Lautlos, kraftvoll, tödlich – diese Eigenschaften machten den Tiger zum unangefochtenen Herrscher in den Dschungelgebieten Asiens. Zahllose Mythen ranken sich um die größte Raubkatze der Welt, der die Menschen nicht nur mit Furcht, sondern auch mit Ehrfurcht begegnen. Dennoch brachten Wilderei und Lebensraumzerstörung den Tiger an den Rand der Ausrottung. Inzwischen ist sein Bestand in freier Natur um dramatische 96 Prozent zurückgegangen. Gerade mal 4000 Tiger leben heute noch in Asien, knapp die Hälfte davon in Indien. Wenn irgendwo über die Zukunft des Tigers entschieden wird, dann dort. Doch auch in Indien mussten die Tiere schwere Verluste hinnehmen. Aus zwei Tigerreservaten sind unter den Augen der Behörden alle Tiger verschwunden – sehr wahrscheinlich durch Wilderei. Eine ökologische Katastrophe und ein Imageverlust – immerhin ist der Tiger Indiens Nationaltier. Motiviert durch den Ernst der Lage, beschreiten indische Naturschützer nun ganz neue Wege: Mit einem bislang einzigartigen Experiment versuchen sie, wildlebende Tiger zu erhalten. Sie ziehen verwaiste Tigerjunge auf und bringen sie zurück in die Natur, um verlorene Populationen wieder zu beleben. Kann das gut gehen? Werden die Tiere eine Gefahr für Menschen? Noch nie zuvor wurde so ein Experiment gewagt. Sollte es gelingen, würde es ganz neue Wege zum Schutz der letzten Tiger eröffnen. Deswegen interessiert sich auch der WWF für das Tiger-Experiment. Die Naturschutzorganisation betreibt ein ehrgeiziges Projekt, die „Tigers Alive Initiative“, mit dem Ziel, die Anzahl wildlebender Tiger innerhalb der nächsten zehn Jahre auf 6000 Tiere zu erhöhen. Aufgrund des geringen Tigerbestandes kommt es inzwischen auf jedes Tier an. Der Biologe und Filmemacher Axel Gomille und Markus Radday vom WWF-Deutschland begeben sich für die ZDF-Dokumentationsreihe „planet e.“ auf Spurensuche, um zu ergründen, ob das indische Tiger-Experiment ein Erfolg ist. (Text: ZDF)