Accra, Hauptstadt Ghanas, 38 Grad im Schatten und 97 Prozent Luftfeuchtigkeit. So stellt man sich „das Grab des weißen Mannes“ vor, ein fieberverseuchtes Gebiet, das von den Seefahrern des 17. Jahrhunderts so gefürchtet wurde. Im Geländewagen geht es entlang der Küste Richtung Westen.Palmen, weiße Strände, türkisfarbenes Meer, das ist die legendäre „Goldküste“. Ihren Namen bekam sie in jenen Tagen, als europäische Entdeckerund Eroberer auf der Suche nach Gold, Elfenbein und Sklaven zum ersten Mal ihre Hände nach dem Reichtum Afrikas ausstreckten. Kautschuk-Plantagen am Wegesrand zeigen, dass der Kontinent für die weißen Herren später noch mehr zu bieten hatte.
Waterberg, Namibia. Der mächtige Tafelberg steht für das wohl dunkelste Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte, den Völkermord an den Hereros. Die viehzüchtenden Nomaden hatten sich 1904 gegen die deutsche Herrschaft erhoben. Die ankommenden weißen Siedler beanspruchten immer mehr Land, ihre Händler tauschten Alkohol und Gewehre gegen Rinder, die Hereros sahen sich ihrer Lebensgrundlage beraubt. Der Aufstand war am Anfang sehr erfolgreich, Berlin musste immer mehr Truppen entsenden, General Lothar von Trotha wurde vom Kaiser persönlich nach Südwest kommandiert. Trotha hatte sich bei der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China „bewährt“. Am Waterberg stellte er die Hereros zur Entscheidungsschlacht. Die deutschen Maschinengewehre, geleitet von der damals hochmodernen Funkentelegrafie, gaben den Ausschlag. Doch das eigentliche Verbrechen war nicht die Schlacht, sondern was darauf folgte. Mit seinem berüchtigten „Vernichtungsbefehl“ wies von Trotha seine Männer an, auf alle Hereros, auch auf Frauen und Kinder, schießen zu lassen, wenn sie sich näherten. Das verheerende Resultat: Tausende verdursteten in der wasserlosen Omaheke. Dorthin hatten sich die Hereros in ihrer Verzweiflung geflüchtet.
Quietschend rotiert das gepanzerte Bunker-Periskop, angetrieben von einer vielarmigen deutschen Reisegruppe, die in der chinesischen Küstenstadt Tsingtao auf den Spuren eines weithin unbekannten Kapitels deutscher Geschichte wandelt. In den Gesichtern zeigt sich Staunen darüber, wie gut das fast 100 Jahre alte Kriegsgerät noch funktioniert. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs diente es deutschen Soldaten zur Beobachtung des japanischen Ansturms. Geholfen haben Bunker und Periskop nicht viel. Schon nach wenigen Wochen fiel die kleine deutsche Kolonie in die Hände des Gegners.