Der Nationalsozialismus war männlich geprägt, Frauen spielten in der NS Ideologie lediglich die Rolle der treusorgenden Ehefrau und Mutter. So ist es nicht verwunderlich, dass die Frauen im Nachhinein lange Zeit – wenn überhaupt – nur als hilflose Opfer beschrieben wurden: als trauernde Witwen oder Mütter, verfolgte Jüdinnen oder Kommunistinnen. Neue Forschungen aber zeigen, dass sich Frauen durchaus aktiv an der Schreckensherrschaft beteiligten: als KZ-Wächterinnen, als Ehefrauen von KZ Kommandanten, Denunziantinnen oder Gehilfinnen bei den Arisierungsverfahren. Von Anfang an setzten auch sie sich für das totalitäre System ein, wie z. B. Eleonore Baur, eine Frontkämpferin der ersten Stunde, die als „Blutschwester Pia“ im Konzentrationslager Dachau Furcht und Schrecken ver-breitete. Im Konzentrationslager Buchenwald war es die Frau des Kommandanten, Ilse Koch, die durch ihre Vorliebe für Lampenschirme aus tätowierter Menschenhaut makaberen Ruhm erlangte, wie der ehemalige KZ Häftling Reinhold Lochmann berichtet. Die Opfer ihrer Begierde wählte sie sich bei Spa-ziergängen durch das Lager aus. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen beschreiben, wie sie diese Frauen erlebten. Waren KZ-Aufseherinnen brutaler als ihre männlichen Kollegen? Und wie Frauen überhaupt dazu kamen, sich als KZ-Wächterin zu verdingen, erzählt eine ehemalige Aufseherin aus dem Konzen-trationslager Ravensbrück. Lonni von Schleicher, Tochter des Generals und ehemaligen Reichskanzlers, kam als 12 Jährige nach Hause und erhielt die Nachricht, dass ihre Eltern im Rahmen des Röhmputsches ermordet wurden. In den folgenden Jahren wurde sie rund um die Uhr überwacht, was verhinderte, dass sie sich dem Widerstand anschließen konnte. Wie hat sie diese Zeit, dieses Regime erlebt? Es gab aber auch die anderen, die mutigen Frauen, die sich aus Überzeugung widersetzten: Gertrud Pötzinger, eine Zeugin Jehovas, die lieber ins Konzentrationslager ging, als ihrem Glauben abzuschwören. Ode