Laut Sartre ist Scham die alternative Bezeichnung für die Erfahrung des Anderen. Wenn man um die Gegenwart eines Anderen weiß, fühlt man sich wie ein Objekt betrachtet und schämt sich dafür. Wäre es gemäß dieser Theorie möglich, seine Scham zu kontrollieren und ihr nie mehr zum Opfer zu fallen? Liegt die Scham nur am Blick des Anderen? Kann man sich nicht auch vor sich selbst schämen? Auf der einen Seite hat die Scham pädagogische Wirkung: „Schäm dich!“, sagt man, wenn man einem Kind beibringen möchte, ein Fehlverhalten nicht zu wiederholen. Auf der anderen Seite kann Scham aber auch daran hindern, legitime Worte auszusprechen: Wie viele Frauen schweigen aus Scham bei sexuellen Übergriffen? Diese Folge beleuchtet das paradoxe und zutiefst menschliche Gefühl der Scham. Hadi Rizk ist Lehrer für Philosophie am Pariser Lycée Henri-IV. Auswahl seiner Werke: „Comprendre Spinoza“ (2008); „Spinoza: L’expérience et l’infini“ (2012); „Individus et multiplicités: Essai sur les ensembles pratiques dans la Critique de la raison dialectique“ (2014); Mit Jean-Paul Doguet: „Philosophie 160 notions et concepts: Vocabulaire pour la dissertation, perspectives historiques“ (2017). (Text: arte)
Raphaël Enthoven questionne le sentiment de honte avec Hadi Rizk, professeur de philosophie spécialiste de Sartre, et Flavie Flament, qui milite pour l’imprescriptibilité des crimes sexuels.