April 1945. Die Rote Armee erobert Berlin. Die 19-jährige Mechthild Evers flieht und findet auf der Insel Hiddensee ein kleines Fleckchen heile Welt. Sie hat nur einen Wunsch – ihren Mann wiederzusehen. Kurz vor Kriegsende hatten sie geheiratet. Dann musste er zurück an die Front. Auf Hiddensee wartet sie auf ein Zeichen von ihm. Eines Morgens ertönt der Ruf „Die Russen kommen“. Mechthild Evers hat Angst. Doch dann geschieht Unglaubliches: Die Russen bringen ihren Mann mit. Ein kleines Wunder in diesen letzten Tagen des Krieges. Einige Tage später, am 8. Mai 1945, kapituliert Deutschland bedingungslos. Überall auf der Welt feiern Menschen das Ende des Krieges in Europa. Es beginnt ein ungewöhnlich heißer Sommer. Endlich Frieden. Helga Vick ist Krankenschwester in Hamburg. Von den Briten wird sie in die Heide geschickt, um dort Kranke zu pflegen. Sie freut sich auf den Ausflug. Doch die folgenden Wochen sind die schlimmsten ihres Lebens. „Mit Bergen Belsen hat ja keiner gerechnet“, beschreibt sie ihre Ankunft am neuen Arbeitsort. Die Briten empfangen sie mit den Worten: „Was ihr hier seht, daran seit ihr schuld.“ Sie pflegt die Überlebenden des Konzentrationslagers, dann ist sie völlig am Ende. Deutschland erlebt einen Sommer in Ruinen. Menschen sind obdachlos, hungern. Aber die S-Bahnen in Berlin funktionieren schon bald wieder – viele fahren an den Wannsee, zum Baden. Währenddessen stellen die Sieger des Zweiten Weltkrieges in Potsdam die Weichen für die Zukunft Deutschlands. Was wird werden? Das fragen sich alle – damals nach dem Krieg.
Elsbet Zumsteg hat eine clevere Geschäftsidee: Schuhe sind Mangelware. Sie hat gehört, dass Schuhe aus Mais hergestellt werden können. Also besorgt sie Maisstroh, sucht sich ein paar Helferinnen und beginnt mit der Produktion. Von überall kommen die Menschen und wollen Maisschuhe. „Für mich war das eine große Herausforderung, sagt Frau Zumsteg. „Ich war so beschäftigt, dass ich zu dem Elend, das überall herrschte, Abstand gefunden habe.“ Es mangelt an allem im Nachkriegsdeutschland. Das, was man auf Lebensmittelkarten bekommt, reicht nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Die Menschen versuchen, Brot, Butter, oder Kaffee auf dem Schwarzmarkt zu ergattern. In der Schattenwirtschaft der Nachkriegszeit ist Geld weitgehend wertlos. Die heimliche Währung sind Zigaretten. Dafür bekommt man fast alles. Die amerikanischen Soldaten mischen kräftig mit bei den illegalen Tauschgeschäften. Einer von ihnen ist Mickey Dorsey. Er genießt das Leben in Deutschland. Er hat ein Auto, ein Pferd, einen Diener und eine deutsche Freundin. Er mag die Deutschen und sie mögen ihn. Mit Tauschgeschäften macht er so viel Geld, dass er sich, zurück in Amerika, einen lang gehegten Traum erfüllen kann: Er kauft sich ein Flugzeug. Die Alliierten haben es sich auf die Fahnen geschrieben, die deutsche Rüstungsindustrie zu zerschlagen. Mit Reparationen und Demontagen holen sich vor allem die Sowjetunion, aber auch Franzosen und Briten zurück, was ihnen der Krieg genommen hat. Auch das verschärft die Situation im Winter 1946/47 – dem berüchtigten Hungerwinter. Der junge Kommunist Ernst Schmidt hat in Essen die Kohlekumpel zum Streik aufgerufen. Am nächsten Tag wälzt sich Demonstrationszug mit dem Ruf nach Brot durch die Stadt. Die Briten reagieren nicht mit der Waffe, sondern schicken Lkws los, die Brot holen sollen. Ein erstes Aufbegehren gegen die Besatzer – damals nach dem Krieg.
