1998 gab es mehrere Banküberfälle in den neuen Bundesländern, die der Polizei einem Täter zuordnete. Er trug bei den Überfällen immer wieder eine rote Skimaske. Die Ermittler nannten ihn daher "Rotkäppchen". Nicht nur das war außergewöhnlich. Er fiel auch durch sein höfliches Auftreten auf. In der Regel hat er sich nach den Taten entschuldigt. Er hat zudem niemals Gewalt angewendet, auch nicht damit gedroht. Innerhalb von 16 Monaten überfällt er 28 Geldinstitute in fünf Bundesländern. Dabei erbeutet er insgesamt rund 600.000 D-Mark. Die Taten lassen ein Muster erkennen: "Rotkäppchen" schlägt meist kurz vor der Schließung der Banken zu. Tatzeit ist immer dienstags oder donnerstags. An diesen Tagen ist besonders lange geöffnet, die Kassen sind voll. Nach den ersten Überfällen observiert die Polizei teilweise bis zu 15 Banken gleichzeitig. Der erhebliche Kraftaufwand bleibt jedoch über Wochen ohne Erfolg. Nach jedem Überfall beginnt eine gnadenlose Jagd auf den flüchtigen Bankräuber. Er verlässt den Tatort zu Fuß. Wie sich nach seiner Festnahme herausstellt, ist er bis zu 70 Kilometer gelaufen. Die Ermittler haben das Gefühl, dass der Täter kein Vorbestrafter ist. Aufgrund der Begehungsweise und der Tatorte in fünf Bundesländern, hatten die Kriminalisten in Richtung Handelsvertreter oder etwas Ähnlichem gedacht. Davon gab es aber Tausende.