Ruinenkinder

Die meisten Kinder, die die Trümmerjahre erlebt haben, hatten kaum eine lebendige Erinnerung an "normales" Leben - und gegenüber den Kriegsjahren, vor allem den letzten, mit Bombenangriffen und Nächten im Luftschutzkeller, war die Zeit ab Sommer 1945 ein großer Fortschritt. Trotzdem war an eine "normale" Kindheit nicht zu denken. Kinder mussten Verantwortung tragen, den Alltag mit organisieren, Kohldampf schieben, improvisieren, die Nöte der Erwachsenen miterleben - und selbst über die eigenen Verletzungen tapfer schweigen. Vor allem in den großen Städten, in Dortmund, Essen, Bochum, Gelsenkirchen, Köln, Münster und anderen, war das Leben der Kinder abenteuerlich und hart. Hier wurde aber auch von außen zuerst geholfen. Schweden und Schweizer waren es, die sich vor allem um die unterernährten Kleinkinder und Schulkinder kümmerten. Im April 1946, Palmsonntag, nahm etwa die Schweizer Spende in Gelsenkirchen ihre Arbeit auf. Am frühen Morgen rollte ein Güterzug mit Hilfsgütern und vorgefertigten Baracken für ein "Schweizer Dorf" - die künftige Schaltzentrale und Mittelpunkt der Schweizerspende - in den Gelsenkirchener Bahnhof. Mit Zustimmung der britischen Besatzungsbehören wurde bereits im Juni die Kinderstation - Wohnbaracke, Küche, Kindergarten und Nähstube - mit einem Fest eingeweiht. Ein Lichtblick, an den sich die Menschen, die als Kinder hier warmes Essen bekamen und Zuwendung erfuhren, noch heute gern erinnern.

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Anne Roerkohl Writer