Der Eisbär ist zum Symbol geworden. Sein Schicksal gilt als Maßstab für die Folgen des globalen Klimawandels. Er wird aussterben, so prognostizieren Pessimisten, wenn das Eis im Nordpolarmeer weiter schwindet. Traurige Bilder, vor allem aus der eisfreien Tundra Kanadas, sollen diese Annahme belegen. Mancher sieht als letzte Chance für das Überleben der Eisbären, sie in die kältere Antarktis umzusiedeln, also an den entgegengesetzten Pol der Erde.
Doch bei genauerem Hinsehen erscheinen diese düsteren Prognosen zu pauschal, denn die Arktis hat viele, ganz unterschiedliche Gesichter. Deshalb ist im Sommer 2010 eine Expedition an die Nordküsten Spitzbergens gestartet und hat im Packeis und an Land in der Tundra erforscht, wie es den weißen Bären hoch im Norden wirklich geht. Viel früher als erwartet stößt die Crew um Expeditionsleiter Falk Mahnke dort auf dichtes, undurchdringliches Eis – und auf eine große Zahl wohlgenährter, offensichtlich zufriedener Bären. Perfekte Verhältnisse in einer – zumindest für den Augenblick – heilen Eisbärenwelt. Doch auch die Bären an Land arrangieren sich mit ihrer neuen Situation und entwickeln Strategien, auch ohne Robbenjagd Nahrung zu finden. Überraschend gut scheinen sie sich an ein – jedenfalls im Sommer – eisloses Leben anpassen zu können.
So fällt das Fazit der Expedition erstaunlich positiv aus: Der Eisbär muss – und darf – nicht in die Antarktis umgesiedelt werden. Er ist klug und anpassungsfähig genug, um auch im sich verändernden Norden zu überleben.