Eine Kindheit in der Schulzeit: Damals schwänzte man als Schüler den Mathe-Unterricht und ging stattdessen im nahe gelegenen Wäldchen spielen. Die Tage vor den Sommerferien waren die längsten im ganzen Jahr. Der Spickzettel fiel aus dem Ärmel und der Tischnachbar vom Stuhl. „Unsere Geschichte – Meine Kindheit in der Schule“ erzählt von großen und kleinen Erinnerungen an die Schulzeit, die das Leben eines jeden von uns so sehr geprägt hat. Aber sie hat nicht nur mit Biografie und kollektivem Erinnern zu tun. Die Schule ist und war auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Veränderungen. Kaum eine andere Institution verrät mehr über unsere Werte und Moralvorstellungen als die Schule. Und kaum einer kommt an ihr vorbei. Die meisten lassen kein gutes Haar an ihr. Aber fast alle blicken irgendwann mit Wehmut auf sie zurück. Und in welchem Fotoalbum fehlt schon das Bild vom ersten Schultag? „Tut, tut! Da kommt ein Auto“, das war der erste Satz, den der Postschiffer Fiede Nissen gleich am ersten Tag lernen musste. „So etwas vergisst man sein Leben lang nicht.“ Für ihn, der auf der Hallig Langeneß aufgewachsen ist, war Heimatkunde das schönste Fach. Mit 14 anderen Kindern besuchte Fiede Nissen eine Zwergenschule, die unmittelbar neben der Kirche untergebracht war. „Ich war gerade fünf Jahre alt“, erinnert sich Dorothea Voigtländer aus Bonn, „aber ich kam mir schon sehr erwachsen vor.“ Es erstaunt wenig, dass ihr Lieblingsfach Geschichte sein würde. Denn als der erste Deutsche Bundestag am 7. September 1949 in Bonn in der Pädagogischen Akademie tagte, fand die Schulstunde gleich nebenan statt. Die Mädchen knicksten vor Konrad Adenauer, dem freundlichen älteren Herrn, der einem auch schon mal im Park begegnen konnte. Dem Schauspieler Jan-Gregor Kremp genügte es bei Mathe-Arbeiten nicht, einzelne Zahlen abzuschreiben. Es mussten gleich ganze Zahlenreihen sein, weil die Wissenslücken zu groß waren. Zeugnisse konnten allein durch di