Um sich auf die Prüfung für ein Stipendium der Kantstiftung vorzubereiten, trifft Sophie sich mit ihrem ehemaligen Lehrer. Der gibt ihr den Ratschlag, sich in der Bibliothek in Kants Bücher zu vertiefen. Dort lernt sie Sebastian kennen, einen Philosophiestudenten, der ihr viele hilfreiche Tipps geben kann - und von Sophie sehr angetan ist. In der Bibliothek trifft Sophie auch zum ersten Mal auf Professor Kant. Sie begleitet ihn in die Traumwelt, in der er ihr bei einem Spaziergang im Park die Metaphysik am Beispiel der Natur erklärt: Dialog: Kant erklärt Sophie die Metaphysik Kant wirft einen Ball hoch. KANT: Was sehen Sie? SOPHIE: Der Ball fällt von oben nach unten. KANT: Exakt. Die Schwerkraft. Ein physikalisches Gesetz. Hinter den Vorgängen der Natur stecken gewisse Gesetzmäßigkeiten. Gibt es solche Gesetzmäßigkeiten außer in der Natur auch in jedem anderen Sein? SOPHIE: Das ist also die Frage, um die es in der Metaphysik geht ... KANT: Mir ging es darum herauszufinden, wie die Grenzen meiner Erkenntnis abgesteckt werden. Der Rationalismus zum Exempel sagt: Die Sinneserfahrung kann keineswegs die Grundlage oder Grenze der Erkenntnis sein. Wahr ist nur, was die Vernunft über die Welt aussagt. SOPHIE: Aber ist nicht auch Erfahrung wichtig? KANT: So argumentiert der Empirismus: Allein die Erfahrung ist Quelle und Grenze allen Erkennens. Kennen Sie John Locke? SOPHIE: Den Namen habe ich schon mal gehört. KANT: Er sagt: Es ist nichts im Verstand, was nicht zuvor in den Sinnen gewesen wäre. Ihm zufolge wäre eine Metaphysik nicht möglich. SOPHIE: Wer hat nun recht? KANT: Ich wollte Rationalismus und Empirismus miteinander versöhnen. Zu diesem Zweck habe ich das gesamte menschliche Denken einer Prüfung unterzogen.
Eva, Sophies Mitbewohnerin, macht sich schon lustig über Sophie und ihren Professor. Die lässt sich davon nicht beirren und nutzt die Hilfe von Sebastian, der ihr bereitwillig neue Bücher zeigt und ihre Fragen beantwortet. Sophie begegnet Kant zum zweiten Mal. Diesmal führt er sie in die Sternwarte und erklärt ihr das berühmte "Ding an sich" anhand dessen, was sie im Teleskop sieht. Bei einem Spaziergang erfährt Sophie auch ein wenig über das Leben Kants. Erschrocken wacht sie dann aber aus ihrer Traumwelt auf: Ihr Kater ist verschwunden! Dialog: Kant erklärt Sophie das "Ding an sich" KANT: Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik besser fortkommen, wenn wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten. SOPHIE: Aha! Wenn ich also jetzt die Erde mit dem Menschen gleichsetze und die Sonne mit dem Gegenstand, den ich erkennen will, ja ... dann dreht sich meine Erkenntnis um den Gegenstand. KANT: Nein, nein. Anders herum, werte Sophie! Der Verstand ist das zentrale Maß aller Erkenntnis. Um das drehen sich die erkannten Gegenstände und zwar so, wie wir sie sehen und nicht wie auch immer sie in Wirklichkeit sein mögen. SOPHIE: Der Verstand ist die Sonne? Kant richtet ein altes Spiegelteleskop aus. KANT: Würden Sie freundlicherweise durch dieses Teleskop blicken? Was sehen Sie? SOPHIE: Einen Fleck. Einen blass-blauen runden Fleck. Ein leuchtender Stern? Nein, da sind Schatten ... Ah! Ein Planet ... Moment, da sind so Ausbuchtungen, nein das sind Ringe ... Ah, das ist der Saturn! KANT: Sehen Sie: Die Begriffe Fleck, Stern, Planet, Ringe und auch der Name Saturn hat Ihr Verstand produziert. Das, was Sie als Saturn bezeichnen, hat sich nach Ihrem Verstand gerichtet. Der Saturn an sich hat sich nicht geändert. SOPHIE: Ist das das berühmte "Ding an sich"? KANT: Exakt. Wir können über
