Waffen. Sie stehen für Gewalt und Tod. Eine Welt ohne Waffen unvorstellbar. Denn Waffen waren schon immer da. Wie sie die Schlachtfelder der Geschichte geprägt und gleichzeitig Technologie und Zivilisation vorangebracht haben, erzählt die zehnteilige Reihe „Von der Keule zur Rakete Die Geschichte der Gewalt“. Der Schuss aus der Distanz garantiert Kriegern bessere Überlebenschancen. Waffenexperten testen in überraschenden Experimenten, wie die wichtigsten Distanzwaffen der Geschichte funktionieren. Der Speer der Römer schaltet mit einem Trick die Gegner reihenweise aus. Der Langbogen macht England im Mittelalter zur gefürchteten Streitmacht. Und im 19. Jahrhundert führt ein nur drei Zentimeter großes Geschoss zu viel Blutvergießen auf den Schlachtfeldern. Moderne Armeen experimentieren mit Science-Fiction-Waffen wie der „Railgun“, die auf mehrere Hundert Kilometer präzise trifft. Ob sie die Menschheitsgeschichte ähnlich stark prägen wird wie der Speer, wird die Zukunft zeigen.
Durch die Möglichkeit, feindliche Truppen und Städte aus der Luft anzugreifen, bekam die Kriegsführung eine neue Dimension. Spektakuläre Experimente zeigen, wie die wichtigsten Erfindungen funktionieren. Schon im Mittelalter, lange vor der Erfindung der Flugzeuge, entwickelten findige Heeresführer Technologien wie Brandpfeile und die ersten Raketen, um den Gegner aus der Luft zu treffen. Seit dem Ersten Weltkrieg gehören Bombenangriffe zu den wichtigsten Kriegsmitteln. Unbemannte Kampfdrohnen – schon heute vielfach im Einsatz. Die Piloten sitzen in der sicheren Kommandozentrale, weit weg vom Kriegsgeschehen. Werden vernetzte Drohnen in Zukunft auch selbst entscheiden, wann sie aus der Luft zuschlagen?
Um den Gegner im Nahkampf zu besiegen, werden im Lauf der Geschichte immer effektivere Waffen entwickelt. Wie sie Physik und Psyche ausnutzen, testen internationale Waffenexperten. Während das römische Kurzschwert, genannt „Gladius“, sowie der mittelalterliche Kriegshammer auf möglichst schlimme Verletzungen abzielen, setzt das Bajonett auf den Abschreckungseffekt. Wie reagieren Testpersonen in der virtuellen Realität auf einen Bajonett-Angriff? Im Nahkampf wird der Soldat nun selbst zur Waffe. Mit dem Exoskelett, einer Apparatur, die ihm Superkräfte verleiht. Der Soldat der Zukunft – halb Mensch, halb Maschine?
Waffen, die auch ungeübte Soldaten schnell meistern können, verschaffen Armeen große Vorteile. Waffenexperten und Laien ohne Vorkenntnisse testen die drei wichtigsten Jedermann-Waffen. Mit der Armbrust können plötzlich einfache Bauern die Ritter vom Pferd holen. Später wehren Söldner mit der Pike, einem langen Holzstab, Angriffe der Kavallerie ab. Heute ist die Kalaschnikow wegen ihrer einfachen Bedienbarkeit die tödlichste Waffe der Welt. Schon heute gibt es Waffen aus dem 3D-Drucker. Wenn sie in naher Zukunft massentauglich werden, könnte das die Bedrohung durch Krieg und Terror entscheidend verschärfen.
Ein fast 1500 Jahre alter Flammenwerfer: Das griechische Feuer verbreitet in antiken Seeschlachten Angst und Terror. Doch das Rezept für die Brandmischung gilt als verloren. Der Torpedo bringt vor allem im 20. Jahrhundert den lautlosen Tod aus der Tiefe. Torpedos sind voller komplizierter Technik – doch entscheidend für ihre Navigation ist ein kleines Teil im Inneren, das viele als Kinderspielzeug kennen: das Gyroskop. Im 16. Jahrhundert beherrschen gewaltige Seeflotten die Weltmeere. Die Kanone verschafft den Engländern einen entscheidenden Vorteil gegenüber der spanischen Armada: Mit Kugelsalven aus der Distanz schwächen sie deren schwerfällige Schiffe. So besiegen die Engländer die Spanier und halten in der Folge für lange Zeit die Vormachtstellung auf den Weltmeeren.
