Mit dem "Tatort" hat der Erfinder Gunther Witte, Ex-WDR-Fernsehspielchef, bis hin zum immer gleichen Vorspann eine "Marke" und ein "Format" geschaffen, als solcher Werber-Jargon im Fernsehen noch völlig unbekannt war. Am 29.11.1970 startete die Reihe mit "Taxi nach Leipzig" und verfolgte fortan das Prinzip, mit wechselnden Kommissaren Krimi-Handlungen in allen Bundesländern anzusiedeln und also aus der Not der föderalen, bürokratischen Struktur der ARD eine Tugend zu machen. Hintergrund war die neue Konkurrenzsituation: Das ZDF hatte 1969 Herbert Reineckers "Der Kommissar" ins Leben gerufen, die erste echte deutsche Krimiserie im 60-Minuten-Format. Zuvor hatten deutsche TV-Krimis gern britisch gewirkt, Horst Tappert hatte in "Die Gentlemen bitten zur Kasse" den englischen Posträuber gegeben, Dieter Borsche Durbridges Halstuch-Mörder. Der "Tatort" war es, der Autoren und Produzenten anregte, das immer gleiche Krimi-Schema mit immer anderen Charakteren an immer anderen Schauplätzen in Spielfilmlänge zu variieren. Dass hier zu Lande heute rund 300 Fernsehfilme im Jahr hergestellt werden, ist auch ein Verdienst der Reihe.