Schon als Schüler lernt „Oskar“ mit Macht umzugehen, später nutzt er seine Machtposition, um zu gestalten, doch er legt sich auch gerne mit den Mächtigen an – bis hin zur eigenen Parteispitze. Durch seine Provokationen ist ihm stets Aufmerksamkeit gewiss. Oskar Lafontaine gilt als Stratege der Macht, das Messerattentat von Köln-Mülheim führt ihm aber seine Verletzlichkeit vor Augen.
Der Machtmensch Lafontaine beansprucht stets die Führungsrolle. Als SPD-Kanzlerkandidat hat Lafontaine gute Chancen, den „ewigen Kanzler“ Helmut Kohl zu beerben, doch dann kommt die Deutsche Einheit dazwischen. Ein Leitwolf ordnet sich nicht gerne unter. Das müssen auch Rudolf Scharping und Gerhard Schröder erfahren. Lafontaine verhilft Gerhard Schröder zur Kanzlerschaft – doch das Zweckbündnis zerbricht, als Lafontaine merkt, dass er sich mit seinen Ideen nicht durchsetzen kann.
Am 11. März 1999 schmeißt Lafontaine hin – sein Ministeramt und den SPD-Vorsitz. Ein Fehler, wie er später einräumt. Tief gekränkt durch seinen Intimfeind Kanzler Schröder zieht er sich ins Saarland zurück. Erst nach drei Tagen äußert er sich vor Journalisten mit seinem Glaubensbekenntnis: „Das Herz schlägt links“. Er tritt aus der SPD aus, gründet eine neue Linkspartei, die er - ebenfalls im Streit - wieder verlässt. Wieder einmal steht dem einstigen Ausnahmepolitiker sein Ego im Wege.