Eva und Sophie hängen Suchplakate für den entlaufenen Kater Schröder auf. Sophie bleibt deswegen lieber zu Hause und lernt. Als sie sich gerade in die "Kritik der reinen Vernunft" vertieft hat, taucht Kant wieder auf. Er erklärt ihr den Begriff "Ästhetik" und seinen zentralen Satz: "Gedanken ohne Inhalt sind leer und Anschauungen ohne Begriffe sind blind." Als Sophie Kant zum Tee einlädt, demonstriert der ihr auf einer Küchentafel die transzendentale Analytik. Währenddessen klingelt es plötzlich an der Tür und Sebastian steht mit dem Kater auf dem Arm von Sophie. Gemeinsam wird auf Schröders Heimkehr angestoßen! Dialog: Kant erklärt Sophie den Zusammenhang von Verstand und Sinnen KANT: Jede Erkenntnis besteht aus Sinnlichkeit und Verstand, denn die Sinnlichkeit ist auf den Verstand angewiesen, und der Verstand ist auf unsere fünf Sinne angewiesen. Daher: Gedanken ohne Inhalt sind leer. Anschauungen ohne Begriffe sind blind. SOPHIE: Gedanken ohne Inhalte sind leer? KANT: Sprechen Sie Russisch? SOPHIE: Nein. Leider nicht. KANT: Gut. Nehmen wir den Begriff "kniga". Sagt Ihnen das Wort etwas? SOPHIE: Nichts. KANT: Es entsteht kein Bild in Ihrer Vorstellung? Sophie schüttelt den Kopf. KANT: "Kniga" heißt Buch auf Russisch. Erst dieser Hinweis füllt den Begriff mit der Vorstellung eines Buches aus, das Sie aufschlagen, umblättern und lesen können. SOPHIE: Und Anschauungen ohne Begriffe sind blind? KANT: Was halten Sie in Ihrer rechten Hand? SOPHIE: Einen Kugelschreiber. KANT: Eine Kugel, die schreibt? Faselei! Das gibt es nicht. SOPHIE: Äh dann ... ein Schreibgerät. KANT: Jetzt verstehe ich. Die Anschauung dieses Dings ist für mich ein undefinierbarer Gegenstand, eine blinde Anschauung. Just, da Sie sagen, das sei zum Schreiben, obgleich keine Feder drin ist, just, da Sie den Begriff Schreibgerät einführen, ergibt die Anschauung dieses Dings für mich einen Sinn. SOPHIE: Ich verstehe: Anschauung
Sophie wird langsam nervös, da es nur noch ein paar Tage bis zu ihrer Prüfung sind. Deswegen trifft sie sich noch einmal mit ihrem ehemaligen Lehrer und lässt sich von ihm die transzendentale Deduktion erklären. Danach gleitet Sophie wieder in die Traumwelt und trifft Kant. Der erklärt ihr am Beispiel von zwei Hunden das transzendentale Schema. Sophie ist so in die Materie eingetaucht, dass sie zu spät zur Verabredung mit Sebastian kommt. Der ist anfangs etwas beleidigt, lässt sich dann aber doch zur Pizza einladen ... Dialog: Kant erklärt Sophie das transzendentale Schema KANT: Das transzendentale Schema ist der, na ja, der Vermittler zwischen Wahrnehmung und Denken, zwischen Anschauung und Begriff! SOPHIE: Eine Art Bild? KANT: Kein Bild, ein Schema! Zwei Spaziergänger mit Hunden laufen an den beiden vobei. KANT: Sehen Sie den kleinen