Ihre Maße sind nicht überwältigend, es gibt gewaltigere Kirchen, und doch nimmt sie einen hervorragenden Platz in der Kunstgeschichte ein: die Kathedrale von Sibenik. Ein schlichter Bau von außergewöhnlicher Raffinesse, der nicht nur durch die Schönheit der Steinmetzarbeiten, durch die harmonische Form und seine Ausgewogenheit besticht, sondern auch durch seine Konstruktionsart Architekturgeschichte schrieb und heute zum Weltkulturerbe zählt. Da Sibenik verhältnismäßig spät gegründet wurde und sich nicht, wie andere Städte an der dalmatinischen Küste, einer 1000-jährigen Kulturtradition rühmen konnte, wollten Adel und Bürger durch ein großartiges Bauwerk Aufmerksamkeit auf sich und ihre Stadt ziehen – durch den Neubau einer Kathedrale. Neu und einmalig war und ist vieles an dieser Kirche. Die Mauern und das Tonnengewölbe der Dachkonstruktion sind, ebenso wie die Kuppel, vollständig aus einem Material gemacht: aus vorgefertigten Steinblöcken, die wie Legosteine zusammengesetzt und miteinander verzapft sind. An der Zeitenwende von der Gotik zur Renaissance veranschaulicht die Jacobuskirche einen Zeitgeist, der den Kirchenraum nicht mehr in mystischem Jenseitsstreben überhöht, sondern nach menschlichem Maß gestaltet. (Text: 3sat)
Name | Type | Role | |
---|---|---|---|
Christian Romanowski | Writer |