Das Grauen des Balkankrieges: belagerte Städte, vertriebene Familien und gefangengehaltene Zivilisten in Konzentrationslagern. Seit 1991 werden auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens die grausamsten Verbrechen verübt. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wütet ein Krieg im Herzen Europas. Er kostet mehr als 130.000 Menschen das Leben. 1993 reagieren die Vereinten Nationen: Sie rufen den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien ins Leben. Es ist das erste Mal seit den Prozessen in Nürnberg und Tokio, dass Kriegsverbrechen international geahndet werden.Zu Beginn hat der Internationale Strafgerichtshof nur geringe Erfolgsaussichten. Die leitenden Ermittler dürfen die Tatorte nicht besichtigen, und das Gericht wird von Verantwortlichen wie Radovan Karadzic und General Ratko Mladic belächelt.Sehr langsam bringt die Suche nach Gerechtigkeit die ersten Ergebnisse. Der französische Ermittler Jean-René Ruez erzählt, wie es seinem Team gelingt, die Massengräber zu entdecken, in denen fast 8.000 muslimische Männer aus Srebrenica verscharrt wurden. Durch die Verhaftung von Kleintätern kann das Gericht seine Arbeit schließlich aufnehmen. Unter den Tätern ist auch ein Wachmann aus Celebici, einem Konzentrationslager, in dem serbische Gefangene von bosnisch-muslimischen Soldaten festgehalten wurden. Durch ihn wird deutlich, wie Angst und Propaganda Menschen zu Unmenschen machen und zum Zerfall einer Nation führen. (Text: arte)
Die Prozesse des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien laufen. Obwohl sie durch ein Schuldeingeständnis geringere Strafen erhalten könnten, bekennen sich nur 20 der 161 Angeklagten schuldig. Viele von ihnen erkennen die Legitimität des Strafgerichtshofs nicht an.Einer von ihnen ist der serbische Präsident Slobodan Milosevic. Die Anklage gegen das Staatsoberhaupt ist der Beginn einer neuen Ära in der internationalen Justiz. Doch die Beweisführung für seine Gräueltaten gestaltet sich schwierig. Biljana Plavsic, die einzige Frau, die in Den Haag angeklagt und verurteilt wird, sorgt mit ihrem Schuldbekenntnis für Schlagzeilen. Im Film erzählt sie, dass sie sich nur schuldig bekannt habe, um ein milderes Urteil zu erhalten. Tatsächlich hält sie den Internationalen Strafgerichtshof für eine Farce und eine „antiserbische Institution“. Unter den Opfern befindet sich Saranda Bogujevci. Sie überlebte das Massaker an ihrer Familie während der serbischen Militäraktion im Kosovo. Mirsada Malagic, eine bosnische Muslimin, verlor ihren Mann und ihre Kinder in Srebrenica. Beide Frauen sagen als Zeuginnen vor Gericht aus. In ihren Augen ist dem Internationalen Strafgerichtshof keine Versöhnung gelungen, doch er hat für sie die Wahrheit ans Licht gebracht. Der Prozess gegen Slobodan Milosevic bleibt durch seinen plötzlichen Tod unvollendet. Die Festnahmen der beiden meistgesuchten Angeklagten Radovan Karadzic und General Ratko Mladic, die unter anderem des Völkermords von Srebrenica beschuldigt werden, geben den Opfern ein Gefühl von Abschluss und Gerechtigkeit. (Text: arte)