Hund? Und dort den großen? SOPHIE: Hmm, ja. KANT: Wenn Sie den kleinen Hund jetzt zeichnen würden ... Sophie malt auf ihrem Notizblock einen Hund. SOPHIE: Malen war noch nie meine Stärke. KANT: Nur keine falsche Bescheidenheit. SOPHIE: Naja. Immerhin kann man erkennen, was es ist. KANT: Richtig. Ein kleiner Kläffer. Dabei gibt es so viele verschiedene Hunde. SOPHIE: Ach so, Sie meinen, mein Bild kann nie die Allgemeinheit aller Hunde erfassen. Egal wie gut ich zeichnen kann. KANT: So ist es, werte Sophie. Erst das Schema in ihrer Einbildungskraft kann diese Zeichnung als Darstellung eines Hundes erkennen, ohne durch die besondere Form, sagen wir eines Dackels, eingeschränkt zu sein. Eine Gruppe von Studenten kommt den beiden entgegen. KANT: Sehen Sie, die Leute da. Und schauen Sie mich an! Unterscheide ich mich mit meiner Zopfperücke und dem Gehrock nicht frappant von all den Herrschaften? SOPHIE: Ich verstehe: Erst das Schema in meiner Einbildungskraft kann in diesem ungewöhnlich gekleideten Mann einen ganz gewöhnlichen Menschen erkennen. Wollen Sie darauf hinaus
Der Tag der Prüfung. Sophie trifft sich kurz vorher noch mit Sebastian an der Uni. Von ihm bekommt sie den Vorschlag, sich vorzustellen, dass Kant mit in der Prüfung sitzt und Sophie alles vorsagt. Mit dieser Methode schafft es Sophie, alle Fragen zur Kopernikanischen Wende, dem transzendentalen Schema, den Antinomien und der transzendentalen Dialektik zu beantworten. Nach der Prüfung wird Sophie gespannt von Eva und Sebastian erwartet. Sie geht aber noch einmal zurück in die Bibliothek, um sich bei Professor Kant zu bedanken und sich von ihm zu verabschieden. Dialog: Kant erklärt Sophie, wie Freiheit und Kausalität zusammenhängen KANT: Gehen wir zur Vernunft und deren Schwierigkeiten. SOPHIE: Die Vernunft verwickelt sich in Widersprüche, wenn sie Fragen in einer Absolutheit beantworten will. Deshalb greift sie zu den transzendentalen Ideen von Welt, Mensch und Gott, die vorausgesetzt werden müssen ... KANT: ... die gedacht werden müssen, obwohl ... SOPHIE:... obwohl sie nicht bewiesen werden können. KANT: Exzellent, werte Sophie. Darf ich Sie noch mit den Antinomien der transzendentalen Dialektik behelligen? SOPHIE: Wie wäre es mit der dritten? KANT: Freiheit und Kausalität in der Natur. These? Sophie stockt. KANT: Es gibt neben der Kausalität in der Natur auch Freiheit, eine Kausalität durch Freiheit. SOPHIE: Gäbe es keine Freiheit, etwas neu anzufangen, müsste ein voriger Zustand vorausgesetzt werden. Da in der Natur nie etwas ohne Ursache passiert, gäbe es somit keinen ersten Anfang. KANT: Antithese: Es gibt keine Freiheit .... SOPHIE:... sondern alles geschieht nach den Gesetzen der Natur. Gäbe es Freiheit, würde Kausalität anfangen. KANT: Somit ginge nichts vorher, bzw. ein Zustand wäre vorausgesetzt, der mit dem vorigen Zustand in keinem Zusammenhang steht. SOPHIE: Sehe ich das richtig, dass in der dritten Antinomie These und Antithese, Freiheit und Naturkausalität, als Gegensätze zusammen