Streitwagen sind hervorragend für ebene Schlachtfelder geeignet. Eine Streitwagen-Einheit mit Pferden, erfahrenen Wagenlenkern und Schützen ist teuer – und auch die Herstellung ist High-Tech. Ganz anders die Steinschleuder: Material und Herstellung sind einfach. Doch zielgenaues Treffen braucht jahrelanges Üben. Auf den Balearen fangen schon die Kinder mit dem Training an. So überrascht es nicht, dass von hier auch heute noch die besten Schützen stammen. Feuerwaffen lösen Schleudern auf den Schlachtfeldern nach und nach ab – so auch kleine Handfeuerwaffen wie der Colt. Sein Mythos ist auf ewig verknüpft mit einem idealisierten Bild des Wilden Westens. Cowboys, Outlaws und Sheriffs – sie alle haben den Revolver im Anschlag. Doch nur, wer schneller zieht, hat gewonnen.
Das erste Maschinengewehr der Welt – erfunden von einem Briten: Hiram Maxim entwickelt Ende des 19. Jahrhunderts diese zerstörerische Waffe. Bis zu 600 Schüsse kann sie pro Minute abgeben. Die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert sind von ungeheurer Zerstörung geprägt. Daran hat die Handgranate einen großen Anteil. Allein auf deutscher Seite werden im Ersten Weltkrieg 300 Millionen Handgranaten produziert. Sie richten viel Leid im Schützengraben an. Der Panzer ist eine der mächtigsten Kriegsmaschinen der Geschichte. Mit den breiten Panzerketten kann er fast jedes Gelände durchfahren. Die starke Panzerung aus Stahl plus der treffsicheren Bewaffnung macht den Panzer zu einer gefürchteten Waffe.
Die Kavallerie, nichts scheint sie aufhalten zu können – bis auf Krähenfüße. Die einfache Waffe aus spitzen Stahlstiften kann ganze Schlachtfelder für Pferd und Reiter unpassierbar machen. Auch die Landmine ist eine sogenannte Sperrwaffe. Ihr entscheidendes Detail: der Aufschlagzünder. Eine Bedrohung nicht nur für Soldaten im Kampf, sondern auch für Zivilisten noch Jahrzehnte später. Daher sind Antipersonenminen seit knapp zwei Jahrzehnten geächtet. Mit dem Dreyse-Zündnadelgewehr können im 19. Jahrhundert Soldaten zum ersten Mal in Deckung nachladen und aus dem Hinterhalt auf den Feind feuern. Das revolutioniert die Schlachtordnung und macht die Kriege blutiger als zuvor.
Beim Henry-Gewehr ist vor allem die Mechanik ausgeklügelt: Die Patrone wird ausgeworfen und gleichzeitig eine neue mit dem markanten Unterhebel nachgeladen – dem sogenannten Repetierer. Das Langschwert des Mittelalters gilt als plumpe Waffe, dem das japanische Katana haushoch überlegen ist. Doch das europäische Schwert ist viel ausgeklügelter, als gedacht – mit seinen zwei scharfen Schneiden metzeln die Ritter ihre Gegner nieder. Der Skorpion: die brandgefährliche Pfeilabschussmaschine der Römer. Konstruiert, um möglichst viele Soldaten zu treffen, durchschlagen die befiederten Bolzen sogar Rüstungen. Sein Geheimnis: das Torsionsprinzip. In der Zukunft könnten ganz andere tödliche Erfindungen die Menschheit bedrohen: autonome Kampfroboter, unverwundbar, mit übermenschlichen Fähigkeiten. Wenn sie eigenständig über Leben und Tod entscheiden, bricht ein neues Kapitel der Kriegsführung an.
In den Kriegen der Menschheit sind oft Zivilisten die Leidtragenden. Im Mittelalter werden mit dem Trebuchet schwere Steine gegen feste Burgmauern geschleudert – Terror für die Menschen. Unsichtbar und heimtückisch: die biologische Kriegsführung nimmt ihren Anfang bereits in der Antike. Mit vergifteten Flüssen setzen Kriegsherren ihre Gegner außer Gefecht. Im Mittelalter treiben Chinesen mit der Stinkbombe die Belagerten in die Arme der Feinde. Mit nur einer Waffe werden Hunderttausende Leben auf der Stelle ausgelöscht. Die Atombombe ist die wohl größte Bedrohung der Menschheit. Nach zwei Einsätzen gegen die Zivilbevölkerung ist die Angst vor einem Atomkrieg über Jahrzehnte allgegenwärtig. Und diese Angst erwacht aufs Neue. Mit der Atombombe sind die Menschen in der Lage, ihre gesamte Spezies selbst auszulöschen.