Die Doku-Serie erzählt in fünf Episoden eine lebhafte Chronik von Hamburgs Hafenviertel St. Pauli und seiner weltberühmten Amüsiermeile. Mittels exklusiver Zeitzeugen und nie gesehenen Materials bietet sich eine intime Perspektive auf ein facettenreiches Bild bundesdeutscher Zeitgeschichte von den späten 1950ern bis zum Anfang der 90er Jahre. Zu Beginn geht es um den wilden Aufbruch in die 60er Jahre, als auf der „Großen Freiheit“ das Rock’n’Roll Fieber ausbricht und Musikgeschichte geschrieben wird. Auch die zwischen Nachtclubs und Striplokalen gelegene St. Josephs Kirche spielt hierbei eine überraschende Rolle. (Text: SWR)
Die Reeperbahn ist die wohl bekannteste Meile Deutschlands: Sie lässt die Zuschauer:innen in die freizügigen 70er Jahre rauschen und Glanz und Schattenseiten des aufblühenden Rotlicht- und Verbrechermilieus rund um den Hans-Albers-Platz entdecken. In einer Seitenstraße der Reeperbahn hat Barfrau Rosi mittlerweile die urige Seemannskneipe ihres Vaters übernommen und in eine Musik-Bar verwandelt. Währenddessen treibt gleich nebenan im „Goldenen Handschuh“ der Frauenmörder Fritz Honka sein Unwesen … (Text: SWR)
Auf der Davidstraße taucht man in die harten 80er Jahre ein, die von Drogen, Aids und blutigen Zuhälterkriegen überschattet werden. Von einer jungen Prostituierten, die sich vom Straßenstrich selbstbewusst in die Herbertstraße „hocharbeitet“, über den Kult-Italiener und Szenetreff „Cuneo“ bis hin zur Davidwache, dem kleinsten Polizeirevier Deutschlands, erleben wir den Verfall des Rotlicht-Milieus und somit auch den Niedergang von Wirtschaftskraft, Glitzer und Glamour des gesamten Viertels. (Text: SWR)
Die Hafenstraße führt in eine rebellische Ecke St. Paulis, die von besetzten Häusern, brutalen Straßenkämpfen und dem Wiederaufstieg des FC St. Pauli in die erste Liga geprägt ist. Mit privaten Aufnahmen der damaligen Hausbesetzer erlebt man die bundesweit für Aufsehen sorgenden, militanten Proteste gegen den Abriss der städtischen Wohnblocks hautnah. In diesen lebt zeitweise auch FC St. Pauli-Torwart Volker Ippig, der so zur Ikone der autonomen Szene wird. Nicht zum letzten Mal sorgen Gentrifizierung und Investitionsdruck im ehemaligen Arbeiterviertel St. Pauli für zeitweise unüberbrückbar scheinende Spannungen. (Text: SWR)
In den späten 80er Jahren bleiben aufgrund von Aids und Gewalt auf St. Pauli die Touristen fern. Wie so viele weitere Etablissements steht auch das „Panoptikum“, eines der ältesten Wachsfigurenkabinette Deutschlands, plötzlich vor dem Aus. Corny Littmann und sein „schwules Volkstheater“ indes begründen eine Neuausrichtung der Szene am Spielbudenplatz: Littmann eröffnet mit der späteren Kult-Diva Lilo Wanders das „Schmidt Theater“ und trägt so wesentlich zur Wandlung des Kiezes als modernes Ausgehviertel bei. Auch der ehemalige Tankwart Lars Schütze erinnert sich anhand seiner legendären Esso-Tankstelle, wie nun unterschiedlichste Welten auf neutralem Grund zusammentreffen. Die Oberen Zehntausend kehren zurück und feiern hier das Leben, bis die Premiere von „Cats“ Hamburgs Stand als Musical-Stadt und Touristenmagnet neu definiert. (Text: SWR)