Gassenküche, Notschlafstelle, Ambulatorium, Caritas – es sind nicht die üblichen Sehenswürdigkeiten, welche die Besucher dieses Stadtrundgangs zu sehen bekommen. Der Verein «Surprise» bietet Touren an, die von Randständigen, die Armut und Obdachlosigkeit aus eigener Erfahrung kennen, geführt werden. «Tretet näher, wir beissen nicht!» ruft Ruedi Kälin zu Beginn des Rundgangs. «Keine Angst, wir haben schon gegessen!» ergänzt sein Kollege Peter Conrath. Die beiden Stadtführer brauchen keine zehn Sekunden, um ihre Gäste für sich und ihr Anliegen zu gewinnen. Beide haben die Schattenseiten des Lebens erlebt. Schicksalsschläge, Unfälle, Kündigungen, Schulden – es gibt viele Möglichkeiten, in die Armut zu geraten. Auch in der Schweiz. Sieben bis acht Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind in ihrem Leben mit Armut konfrontiert. Der Verein «Surprise» hat sich zur Aufgabe gemacht, die wahren Verhältnisse sichtbar zu machen und gleichzeitig Vorurteile abzubauen. In Basel und in Zürich führen eigens ausgebildete Stadtführer Gruppen und einzelne Interessierte an Orte, die meist kaum beachtet werden. In Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen vermitteln sie Einblicke in ein Leben am Rande der Gesellschaft. Reporter Marc Gieriet hat vier dieser Stadtführer begleitet.