Vom Ufer aus sieht man ihn meist überhaupt nicht: Den Fertö-tó, wie er in Ungarn genannt wird. Ein Drittel der Fläche des Neusiedler Sees ist mit bis zu drei Meter hohem Schilf bewachsen. Der Neusiedlersee ist der drittgrößte See Mitteleuropas. Geologisch verläuft dort die Grenze zu Osteuropa. Das Seebecken misst 320 Quadratkilometer, der See selbst nimmt aber nur etwa 230 Quadratkilometer ein und er ist nur anderthalb Meter tief. Der Wasserstand wird vor allem durch Regen und Schnee bestimmt. Zu den Besonderheiten des Umlands gehören die Lacken im Seewinkel, kleine Weiher und Tümpel, die nicht mit dem eigentlichen See verbunden sind. Ein Paradies für Tiere, das seit 1992 als Naturpark in großen Teilen sich selbst überlassen bleibt. In Pannonien, wie die Region auch genannt wird, haben viele Völker ihre Spuren hinterlassen. Die Römer gründeten Sopron, das frühere Ödenburg. Die Stadt ist Zentrum der Region. Pannonien ist ein Steppenland mit äußerst heißen Sommern und bitterkalten Wintern im Regenschatten der Alpen und am Beginn der Ungarischen Tiefebene. Seit dem 16. Jahrhundert prägt die Familie Esterházy die Geschichte des Neusiedlersees. Fürst Nikolaus von Esterházy holte Joseph Haydn als Kapellmeister nach Eisenstadt. Die Loyalität gegenüber dem Hause Habsburg, sowie Geschick in der Politik und auf dem Schlachtfeld brachten den Esterházys eines der größten Vermögen Europas ein. 1956, während des ungarischen Volksaufstands, stand die Gegend um den Neusiedler See für kurze Zeit im Fokus der Weltgeschichte. Viele tausend Menschen flohen über den Einser-Kanal nach Österreich. Ähnliche Ereignisse wiederholten sich dann im Spätsommer 1989. Dieses Mal waren es Urlauber aus der DDR, die dort die Grenze nutzten, um ihr Glück im Westen zu suchen. (Text: 3sat)
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