Wie selbstverständlich steht der Stephansdom heute als eines der großen Wiener Wahrzeichen vor uns. Doch wie leicht hätte es anders kommen können? Der Wiederaufbau nach der Zerstörung im April 1945 war nämlich keineswegs eine ausgemachte Sache, wie Recherchen ergeben. Die gotische Statik war durch das Fehlen des abgebrannten Dachstuhls schwer aus dem Gleichgewicht. Ein halbes Jahr lang kämpfte der Bautrupp gegen den fortschreitenden Einsturz des Domes. Die beschädigten Innenpfeiler hielten dem Druck kaum mehr Stand, und der Bauschutt im Kirchenschiff drohte in die Katakomben durchzubrechen. Beides hätte den Dom irreparabel beschädigen können. Außerdem hielt man es zunächst für ungebührlich, angesichts der vielen ausgebombten Wohnhäuser ausgerechnet eine Kirche neu aufzubauen. Und zuletzt ging dem Dom das Geld aus.