Sophie muss ein Referat für ihr Seminar über den kategorischen Imperativ vorbereiten. Als sie sich in der Bibliothek gerade in ihre Lektüre vertiefen will, tritt Kant persönlich zwischen den Bücherregalen hervor - und stellt sich bereitwillig ihren Fragen zur Moralphilosophie und Ethik, dem Herzstück seiner Philosophie. Im Seminar wird Sophies Referat dann durch das Eintreten des gut aussehenden Lukas gestört: Er sucht eine Referentin, die in seiner Firma einen Vortrag über Moralfragen halten kann. Im Park trifft Sophie Kant wieder. Er erzählt ihr, wie ein Spaziergang in Königsberg seine Gedanken auf die Fragen von Moral und Ethik lenkte. Dialog: Kant und die Moral der Schwalben KANT: Sie wollen wissen, wie ich auf den kategorischen Imperativ gekommen bin? SOPHIE: Ja! KANT: Vielleicht hilft es Ihnen, werte Sophie, wenn ich Ihnen einmal von einem Spaziergang erzähle, den ich eines Tages unternommen habe, um mich von meiner täglichen Arbeit zu erholen. SOPHIE: Ihr täglicher Nachmittagsspaziergang? KANT: Ja ... SOPHIE: Der, nach dem die Königsberger ihre Uhr stellen konnten? KANT: Ja, wahrscheinlich ... Es war in einem kühlen Sommer, in dem es wenig Insekten gab. Ich erging mich nach dem Mittagsmahle in der schönen Natur und fröstelte ein wenig. Auf einmal blieb ich erschrocken stehen. Da lagen einige junge Schwalben zerschmettert am Boden. Erstaunt untersuchte ich die Sache und fand heraus, dass die Schwalben selbst ihre Jungen aus den Nestern geworfen hatten! Voll Verwunderung über diesen verstandesähnlichen Naturtrieb, der die Schwalben lehrte, beim Mangel von Nahrung einige aufzuopfern, um alle übrigen erhalten zu können, stand mein Verstand still. Mein Angesicht glühte vor hoher Andacht, ich musste meine Hände falten, und es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre auf meine Knie gesunken. Kant sieht Sophie eindringlich an. Auf ihrem Gesicht macht sich allmähliche Verständnis breit, sie nickt, lächelt versteh
Bei einem Besuch in seinem Büro erklärt Lukas Sophie, wie er sich ihren Vortrag vorstellt: Auf einer Veranstaltung für Kunden und Mitarbeiter soll sie über "Ethik im Unternehmen" sprechen. Die beiden verabreden sich auf einen Drink, um Details zu klären. In der Bar knistert es gehörig zwischen ihnen. Doch dann muss Lukas Sophie gestehen, dass er verheiratet ist - sich aber trennen möchte. Sophie legt ihm nahe, die Maximen seines Handelns auf den Prüfstand zu stellen. Inzwischen hat Sophie auch Kant wieder getroffen. Der erklärt ihr, warum das Streben nach Glück nicht dazu taugt, eine Ethik zu begründen. Entscheidend ist für ihn vielmehr allein der gute Wille. Über den Begriff der "Pflicht" kommt Kant schließlich auf den grundlegenden Unterschied von Legalität und Moralität zu sprechen: Dialog: Kant erklärt Sophie den sittlichen Wert von Handlungen SOPHIE: Ich habe in einem Kommentar gelesen, Sie unterscheiden zwischen Legalität und Moralität. KANT: Richtig. Der Legalität entspricht das Pflichtmäßige und der Moralität die Handlung "aus Pflicht".