„Stipse“ zu verlassen war für Anke und Karsten Gerhardt nie ein Thema. Die beiden Landwirte fühlen sich in ihrer Heimat Stipshausen am rechten Fleck und lieben die Arbeit mit ihren Tieren. Ankes Schwerpunkt sind die Kühe und ihre Esel, während Karstens Begeisterung in erster Linie den Schafen gehört. Seit 2009 vermarkten sie das Fleisch der Tiere direkt im eigenen Hofladen. Den elterlichen Hof zu übernehmen war für Anke selbstverständlich. Ihre Ausbildung zur pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten war eher ein Wunsch ihres Vaters, „damit sie etwas Richtiges gelernt hat“. Erst im zweiten Schritt hat Anke, genau wie ihr Mann Karsten, noch eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht, um für das Hofleben gerüstet zu sein. Seit Januar 2019 läuft die Umstellungsphase zur biologischen Landwirtschaft. Dazu zählt auch ein regionales Projekt, an dem sich Familie Gerhardt beteiligt: Erstmals bauen sie in diesem Jahr Hanf an. Eine Pflanze, die früher im Hunsrück große Tradition hatte, dann aber fast verschwunden war. Die Ernte geht im Sommer an eine Genossenschaft, die unter anderem Öl aus dem Hanf pressen möchte. Trotz all der Arbeit führen sie den Betrieb nur im Nebenerwerb. Während Anke zweieinhalb Tage pro Woche Medikamente für eine Apotheke ausliefert, bei der sie einst ihre Ausbildung gemacht hat, fährt Karsten vier Mal pro Tag den Schulbus, damit die Finanzen stimmen. Ankes Eltern helfen, wo immer es nötig ist. Sie wohnen nur ein paar Häuser weiter. Tochter Leonie macht gerade eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten, während Bruder Andre noch zur Schule geht. Für die anderen Landfrauen verwandelt Anke die alte Scheune in einen Dinnerraum. Zur Vorspeise serviert sie ein Roastbeef mit Remoulade, zur Hauptspeise eine gegrillte Lammkeule mit mediterranem Gemüse und eine Mousse au Chocolat mit Himbeerspiegel zum Dessert. (Text: SWR)