Was genau geschah in Marignano? In dieser Schlacht, in der Schweizer Soldaten den Truppen des französischen Königs unterlagen? Einige behaupten, an diesem Tag habe die Neutralität der Schweiz begonnen, andere wiederum halten es für einen Mythos. Ein Film von Ruben Rossello Der Tessiner Dokumentarfilmer Ruben Rossello erzählt die Geschichte aus zwei besonders interessanten Perspektiven: jener des Führers der französischen Armee, Gian Giacomo Trivulzio und jener von Ulrich Zwingli, dem grossen Zürcher Reformator und Feldgeistlichen der Glarner Truppen. Zwingli blieb sein Leben lang vom Schrecken der Schlacht geprägt. Der Film erschliesst zudem eine neue historische Quelle: Es handelt sich um das Tagebuch eines Soldaten namens Giovanni Antonio Rebucco, einem Vertrauten Trivulzios, der diesen jahrelang auf allen Schlachtfeldern begleitete. Das Tagebuch zeigt auf, wie sich der grosse Führer Tag für Tag auf die Schlacht gegen die Schweizer vorbereitete, welche Strategien er anwendete, um sie zu besiegen, und wie er am Ende beschloss, nicht alle zu töten, sondern sie in ihre Täler zurückkehren liess. Trivulzio und Zwingli: Zwei Protagonisten einer der grausamsten Schlachten der Renaissance. Ein schreckliches Ereignis, bei dem beide die Gelegenheit hatten, auch Sensibilität und menschliche Grösse zuzeigen. Zwingli wurde unter anderem wegen dieser Schlacht zum heftigsten Gegner des Schweizer Söldnerwesens. Und die Neutralität? Die Kuratorinnen der diesjährigen Ausstellung zu Marignano im Landesmuseum haben keine Zweifel: Für sie hat die Neutralität wenig mit der Schlacht von 1515 zu tun. Das sei eine Interpretation des 19. Jahrhunderts, die den Ursprung der Neutralität in Marignano sehen möchte. Keiner der Kämpfer habe damals die heutige Bedeutung dieses Wortes gekannt.