Früher Vandalismus, heute Sammlerobjekt von Managern. Hat die Street Art ihre Seele verloren? Auf der Suche nach den Ursprüngen der einst subversiven Kunst. Was in den USA mit Künstlern wie Jean-Michel Basquiat und Keith Haring begann, schwappte in den 80ern auch nach Europa: In Paris schlug Street Art wie eine Bombe ein und ebnete Künstlern wie Jef Aerosol, Blek Le Rat, VLP (Vive La Peinture) und Miss.Tic den Weg in die Galerien. Doch wie wurde das einst subversive Kunstgenre zu einem Massenprodukt?
Nur Männer hier, na klar. Oder? Miss Tic, Kashink und andere weibliche Street Artists über gesetzlich vorgeschriebene Frauenquoten im Farb-Business. Seit der klassischen Malerei sind Frauen in der Kunst auf die Rolle des Modells reduziert, und bis heute nehmen die wenigsten den Pinsel selbst in die Hand. Aber stimmt das auch? Und wenn ja, warum?
In der Crew liegt die Kraft! Viele Urban Artist sind Einzeltiere, bei anderen geht das künstlerische Ego des Einzelnen ganz im kollektiven Werk auf - wie bei VLP und ihren Live-Mal-Musik-Konzerten. Was ist von der Verbindung zwischen Musik und Malerei geblieben? Das Künstlerduo VLP über E-Gitarren und Pinsel, sprich: E-Pinsel.
Adieu, Authentizität, willkommen am Markt: Längst ist Street Art Spekulationsware. Wie hoch ist der Preis, den die Kunst zahlen muss, wenn sie sich (aus-)verkauft? Wer sind die Käufer und Verkäufer von Street Art? Wer treibt die Preise in die Höhe? Welchen Einfluss haben Galerien und welche Rolle spielen Auktionshäuser bei der Preistreiberei? Ein Überblick über die Spekulationsware Street Art am Kunstmarkt.
Screen statt Straße: Wer sagt, dass man sich als Künstler nicht selbst am besten vermarkten kann? Schon lange ist das Internet die wichtigste Galerie für Street Artists. Mit dem Aufstieg des Internets und der sozialen Netzwerke wird die Straßenkunst zur Screen-Kunst, ihre Vertreter erlangen enorme Popularität. Die Verbreitung ihrer Kunst nehmen die Künstler dabei selbst in die Hand: Instagram, Facebook und Co. genügen.
Korrumpiert der Kommerz die Kunst? Was läuft, läuft eben – und so wollen sich alle mit JonOne und Co. schmücken: Fluggesellschaften, Modemacher und die Lebensmittelindustrie. Große Firmen und mehr oder weniger coole Marken haben verstanden, wie sie dank der Zusammenarbeit mit den jungen und populären Street Artists ihr Image aufpolieren und ihre Verkaufszahlen steigern können. Aber wie durchschaubar – und wie abgeschmackt – ist die Allianz aus Kunst und Kommerz?
Street Art, ein Akt der Rebellion? Das war einmal ... Früher als Schmierer und Vandalen verachtet, sind Urban Artists mittlerweile Stars, um die sich Städte und Gemeinden reissen. Der Staat fördert Street Art – welch ein Hohn. Früher jedenfalls ... Heutzutage lässt sich mit der dekorativen, partizipativen und äußerst beliebten Kunst das Politikerimage ganz gut aufpolieren und unbeliebtere Viertel für wenig Geld attraktiver machen. Über die neue Liebesbeziehung zwischen Urban Art und Politik: Wie viel Kalkül steckt dahinter? Oder lassen sich kreative Projekte tatsächlich in institutionellen Rahmen pressen?
VLP, Miss.Tic und Jef Aerosol machten Paris einst zum Hotspot, doch die Street-Art-Hauptstadt Europas ist Berlin. Bloß: wie lange noch? Im "Urban Spree" treffen wir verschiedene Künstler und Kuratoren, um mehr über den Street-Art-Standort Berlin und die dortige Szene zu erfahren. Wie wild ist sie denn nun? Wie unabhängig von monetären Zwängen? Dass die Szene im Wandel ist, scheint klar. Nur: zum Guten oder zum Schlechten?
JR, Shepard Fairey und andere Highclass-Street-Artists engagieren sich. Doch was ist ihre Motivation? Von Idealisten und Selbstdarstellern. Politisch, sozial oder in Umweltinitiativen, regional oder global, im Rahmen groß angelegter oder eher bescheidener Aktionen: Viele bekannte Street-Art-Künstler bringen sich gesellschaftlich ein. Ihre Motivation ist dabei nicht immer so offensichtlich wie ihre Großprojekte selbst.
"Wenn ich weg bin, bin ich eben weg." Einer der ersten französischen Street Artists Jef Aerosol über die Vergänglichkeit seiner Kunst. Street Art ist per se kein zeitloses Phänomen. Ehe man sich versieht, sind Pieces, Tags und Collagen aus dem öffentlichen Raum wieder verschwunden. Diese Vergänglichkeit macht für viele Urban Artists den besonderen Reiz aus. Doch wer sich nicht wie Jef Aerosol mit der kurzen Halbwertzeit abfinden kann, sucht in langlebigeren Trägerstoffen wie Leinwand sein Heil. Oder sichert sich ein Plätzchen im staatlichen Kunsttempel, wie JonOne ...