Wie die anderen Londoner Kopfbahnhöfe sollte auch St. Pancras über ein stählernes Bogendach sowie über ein Luxushotel verfügen: Das heißt, es wurden zwei getrennte Einrichtungen und zwei unterschiedliche Bauprojekte geplant. Zwei Männer leiteten sie, die allerdings von Zusammenarbeit nichts hielten. Als die Midland-Eisenbahngesellschaft 1863 die Genehmigung zum Bau des Bahnhofs erhielt, erteilte sie William Barlow, einem der glänzendsten Ingenieure der damaligen Zeit, den Auftrag. Die Rekordtragweite seiner 1865 fertiggestellten Bahnsteighalle, mit einer Höhe von über 30 Metern und einer Länge von über 200 Metern, blieb bis zur Pariser Weltausstellung 1889 unübertroffen. Die Stahlarmatur wird bei St. Pancras nicht durch Stützen oder Pfeiler getragen. Barlow entwarf eine waghalsige und effiziente Konstruktion: Da das Bauwerk aufgrund der Bodenunebenheiten erhöht errichtet werden musste, verlegte er den Träger für die Fundamentplatte ins Untergeschoss, wo er die ganze Belastung aufnehmen konnte. So wurde der Bau einer höheren und breiteren Stahlstruktur möglich. Der Auftrag des Hotels ging an Sir George Gilbert Scott. Der Vertreter der Neugotik sollte den Erwartungen der Midland Company in punkto Luxus Gestalt geben – und das Midland Grand Hotel wurde tatsächlich das größte und luxuriöseste der Hauptstadt. Es weist Zitate aus allen Epochen der Gotik auf, vom flandrischen Rathaus bis zur französischen Kathedrale, besonders aber liebäugelte Scott mit dem Mittelalter. Er gestaltete eine moderne Gotik, die den funktionalen Anforderungen gerecht werden konnte. Vom Glanz des Hotels ist heute nicht mehr viel übrig: Leer und unbeheizbar dämmert es einem ungewissen Schicksal entgegen. Es bleibt nur noch die denkmalgeschützte Fassade, monumentales Überbleibsel des grenzenlosen Ehrgeizes einer Eisenbahngesellschaft.
In the 19th century in London, the Midland Company had Saint Pancras and a luxury hotel built. Engineer W.H. Barlow carried out a major feat, creating a 73 metre single-span hall, with no columns or pillars. As for architect Sir George Gilbert Scott, his Midland Grand Hotel was a neo-gothic manifesto.
À Londres, au 19e siècle, la Midland Company fait bâtir la gare Saint-Pancras et un hôtel de luxe. L’architecte W.H. Barlow construit la halle la plus haute de l'époque et réalise un exploit avec une charpente d'une portée unique de 73 mètres, sans poteaux ni piliers.