Auf einer Landzunge, die tief in den Lusterfjord reicht, steht die älteste Holzkirche Norwegens: die Stabkirche von Urnes. Sie wurde vor über 850 Jahren auf einem besonderen Platz gebaut. Man nimmt an, dass dort bereits früher ein heidnisches Heiligtum gestanden hat. Die Kirche ist nicht unbedingt typisch – keine Drachenköpfe, keine rätselhaften vorchristlichen Masken. Ihre Bögen und Kapitelle erinnern eher an eine romanische Basilika aus Stein. Die Vorbilder stehen in Rom, Ravenna und Avignon, nicht in Skandinavien. Was die kleine Kirche einzigartig macht, sind ein Portal und einige Wandplanken. Sie stammen von der Vorgängerkirche, die gerade 100 Jahre alt war, als man sie aus unbekanntem Grund abriss. Ihr Schnitzwerk ist einmalig. Der Name „Urnes-Stil“ bezieht sich heute auf alle Arbeiten des Mittelalters, in der man diese Art von ineinander verschlungenem Getier und Gewächs wiederfindet. Nie jedoch in solcher Vollendung wie am Nordportal der Stabkirche von Urnes. Andreas Christoph Schmidt zeigt die Schönheit der ungewöhnlichen norwegischen Kirche. (Text: 3sat)
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Andreas Christoph Schmidt | Writer |