Rolf Abrahamson kehrt nach dem Krieg in seine Heimatstadt Marl zurück. Er ist Jude, hat als Einziger in seiner Familie das KZ überlebt und führt nun das Textilgeschäft der Eltern weiter. Eines Tages nimmt er einen Anhalter mit, der Mann hat ein Bein im Krieg verloren. Beide kommen ins Gespräch. Schnell stellt Abrahamson fest, dass der Mann dabei war, als der Mob 1938 das Haus seiner Eltern anzündete und seinen Vater fast halbtot schlug. Abrahamson wirft ihn aus dem Auto und sagt ganz ruhig: „Schade, dass sie Dir nicht auch noch das andere Bein weggeschossen haben.“ Die Vergangenheit ist in der Nachkriegszeit überall gegenwärtig. Im Nürnberger Prozess und den Nachfolgeprozessen werden die Hauptschuldigen verurteilt. Aber was ist mit den Millionen, die mitgelaufen sind? Wer ist schuldig, wer nicht? Die Westmächte verteilen Fragebögen, in denen jeder Deutsche angeben muss, was er vor 1945 getan hat. Doch das Verfahren bleibt auf halbem Wege strecken, ist zu bürokratisch. Und viele Deutsche waschen sich durch Persilscheine weiß. Ernst Heller war als ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS interniert. Nach seiner Freilassung bewirbt er sich um einen Job bei einer Kohlenhandlung. Er wird vom Fleck weg angestellt. Und Heller weiß auch warum: „Die SS wurde als gute und verlässliche Truppe angesehen und die Leute waren noch begeistert von ihr.“ Sein neuer Arbeitgeber hatte ihn an der umgenähten Uniformjacke erkannt. Radikaler geht es in der sowjetischen Besatzungszone zu. Manchmal genügt eine Denunziation, um für Jahre in einem sowjetischen Lager zu verschwinden. Das ist auch das Schicksal von Rudi Peine. Die Erlebnisse dort traumatisieren ihn tief. Ein Erschießungskommando zwingt ihn, sein eigenes Grab zu schaufeln. Nur durch einen Zufall entkommt er der Hinrichtung. Zurück zu Hause dauert es Jahre, bis er wieder ein normales Leben führen kann, bis er in der Lage ist, darüber zu sprechen, was er erlebt hat und bis ihn die Angst verlässt. Die Sch
Der ehemalige Soldat Hans Braun kommt aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück. Er hat beim Minenräumen beide Beine verloren. Seine Eltern sind verzweifelt, aber Hans kämpft für seine Rückkehr ins Leben. „Ich hatte den eisernen, felsenfesten Willen, wieder zu gehen. Ich wollte eine Frau, ich wollte eine Familie, ich wollte ein Kind.“ Dafür übt er Laufen, bis er auf zwei Krücken alleine gehen kann. Wie Hans Braun müssen Millionen Deutsche ein neues Leben beginnen. Sie haben ihre Angehörigen, ihre Heimat verloren. Wie Helmut Augustat aus Königsberg. Erst sucht er bei seiner Tante in Berlin Zuflucht. Dann hört er, dass wieder Schiffe von Warnemünde nach Ostpreußen gehen. Eine Fehlinformation. Doch Augustat bleibt an der Küste. Wird Lehrer, lernt seine Frau kennen, gründet eine Familie. Oder Christa Pfeiler. Auch sie stammt aus Königsberg, hat ihre Mutter sterben sehen. Die sowjetischen Behörden verfrachten alle Kinder, die nach den Wirren des Kriegsendes noch in Ostpreußen leben, nach Deutschland. Christa Pfeiler kommt in Heime, dann in eine Familie in der SBZ. Schließlich geht sie in den Westen. Die Teilung Deutschlands zeichnet sich 1948 immer stärker ab. Aus den ehemals Verbündeten sind Feinde geworden. Der Kalte Krieg vertieft den Riss: Sozialismus im Osten, Demokratie im Westen. Die Währungsreform in den Westzonen und die anschließende Blockade Berlins durch die Sowjetunion beschleunigt die Teilung. „Schaut auf diese Stadt“. Die Worte des Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter gehen um die Welt – damals nach dem Krieg.