Breite Blechtore mit Rotem Stern, Betonsperren, Stacheldraht, grün überstrichene Backsteinmauern, abgeriegelte Straßen, Wachposten – so zeigte sich die Außenansicht der großen sowjetischen Kasernenareale, der KGB-Dienststellen, Offizierswohnheime und Kommandanturen in der alten Garnisonsstadt Potsdam. Wohngebiete in Neubabelsberg und der Nauener Vorstadt waren reine Sperrgebiete, die einstigen preußischen Kasernen voll belegt mit Truppen der Roten Armee. Eine eigene sowjetische Welt existierte inmitten von Potsdam. Stalin war für zwei Wochen dort und der Geheimdienstchef Lawrenti Berija, der Militärgouverneur Marschall Schukow lenkte von Potsdam aus die Geschicke seiner Besatzungszone. Ein NKWD-General Serow, den man Iwan den Schrecklichen nannte, errichtete sein Terrorregime in Ostdeutschland nach sowjetischem Vorbild. Stasi-Chef Mielke schaute besuchsweise vorbei. Sie hatten sich eingerichtet auf sehr lange Zeit. Was hinter den Mauern geschah, blieb den meisten Deutschen unbekannt. Und ein ungutes Gefühl kam auf, musste man sich diesen Sperrzonen nähern. Als dann 1994 die Tore geöffnet wurden, war es den Potsdamern wie ein „zweiter Mauerfall“. Nur waren die Bewohner jener „Sowjetwelt“ bereits verschwunden, zurückgeschickt in die Heimat und in eine ungewisse Zukunft. Die Potsdamer und die Russen – von tiefem Misstrauen und echten Freundschaften, von Nebeneinander und Miteinander, von fetter Beute und uneigennütziger Hilfe, von der Euphorie des Sieges 1945 und der Depression des Abzugs 1994 erzählen Russen und Deutsche in der Dokumentation von Christian Klemke über diese geheimnisumwitterten Orte in der Stadt Potsdam. (Text: rbb)