seiner Genauigkeit ein unfassbarer Fehler unterlief, der ihm zum Verhängnis wurde. Christi
Amsterdam 1945: Joseph Piller, leitender Ermittler in Sachen Kunstraub, glaubt, einen großen Fang gemacht zu haben. Vor ihm im Verhörraum sitzt Han van Meegeren, ein bekannter Künstler und angeblicher Nazi-Kollaborateur. Ausgerechnet dem deutschen Reichsmarschall Hermann Göring soll er ein holländisches Meisterwerk, ein Gemälde von Johannes Vermeer, verkauft haben. Van Meegeren droht schwere Strafe. Bisher hat er zu den Vorwürfen geschwiegen, doch dann kann er sich nicht mehr zurückhalten: „Es war kein Vermeer, es war ein Van Meegeren. Ich habe das Bild gemalt!“ Ein unglaubliches Geständnis, das sich tatsächlich als wahr herausstellte. Der Fälscher wurde zum Nationalhelden: Der Mann, der Göring an der Nase herumgeführt hatte! Doch Göring war nicht der Einzige, den Han van Meegeren geprellt hatte. Auch seinen Landsleuten hatte er angebliche Vermeers verkauft und damit Millionen verdient. Seine Gemälde wurden als beste „Vermeers“ überhaupt gefeiert und erhielten einen Ehrenplatz in den großen Museen der Niederlande. Vor Gericht behauptete Han van Meegeren, Geld sei nie sein oberstes Ziel gewesen, er hätte nur den Experten beweisen wollen, dass sein Können ebenso groß sei wie das der alten Meister. Damit ist er nicht allein, denn viele überführte Kunstfälscher geben das Streben nach Anerkennung als Triebfeder ihres Handels an. Ihr größter Wunsch sei es, anderen zu beweisen, dass die eigene Kunst genauso gut ist wie die der berühmten Meister – van Gogh, Picasso oder Rothko. Oder vielleicht sogar besser. Sind Geldgier und die Sehnsucht nach Anerkennung die einzigen Motive für Fälscher? Was treibt sie noch an, tage-, wochen- oder monatelang im Verborgenen zu arbeiten und den Stil eines Künstlers nachzuahmen – in der ständigen Gefahr, ertappt zu werden? Ist es für sie das pure Vergnügen, andere zu täuschen? Oder eine Form von Besessenheit? In der Dokumentation „F wie Fälschung: Meisterwerke“ widmet sich Christian Berkel dre
Christian Berkel ist diesmal einer ganz besonderen Art von Fälschern auf der Spur: Hochstaplern. Sie führen ihre Opfer stets mit ganzem Körpereinsatz hinters Licht. Ihre Geschichten sind ebenso schillernd wie verstörend: Ein falscher Arzt operiert im Krieg unter höchster Lebensgefahr, ein Passfälscher rettet viele Menschen vor den Nazis, ein gesuchter Dieb wird zum Hauptmann und eine verarmte Kleinkriminelle zur Millionärin. Der Traum, ein anderer zu sein, ist vielen nicht fremd, doch nur wenige setzen ihn in die Tat um. Ferdinand Waldo Demara ist einer von ihnen. Er hat es in seinem Leben auf über 20 verschiedene Identitäten und Berufe gebracht – ohne Schulabschluss. Ausgestattet mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz ist ihm eine klassische Karriere zu langweilig. Seine größte Herausforderung steht ihm bevor, als er bei der kanadischen Marine als Arzt anheuert. Ohne jede medizinische Ausbildung wird Demara mitten im Koreakrieg zum Lebensretter. Der Passfälscher Adolphe Kaminsky hingegen wird aus Not zum Helfer für verfolgte Juden im von den Nazis besetzten Paris. Schnell hat er den Ruf, der beste Passfälscher in ganz Frankreich zu sein. Als gelernter Färber kennt er alle Tricks zum Entfernen von Tinte. Mit seiner Akribie und seiner Hingabe für jedes Detail verhilft er Tausenden zur Flucht. Wilhelm Voigt, besser bekannt als der Hauptmann von Köpenick, führt mit einer gekauften Uniform und zackigem Auftreten den preußischen Beamten- und Militärstaat an der Nase herum und kassiert dabei mehrere tausend Mark. Doch nicht alle Hochstapler sind Männer. Die wahre Meisterin des Betrugs ist Thérèse Humbert. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, träumt sie von einem Leben in Luxus. Um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, erfindet sie eine Erbschaft, deren Auszahlung sich angeblich immer wieder verzögert. 20 Jahre lang führt Thérèse ein Leben in der Hautevolee von Paris – komplett auf Pump. Als der Betrug auffliegt, erleb
Christian Berkel präsentiert diesmal besonders dreiste Fälschungen, die unseren Blick auf die Vergangenheit oder sogar den Lauf der Geschichte verändert haben. Gefälschte Urkunden und nachgemachte archäologische Funde gibt es schon seit Jahrhunderten. Dabei war Geld nicht der einzige Antrieb für die Betrüger. Viele von ihnen strebten nach Ruhm, Macht und einem Platz in den Geschichtsbüchern. Der junge Habsburger Herzog Rudolf IV. versuchte im 14. Jahrhundert, die Position seiner Familie im Reich zu stärken. Doch statt zum Schwert zu greifen, ließ er eine Urkunde fälschen und Privilegien hineinschreiben, die seiner Familie angeblich bereits in römischer Zeit verliehen worden sein sollen. Kaiser Karl IV. vermutete eine Fälschung und wies die Forderungen zurück. 100 Jahre später kam das so genannte „Privilegium Maius“ jedoch auf Wiedervorlage und wurde durch Kaiser Friedrich III. bestätigt. Zufälligerweise war dieser Kaiser ein Habsburger. So wurde die Fälschung Fakt und blieb für lange Zeit unantastbarer Bestandteil der europäischen Geschichte. Im berühmten und altehrwürdigen Natural History Museum in London wird heute eine der größten Fälschungen der Wissenschaftsgeschichte verwahrt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden im Süden Englands menschenähnliche Schädelknochen und das Stück eines Unterkiefers gefunden. Hochrangige Wissenschaftler feierten den Fund als „Missing Link“, als lange gesuchtes Bindeglied zwischen Mensch und Affe. Nach spektakulären Funden in Deutschland und Frankreich bekamen nun auch endlich die Engländer ihren „Urmenschen“. 40 Jahre lang behauptete der Piltdown-Mensch seinen Platz in den Lehrbüchern, dann wurde er als Fälschung entlarvt. Doch wer war der Fälscher? Ende des 19. Jahrhunderts erwarb der Deutsche Kaiser Wilhelm I. 1700 Tongefäße und Statuetten, die angeblich von dem legendären biblischen Volk der Moabiter stammen sollten. Die Funde waren für die aufstrebenden Berliner Museen gedacht, ab