Islam und Christentum, Morgenland und Abendland müssen nicht in Konfrontation erstarren. Die Kulturen haben gemeinsame Wurzeln. Das ist das Thema des ersten Teiles der Dokumentation "Morgenland - Ein Prophet verändert die Welt." Im Mittelpunkt steht die Geburt der Religion Islam in der Figur und der Offenbarung des Propheten Mohammed. Mohammed: Religionsstifter und Feldherr Dabei werden die zentralen Fragen dargestellt und diskutiert: Warum ist der Koran Gottes Wort? Was ist das geistige Umfeld der neuen Religion, die auch Jesus Christus als Propheten akzeptiert? Wie entstand eigentlich der Koran - und was haben Traditionen wie die Vielehe mit ihm zu tun? Welche historischen Umstände machten Mohammed nicht nur zum Religionsstifter, sondern auch zum Staatsmann und Feldherren? Im Lichte neuester Forschung werden die Gründe für die rasante Ausbreitung der neuen Religion dargestellt, die Entstehung des Begriffs Djihad ("Heiliger Krieg") und die Expansion bis nach Spanien, wo es zu einer höchst fruchtbaren Begegnung der Kulturen kommt. Die dramatische Erzählung gipfelt in einer Rekonstruktion der Metropole Bagdad zur Zeit von Harun ar-Rashid. Wir erleben eine Weltstadt im 9. Jahrhundert, in der islamische Kultur und arabischer Wissensdurst am Hofe des legendären Kalifen erblühen. Dreharbeiten an Originalschauplätzen Für die Dokumentation wurde in neun islamischen Ländern an Originalschauplätzen gedreht. Ausgewählte Spielszenen entstanden in den Atlas-Studios im marokkanischen Quarzazate. Unsere Gesprächspartner sind u.a. der Aga Khan, das Oberhaupt der Ismailiten, und der katholische Theologe Hans Küng. In den berühmten Ranglisten über "Wichtigste Personen der Weltgeschichte" kommt Mohammed, der Handelsgehilfe und Karawanenführer aus Mekka, immer wieder unbestritten auf Platz eins. "Morgenland" erzählt, wer dieser Mohammed war - und welche Umstände ihn und seine Nachfolger zum Erfolg führten.
Als das christliche Europa im dunklen Mittelalter scheinbar schlief, erblühte in den islamischen Großreichen zwischen Südspanien und dem Himalaya eine Hochkultur, wie sie die Welt bis dahin nicht gesehen hatte. Sie entstand aus den "Schwertern des Geistes": So umschrieben die Muslime im Mittelalter die Wissenschaften und Künste. Das waren Waffen, die sie weit besser als ihre europäischen Zeitgenossen zu nutzen wussten. Freier Geist in Andalusien Auf drei Kontinenten und in sechs Ländern erzählt diese Folge von "Morgenland" das goldene Zeitalter des Islam. Wieder ist dabei der Blickwinkel des Gemeinsamen von Interesse. Wo sind die Schnittlinien christlicher und islamischer Kultur, wo profitierte einer vom anderen - und wo trennten sich die Wege?Die Mauren in Andalusien sind überragend an Bedeutung: Hier herrschte über Jahrhunderte eine freie Geisteshaltung, die entscheidend zur Weltkultur beitrug. Al-Andalus ist der Umschlagplatz arabischen Wissens ins christliche Europa. Eine Meisterleistung ist der legendäre Flugversuch des Abbas ibn Firnas vor Cordoba: Sein dem Federkleid der Tauben abgeschauter Hängegleiter trug den Flieger immerhin 300 Meter weit. n Cordoba finden weitere Höhenflüge der arabischen Wissenschaften statt: Zum Beispiel finden sich hier die ersten Krankenhäuser auf europäischem Boden - die arabischen Wissenschaftler erforschten die Hygiene, die ansteckbaren Krankheiten und die Chirurgie. Und sie waren ungemein wichtige Kulturvermittler: Wir verdanken ihnen die Überlieferung der großen lateinischen und griechischen Schriften des Altertums. Große kulturelle Zentren dieser Zeit sind in Andalusien, die Palaststadt Medinat az-Zahra und die Granada. Die fortschrittlichste Medizin Die Überlegenheit der arabischen Wissenschaften führt ins heutige Usbekistan: Ibn Sina, ein wahres Universalgenie, begründete die empirische Medizin. Seine Ideen machten ihn bis in die Neuzeit hinein zum einflussreichsten Medizingelehrten. Und in
In der Neuzeit verschoben sich die Machtverhältnisse zwischen Morgenland und Abendland, zwischen den christlichen Machtblöcken und den schwindenden islamischen Reichen. Was lief schief in ihrer gemeinsamen Geschichte - wo wandten sich die Kulturen voneinander ab, wo fanden sie zueinander? Gegensätze verhärten sich "Imperien am Scheideweg", der dritte Teil der Morgenland-Dokumentation, erzählt vierhundert Jahre Weltgeschichte. Im Jahr 1683 erzittert das Abendland ein letztes Mal vor dem Islam - als der osmanische Großangriff auf Wien verhindert wird. Zugleich tauchen muslimische Piraten an Europas Küsten auf, treiben Sklavenhandel mit Christen.Das Zeitalter der Entdeckungen ist in vollem Gange - aber es findet ohne die Muslime statt. Der europäische Kolonialismus erblüht und bedrängt die großen islamischen Imperien Indien, Persien und Osmanisches Reich. Die Gegensätze verhärten sich - aber gleichzeitig steigt in den Salons der Bourgeoisie Europas das schöngeistige Interesse an Poesie und Exotik des Morgenlandes. Im 19. Jahrhundert häuft der Westen Macht und Kapital an - und in der Wüste Arabiens hat die konservative Bewegung der Wahhabiten Erfolg. Erneuerungs- und Erlösungsbewegungen wie der Aufstand des Mahdi gegen die Engländer zeugen von der Vitalität des Islam. Verzweifelt versuchen Gelehrte auf beiden Seiten, den arabischen Rückstand zu erklären: Blockierte das Bilderverbot die Verbreitung von Wissen? Standen Lebensregeln des Islam dem Fortschritt entgegen? Oder trägt der Westen mit seinem Kolonialismus die Hauptschuld? Dialog zwischen den Kulturen Nach dem ersten Weltkrieg vertieft sich die Kluft zwischen Orient und Okzident und führt in die heutige konfliktgeladene Situation. "Morgenland - Imperien am Scheideweg" will durch überraschende Fakten mit einigen Vorurteilen aufräumen und die Chancen eines Dialogs zwischen den Kulturen aufzeigen.