Spätestens seit Edward Snowden ist der Begriff des Whistleblowings allseits bekannt. Doch worin unterscheidet sich Wahrsprechen von Demagogie? Warum gibt es in demokratischen Gesellschaften immer mehr Akte des Ungehorsams? In einer Diktatur wäre der Widerstand gegen das repressive Regime relativ einfach zu legitimieren. In einer Demokratie jedoch hat das Volk per Definition die Macht, kollektiv die Gesetze zu ändern. Was bedeutet es, wenn jemand in einer Demokratie seine Freiheit über die Gesetze stellt, wenn er Ungehorsam übt und dabei nur seinem Gewissen folgt? Ist der Ungehorsam eine neue, legitime Form des politischen Handelns? In der heutigen Folge von „Philosophie“ werden diese und weitere Fragen diskutiert. Zu Gast ist die Philosophin und Dozentin Sandra Laugier, die zu diesen Themen forscht und an der Sorbonne in Paris lehrt. Nach dem Studium der analytischen Philosophie brachte sie neue philosophische Ansätze nach Frankreich, wie die Philosophie der normalen Sprache und die feministische Care-Ethik sowie Forschungen zum zivilen Ungehorsam und zur radikalen Demokratie. Als zweiter Gast ist Nicole Marie Meyer geladen, die als vormals hohe Beamtin vom französischen Außenministerium entlassen wurde, nachdem sie die Veruntreuung von Geldern aufgedeckt hatte. Sie gilt als eine der ersten Whistleblowerinnen Frankreichs und leitet heute bei der NGO Transparency International den Bereich Whistleblowing. (Text: arte)