- Schauen Sie, da sitzt ein Bettler. Warten wir mal, was geschieht. Ein Liebespärchen nähert sich. Der Mann greift lässig in die Tasche und wirft dem am Boden sitzenden Bettler selbstzufrieden eine Münze in den Hut. KANT: Schauen Sie, Sophie. Mit Sicherheit können wir nichts über die Motive des Mannes sagen. Was aber glauben Sie, warum er seine Mildtätigkeit ausübte? SOPHIE: Mildtätig war es wahrscheinlich nicht. Vielleicht, um seiner Freundin zu imponieren? KANT: Ich meine auch, dass hier Eitelkeit und Eigennutz am Werke waren. Ich behaupte, dass dergleichen Handlung, so pflichtmäßig, so liebenswürdig sie auch für den Bettler ist, dennoch keinen wahren sittlichen Wert hat. SOPHIE: Aber wann hat ein Almosen einen sittlichen Wert? Da, sehen Sie, da kommt eine alte Frau vorbei ... Sie will ihm auch etwas geben! Was ist Ihre Meinung? Hat sie das jetzt - aus Pflicht
Lukas lädt Sophie zu einem Konzert ein: Angeblich hat ein Geschäftspartner abgesagt. Als sie nach dem Konzert durch den Park schlendern, nimmt er sie in die Arme und sie küssen sich. Doch dann macht Sophie einen Rückzieher - eine Affäre mit einem verheirateten Mann ist ihr zu riskant. Als sie an ihrem Vortrag weiterarbeitet, trifft Sophie auch Kant wieder. Der erklärt ihr, warum Maximen immer auf den Prüfstand gehören - und warum Erfahrungen und Neigungen gänzlich ungeeignet sind, ein moralisches Gesetz zu begründen. Bei einem Treffen im Biergarten kann Sophie schließlich an einem praktischen Beispiel den Unterschied zwischen hypothetischen und kategorischen Imperativen festmachen. Dialog: Philosophie im Biergarten Sophie sitzt mit ihrer Freundin Eva und ihrem Kommilitonen Sebastian im Biergarten. Sophie und Sebastian trinken Bier, Eva Wasser mit einem Diätmittel. SEBASTIAN: Das hast du doch echt nicht nötig! EVA: Die Hose kneift. Also ist es nötig. SOPHIE: Das ist es! Eva, danke! Schau, Kant schreibt: "Alles in der Natur wirkt nach Gesetzen." Weiter schreibt er: "Nur ein vernünftiges Wesen kann nach Prinzipien handeln ..." Eva, was du da gerade machst mit deiner Diät ..., ich meine, du nimmst die Möglichkeit wahr, als Vernunftwesen deinem Willen ein eigenes Gesetz vorzustellen, d. h. ein Prinzip aufzustellen, in diesem Fall für deinen Speiseplan. Prost! EVA: Wie bitte? SOPHIE: Befolgst du deinen Diätplan, ist dies das Vorstellen eines eigenen Gesetzes. SEBASTIAN: Sophie hat Recht. SOPHIE: In der Natur kommt dieses Gesetz nicht vor. Die Natur des Tieres kennt nur den Hungertrieb. Dazu aber ist keine Vernunft nötig, im Gegensatz zu deiner Handlung. Ohne Vernunft - keine Diät! SEBASTIAN: Tiere hungern, Menschen fasten! EVA: Gut. Ich bin also kein Tier. Das ist schön. Und was hat das alles mit deinem kategorischen Imperativ zu tun? SOPHIE: Noch nichts. Aber es ist ein Imperativ, hör zu: "Wenn nun die Handlu
Sophie muss sich über ihre Gefühle für Lukas im Klaren werden: Soll sie sich nach dem Motto "Du lebst nur einmal" mit einem verheirateten Mann einlassen - oder soll sie aus Angst vor den Konsequenzen einen Rückzieher machen? Als sich Lukas spontan bei ihr meldet, ist Sophie hin- und hergerissen. Erst weicht sie ihm aus, dann liegen sie sich doch wieder in den Armen. Ob Kants Moralvorstellungen Sophie weiterhelfen können? Als sie den Professor wiedersieht, zitiert der jedenfalls seine eigene Formulierung des kategorischen Imperativs: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." Ob und wie sich das praktisch anwenden lässt, versucht Sophie bei einem