Auch im Südwesten gewinnen die Nationalsozialisten ab den 1920er-Jahren an Zulauf. Nachdem sie 1933 an die Macht gelangen, versprechen sie Urlaub für jedermann und beeindrucken mit Prestige-Projekten wie dem Bau der Autobahn von Frankfurt nach Heidelberg. Eine vielbejubelte „Großtat“ ist die Wiedereingliederung des Saargebietes ins Deutsche Reich im Jahr 1935. Gegen die Ausgrenzung und Verfolgung von Andersdenkenden, politischen Gegnern, Juden, Sinti und Roma protestieren nur wenige. Die „Aktion T4“, der tausendfache Mord an behinderten Menschen beginnt 1940 im Südwesten, im Schloss Grafeneck auf der Schwäbischen Alb. Und auch die systematische Deportation der Juden beginnt mit der sogenannten „Wagner-Bürckel-Aktion“ im Südwesten. Am 21. und 22. Oktober 1940 werden mehr als 6.500 Juden aus Baden und der Saarpfalz in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Die meisten von ihnen werden später in den Vernichtungslagern im Osten ermordet. Im Krieg werden viele Städte im Südwesten durch alliierte Bombenangriffe schwer zerstört, Tausende sterben. Zurück bleiben traumatisierte Überlebende, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. Josef Bürckel, Lehrer und Gauleiter: Der Pfälzer ist NSDAP-Anhänger der ersten Stunde und bald hoher NS-Funktionär. Er „erfindet“ die „Deutsche Weinstraße“, um die Winzer in der Pfalz zu unterstützen. Und er ist beteiligt an der „Rückgliederung“ des Saarlandes und an der „Wiedervereinigung Österreichs“ mit dem Deutschen Reich. 1940 initiiert er zusammen mit dem badischen Gauleiter Robert Wagner die Deportation der Juden aus dem Elsass, dem Saarland, aus Lothringen, Baden und der Pfalz nach Gurs. Johannes Baptista Sproll, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Er ist ein Gegner des NS-Regimes und wendet sich engagiert gegen Hitlers Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik. Johanna Geissmar, Kinderärztin in Heidelberg und „Engel von Gurs“: Weil sie Jüdin ist, wird ihr die Ka