Schöner Wohnen mit Wohngenuss im Wohnzimmer – davon konnten viele Deutsche Anfang des Jahrhunderts nur träumen. Damals bedeutete eine eigene Wohnung für die meisten unerschwinglichen Luxus. Ein Zimmer für alle, ohne Heizung, mit Bad auf dem Flur und Klo überm Hof war Standard. Das änderte sich erst mit dem Beginn des sozialen Wohnungsbaus in der Weimarer Republik. Zahlreiche Wohnsiedlungen entstanden – mit bisher unbekanntem Komfort: vollelektrifiziert, Einbauküche, eigenem Bad. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, an dessen Ende viele Wohnungen zerstört waren, konnte ausreichender und bezahlbarer Wohnraum für alle geschaffen werden. Nur in Sachen Geschmack hat sich seit den 20er-Jahren wenig geändert. Bauhaus zum Trotz bevorzugen die Deutschen immer noch gekachelte Couchtische, verschnörkelte „Eiche-rustikal“-Möbel und den Blick auf „röhrende Hirsche auf der Lichtung“.