Es gibt kaum eine Erkrankung, die mehr gefürchtet wird. Denn es droht nicht nur der Tod. Persönlichkeit und Würde eines Menschen stehen auf dem Spiel. Die Alzheimersche Erkrankung lässt nach und nach eine große Menge von Nervenzellen im Gehirn absterben - bis der Mensch nicht mehr weiß, wer er ist. Seit Jahrzehnten sucht die Forschung fieberhaft nach einem Heilmittel. Milliarden hat die Pharmaindustrie in Medikamentenversuche investiert. Bis heute erfolglos. Daher rechnen Wissenschaftler damit, dass sich die Zahl der Demenzkranken in den nächsten 20 Jahren verdoppeln wird. Auch Yvonne J. stellt sich der Forschung zur Verfügung. Bei der erst 42-jährigen haben Demenzspezialisten der Uniklinik Frankfurt vor einem Jahr Alzheimer diagnostiziert. Ein schwerer Schicksalsschlag, auch für ihren Ehemann und den zwölfjährigen Sohn. Denn Yvonne J., so vermuten ihre Ärzte, leidet an einer seltenen Form von Alzheimer, die erblich ist. Mit einem Gen-Test soll nun herausgefunden werden, ob sie die krank machende Erbanlage tatsächlich in sich trägt. Wäre das der Fall, wird auch ihr Sohn mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit an Alzheimer erkranken. Eine Hoffnung bleibt: Die steckt ausgerechnet dort, wo die Krankheit besonders früh zuschlägt. Denn relativ junge Patienten haben ein besonders "reines" Alzheimer, ohne andere Alterserscheinungen, die die Gehirnaktivität ebenfalls beeinträchtigen - ein Glücksfall für Forscher. Wie Jürgen H. Der Bäckermeister war erst 59, als sein Gedächtnis nicht mehr wie gewohnt funktionierte. Seitdem lässt sich der geistige Verfall mit keinem der zur Verfügung stehenden Medikamente stoppen. Doch die Universität Bonn testet jetzt ein ganz neues, bisher einmaliges Mittel: Einen Impfstoff, gewonnen aus dem Blutplasma gesunder Menschen. Und Jürgen H. gehört zu den ersten Menschen weltweit, an denen das Mittel getestet wird.
Herz-Kreislauferkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache - obwohl die Herzmedizin in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht hat. Vor allem die Überlebensrate nach Herzinfarkten ist drastisch gestiegen. Doch von den Erfolgen bei der Behandlung eines Herzinfarkts profitieren vor allem Männer - und weniger die Frauen. Während bei den Männern die Todesrate durch Herz-Kreislauferkrankungen kontinuierlich abnimmt, steigt sie bei Frauen zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr sogar. Ist das Herz einmal angegriffen, schreitet die Erkrankung immer weiter fort. Sechs Jahre wartete Heinz-Uwe T. vergeblich auf ein neues Herz für eine Transplantation. Schließlich bekommt er ein Kunstherz. "Ohne das wäre ich jetzt tot", sagt Heinz-Uwe T. Doch die Einschränkungen, unter denen er für den Rest seines Lebens leiden wird, sind enorm. Ein Kabel tritt aus seinem Körper aus und verbindet das künstliche Herz mit einer Batterietasche. Infektionen sind eine ständige Gefahr. Und dennoch ist er froh über jeden Tag, den er noch lebt. Der Grund: Frauen wie die 53-jährige Brigitte M. haben andere Symptome als Männer bei einem Infarkt und denken deshalb zunächst an andere Krankheiten. "Für mich war das eher ein Bandscheibenvorfall oder ein Magengeschwür." Sie ruft keinen Notarzt und landet erst nach 15 Stunden in der Freiburger Uni-Klinik. Dort werden ihre verstopften Herzkranzgefäße in wenigen Minuten wieder geöffnet. Andere haben weniger Glück: Frauen sterben doppelt so häufig an ihrem ersten Herzinfarkt wie Männer. Brigitte M. ist fürs erste gerettet, aber durch die verspätete Behandlung ist das Risiko von Spätfolgen enorm gestiegen.
Die Diagnose "Zucker" klingt anfangs harmlos. Diabetes tut nicht weh. Nur die wenigsten Betroffenen ahnen, wie gefährlich die Krankheit ist. So ging es auch Horst B., als er vor 20 Jahren seine Diagnose bekam. Seitdem nimmt er Tabletten. "Ich habe das nicht richtig ernst genommen", sagt er heute. Als er zu Fachärzten in der Fußambulanz eines Diabeteszentrums kommt, geht es zunächst nur um eine offene Wunde am Zeh. Doch dann wird klar: Der Diabetes hat über die Jahre seine Blutgefäße zerstört - ihm droht die Amputation seines Fußes. 28.000 Amputationen werden in Deutschland jährlich als Folge von Diabetes durchgeführt. Die meisten davon an Füßen und Beinen. Tendenz: steigend. Zehen und Fuß werden nicht mehr ausreichend durchblutet. Kleinste Verletzungen führen dann zu nicht heilenden Wunden. Häufig bleibt den Medizinern nichts anderes übrig, als die betroffenen Gliedmaßen abzutrennen. "Doch viele Amputationen könnten vermieden werden", weiß Dr. Dirk Sommer vom Herz- und Diabeteszentrums Bad Oeynhausen. "Viele Patienten verhalten sich nicht vernünftig, bewegen sich zu wenig, ernähren sich falsch. Aber auch Hausärzte und selbst Chirurgen kennen sich oft nicht mit Diabetes aus." Die Stationen in Bad Oeynhausen sind voller Patienten, die unter den gefährlichen Folgen erhöhten Blutzuckers leiden. Diabetes ist Ursache für Krankheiten, die auf den ersten Blick gar nicht mit ihm in Zusammenhang gebracht werden: Schlaganfall, Nierenversagen, Herzinfarkt, Blindheit. Ursache sind fast immer verschlossene Gefäße. "Wir nennen Diabetes den stillen Killer", mahnt Prof. Diethelm Tschöpe. Gut zehn Prozent der Deutschen haben einen diagnostizierten Diabetes. Und die Experten gehen davon aus, dass auf jeden bekannten Diabetiker einer kommt, der nichts von seiner Krankheit weiß. Nach ihren Schätzungen sind das 16 Millionen Diabetiker allein in Deutschland.