Das Fagus-Werk im niedersächsischen Alfeld gilt als Ursprungswerk der modernen Industriearchitektur. Wer die Fabrikanlage nur von Fotos kennt, wie der größte Teil ihrer Bewunderer in aller Welt, den wird ein Besuch in Alfeld vielleicht ernüchtern: Man findet nur ein kleines Verwaltungs- und Fabrikgebäude vor, in dem bis zum heutigen Tag Schuhleisten gefertigt werden. Ein Gebäude, in bester lokaler Tradition aus Ziegeln gemauert. Allenfalls die Glasbahnen der Fenster fallen ins Auge, ebenso wie die freischwebende Treppe. Erstmals wurde beim Bau des Fargus-Werks auf massive, dem Auge Stabilität versprechende Eckpfeiler verzichtet – moderne Leichtigkeit tritt an die Stelle wilhelminischen Prunks. Es ist der erste eigenständige Bau von Walter Gropius, dem späteren Bauhaus-Gründer. Er glaubte, in Alfeld den ersten gläsernen „Curtain Wall“ der Welt gebaut zu haben. Ob es sich bei den großflächigen Fensterbahnen, die das Fagus-Gebäude licht und luftig machten, tatsächlich um eine Vorhangfassade handelt, ist eine Streitfrage unter Fachleuten. Die erste ist es aber sicher nicht: Die vermutlich älteste gläserne Vorhangfassade der Welt steht in Giengen an der Brenz auf dem Werksgelände von Margarete Steiff. Der Film aus der Reihe „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ stellt die seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Fabrikanlage von Walter Gropius in Alfeld vor. (Text: 3sat)