Wie fühlt es sich für den Menschen an, wenn der Luchs hinterm Gartenzaun ein Reh tötet? Was macht ein Schäfer, wenn Wölfe seine Schafe reißen? Kann man in der heutigen Zeit noch mit Raubtieren leben? Einerseits wollen alle Natur und Wildnis erhalten, aber wie wild darf es, vor allem vor der eigenen Haustür, zugehen? Was ist, wenn Wolf und Luchs in den Wäldern jagen, in denen der Mensch spazieren geht, Pilze sammelt oder joggt? Die Umweltwissenschaftlerin Ulrike Müller und der Fernsehjournalist Tim Berendonk begeben sich auf eine Spurensuche, die sie vom Harz bis nach Hessen und von der Lausitz bis nach Westpolen führen wird, um das herauszufinden. Wolf, Luchs und Bär sind vor fast 200 Jahren in Mitteleuropa durch den Menschen ausgerottet worden. Nun kehren diese Raubtiere selbständig zurück oder werden, wie der Luchs, ausgewildert, weil in der EU Natur- und Artenschutz beschlossen wurde. Sie dringen neuerdings immer weiter vor in die Kulturlandschaft, meist fern der Großstädte. Deren Bewohner befürworten durchweg die Ansiedlung dieser Raubtiere. Im ländlichen Bereich ist die Lage anders. Die Raubtiere finden ihren neuen Lebensraum vor allem in der Landschaft und in den Wäldern rund um die kleineren Städte und Dörfer. Und dort sind sie nicht immer so willkommen, wie es Natur- und Artenschützer gern sähen. Das ist spätestens dann der Fall, wenn tote Schafe auf der Weide liegen, der Hund gebissen oder der beste Bock im Jagdrevier gerissen wird. Der letzte Luchs im Harz wurde am 17. März 1818 erlegt. Die Ausrottung war damit abgeschlossen. Viele Harzbewohner waren skeptisch, als Anfang 2000 Luchse aus deutschen Wildgehegen im Nationalpark Harz ausgewildert wurden. Ein so großes Raubtier in einem von Tourismus geprägten Mittelgebirge mit vielen Ortschaften? Auch Wissenschaftler übten Kritik: Sollten sich die Gehege-Tiere in der Natur behaupten können, wäre der Harz viel zu klein und isoliert, um einer lebensfähigen Luchspopulatio