Durch Blasphemie wird paradoxerweise nicht in erster Linie Gott, sondern der Gläubige selbst beleidigt. Maßt sich jemand, der Menschen der Gotteslästerung bezichtigt, nicht an, den Willen Gottes praktisch erfunden zu haben und genau zu wissen, wann der Allmächtige beleidigt zu sein hat? Gäbe es folglich in laizistischen Staaten nicht ein "Recht auf Blasphemie", das zu verteidigen wäre? Anastasia Colosimo hat hierzu einen interessanten Ansatz. Es geht ihr nicht darum, die Blasphemie moralisch und kategorisch zu verurteilen, sondern sie in ihrer Besonderheit zu verstehen.
Was aber, wenn der Begriff der Blasphemie dazu da ist, um das politische Recht der religiösen Konfiguration anzupassen? Welchen Stellenwert hat bei diesem Verständnis der Blasphemie der Begriff der Meinungsfreiheit, der so oft vorgebracht wird? Hat die Blasphemie einen festen Platz in unseren liberalen Demokratien verdient? Was bleibt von Gott, wenn in seinem Namen gefoltert wird? Lässt sich Blasphemie in Szene setzen? Ist der Gotteslästerer ein Held? Oder lässt es sich mit der Ablehnung der Blasphemie leben?