Die Bilder von DDR-Bürgern, die im Sommer 1989 in ihrer Verzweiflung über den Zaun der deutschen Botschaft in Prag kletterten, gingen um die Welt. Außenminister Genscher verhandelte schließlich die Ausreise in die Bundesrepublik.
Am 15. Januar 1990 stürmten Demonstranten die Stasi-Zentrale in Berlin. Die aufgebrachte Menge verwüstete Büros und plünderte das Inventar. Durch die Erstürmung konnte die Vernichtung vieler Akten verhindert werden. Ein Team von SPIEGEL TV war dabei, als die ursprünglich geplante Kundgebung der Bürgerbewegung „Neues Forum“ eskalierte.
Das Kombinat Espenhain war ein Betrieb zur Gewinnung und Verarbeitung von Braunkohle südlich von Leipzig – eine der schlimmsten „Dreckschleudern“ der DDR. Kurz nach dem Mauerfall hat SPIEGEL TV einen Kindergarten in der Nähe des Werks gefunden und über die massiven gesundheitlichen Probleme der Mädchen und Jungen berichtet. Wir haben einige dieser Kinder noch einmal besucht.
Vier Monate nach dem Fall der Mauer wird in der DDR am 18. März 1990 eine neue Volkskammer gewählt. 93,4 Prozent der wahlberechtigten Bürger geben ihre Stimme ab. In der neu gewählten Volkskammer haben die Befürworter der schnellen Wiedervereinigung die eindeutige Mehrheit. Dieses Ergebnis besiegelt das Ende der Deutschen Demokratischen Republik. SPIEGEL TV hat den Weg zur Wahl damals begleitet.
Kaum war die DDR verschwunden, da wurde sie schon vermisst. Wehmut machte sich breit, „Ostalgie“ kam auf, die Sehnsucht nach dem alten Osten. Wenn sich das große Ganze ändert, geben die kleinen Dinge Halt und so boomte der Handel mit einst raren Ost-Produkten, wurden Ostalgie-Partys gefeiert und Urlaub mit dem Klappfix zelebriert. Zurück möchte sie keiner, aber viele erinnern sich an das Schöne.
In Leipzig rumort es. Kritische Stimmen finden in der Nikolaikirche eine Anlaufstelle, seit 1982 gibt es montags Friedensgebete. Einst war Leipzig eine stolze, weltoffene Stadt. Ihren Zerfall wollen die Bürger nicht länger hinnehmen und einen Staat, der das zulässt, eben so wenig. Am 9. Oktober 1989 wird Leipzig zum Symbol der friedlichen Revolution in der DDR.
Jubelnde Menschen im dramatischen Gegenlicht auf der Berliner Mauer, im Hintergrund das Brandenburger Tor. Die Bilder der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 gingen um die ganze Welt. Fast 40 Jahre lang war den Menschen aus Ost und West der Durchgang verwehrt. An diesem Abend wurde das Triumphtor in der Mitte Berlins vom Mahnmal der deutsch-deutschen Teilung zum Symbol der Freiheit.
Als der Jubel über den Fall der Mauer noch groß ist, macht sich eine Behörde an die Arbeit, die das Leben vieler Bürger der DDR nachhaltig verändern wird. Am 1. Juli 1990 übernimmt die Treuhandanstalt mehr als 9000 „volkseigene Betriebe“ mit über vier Millionen Beschäftigten. Doch die Privatisierung oder Reorganisation der Fabriken und LPGs verläuft anders, als von vielen erhofft.