Hand in Hand laufen Jonas und seine Freundin Melanie auf Manuel Möglich zu. Er ist winzig. Knapp über einen Meter sechzig und sieht noch sehr jung aus. Dabei ist er schon 20 Jahre alt und studiert in Jena. Seine Eltern und Geschwister, so sagt er, sind alle deutlich größer. Ab seinem achten Lebensjahr bekam er Ritalin. Ein Mittel, das das Wachstum hemmt oder sogar stoppt. Ein Risiko, das in Kauf genommen wird, um ein zappeliges Kind ruhig zu stellen. Auch Hannes benutzt Ritalin. Er ist Ende zwanzig und studiert Jura. Das gleiche Mittel, das Jonas zum funktionierenden Teil der Gesellschaft gemacht hat, wirkt bei einem erwachsenen Menschen wie eine Droge. "Ich nehme eine Pille, und dann bin ich in diesem Tunnel. Völlig egal, was um mich herum passiert. Ich lerne wie ein Roboter. Sechs Stunden, ohne einmal aufzuschauen", sagt er dem ZDFneo-Reporter. Dass er dadurch emotional abstumpft und Schlafstörungen bekommt, nimmt er in Kauf, wenn die Noten stimmen. Was hat sich in unserer Gesellschaft verändert? Hat die Jugend bisher in jedem vergangenen Jahrzehnt vor allem Drogen genommen, um sich von der bestehenden Gesellschaft abzugrenzen, scheint sie jetzt Drogen zu nehmen, um besser in die Gesellschaft hinein zu passen. Verwechseln wir inzwischen die Karriereleiter mit einem Hamsterrad? Manuel Möglich geht all diesen Fragen nach und trifft auf seiner Reise auch eine Pianistin, die nicht ohne Betablocker auf die Bühne geht, einen Mann, der mit Modafinil experimentiert, und einen ehemaligen Manager, den der jahrelange Medikamenten-Missbrauch zum Frührentner und Krüppel gemacht hat.