Seit den ersten Arktisexpeditionen der Gründer des Explorers Club in New York tragen Forscher aus aller Welt die Clubflagge als Symbol für wissenschaftlichen Entdeckergeist in die entlegensten Winkel der Erde. Im August 2010 überreichen Clubpräsidentin Lorie Karnath und Ozeanograph John Loret Flagge Nr. 50 an Richard Wiese. Der Wissenschaftsjournalist und Autor, der bereits Expeditionen auf den Kilimandscharo und zum Nordpol führte, wurde 2002 jüngster Präsident in der Geschichte des Explorers Clubs. Sein aktuelles Forschungsziel ist Labrador. Die Region am Atlantik im Osten Kanadas ist ein raues und menschenverlassenes Gebiet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nutzten die großen Arktisexpeditionen Labrador als Zwischenstopp auf ihrem Weg ins ewige Eis. Wenig später geriet die urzeitliche Landschaft mit ihren majestätischen Gletschern und unzähligen Fjorden wieder in Vergessenheit. Erst hundert Jahre später entdeckte die Wissenschaft die karge Natur der Torngat Mountains neu, denn der „Ort der Geister“ beheimatet ein weltweit einzigartiges Okösystem. Auf 60 Grad Nord kreuzen sich arktische und subarktische Klimazonen und erzeugen eine hochsensible ökologische Übergangszone, in der sich Veränderungen der Umweltbedingungen sehr früh feststellen lassen. Zahlreiche Indizien für den Wandel der 3,8 Milliarden Jahre alten Landschaft lassen sich schon heute beobachten: Das See-Eis wird jährlich dünner, der Meeresboden weist zunehmend Spuren von Verschmutzungen auf. Und auch die unterschiedlichen Tierspezies Labradors zeigen neue, ungewöhnliche Verhaltensweisen. Flora und Fauna scheinen gezwungen zu sein, sich zunehmend neue Lebensräume zu erobern. Sollten sich die ersten Anzeichen eines sich wandelnden Klimas in Neufundland und Labrador verfestigen, könnte das in Zukunft schwerwiegende Folgen für die Ökosysteme Nordamerikas und letztlich des ganzen Planeten haben. (Text: arte)