Am 1. Mai 1945 hängen aus den meisten Häusern in Rostock weiße Fahnen. Man erwartet die herannahende Sowjetarmee. Mutter Kempowski, Sohn Walter und Großvater de Bonsac flüchten beim Pfeifen der ersten Gewehrschüsse und Maschinengewehrsalven in ihr Haus. Über das Schicksal des Vaters und des älteren Sohnes Robert herrscht zu diesem Zeitpunkt noch Ungewissheit. Doch alle sind damit beschäftigt, lebenswichtige Dinge zu „organisieren“. Es finden groß angelegte Hamsterfahrten aufs Land statt, und alles, was Wert hat, wird zum Tauschobjekt. Als eines Tages plötzlich Robert vor der Tür steht, blickt man schon wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Doch die Nachricht, dass der Vater in den letzten Kriegsjahren gefallen ist, trifft alle schwer. Walter versucht auf seine Weise, mit dem Schmerz fertig zu werden. Immer häufiger schwänzt er den Unterricht und sitzt im Stadtcafé herum – bis er von der Schule fliegt. Während sich sein bester Freund in den Westen absetzt, versucht Walter mit Schwarzmarktgeschäften sein Glück. Im Herbst 1947 flieht auch Walter über die damals noch „grüne Grenze“ in die britisch besetzte Zone: Mit der goldenen Uhr seines Großvaters wagt er den Sprung über den Grenzgraben.
Nach seinem Sprung über den Grenzgraben gelangt Walter Anfang Dezember 1947 in die verschneite Trümmerwüste des nahezu völlig zerbombten Hamburg zu dem deutschnational gesinnten Onkel Richard. Zunächst findet er keine Arbeit, weil er keine Zuzugsbewilligung hat, doch mit Hilfe der aus der Rostocker Reederei mitgebrachten Frachtbriefe, die den umfangreichen Abtransport von Reparationsgütern durch die Russen beweisen sollen, bekommt Walter nach einigen Vernehmungen einen Job in einem „PX-Laden“. Doch als er im Frühjahr 1948 wieder nach Rostock zurückkehrt, um weitere Frachtbriefe zu besorgen, wird er verhaftet. Nach anfänglicher Einzelhaft trifft Walter in einer Dreierzelle auf seinen Bruder Robert. Ende August ergeht der Urteilsspruch des sowjetischen Militärtribunals: Beiden werden wegen Spionage zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Ihrer Mutter werden die Möbel weggenommen, um die Prozesskosten zu decken. Am 29. September 1948 wird auch sie verhaftet. Das Zuhause der Familie Kempowski gibt es nun nicht mehr.
Frau Kempowski, wegen Mitwisserschaft zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, wird in einem Großtransport per Bahn nach Sachsenhausen überstellt. Weder Tochter Ulla in Dänemark noch die Hamburger Verwandten wissen zu diesem Zeitpunkt etwas vom Schicksal und Verbleib der Kempowskis, so dass sie bereits das Schlimmste annehmen. Im August 1949 gibt es die erste Post für die Gefangenen und auch die Möglichkeit, selbst Briefe zu schreiben. Da unter Gefangenen jedoch kein Briefverkehr gestattet ist, erfahren die beiden Söhne erst über den Gefängnispfarrer, dass auch ihre Mutter im Arbeitslager lebt.