Um den Rang des weltweit längsten Flusses wetteifert der Nil mit dem Amazonas – je nachdem von wo bis wo gemessen wird. Eines steht fest: Mit einer Länge von mehr als 6.800 Kilometern gehört der Nil zu den Giganten. Sein Weg führt durch Nordafrika, vom Äquator bis zum Mittelmeer – eine Reise durch einige der letzten ungezähmten Landschaften des Kontinents. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts ist bekannt, dass sich der Nil aus einer Vielzahl von Oberläufen speist. Sie entspringen in den Bergen Ruandas und in den legendären Mondbergen im Westen Ugandas. Am Fuße dieser Berge lebt der seltene Schuhschnabel. Der clevere Vogel tritt in die großen Fußstapfen von Nilpferden, um sich seinen Weg durch schwimmende Papyrusinseln zu bahnen. Unterhalb der Murchison Wasserfälle sammeln sich die größten Krokodile Afrikas, um tote Fische aufzusammeln. Ein Krokodilweibchen jedoch fastet schon seit zwei Monaten. Aufopfernd bewacht sie ihr Gelege im Sand. Wird es ihr gelingen, es gegen Eierdiebe zu verteidigen? Im Südsudan verliert sich der Nil im Sudd, einem der größten Sumpfgebiete weltweit. Zur Regenzeit ist der Sudd größer als Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zusammen. Durch dieses Meer aus Wasserpflanzen gab es Jahrhundertelang kein Durchkommen – deshalb blieben die Nilquellen so lange ein Geheimnis. Für Elefanten ist der Sudd ein Paradies – hierhin kann ihnen kein Wilderer folgen. Allerdings muss der Nachwuchs schon früh schwimmen lernen, wenn er seiner Familie folgen will. Ausgelaugt von der Verdunstung im Sudd hätte der Fluss keine Chance, die letzte Etappe durch die Sahara bis zum Mittelmeer zu schaffen. Doch in Karthum, der Hauptstadt des Sudan, bekommt er Verstärkung: Nach 1700 Kilometern vereinigt sich der Blaue Nil mit dem Weißen. Gemeinsam ziehen sie sich wie ein schmales blaues Band durch die endlosen Sanddünen – das einzige Wasser weit und breit. Ohne den Nil hätten die alten Ägypter ihr Imperium nicht errichten können, ohne ih