Abendessen mit ihrer Freundin Eva und ihrem Kommilitonen Sebastian herauszufinden. Dialog: Kant und die Moral der Schwarzfahrer SOPHIE: Also, Eva. Dürfen wir dich als Testobjekt benutzen? Eva will protestieren, aber Sebastian unterbricht sie. SEBASTIAN: Sophie will anhand von konkreten Beispielen klären, wie so ein kategorischer Imperativ von Kant funktioniert. EVA: Wieso sollte mich das überhaupt interessieren SOPHIE: Ich möchte gern wissen, ob Kants Ethik oder Moralgesetz für einen Laien wie dich verständlich gemacht werden kann oder ob Philosophen an der Wirklichkeit vorbeireden. SEBASTIAN: Also, welche Formel des kategorischen Imperativs sollen wir nehmen? Ich für meine Person bevorzuge die Naturgesetz-Formel. EVA: Stopp! Frage 1: Was ist die Naturgesetzformel SOPHIE: Es gibt mehrere Formulierungen des kategorischen Imperativs, und die, die Sebastian favorisiert, heißt: "Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung zum allgemeinen Naturgesetz werden sollte." EVA: Stopp. Was heißt das auf Deutsch? SEBASTIAN:Also... Ich denke meine beabsichtigte Handlung versuchsweise als Vorschrift, die nicht nur für mich und für heute gilt, sondern die als angenommenes Gesetz für alle widerspruchsfrei gelten
Sophie konfrontiert Kant mit ihrer Kritik am kategorischen Imperativ: Der sei zu rigoros, unerbittlich und erbarmungslos - kurz gesagt, "ohne Herz". Kant verteidigt sich: Er habe ein neues Moralprinzip entwickeln wollen, das für alle Menschen zu jeder Zeit und in jeder Situation gültig sein könne, ganz unabhängig von jeglichem Eigennutzdenken. Damit aber bringt er Sophie in ein moralisches Dilemma. Denn wenn sie sich für ihre Gefühle und Lukas entscheidet, handelt sie gegen die Kantsche Ethik. Folgt sie dagegen Kant und ihrem Verstand, muss Lukas erst einmal seine Eheangelegenheiten klären. Als ihr Lukas einen Strauß rote Rosen schickt, verabredet sich Sophie noch einmal mit ihm. Sie versucht ihm klar zu machen, dass es bei ihrer Affäre nicht nur um Gefühle, sondern auch um Prinzipien geht. Lukas gibt Sophie zwei Wochen Bedenkzeit, dann will er sich wieder melden. Beim nächsten Treffen mit Kant erklärt der Sophie schließlich, was ihre Entscheidung mit der menschlichen Freiheit zu tun hat. Dialog: Wie kann Sophie eine autonome Entscheidung fällen? SOPHIE: Gott sei Dank, da sind Sie ja! KANT: Nanu, gibt es denn ein Problem? SOPHIE: Kann man wohl sagen. KANT: Wenn ich helfen kann, bitte. SOPHIE: Es geht um Ihr Modell von der Bestimmung menschlichen Handelns allein durch die Vernunft. Irgendwie ist das ja auch imponierend. Es ist doch so, dass die Kopernikanische Wende auch für das Sittengesetz gilt? KANT: Sie wissen noch, was die Kopernikanische Wende bedeutet? SOPHIE: Ja: Der Verstand schreibt unseren sinnlichen Eindrücken die Gesetze vor, in denen wir sie wahrnehmen können. KANT: Richtig. In der praktischen Philosophie gilt dasselbe! Wir machen die Gesetze, denen wir gehorchen, selbst. Das nenne ich Autonomie des Willens! SOPHIE: Eine Frage: Wenn sich jemand scheiden lassen will, oder eine dritte Person will, dass sich jemand scheiden lässt, wäre das auch eine autonome Entscheidung? KANT: Nein. Autonomie heißt n