Kaiserzeit klingt nach „guter alter Zeit“. Es herrscht über 40 Jahre Frieden. Die Zeit ist gegenüber der nachfolgenden Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus stabil. Die Wirtschaft wächst beständig. Weil immer breitere Bevölkerungskreise in der Politik mitbestimmen können, ist rückblickend von „Lehrjahren der Demokratie“ gesprochen worden. Aber war die Kaiserzeit wirklich so gut? Die Schattenseiten sind nicht zu übersehen. In Deutschland wie auch in ganz Europa ist eine frenetische Begeisterung für alles Militärische verbreitet. Der Ertrag der boomenden Wirtschaft ist sehr ungleich verteilt. Nicht alle haben Anteil daran, viele leben in elenden Verhältnissen. Die Führungseliten stemmen sich vehement gegen eine Herrschaft des Volkes und verteidigen ihr autoritäres, obrigkeitsstaatliches Regime im Staat und vor allem im Militär. Ein Indiz: Die Prügelstrafe ist sogar gesetzlich vorgesehen. (Text: ZDF)
Ein neuer Kaiser tritt an und drückt einer ganzen Epoche seinen Stempel auf: Wilhelm II. Er wird zur nationalen Symbolfigur, ist die Personifizierung des Reiches. Was ist sein Konzept? Im Wettlauf mit anderen Mächten wird Deutschland zur Kolonialmacht. Das Kolonialreich wächst, aber der Imperialismus ist begleitet von Grausamkeiten bis hin zum Völkermord. Die Bevölkerungsexplosion löst eine Massenwanderung vom Land in die Städte aus. Im Jahr 1888 gibt es drei Wechsel an der Spitze des Staates. Mit dem Tod Kaiser Wilhelms I. tritt die Gründergeneration des zweiten deutschen Kaiserreichs ab. Ihm folgt sein Sohn Friedrich III. auf den Thron. Er hat als Kronprinz fast 30 Jahre auf diesen Moment warten müssen und ist zermürbt von der Langzeitregierung seines Vaters. In ihn setzen liberale Kräfte große Hoffnungen, hat er doch bisher liberale-reformerische Tendenzen erkennen lassen, wie zum Beispiel eine konstitutionelle Monarchie einzuführen. Seine freisinnige Mutter Augusta hatte ganz im Gegensatz zum konservativen Vater Wilhelm liberales Denken bei ihrem Sohn angelegt. Während seines Studiums in Bonn war Friedrich mit liberalen Kreisen in Berührung gekommen. Seine englische Frau Victoria, Tochter von Queen Victoria, hatte das im Vereinigten Königreich mit seiner konstitutionellen Monarchie vorherrschende liberalere politische Denken mitgebracht. Andererseits ist Friedrich III. auch in den konservativen preußischen Kreisen als Kriegsheld geachtet, hatte er doch im deutsch-französischen Krieg als Feldherr in der Schlacht von Sedan entscheidend zum Sieg beigetragen. Als er endlich seine Herrschaft angetreten hat, bleibt ihm jedoch keine Zeit mehr, sein politisches Programm vorzustellen, geschweige denn es umzusetzen. Denn er ist an Kehlkopfkrebs erkrankt und stirbt nach 99 Tagen auf dem Thron. Sein Sohn und Nachfolger Wilhelm II. ist aus ganz anderem Holz geschnitzt. Die ersten offiziellen Kaiserfotos von Wilhelm II. zeigen es: ein vor Selbstbewusstsein s
"Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser" - mit diesem Schlachtruf startet Kaiser Wilhelm II. ein millionenschweres Flottenbauprogramm. Das Ziel: Großbritannien mit seiner Flotte Paroli zu bieten. Auch die Handelsflotte wird aufgerüstet. Kaiser Wilhelm tauft ein Schiff auf den Namen „Deutschland“. Es ist das größte Schiff weltweit. Das Deutsche Reich ist Forschungs- und Exportweltmeister. Doch wem kommt der Aufschwung zugute? Aufsehenerregende Kriminalfälle schlagen ganz Deutschland in ihren Bann. Sind sie die Folge von Armut? Ist es Geldgier? In einem spektakulären Fall erbeutet der falsche „Hauptmann“ von Köpenick sogar eine ganze Stadtkasse. (Text: ZDF)