Voltaire gehört zu den bekanntesten Vertretern der französischen Aufklärung. Seine Werke sind Pflichtlektüre am Gymnasium, seine Polemiken gelten bis heute als exemplarisch und seine "Abhandlung über die Toleranz" fand nach den Terroranschlägen in Paris plötzlich wieder reißenden Absatz. Wer Voltaire las, setzte dem religiösen Fanatismus die Toleranz entgegen. Aber verdammte Voltaire in seinem Kampf gegen Aberglauben und Fanatismus nicht auch alles, was irgendwie die Vernunft verstieß?
Der Aufklärer glaubte an Gott als "Baumeister aller Welten" und ging von der Überlegung aus, dass die Natur zu perfekt sei, um zufällig entstanden sein zu können. Alles, was diesen rationalen Rahmen überstieg - Dogmen, Riten, Heiligkeit der Texte, Gotteslästerung - konnte seine Philosophie nicht dulden.
Voltaires Texte regen zum Nachdenken an. Was ist Fortschritt? Welche Rolle spielen Philosophien in der Gesellschaft? Dürfen sie sich an eine politische Macht binden, oder sollten sie sich auf kritischer Distanz halten?
Diese Fragen, mit denen sich schon Voltaire auseinandersetzte, sind wieder höchst aktuell. Der Aufklärer kann dabei helfen, sie noch genauer zu formulieren: Kann man gewalttätig und tolerant zugleich sein? Wie soll man die Realität wahrnehmen? Und glaubte Voltaire selbst an Gott?