Franz Olah, ÖGB-Präsident, SPÖ-Innenminister und schließlich SPÖ-Dissident war einer der schillerndsten Politiker der 2. Republik. Wie kein anderer dominierte und polarisierte er die österreichische Innenpolitik in den 1960er Jahren. Auf seinem politischen Weg war Olah bereit, Grenzen zu überschreiten – ideologische, machttaktische und auch juristische. Sein Sturz 1964 wurde schließlich der größte politische Skandal in der Nachkriegsgeschichte Österreichs. Ein radikales antikommunistisches Bekenntnis trug wesentlich zur Westorientierung Österreichs nach 1945 bei und zur klaren ideologischen Trennung zwischen SPÖ und KPÖ. Olah trug auch zur Finanzierung der heute bei weitem größten Tageszeitung Österreichs, der Kronen-Zeitung, bei und veränderte damit die Medienlandschaft nachhaltig. Er war einer der ersten, die die Wechselwirkung zwischen medialer und politischer Macht erkannte und damit auch Vorbild für den späteren „Medien-Kanzler“ Bruno Kreisky. Mit Franz Olah ist einer der letzten großen Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts verstorben. (Text: ORF)